REVIEWS - Webseite von Thomas Neumann
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<strong>REVIEWS</strong><br />
tin wieder eine feste Besetzung, und diese spielte auch das<br />
neue Album „The Horror Of Life“ ein, dessen wunderbarer<br />
Titel womöglich sogar autobiografische Bedeutung hat,<br />
auf dem sich gleich 16 neue Songs finden, die sich durch<br />
Lance’ charakteristische Stimme und sein Gitarrenspiel<br />
sofort und eindeutig als J CHURCH identifizieren lassen.<br />
HÜSKER DÜ’sche Schwermütigkeit trifft hier einmal mehr<br />
auf überschwängliche Punk-Pop-Songs, scharfzüngige<br />
Texte („We play secular music“) auf subtilen Humor, und<br />
besser als auf No Idea, dem Spezialistenlabel für rauh-melodiösen<br />
Punkrock, könnten sie nicht untergebracht sein.<br />
(39:55) (7) Joachim Hiller<br />
JAKOB<br />
Solace CD<br />
Midium/Cargo | An klassischen Songs orientierte Bands<br />
haben gegenüber freier arbeitenden den Vorteil, dass man<br />
ihre Musik schon beim Nebenbeihören irgendwie gut findet.<br />
Man kennt es und mag es – richtig zuhören muss man<br />
da nicht einmal, tut nicht weh. Wenn Musik aber vom Hörer<br />
fordert sich darauf einzulassen und, wie im Fall <strong>von</strong> JA-<br />
KOB, viel mit Atmosphären arbeitet, muss man sich schon<br />
ins Zeug legen, um nicht beliebig zu klingen – das fällt dann<br />
auf und meistens auch störend. Genau das trifft leider auch<br />
auf das Neuseeländer Trio zu, dessen an GODSPEED YOU!<br />
BLACK EMPEROR und EXPLOSIONS IN THE SKY geschulte<br />
instrumentale Rockmusik irgendwie schon okay ist, aber<br />
gerade bei der Fülle an Veröffentlichungen, die diese Art<br />
Postrock beackern, fehlt es JAKOB doch an vordergründiger<br />
Eigenständigkeit. Nicht, dass sich ihre aufwallenden<br />
und abebbenden Epen nach Imitation anhören würden –<br />
es fehlen nur individuelle Einfälle. Eine eigene Richtung ist<br />
nicht so recht erkennbar, außer sie verfolgen ganz bewusst<br />
eine Vision <strong>von</strong> beiläufigem Rock-Ambient. Mir ist das allerdings<br />
zu wenig. (51:56) (6) Christian Maiwald<br />
JOHNNY BOY<br />
s/t CD<br />
Johnny Boy/Alive | Mal wieder ein neues „next big thing“<br />
aus England und durch die Singles „Johnny Boy Theme“<br />
und „You Are The Generation That Bought More Shoes<br />
And You Get What You Deserve“ mit reichlich Vorschusslorbeeren<br />
bedacht, die ebenfalls auf dem Album anzutreffen<br />
sind. JOHNNY BOY sind ähnlich wie THE GO! TEAM so<br />
ein postmodernes Pop-Ding, wo alles Mögliche wie Soul,<br />
Clubsounds und Indiepop in einen Topf geworfen wurde.<br />
Was bei THE GO! TEAM aufgrund deren knallbunter Überdrehtheit<br />
auch wunderbar klappte, köchelt bei JOHN-<br />
NY BOY auf kleiner Flamme herum, eher mal ein Knallfrosch<br />
mit Ladehemmung als eine wirklich innovative<br />
Popband, da helfen auch Produzenten wie James Dean<br />
Bradfield (MANIC STREET PREACHERS) und Liam Watson<br />
nicht. Zugegeben, die beiden Singles wissen durchaus zu<br />
gefallen, ebenso etwas rockigere Songs wie „Formaldehyde“<br />
oder „15 minutes“, aber ein durchgängig gutes Album<br />
mit durchweg hochklassigen Songs ist JOHNNY BOY hier<br />
nicht gelungen, auch wenn manche Leute mit Phil Spector-Vergleichen<br />
um sich werfen, denn dafür ist das alles zu<br />
plump zusammengeklaut, bei den PRIMITIVES, Billy Idol,<br />
CLASH und zig anderen. (4)<br />
<strong>Thomas</strong> Kerpen<br />
KKK<br />
KREFTICH<br />
Stillos CD<br />
nix-gut.de | Alex K., ein Superstar, war letzte Woche noch<br />
nicht da – KREFTICH schon. Seit 11 Jahren besteht diese<br />
Punk-Kapelle und veröffentlichte nun ihr drittes Al-<br />
bum, welches den Namen „Stillos“ trägt. KREFTICH besingen<br />
auf der Platte nicht nur Möchtegern Musiker der Kategorie<br />
des Herrn Alex. K, sondern thematisieren auch viele<br />
Dinge aus dem alltäglichen Leben. Den Musikstil könnte<br />
man scherzhaft auch stillos nennen, denn zu den punkigen<br />
Nummern gesellen sich auch Ska- und Emo-lastige.<br />
Aus dieser Mischung ergibt sich dadurch eine schöne Ansammlung<br />
an Punk-Songs. Nicht zu hart und auch nicht zu<br />
schnell, die eingängigen Refrains gelangen trotzdem in die<br />
Gehörgänge. Ein schönes abwechslungsreiches Album, mit<br />
dem ihr euren Ohren auf jeden Fall nicht schaden werdet.<br />
(45:14) (8) Sven Grumbach<br />
KING KHAN & THE SHRINES<br />
What Is?! CD<br />
Hazelwood | Watt is?! Arschwackeln ist wieder angesagt,<br />
mit 14 neuen Songs <strong>von</strong> unser aller Lieblingsweirdo King<br />
Khan! Nachdem vor kurzem ja noch eine neue Scheibe zusammen<br />
mit BBQ rauskam,<br />
huldigt er nun zusammen<br />
mit den SHRI-<br />
NES wieder dem Voodoo-Boogaloo,<br />
oder wie<br />
auch immer man dieses<br />
verrückte Gebräu aus<br />
Soul, R&B und Wahnsinn<br />
bezeichnen möchte. Dabei<br />
machen die SHRINES<br />
musikalisch wie auch<br />
produktionstechnisch<br />
vom teilweise leicht 70s-<br />
Funk-orientierten Vorgängeralbum<br />
„Mr. Supernatural“ wieder die Wende zurück<br />
in die Sixties-Garage in der auch schon die „Three<br />
Hairs“-LP beheimatet war. Der Sound mag dadurch nicht<br />
mehr ganz so massenkompatibel sein, doch ein Fazit kann<br />
ich trotzdem schon ziehen: Der King und seine SHRINES<br />
haben’s immer noch absolut drauf! Vom Tanzflächenfeger<br />
bis zum psychedelisch angehauchten Drogensong geben<br />
sich abwechslungsreiche Song-Highlights die Klinke<br />
in die Hand. Aber was anderes war ja auch, ehrlich gesagt.<br />
kaum zu erwarten. Die CD hätte zwar etwas schöner aufgemacht<br />
sein können, aber ein 20-minütiges Video und ein<br />
extrem geiles Pressefoto entschädigen dieses kleine Manko<br />
ganz gut. Hut ab, Daumen hoch! (50:00) (9) Bernd Fischer<br />
KING KONG<br />
Buncha Beans CD<br />
Drag City/Rough Trade | KING KONG waren schon immer<br />
eine extrem unterbewertete Band aus dem Umfeld<br />
der Musikszene <strong>von</strong> Louisville, KY, die auch der Postrock-<br />
Boom Mitte der 90er nicht wirklich populärer machen<br />
konnte, auch wenn hier mit Ethan Buckler der ehemalige<br />
Bassist <strong>von</strong> SLINT das Sagen hat. Nachdem ich ihre letzte<br />
Platte „The Big Bang“ <strong>von</strong> 2002 irgendwie verschlafen<br />
hatte, gibt es mit „Buncha Beans“ ein neues Lebenszeichen<br />
dieser skurrilen Truppe, wo bereits das aus Bohnen gestaltete<br />
Cover auf den eigenwilligen Humor <strong>von</strong> Bucklers<br />
Songwriting hinweist. Im Mittelpunkt steht nach wie vor<br />
Bucklers spröder, fast rappender Sprechgesang, dazu gibt es<br />
den gewohnt kantigen, poppigen Funkrock, der definitiv<br />
eine „Love or hate“-Angelegenheit ist. Wer aber in der Vergangenheit<br />
<strong>von</strong> Platten wie „The Old Man On The Bridge“<br />
und „Funny Farm“ einmal angefixt worden war, wird auch<br />
bei „Buncha Beans“ sicher wieder dem Charme dieser eigenwilligen<br />
Truppe erliegen, die diesmal im ersten Moment<br />
übermäßig vertrackt klingen mag, aber abseits <strong>von</strong><br />
Bucklers üblichen textlichen Eskapaden musikalisch immer<br />
noch überraschen kann und deren markanter, swingender<br />
Sound auch mal in dichte, fast krautrockige Instrumentalparts<br />
ausufert. KING KONG produzieren nach wie<br />
vor die seltsamste Tanzmusik dieses Planeten und stehen<br />
damit in gewisser Weise in der Tradition der frühen TAL-<br />
KING HEADS, was ja nicht schlecht sein kann, haben sich<br />
aber ihren sympathisch provinziellen Sound bewahrt, der<br />
auf „Buncha Beans“ eventuell noch gewöhnungsbedürftiger<br />
als sonst ausgefallen ist. (8) <strong>Thomas</strong> Kerpen<br />
KTL<br />
2 CD<br />
editionsmego.com/Groove Attack | Auch die zweite aus<br />
der Zusammenarbeit des Klangkünstlers und Experimental-Elektronikers<br />
Peter Rehberg und Stephen O’Malley<br />
(SUNN O))), KHANATE)<br />
unter dem Namen KTL<br />
resultierende Veröffentlichung<br />
ist in Auszügen<br />
in dem im März 2007<br />
uraufgeführten Theaterstück<br />
„Kindertotenlieder“<br />
<strong>von</strong> Gisèle Vienne<br />
und des Schriftstellers<br />
Dennis Cooper verwendet<br />
worden. Aber wie der<br />
erst Ende des letzten Jahres<br />
veröffentlichte Vorgänger<br />
funktioniert auch<br />
„2“ ohne diese Umgebung. Im direkten Vergleich der beiden<br />
Platten fällt auf, dass O’Malley und Rehberg trotz der<br />
Harmonie, die die beiden schon beim ersten Mal entwickelten,<br />
auf „2“ musikalisch noch enger zusammen gerückt<br />
sind, ihre ganz eigenen Herangehensweisen noch<br />
besser miteinander kombiniert und dadurch eine noch beeindruckendere<br />
Fusion ihrer Musiken erwirkt haben. Etwas<br />
sanfter als das streckenweise zermalmende „KTL“<br />
scheint „2“ dann auch geworden zu sein. O’Malleys Gitarrenwände<br />
sind etwas in den Hintergrund getreten, was<br />
aber nicht heißt, dass das Ganze weniger intensiv geworden,<br />
oder dem Mann seine Liebe zu niederfrequenten Drones<br />
verloren gegangen ist. Gerade beim für mich das Kernstück<br />
des Albums darstellenden, knapp halbstündigen und<br />
<strong>von</strong> einer brillanten Dynamik lebenden „Theme“ bauen<br />
Rehberg und O’Malley eine zwar minimalistisch erscheinende,<br />
aber genial durchdachte und komponierte Atmosphäre<br />
auf, die den Song kaum ertragen lässt, dessen Anziehungskraft<br />
man sich aber dennoch nicht entziehen kann.<br />
Einfach fantastisch. Aufgenommen wurden die insgesamt<br />
knapp über siebzig Minuten laufenden vier Tracks dieses<br />
Mal zum Teil in einem ehemaligen Schlachthaus im französischen<br />
Angers und auf einem Landgut aus dem 16. Jahrhundert<br />
im Westen Frankreichs, während „KTL“ ja noch<br />
teils während eines Sturms in einer südfranzösischen Festung<br />
und teils in einem sonnigen Wintergarten in Grenoble<br />
entstand. Es sei dahingestellt, inwieweit die Umgebung<br />
Einfluss auf die Musik hatte, letzteres zeigt auf sympathische<br />
Weise, dass Rehberg und O’Malley trotz der Ernsthaftigkeit,<br />
mit der sie ihre Musik angehen, sich selbst nicht so<br />
ernst nehmen, wie es die Kretins gerne hätten, die immer<br />
dann hellhörig werden, wenn etwas nach „Kunst“ riecht,<br />
gute Musik aber nur auf Befehl gut finden. (10)<br />
André Bohnensack<br />
KIELTOLAKI<br />
s/t MCD<br />
Totaalisen Tuhon Huominen MCD<br />
moocowrecords.com/combatrockindustry.net | 3-<br />
Track-Debüt der Finnen, die so klingen, wie finnischer<br />
Hardcore zu klingen hat: schnell, aggressiv und dreckig.<br />
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OX-FANZINE 76