Politisch-Kabarettistischen Aschermittwochs - Fabrik e.v.
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Kultur in Freiburg<br />
Mittsommernachtstisch<br />
2<br />
beobacht von Dieter Roeschmann<br />
Freiburg, 20. Juni 2009, 22:12 Uhr. Tausende von<br />
Menschen drängeln sich durch die Gerberau, stehen<br />
in Gruppen zusammen oder sitzen an Tischen<br />
entlang der geschlossenen Ladenfronten. Sie essen,<br />
trinken, spielen, reden. Irgendwo singt eine Frau pro-<br />
vencalische Lieder zur Gitarre. Klingt gut, aber an ein<br />
Durchkommen ist nicht zu denken.<br />
Eigentlich wollten wir nur kurz schauen, was das wird:<br />
der Mittsommernachtstisch, organisiert als öffent-<br />
licher Auftakt zu den 19. Baden-Württembergischen<br />
Theatertagen. Ein Stadtmarketing-Gag? Ein Flashmob<br />
der Bürgervereine und Kulturinitiativen? Ein Copy & Paste-<br />
Import der Jahrhunderte alten Contrada-Tradition aus Siena?<br />
Jetzt stecken wir fest, zwei Stunden und lächerliche 300 Meter<br />
von unserem Ausgangspunkt am Marienbad entfernt, und es<br />
ist nichts von all dem und noch viel mehr. Die Altstadt befin-<br />
det sich im Ausnahmezustand, und jeder ahnt, dass dieser<br />
Zustand ein anderer ist, als man ihn von Massenevents wie<br />
Stadtteil-Hocks, Mega-Samstagen oder WM-Public Viewings<br />
kennt.<br />
So etwas hat es in Freiburg noch nicht gegeben: ein Fest mitten<br />
in der Stadt, bei dem grundsätzlich jeder Gastgeber und jeder<br />
Gast sein darf. Einzige Regel: Wer einen der 500 kostenlosen<br />
Plätze auf dem Kulturkilometer zwischen Theater und Marien-<br />
bad reserviert hat, sollte Stühle und einen Tisch mitbringen<br />
und Essen und Trinken umsonst anbieten. Rund dreiviertel<br />
der Plätze sind belegt: Teenager feiern Geburtstag, Hobby-<br />
literaten rezitieren Gedichte, WGs haben ihre Küchentische<br />
auf die Straße gestellt, Elterninitiativen kochen Bildungssup-<br />
pe. Es gibt absurde Performances von Hausgemeinschaften,<br />
Eichhörnchen-Filme an der Museumsmauer, das Berlusconi-<br />
Abwahlbüro einer italienischen Community und jede Menge<br />
improvisierte Freiluft-Lounges von Kulturinstitutionen. Als<br />
wir nach knapp vier Stunden endlich beim Tisch des „Vor-