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CIMA 60 Schlußredaktion

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Kennzeichnung eines melodischen Tieftones nach unten verlängert, oder es werden<br />

eigens angesetzte Verlängerungsstriche angefügt. Diese scheinen teilweise später<br />

von anderer Hand ergänzt worden zu sein. Bei abwärts führenden subpunktierten<br />

Neumen wie Climacus, Pes subpunctis etc. wird ein Tiefton am Ende durch den<br />

Ersatz des letzten Punctum durch ein Komma gekennzeichnet. An Clivis, Torculus<br />

und Scandicus flexus können Episemata (waagrechte Striche) in Gestalt eines<br />

dünnen Striches oder Häkchens an der rechten Seite der Neume angefügt werden.<br />

Auf dieses Zeichen wird weiter unten eingegangen. Sogenannte „litterae<br />

significativae―, Buchstaben zur Präzisierung der Neumenschrift, kommen nicht vor.<br />

Die meisten Neumen haben die im 12. Jahrhundert übliche Form. Tractulus und<br />

Punctum lassen sich deutlich unterscheiden. Reguläre Einzelneume ist die Virga.<br />

Der Tractulus steht hingegen an Stellen mit besonders tiefen Tönen. 56 Manchmal<br />

ist der rechte Ast der Clivis nach links gebogen, was zu einer Rechtsneigung der<br />

Neume führt. Der Porrectus hat die Gestalt einer Clivis mit angefügter fast<br />

waagrechter halbhoher Virga. Resupinusneumen, etwa in Gestalt eines Torculus<br />

resupinus (vier Töne aufsteigend-absteigend-aufsteigend) sind möglich. 57 Hingegen<br />

wird der Porrectus flexus 58 (vier Töne absteigend-aufsteigend-absteigend) immer in<br />

Form von zwei getrennten Clives notiert. Das Salicuszeichen kommt vor, ist aber<br />

selten. Die Strophici haben einen dicken Anstrich und sind dornartig gebogen. Das<br />

Trigon steht auf der Spitze und hat eine fast waagrechte Basis. Sein leicht nach links<br />

verschobenes drittes Element ist immer ein Komma, das häufig sehr lang nach<br />

unten gezogen wird. Das Trigon subpuncte hingegen, ein Trigon mit einem<br />

weiteren Punctum 59 hat kein Komma. Der Oriscus kann auch als selbständiges<br />

Zeichen auftreten. <strong>60</strong> Der Pressus hat einen doppel-s-förmigen Oriscus, die Virga<br />

strata hingegen einen nach oben geöffneten Halbkreis. Pes und Pressus werden als<br />

Graphie gerne miteinander kombiniert.<br />

Charakteristisch für das Quilisma ist, daß die Denticulata des Quilismapes immer<br />

zweikurvig ist. 61 Der isolierte Quilismapes ist von einem Pes quassus 62 , wie er in<br />

anderen Handschriften vorkommt, kaum zu unterscheiden. Seine Bedeutung ist<br />

nicht ganz klar. Liqueszenzneumen können ganz unterschiedlich aussehen. Die<br />

Handschrift unterscheidet deutlich zwischen diminutiver und augmentativer<br />

Liqueszenz.<br />

Neumen mit melodischer Zusatzbedeutung 63<br />

Tatsächlich wäre es nur mit Hilfe der adiastematischen Zeichen heute nicht mehr<br />

möglich, die Melodien zu lesen. Schon im 11. Jahrhundert erfand deshalb der<br />

Musiktheoretiker Guido von Arezzo das bis heute im wesentlichen unveränderte<br />

Notensystem auf Linien. Dadurch wurde es möglich, die exakte Tonhöhe jeder<br />

Note zu bestimmen. Diese Art der Notation breitete sich rasch aus. Nur im<br />

deutschen Raum sperrte man sich lange dagegen. Der Grund war wohl, daß die hier

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