Neues Kinderpaket geschnürt / 4-5 Vorarlberger Kinderrechtepreis ...
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obWOHL<br />
“Kinder in die Mitte“ auch in Salzburg<br />
57. Internationale Pädagogische Werktagung plädiert<br />
für Chancengerechtigkeit aller Kinder<br />
Das Thema dieses 5 tägigen Kongresses hat wohl den<br />
Nerv der Zeit noch mehr getroffen, als dies geplant<br />
hätte werden können. „Gemeinsam erziehen – das umkämpfte<br />
Kind zwischen Familie, Bildungsinstitution und<br />
Gesellschaft“ veranlasste schon in den Eröffnungsreden<br />
einen klaren Appell an die zahlreiche Zuhörerschaft zu<br />
richten – wohlwissend, dass dies weiter hinaus in die<br />
Gesellschaft getragen wird. Sowohl Erzbischof Alois<br />
Kothgasser, Caritas-Präsident Franz Küberl und auch<br />
Landeshauptfrau Gabi Burgstaller betonten den Auftrag<br />
der Gesellschaft, für das Wohl des einzelnen Kindes<br />
zu sorgen – unabhängig von Bildungshintergrund und<br />
Vermögensverhältnisse seiner Eltern. Anzunehmen, dass<br />
sie mit dieser Forderung auf wenig Widerstand stoßen.<br />
Und doch scheint dieses uns so wichtige Wohl des<br />
Kindes nicht gar so leicht zu glücken. Und genau um<br />
dieses Spannungsfeld ging es bei den diesjährigen<br />
Vorträgen bei der Pädagogischen Werktagung in<br />
Salzburg. Es wurden auch dort die Kinder in die Mitte<br />
der Aufmerksamkeit genommen.<br />
In vielen Ausführungen wurde die Situation in den<br />
Familien betrachtet – deren Wirkung auf das Wohlergehen<br />
eines Kindes ja unumstritten hoch ist. So stellte<br />
die Soziologin Martina Beham-Rabanser zwar fest, dass<br />
das Erziehungswissen bei den Eltern so hoch sei wie<br />
noch nie, dessen Umsetzung aber häufig mangelhaft<br />
sei. Die wahrgenommene Überforderung der Eltern in<br />
der alltäglichen Erziehungsarbeit lässt sich immer mehr<br />
auf die finanziellen Nöte der Familien und den Alltagsstress<br />
zurück führen: “Zur Not an Geld kommt der Mangel<br />
an Familien- bzw. Beziehungszeit dazu.“ Beham-<br />
Rabanser bekräftigte diese Sichtweise mit der Feststellung:<br />
„Die Familie hat für das Kind schicksalhafte<br />
Bedeutung – so ist es abhängig vom Bildungsstand seiner<br />
Eltern, von der vorgefundenen Familienform und<br />
den finanziellen Mitteln, von den Erziehungswerten der<br />
Eltern, von der Art, welche Erfahrungsanregungen es<br />
vorfindet und vor allem, welche Qualität der Beziehung<br />
zwischen seinen Eltern und ihnen ihm herrscht.<br />
Primarius Leixnering aus Linz fand jedoch, ohne beschönigende<br />
Worte zu brauchen, einige Gedanken, die zur<br />
Beruhigung und Versachlichung der Bewertung aus<br />
fachlicher Sicht geeignet sind: “Ich glaube nicht an den<br />
per se bösen Menschen – ich glaube vielmehr, dass es leidende<br />
Erwachsene gibt, die immense Schwierigkeiten<br />
mit ihren Kindern haben, die nicht wissen, wie sie mit<br />
ihren Kindern zurechtkommen können. Wenn jemand<br />
mit einem Anliegen kommt, ist er ab diesem Zeitpunkt<br />
ein gleichberechtigter Partner im Prozess. Wir aus den<br />
verschiedenen Fachdisziplinen müssen besonders darauf<br />
achten, ob er oder sie Hilfe braucht und dann müssen<br />
wir dem Bedürfnis nach Hilfe entsprechen. Hören wir<br />
auf, uns ständig Gedanken zu machen, ob wir zuständig<br />
sind!“<br />
Den Optimismus und die Hoffnung – ohne die die Pädagogik<br />
wohl gar keine Existenzberechtigung mehr hätte<br />
– stärkte Herr Univ.-Prof. Anton Bucher, in dem er die<br />
These vertrat: „Spirituelle Erziehung stärkt für das<br />
Leben“. Er bestärkte die über 600 anwesenden Zuhörerinnen<br />
und Zuhörer immer an das Kind zu glauben.<br />
„Stärken wir mit positiver Energie die Träume der Kinder,<br />
egal ob sie Papst, AstronautInnen oder Künstler<br />
Innen und SängerInnen werden wollen. Kinder sind<br />
geistbegabte Wesen.“ In zahlreichen Studien zum Thema<br />
„Glück“ wurde bestätigt, dass die wesentlichsten<br />
Standards die (emotionale) Sicherheit in der Familie,<br />
Anerkennung und ein gesundes Maß an Herausforderungen<br />
sind. Sein Schlussstatement “Zuhören ist höchst<br />
aktives Tun“ wird in den TeilnehmerInnen im kommenden<br />
Arbeitsjahr, in jenen Gesprächen, die gemeinsam<br />
mit Eltern für das Wohl des Kindes geführt werden, stärkend<br />
präsent bleiben.<br />
Wer sich im nächsten Jahr von dieser besonders inspirierenden<br />
pädagogischen Fachtagung stärken lassen will,<br />
kann sich schon den Termin vormerken: die 58. PWT findet<br />
vom 13. – 17. Juli 2009 statt. Sie trägt den Arbeitstitel:<br />
Geist und Begeisterung.<br />
obWOHL 29<br />
In das gleiche Horn – nur weit emotionaler – stieß die<br />
bekannte Schriftstellerin aus Hamburg, Frau Kirsten<br />
Boie. Sie klagte an, dass die Schere zwischen Bildungsverlierern<br />
und Bildungsgewinnern immer weiter auseinander<br />
klafft. Die pädagogischen Einrichtungen haben<br />
bisher noch kein Rezept gefunden, dass alle Kinder eine<br />
faire – weil ausgleichend gerechte – Bildungschance erhalten.<br />
Mit dem markigen Satz “vom vielen Wiegen<br />
wird die Sau nicht fett“ – und meinte wohl die zahlreich<br />
entwickelten Screenings der letzten Jahre – mahnte sie<br />
eine deutlich lösungsorientiertere Vorgehensweise der<br />
Bildungslandschaft ein. Dabei räumte sie allerdings ein,<br />
dass wir derzeit die Kinder auf eine Zukunft vorzubereiten<br />
versuchen, die wir gar nicht kennen und nicht einschätzen<br />
können. Deshalb plädierte sie an die Pädagogik:<br />
Befähigt die Kinder in ihren Kompetenzen (in ihrem<br />
Kopf) und in ihrer Menschlichkeit (in ihrem Herzen).<br />
(alle Vorträge sind übrigens auf CD gebannt zu erwerben.<br />
Nähere Informationen unter:<br />
pwt@bildung.kirchen.net)<br />
Landeshauptfrau Mag. Gabi Burgstaller und Caritaspräsident Dr.<br />
Franz Küberl