Oktober 2007 - Landesschulrat Steiermark
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Nr. 191<br />
OKTOBER<br />
5<br />
GUT ZU WISSEN<br />
<strong>2007</strong><br />
SCHULE<br />
Bildungshöhe und damit die<br />
hohe gesellschaftliche Anerkennung<br />
bezieht. In dieser privilegierten<br />
Beschäftigungssituation<br />
kann kein legitimierter<br />
Standesvertreter einer Veränderung<br />
zustimmen. In meinem<br />
Bekanntenkreis gibt es viele<br />
AHS-KollegenInnen, von<br />
denen ich weiß, dass sie sehr<br />
kompetent und engagiert<br />
arbeiten, jedoch allgemein den<br />
Niveauverlust an ihrem Schultyp<br />
beklagen. Dazu legt Univ.-<br />
Prof. Günter Haider im Juni<br />
<strong>2007</strong> ein PISA-Auswertungsdetail<br />
offen und teilt mit, dass<br />
der Leistungsstand von etwa 15<br />
Prozent der AHS-Schüler auf<br />
der 9. Schulstufe nur einem III.<br />
Leistungsniveau entspricht. Es<br />
muss daher davon ausgegangen<br />
werden, dass je nach Schulstandort,<br />
Schulbetreiber und<br />
Schulprofil etwa 20 bis 50 Prozent<br />
der Schüler an den AHS-<br />
Unterstufen nicht auf dem<br />
geforderten I. Leistungsniveau<br />
stehen, welches ihnen aber<br />
attestiert wird. Anscheinend<br />
passt sich die AHS in den<br />
jeweiligen Klassensituationen<br />
den Schülervoraussetzungen<br />
an, senkt beliebig das Anforderungsniveau<br />
und mildert die<br />
Beurteilungskriterien. So ist<br />
ein Aufsteigen der Schüler, die<br />
nicht auf I. Niveau stehen,<br />
möglich. Für die Fächer<br />
Deutsch, Englisch und Mathematik<br />
liegen jedoch im Lehrplan<br />
der HS verordnungsrechtliche<br />
Abgrenzungen für das II.<br />
und III. Leistungsniveau vor,<br />
die auch für die AHS zur Definition<br />
ihres I. Leistungsniveaus<br />
uneingeschränkte Gültigkeit<br />
haben. Es ist Aufgabe des<br />
Gesetzesvollzuges, die Rechtmäßigkeit<br />
der gesetzlichen<br />
Beziehungsstruktur zwischen<br />
HS und AHS-Unterstufe<br />
sicherzustellen. Den Standesvertretern<br />
an den AHS muss<br />
mitgeteilt werden, dass der<br />
Schulteil der Unterstufe durch<br />
sein diesbezüglich nicht gesetzeskonformes<br />
Wirken seine<br />
besondere Existenzberechtigung<br />
selbst in Frage stellt.<br />
Sie nennen die Hauptschule<br />
St. Ruprecht/Raab ein<br />
gelingendes Modell. Was<br />
macht man dort anders?<br />
Hartwig Stark: Zur allfälligen<br />
Basisinformation bei dieser<br />
Beantwortung verweise ich auf<br />
meine Veröffentlichungen in<br />
„aps“ 6/06 und 2/07, die auch<br />
auf der Homepage meiner ehemaligen<br />
Schule abrufbar sind.<br />
In enger Zusammenarbeit mit<br />
www.dieschule-stmk.com<br />
den Eltern und der Kollegenschaft<br />
an den Volksschulen<br />
haben wir mit den Möglichkeiten<br />
aus Schulautonomie und<br />
Schulversuch unsere gymnasiale<br />
Schwerpunktsetzung entwickelt.<br />
Wir haben in dieses<br />
Projekt viel Arbeit investiert,<br />
dabei große Lernprozesse im<br />
Lehrerkollegium in Gang<br />
gesetzt, konnten Selbstbewusstsein<br />
tanken und erzielten<br />
überraschend bald große Erfolge.<br />
Natürlich hatten die Mitbewerber<br />
in Weiz und Gleisdorf<br />
mit uns keine Freude, da die<br />
leistungsfähigen Schüler wieder<br />
an der Schule im Ort blieben<br />
und viele Gastschüler<br />
unsere Angebote annahmen.<br />
Alle gesetzlichen Differenzierungsformen<br />
der Mittelstufe<br />
standen damit bei uns unter<br />
einem Schuldach zur Wahl.<br />
Dieser Mix hat sich in den 14<br />
Jahren seiner Durchführung<br />
bewährt. Unter dem Arbeitstitel<br />
„Hauptschule im ländlichen<br />
Raum“ wurde nunmehr unser<br />
Modell ins Bildungsprogramm<br />
der Bundesregierung zur Evaluierung<br />
aufgenommen. Es<br />
wird so lange Bestand haben,<br />
bis es zu den möglichen schulorganisatorischen<br />
Veränderungen<br />
auf der Mittelstufe kommt<br />
und kann selbst dafür eine<br />
Denkversion sein. An einem<br />
gesetzeskonformen Vermerk in<br />
den Jahreszeugnissen der „s-<br />
Klassen“ in St. Ruprecht/<br />
Raab, der die gymnasiale<br />
Schwerpunktsetzung auch beurkundet,<br />
wird noch gearbeitet.<br />
Zum Schluss eine persönliche<br />
Frage: Wie geht’s Ihnen in der<br />
Pension?<br />
Hartwig Stark: Ich glaube, dass<br />
ich mich gut aufgestellt habe,<br />
pflege manch alte, aber auch<br />
neue soziale Kontakte und<br />
Lebensinhalte, stelle mich meinen<br />
Herausforderungen und<br />
arbeite an der Umsetzung persönlicher<br />
Zielsetzungen. Darüber<br />
hinaus schenkt mir meine<br />
Familie besondere Bilder<br />
aus gemeinsamen Erlebnissen.<br />
Mein bildungspolitisches<br />
Nachsitzen hat mich gefordert<br />
und sehr bereichert, aber auch<br />
an meine Leistungsgrenzen<br />
geführt. Es ist mir ein besonderes<br />
Anliegen, mich auch in diesem<br />
Rahmen bei Hofrat Hubert<br />
Heuberger zu bedanken, der<br />
mir beim Eintauchen in dieses<br />
Projekt ein konstruktiv kritischer<br />
Mitdenker war.<br />
Danke für das Gespräch!<br />
Lehrgang mit<br />
Weitblick …<br />
Kinder haben Probleme<br />
– wir schauen hin! Ein<br />
Lehrgang des Schulbezirks<br />
Radkersburg<br />
zur Erweiterung der<br />
Kompetenz im Umgang<br />
mit Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten<br />
im Schulbezirk<br />
Radkersburg.<br />
Rückblick<br />
Die vielen, offenen Bedürfnisse<br />
der SchülerInnen, der<br />
Mangel an verhaltenspädagogischen<br />
Stützstunden, die<br />
Überforderung der PädagogInnen<br />
im Umgang mit Kindern<br />
mit besonderen Bedürfnissen<br />
... ließen die Verantwortlichen<br />
im Schuldienst<br />
initiativ werden. Ein<br />
engagiertes Planungsteam<br />
unter der Leitung von BSI<br />
Manfred Gollmann erstellte<br />
in Anlehnung an den Akademielehrgang<br />
der Pädak des<br />
Bundes in Graz einen bezirkseigenen<br />
Lehrgang. Die<br />
Modulinhalte entsprechen<br />
den aktuellen Bedürfnissen<br />
der SchülerInnen und LehrerInnen.<br />
Durch die Unterstützung<br />
des Pädagogischen<br />
Instituts war es im Schulbezirk<br />
Radkersburg erstmals<br />
möglich, eine dislozierte<br />
Ausbildung anzubieten.<br />
Top-ReferentInnen sorgten<br />
für kompetente Vermittlung.<br />
Modul 1: Begriffsdefinitionen,<br />
Erscheinungsformen<br />
und rechtliche Grundlagen<br />
LSI für Sonderpädagogik<br />
Herbert Buchebner<br />
Modul 2: Kommunikationstraining,<br />
Kommunikationsmodelle,<br />
Gesprächsführung,<br />
Praktisch-kommunikative<br />
Situationsbewältigung, Mag.<br />
Renate Reisch<br />
Modul 3: Didaktisch-methodische<br />
Grundlagen<br />
3.1 Umgang mit verhaltensauffälligen<br />
Schülern – Krise<br />
und Chance, Prof. Herbert<br />
Stadler<br />
3.2 Medizinisch-pädagogische<br />
Abgrenzungen, Dr.<br />
Christoph Göttl<br />
3.3 Methodik bei ADHS,<br />
Aggression, Verhaltensstörungen,<br />
Prof. Peter M.<br />
Schwarzmann<br />
Modul 4: Kompetente Partner<br />
4.1 Kinderschutzzentrum:<br />
Umgang mit Krisensituationen<br />
im Schulalltag, Mag.<br />
Christian Wurzwallner<br />
4.2 Referat für Jugendwohlfahrt,<br />
Referat für Sozialarbeit,<br />
Modelle der Kooperationsmöglichkeiten,<br />
Ing. Ute<br />
Jennings, LDSA Brigitte<br />
Schögler<br />
4.3 BSR – Referat für Sonderpädagogik<br />
Schulpsychologie,<br />
OSR Hiltraud Burger,<br />
Marlies Bohatsch, Beratungslehrerin,<br />
Dr. Doris<br />
Schechtner, Mag. Sabine<br />
Harzl<br />
Modul 5: Exkursionen,<br />
Anton-Afritsch-Kinderdorf<br />
Steinberg<br />
Weitblick<br />
90 Lehrgangseinheiten wurden<br />
von April 2006 bis März<br />
<strong>2007</strong> – ausschließlich in<br />
unterrichtsfreier Zeit –<br />
absolviert. Der Lehrgang<br />
schloss mit einem Zeugnis<br />
ab. Zusätzlich bestand die<br />
Möglichkeit, eine vertiefende<br />
schriftliche Arbeit zu verfassen.<br />
Die vorwiegend praxisorientierten<br />
Inhalte ermöglichen<br />
eine unmittelbare<br />
Umsetzung im Schulalltag.<br />
Sie gewähren eine effiziente<br />
Kompetenzerweiterung, die<br />
wohl nie ein Ende finden<br />
kann.<br />
Ausblick<br />
Lehrgänge dieser Art müssen<br />
Standard in allen Schulbezirken<br />
sein! Die Absolventen<br />
des Lehrganges erhielten im<br />
Schloss Halbenrain Zertifikate<br />
und wurden für ihr<br />
schulisches Engagement<br />
geehrt.