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CIMA 60 Schlußredaktion

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13<br />

Heinrich I., enthält das Antiphonar alle Gesänge, die der Chor der Mönche<br />

während der Gottesdienste, nämlich der Messe und des Stundengebetes, vorträgt:<br />

einen Gradualeteil mit dem Proprium missae, ein Kyriale für das Ordinarium<br />

missae, ein Sequentiar und ein Antiphonale. 14 Nur Hymnen verzeichnet dieses<br />

Werk nicht. Außerdem enthält das Antiphonar noch einen Kalender, einen Teil, der<br />

die Orationen und Kurzlesungen für das Stundengebet verzeichnet, sowie einige<br />

Zusätze, etwa die Lesungen des Karsamstages.<br />

Die Handschrift stand bis 1937 unter der Signatur a XII 7 in der Stiftsbibliothek St.<br />

Peter in Salzburg und wurde in diesem Jahr an die Österreichische<br />

Nationalbibliothek verkauft, wo sie heute unter der Signatur Series nova 2700<br />

aufbewahrt wird. 1974 wurde sie als Faksimile herausgegeben und so einer breiteren<br />

Öffentlichkeit bekannt gemacht. 15 Schon der äußere Anblick der Handschrift mit<br />

ihren prächtigen Illuminationen und ihrer klaren und sorgfältig ausgeführten Schrift<br />

hat die Forscher immer wieder begeistert. Aber auch die Notenschrift steht der<br />

übrigen Ausstattung an Sorgfalt, Klarheit und künstlerischem Wert um nichts nach.<br />

Das Antiphonar von St. Peter ist daher eine der wichtigsten Handschriften für die<br />

Erforschung des liturgischen Gesanges aus dem 12. Jahrhundert im deutschen<br />

Raum.<br />

Der Codex ist in vielerlei Hinsicht einzigartig. Selten findet man in einem<br />

liturgischen Werk ein vollständiges Repertoire aller Gesänge. Meist wurden<br />

Graduale und Antiphonale getrennt voneinander verfaßt, und oft sind die<br />

Handschriften beschädigt oder in anderer Weise unvollständig auf uns gekommen.<br />

Hier ist alles in einem Werk vereinigt und wie aus einem Guß angefertigt. Die<br />

Sorgfalt, mit der die Schreiber an die Ausführung und Gestaltung herangingen,<br />

zeigt die Bedeutung, welche dem Unternehmen zugemessen wurde, denn der<br />

Codex dokumentiert die reformierte Liturgie des Klosters St. Peter. In gewissem<br />

Sinn kann diese Reform auch als Restauration, im Sinne des Strebens nach<br />

Wiederherstellen angesehen werden. Wie sorgfältig die Schreiber um die Tradition<br />

bemüht waren, zeigen schon kleinere Äußerlichkeiten. Die Gesänge des Graduale<br />

nach der Lesung wurden oft mit der alten Bezeichnung RG (responsum graduale)<br />

anstelle des allgemein üblichen GR bezeichnet. Man war um „authentische―<br />

Schreibweise bemüht; verwendet wurden antiquierte Schreibformen wie inmutemur<br />

statt immutemur, adtendite anstelle von attendite, wie es sonst fast überall geschrieben<br />

wurde. Gelegentlich wurden Gesänge auch mit Buchstaben des griechischen<br />

Alphabets notiert. Den Communiogesängen wurden Psalmverse hinzugefügt, wie<br />

sie sich nur in den älteren Handschriften fanden. Diese zusätzlichen Psalmverse<br />

waren zu dieser Zeit und in dieser Region nirgends mehr üblich.<br />

Der dritte im großen und ganzen vollständige Codex ist das vorliegende Graduale-<br />

Sequentiar aus dem Besitz der Petersfrauen.

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