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5. Interdisziplinäres Symposium Familienforschung ...

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R. PROKSCH: MEDIATION (VERMITTLUNG) IM SCHEIDUNGSVERFAHREN …<br />

Sicht der Kinder, kommen jedoch auch Scheidungseltern nicht umhin, zur Wahrnehmung ihrer<br />

nach wie vor bestehenden elterlichen Gesamtverantwortung für ihre gemeinsamen Kinder kooperative<br />

Kommunikationsbeziehungen zu entwickeln und zu pflegen, wenn sie nicht ihre eigene Erziehungsverantwortung<br />

mit entsprechenden rechtlichen Konsequenzen aufs Spiel setzen wollen.<br />

Es geht also nicht (mehr) um die Aufrechterhaltung oder Entwicklung „typischer“ vor- oder<br />

nachehelicher Frau-/Mannbeziehungen, sondern allein um die Befähigung der Eltern zu „geschäftlich-normalem“<br />

Miteinander bezüglich ihrer Rechte und Pflichten als Vater und Mutter. Insoweit<br />

sind hierfür Beratung oder Therapie allenfalls flankierend gefragt, als Interventionen, welche die<br />

kommunikationshemmenden Beziehungsblockaden auflösen oder kompensieren helfen können.<br />

Vornehmlich geht es um „vermittelnde“ Interventionen mit dem Ziel, die Verantwortung der<br />

Eltern als Vater und Mutter nach Trennung oder Scheidung zu stärken und Eltern im Gespräch möglichst<br />

zu befriedenden, einvernehmlichen, elterlichen Beziehungsregeln zu führen.<br />

III. Konsensuale Vermittlungsverfahren – notwendige<br />

Hilfen zur Selbsthilfe<br />

Vermittlungsverfahren zielen auf die Förderung elterlicher Kommunikations- und Kooperationskompetenz.<br />

Sie zeigen den Eltern beispielhaft die Vorteile einvernehmlicher, eigenerarbeiteter Streitregelungen<br />

auf. Sie lösen die verfassungs-, familien-, jugendhilfe- und prozeßrechtlichen Vorgaben<br />

einvernehmlicher Regelungen familienbezogener Streitigkeiten ein. Sie entlasten Eltern und Kinder.<br />

„Vermittlung“ in diesem Sinne ist die Aktivität eines Vermittlers, die Konfliktverhandlungen der<br />

Eheleute/Eltern zu katalysieren, zu lenken und zu fördern. In einem systematisch angelegten Kommunikations-<br />

und Kooperationsprozeß arbeiten die in Konflikt geratenen Parteien an einer eigenverantwortlichen<br />

und einvernehmlichen Konfliktlösung, die ihren Bedürfnissen und Interessen gerecht<br />

werden kann. Wie bei direkten Verhandlungen sind die bestehenden gemeinsamen Interessen an<br />

einer Lösung des Konflikts wichtiger als die Anwendung von Normen. Der Vermittlungserfolg hängt<br />

weitgehend davon ab, ob die Parteien davon überzeugt werden können, daß der ihnen aus einer<br />

eigenverantwortlichen Einigung erwachsene Vorteil größer ist als die Durchsetzung ihrer vollen<br />

Ansprüche in einem streitigen Verfahren. Im Gegensatz zum Justizverfahren ist bei „Vermittlung“<br />

nicht eine retrospektive Fakten- und Normenanalyse erheblich. Es geht vielmehr um die Erarbeitung<br />

der Konfliktgenese mit der Wiederherstellung der durch den Streit unterbrochenen Kooperation und<br />

Kommunikation. Die Parteien sollen schließlich in ihrem gemeinsamen Interesse agieren (vgl.<br />

Proksch, 1990, S. 23).<br />

Eine weitere wesentliche Aufgabe von Vermittlung ist es, die Ehepartner/Eltern für die Unterscheidung<br />

ihrer (beendeten) Paarbeziehung und ihrer (fortwährenden) Elternbeziehung zu sensibilisieren.<br />

Vermittlung soll außerdem die Eltern bei der Entwicklung neuer Verhaltens- und Bewertungsmuster<br />

unterstützen, die ihnen eine kommunikative Zusammenarbeit in der fortbestehenden<br />

Elternschaft ermöglichen bzw. sie zur Reorganisation ihrer nachehelichen Beziehung befähigen.<br />

Im Unterschied zum gegnerschaftlichen Streitverfahren legt „Vermittlung“ nicht die Betonung<br />

auf die Frage, wer Recht oder Unrecht hat, sondern stellt allein die Notwendigkeit der Kooperation<br />

und Kommunikation sowie den gemeinsamen Vorteil einer gemeinschaftlich erarbeiteten, eigenen<br />

Lösung heraus.<br />

Da Vermittlung grundsätzlich im privaten, freiwilligen und vertrauten Rahmen durchgeführt<br />

wird, können die Parteien ihre Streitpunkte offen diskutieren, ohne deswegen Nachteile oder gar die<br />

Ausnutzung „schwacher“ Positionen fürchten zu müssen. Indem die Beteiligten ihre eigenen gemeinsamen<br />

Lösungen erarbeiten, investieren sie emotional auch in den zukünftigen Erfolg dieser Verein-<br />

MATERIALIENSAMMLUNG HEFT 1 19

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