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5. Interdisziplinäres Symposium Familienforschung ...

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Familienpolitisches Programm<br />

Konturen einer Neuordnung der<br />

ökonomischen Familienförderung 1<br />

CHRISTOPH BADELT<br />

1. Ausgangslage<br />

In der österreichischen Familienpolitik wird der Ruf nach einer grundlegenden Neuorientierung der<br />

ökonomischen Familienförderung immer lauter. Zwar steht fest, daß Österreich im internationalen<br />

Vergleich eine relativ weitgehende Familienförderung besitzt. Dennoch ist es der Familienpolitik in<br />

den letzten Jahren offensichtlich nicht gelungen, eine Reihe von Grundproblemen, wie insbesondere<br />

die Armutsgefährdung von Familien, den Abbau der Frauendiskriminierung oder die bessere Vereinbarkeit<br />

von Familien- und Erwerbsarbeit wirklich zu lösen.<br />

Die Suche nach einer grundlegenden Neuorientierung der Familienförderung kann sich nicht<br />

darauf beschränken, lediglich eine Ausweitung des bestehenden familienpolitischen Instrumentariums<br />

zu fordern. Eine solche Forderung würde rasch an die Restriktionen der Budgetpolitik<br />

stoßen. Vielmehr gilt es, Alternativen zum gegenwärtigen System zu entwickeln, mit denen das<br />

bestehende familienpolitische Instrumentarium stärker konzentriert wird. Dies wäre zwangsläufig<br />

mit einer Umschichtung bisher eingesetzter Mittel verbunden.<br />

Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel des vorliegenden Beitrags, Vorschläge für eine Neuorientierung<br />

der Familienförderung zu machen. Diese geben die Richtung vor und müßten für den Fall<br />

eines politischen Konsenses noch in eine konkrete Gesetzesform umgearbeitet bzw. weiterentwickelt<br />

werden.<br />

Aus theoretischer Sicht sprechen für eine ökonomische Familienförderung sowohl distributive als<br />

auch allokative Argumente. Familienförderung kann demnach sowohl um der sozialen Gerechtigkeit<br />

willen als auch im Hinblick auf Effizienzvorstellungen betrieben werden. Die wichtigsten Herausforderungen<br />

für die ökonomische Familienförderung sind dabei:<br />

➤ Familienförderung muß die ökonomischen Lasten, die mit dem Aufziehen von Kindern verbunden<br />

sind, wenigstens partiell abgelten. Dies entspricht einerseits dem Postulat der Gerechtigkeit,<br />

weil Markteinkommen keine Rücksicht darauf nehmen, ob eine Arbeitskraft die wirtschaftliche<br />

Verantwortung für eine Familie hat oder nicht. Andererseits handelt es sich dabei auch um ein<br />

Anliegen der Effizienz, weil Kinder auch im gesellschaftlichen Interesse liegen und durch ökonomische<br />

Familienförderung gleichsam dieses gesellschaftliche Interesse abgegolten wird.<br />

➤ Ein spezieller Aspekt dieser Lastenabgeltung ist die Vermeidung bzw. Bekämpfung von<br />

Familienarmut. Familienlasten dürfen nicht so weit in die ökonomische Verantwortung der<br />

Gesellschaftsmitglieder fallen, daß die wirtschaftliche Verantwortung für Kinder zur dominanten<br />

Ursache von Armut wird.<br />

➤ Im Hinblick auf Gerechtigkeitsüberlegungen ist es aber auch ein Aufgabe der ökonomischen<br />

Familienförderung, einen Ausgleich für jene Leistungen zu schaffen, die von Familien und inner-<br />

1 Eine wesentlich ausführlichere Darstellung des in diesem Beitrag entwickelten familienpolitischen Konzepts kann<br />

dem Beitrag „Konturen alternativer Reformstrategien zum Familienlastenausgleich“ entnommen werden, der als<br />

Arbeitspapier der Abteilung für Sozialpolitik der Wirtschaftsuniversität Wien, Reithlegasse 16, 1190 Wien, veröffentlicht<br />

worden ist.<br />

MATERIALIENSAMMLUNG HEFT 1 9

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