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REVIEWS - Webseite von Thomas Neumann

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<strong>REVIEWS</strong><br />

wenig zu eintönig. Der Sound war zwar treibend und erkennbar<br />

eigenartig, aber wenn die Songs nur schwer auseinander<br />

zu halten sind, reicht dies nicht für hohe Weihen,<br />

sprich Headline-Touren oder ähnliches. Auf „Hell Yeah!!!“<br />

sieht die Sache nun anders aus. Ein bunter Mix aus allen<br />

angrenzenden Stilen mit den alten Kennzeichen. Der Spaß<br />

endlich wieder dem Hobby aktiver nachzugehen, ist deutlich<br />

hörbar. Die lange Pause hat dem Können keinen Schaden<br />

zugefügt. Die Billy-Elemente sind immer wesentlicher<br />

Bestandteil, ein Vorteil der alten Bands, die die ursprünglichen<br />

Wurzeln des Psychobilly noch kennen und pflegen.<br />

(38:32) (7) Robert Noy<br />

BORDERPAKI<br />

Kein Platz für Poesie CD<br />

borderpaki.de | Mittlerweile seit 1995 besteht die Band<br />

mit dem etwas ungewöhnlich klingenden Namen BOR-<br />

DERPAKI. In dieser langen Zeit wurden so einige Musiker<br />

verschliessen, was hoffentlich nichts mit dem Namen zu<br />

tun hat. Auf ihrer aktuellen CD befinden sich 12 Punk-Titel,<br />

die so ziemlich alle Stile abdecken. Hardcore-Elemente,<br />

ruhigere Nummern, aber auch ein tolles Ska-Stück („Ein<br />

liebes Lied“) werden dargeboten. Diese Vielfalt ist wohl auf<br />

die vielen Neubesetzungen zurückzuführen. Im Großen<br />

und Ganzen ist dagegen nichts einzuwenden, jedoch können<br />

nicht alle Songs gleichermaßen überzeugen. Auf schöne<br />

melodische Uptempo-Songs („La ballade“, „Ocb“) folgen<br />

ruppige härtere Titel, welche einen irgendwie stimmungsmäßig<br />

<strong>von</strong> einem ins andere extrem Schwanken<br />

lassen. Aber dadurch wirkt das Album nicht einschläfernd<br />

und wach zu bleiben ist ja ab und zu auch mal toll! (49:53)<br />

(6) Sven Grumbach<br />

BRIGHT EYES<br />

Cassadaga CD<br />

Universal | Conor Oberst Superstar. Gerade mal 27 und<br />

schon am Zenit seiner Karriere angekommen! Mit der<br />

Band Indierock-Fan-Liebling in aller Welt, mit Saddle<br />

Creek (wo es in den letzten Monaten aber auch eher ruhig<br />

war ...) ein verehrtes Label geschaffen, und jetzt also ein<br />

neues Album. Und leider, leider bleiben die großen Emotionen<br />

meinerseits aus. BRIGHT EYES machen, was sie bisher<br />

auch schon gemacht haben, leidlich gut, das Album<br />

läuft so durch, und in manchen Momenten ist es sogar<br />

richtig langweilig und konventionell. Klar ist „If the brakeman<br />

turns my way“ eine schöne Country-Rock-Nummer,<br />

doch ehrlich gesagt, reißt mich da Lee Majors „The<br />

unknown stuntman“ mehr mit, und wenn Oberst in „No<br />

one would riot for less“ mit brechender Stimme wie ein<br />

Ziegenbock meckert, dann muss ich weiterzappen. Dafür<br />

entschuldigt dann wieder „Soul singer in a session band“,<br />

doch unterm Strich bleibt „Cassadaga“ unter den Möglichkeiten<br />

der Band zurück, ist stellenweise peinlich pathetisch<br />

und bombastisch. Willkommen im Mainstream, vielleicht<br />

sehen wir uns ja in ein paar Jahren wieder. (62:06) (6)<br />

Joachim Hiller<br />

BATTLES<br />

Mirrored CD<br />

warprecords.com | Die BATTLES haben den Math-Rock<br />

der 90er bereits mit ihren EPs „EP B / C EP“ auf ein höheres<br />

Niveau katapultiert, ihn sozusagen ins neue Jahrtausend<br />

transportiert, haben mit lockeren und fließenden Songs<br />

den Sound <strong>von</strong> DON CABALLERO weiter gestrickt und um<br />

Jazz, Elektronic, Samples und andere unglaubliche Soundelemente<br />

erweitert. Auf ihrem ersten richtigen Longplayer<br />

(wer die EP-Compilation hat, braucht das gar nicht weiter<br />

zu lesen, sondern kann sich die Platte getrost blind kaufen,<br />

sie ist noch mal um circa 400 Prozent besser!) stricken<br />

sie den Sound der EPs fort, erweitern ihn noch um Gesang,<br />

der aber ein rein instrumentales Beiwerk ist, und präsentieren<br />

sich mit einem ungemein präzisen und unterhaltsamen,<br />

beinahe spastischen Frickelcore-Sound voller fröhlicher<br />

Melodien, aber das ist durchaus nur positiv gemeint!<br />

Denn NOMEANSNO, TRANS AM und Konsorten sind bestimmt<br />

ausgesprochen neidisch, ob dieser irrwitzig innovativen<br />

und einzigartigen Songstrukturen. Man merkt den<br />

BATTLES zwar an, dass sie wahnsinnige Kopfmusiker sind,<br />

aber ihre Musik dabei nie kopflastig klingt. Stattdessen<br />

fließt sie leicht, klingt durch den zusätzlichen Gesang sogar<br />

sehr soulig. Außerdem haben sie einen derart großartigen<br />

Schlagzeuger, dass ich bei Konzerten nicht wüsste, ob ich<br />

Tanzen oder Niederknien sollte. Auch wenn sie mit Warp<br />

ein zumindest ehemaliges, Elektroniklabel haben und sie<br />

aufgrund der loopartigen Verwendung ihrer Sounds dort<br />

auch sehr gut aufgehoben sind, haben sie gerade elektronischer<br />

Musik eine Lebendigkeit voraus, die sich eben nur<br />

in der sprichwörtlichen Spielfreude handgemachter Musik<br />

findet. (51:59) (9)<br />

Chris Wilpert<br />

BILLY NO MATES<br />

C’monletmeseeyoupogo CD<br />

10 Past 12 | Punk-interessiert? Schon seit einigen Jahren<br />

„dabei“ und auch ein paar Platten im Schrank? Zumindest<br />

die Klassiker? Dann musst du hier nicht lange überlegen,<br />

selbst wenn BIL-<br />

LY NO MATES bislang<br />

eine große Unbekannte<br />

in deinem Dasein waren:<br />

Duncan Redmonds, Sänger<br />

und Drummer der<br />

Punk-Legende SNUFF,<br />

ist am Start. Das wird einem<br />

eigentlich schon<br />

bei den ersten Akkorden,<br />

spätestens aber mit dem<br />

Einsetzen des Gesangs<br />

klar. BILLY NO MATES ist<br />

sein im Jahr 2004 ins Leben<br />

gerufene Soloprojekt. „We Are Legion“ war das erste<br />

Album im Jahr 2005, auf dem Duncan alle Instrumente inklusive<br />

Gesang selbst eingespielt hat. Inzwischen sind zwei<br />

Jahre vergangen und „D.R.“ hat zwei Bands ins Leben gerufen,<br />

die unter dem Namen BILLY NO MATES auftreten.<br />

Eine Band spielt und lebt in Japan, die andere kommt aus<br />

England. Es war noch eine dritte Version für die USA geplant,<br />

das hat aber aus fadenscheinigen Gründen nicht geklappt.<br />

Sei’s drum ... Mit dem „England-Ableger“ wurde in<br />

2006 eine Splitsingle mit MILLOY aufgenommen, im selben<br />

Jahr flog „D.R.“ dann nach Japan, um mit dem Line-up<br />

dort die mir hier vorliegende Scheibe einzuspielen. Eine<br />

Menge Hits sind am Start, und auch wenn einer der Songs<br />

„We all have bad days“ heißt: hier war kein Charlie Brown<br />

am Start und die Scheibe ist (fast) durchweg gelungen.<br />

Coole Gitarren-Riffs, smarte Orgel, Singalongs, die ins Ohr<br />

gehen – und das auf insgesamt 16 Tracks. Ein echter Hingucker<br />

in alter SNUFF-Manier. Sogar die „Seit-fünf-Tagen-<br />

Regen“-Phase kann ich mit dieser Scheibe locker überbrücken.<br />

Ein Hidden Track ist auch dabei, wer mag, kann nach<br />

Song 16 noch mal knapp vier Minuten warten. Und da außerdem<br />

ziemlich deutlich wird, dass „D.R.“ kein Mensch<br />

ist, der sich auf die faule Haut legt, können wir hoffentlich<br />

bald mal wieder einen Abstecher nach Deutschland erwarten.<br />

Hingehen. (41:47) (8)<br />

Zahni Müller<br />

BRAIN EATERS<br />

Monsters, Sex and Rock’n’Roll! CD<br />

Nicotine | Die BRAIN EATERS mögen manch einem noch<br />

vom feinen „Creatures Wanna Dance“-Sampler auf Swindlebra<br />

Records bekannt sein. Hier präsentieren sie nun ihren<br />

15-Song-Longplayer, dessen B-Movie-Thematik sich<br />

neben der musikalischen Ausrichtung natürlich komplett<br />

durch Artwork, Texte und Samples zieht. Damit sind<br />

die BRAIN EATERS sicher nicht die Innovativsten, aber sie<br />

machen ihr Ding auf eine sehr sympathische Weise. Musikalisch<br />

stimmt alles, denn auf solider Garagenpunk/<br />

Rock’n’Roll/Horrorpunk-Basis zocken sich die Franzosen<br />

als alte Hasen gekonnt durch ihre Songs. Speziell der<br />

Gesang erinnert mich immer wieder an die CRAMPS und<br />

Songs wie „Fu Manchu“ und „Come with me to the Casbah“<br />

sind echte Sahnestücke auf einer durchweg guten<br />

Platte! (42:58) (7)<br />

Bernd Fischer<br />

BITUME<br />

Gut im Trend CD<br />

rookie-records.de/Cargo | Es gibt Songs, bei denen man<br />

sich ab dem ersten Takt sicher ist, dass alles gut wird. Von<br />

solchen Hits haben BITUME auf ihrem neuen Album „Gut<br />

im Trend“ eine beachtliche Reihe anzubieten. Die Melodien<br />

zünden sofort, denn Hymnen wollen abgefeiert und<br />

nicht erarbeitet werden. BITUME erfüllen Wünsche, bevor<br />

der Hörer weiß, dass er sie hat. Souverän spielen sie sich<br />

durch ein variantenreiches Programm. Vom Punk-Kracher<br />

über rollende Rock-Stomper bis zu den ganz leisen Versen<br />

reicht der ausgedehnte BITUME-Kosmos. Neben der<br />

Hookline vergessen sie aber nie, auch ihre Texte intelligent<br />

und unverklausuliert vorzutragen. Die kraftvolle Produktion<br />

des ehemaligen Anführers der TERRORGRUPPE, Archie<br />

Alert, passt zum Stil der Oldenburger Band wie die Faust<br />

aufs Auge. Leider kann andauernde Eingängigkeit auf Albumlänge<br />

leicht zum Nachteil werden. So können auch<br />

BITUME manche Länge zur Halbzeit nicht vermeiden,<br />

wenngleich diese Schwäche angesichts der Gesamtleistung<br />

nur ein Lackschaden ist. Wir notieren: „Gut im Trend“ ist<br />

ein sehr gutes Album, das mit weniger als 14 Songs noch<br />

besser geworden wäre. (44:28) (8) Arne Koepke<br />

BAHAREEBAS<br />

Last Night I Saved The Galaxy CD<br />

Kamikaze | Ein ausgemachter Surf-Spezialist bin ich ja<br />

nicht gerade, aber die 13 Songs der BAHAREEBAS sind eine<br />

feine Sache. Die Schweizer variieren gekonnt und kreativ<br />

alle guten Sixties-Gitarrensurf-Trademarks, während<br />

die spaceige Albumthematik mich natürlich spontan an<br />

alte MAN OR ASTRO-MAN? denken lässt, kombiniert mit<br />

dem gut produzierten Sound der „Jet Age“ <strong>von</strong> den EURO-<br />

BOYS. Für mich persönlich besteht die Gefahr bei solchen<br />

Scheiben meist darin, dass durch allzu viele Instrumentalstücke<br />

schnell Langeweile aufkommt. Die BAHAREEBAS<br />

schütteln aber zwischendurch immer mal wieder wirklich<br />

gute Vocal-Garagenstomper aus dem Ärmel, deshalb gibt’s<br />

für mich bei dieser Platte ganz und gar nichts zu mäkeln.<br />

(57:22) (7) Bernd Fischer<br />

BRUTAL KNIGHTS<br />

Feast Of Shame LP<br />

ptrashrecords.com | Zum Glück gibt es noch Bands wie<br />

diese, die sich durch ihre Songs mit geschlossenen Augen<br />

holzen und weder nach links noch rechts schauen, wenn<br />

sie mit Schwung durch dein Zimmer rollen. Früher 80er-<br />

Hardcore-Punk bekommt hier eine komplette Frischzellenkur,<br />

denn so zappelig und kratzig klingen die alten<br />

Scheiben nur, wenn sie abgenudelt wurden. Der größte<br />

Unterschied zu altem Kram ist das enorme Hitpotenzial,<br />

das die BRUTAL KNIGHTS besitzen und gekonnt umsetzen.<br />

Ähnlich spaßig und anregend wie eine Kolonie Ameisen,<br />

die man sich in die Unterhose kippt, da wuselt und<br />

beißt es überall (aber es macht verdammt noch mal Spaß).<br />

Geniale Texte übrigens, die den einen oder anderen zusätzlichen<br />

Brüller mit im Gepäck haben. Nur fällt das Lesen,<br />

während die Platte läuft, einigermaßen schwer, wegen der<br />

Ameisen. Yeah! (9)<br />

kalle stille<br />

BARK BARK BARK<br />

Haunts CD<br />

retarddisco.com | BARK BARK BARK ist Jacob Cooper aus<br />

Arizona, der dieses Synthiepop-Album im Alleingang aufgenommen<br />

hat und (laut Promozettel) sowohl Synthiepop<br />

als auch „singer-songwriter bullshit“ hasst und nicht <strong>von</strong><br />

Blumen singt. Aha! Außerdem hält der Zwanzigjährige sich<br />

für die witzigste Person auf Erden. Das Debütalbum (dem<br />

natürlich bereits zahlreiche CD-Rs vorausgingen) lässt diesen<br />

Witz allerdings vermissen. Stattdessen wartet es mit ein<br />

paar schönen, aber unprätentiösen, manchmal ausgeflippten,<br />

manchmal elegischen Popsongs irgendwo zwischen<br />

XIU XIU, ELECTRIC PRESIDENT und Beck auf. Jacob Cooper<br />

singt mit kühler Stimme und dem Zynismus eines<br />

Jarvis Cocker hektische und pathetische Elektropopsongs,<br />

denen der nötige Schliff zum Hit aber immer fehlt. Und<br />

als ob das jetzt noch nicht genug Namedropping gewesen<br />

wäre, war er auch schon mit ARCHITECTURE IN HELSIN-<br />

KI, XBXRX oder BARR auf Tour, muss <strong>von</strong> denen aber noch<br />

viel lernen ... (36:39) (5)<br />

Chris Wilpert<br />

BANDGEEK MAFIA<br />

Paint Your Target CD<br />

Long Beach | Ich liebe Ska. Ich hasse Emo. Wenn ich Emo<br />

mögen würde, würde ich wahrscheinlich nicht Emo sondern<br />

Post-Hardcore sagen. Oder Screamo. Ich sag aber Emo.<br />

Bevor das hier jetzt in einen Exkurs ausartet, sage ich es mal<br />

so: Die BANDGEEK MAFIA macht ihre Sache mehr als gut.<br />

Aber ihre Sache ist leider überhaupt nicht mein Ding. Die<br />

Bläser wirken, obwohl sie vermutlich zentraler Bestandteil<br />

der Band sind, eher wie akustische Deko, da zu viele Tempowechsel<br />

und der Wechsel <strong>von</strong> Singen zu Schreien in den<br />

meisten Songs dominieren. Sprich: Zu viel Emo, zu wenig<br />

Ska. An wenigen Stellen geht die Band ja echt als eine der<br />

besseren bis sehr guten Skapunk-Bands durch. „Facelift“<br />

/SINGLES<br />

ABLÄRM / KSM40 Split-7“<br />

ksm40.de/myspace.com/ablrm | Köln-Porz vs. Mainz.<br />

KSM40 spielen Drei-Mann-Trash mit zwei Sängern. Einer<br />

schreit, der andere „keift“, wie es im Booklet so schön<br />

heißt. Keine Soli, keine Schnörkel – kurze, straighte Lieder,<br />

die einfach krachen. Gefällt mir. ABLÄRM setzen auf nicht<br />

ganz so rudimentäre Liedstrukturen, bauen sogar Solos mit<br />

ein und haben mehr groovige Parts in ihren Liedern. Allerdings<br />

finde ich, dass deren Sänger (der eigentlich durchaus<br />

eine gute Stimme hat) extremer schreien sollte. Teilweise<br />

hört es sich nämlich so an, als ob er auf die Stimme drücken<br />

würde, anstatt richtig zu schreien. (7/6)Tobias Weber<br />

APPALACHIAN TERROR UNIT<br />

Armageddon Won’t Be Brought By Gods 7“<br />

Profane Existence | APPALACHIAN TERROR UNIT haben<br />

mit „Armageddon Won’t Be Brought By Gods (But Men<br />

Who Think They Are)“ auf Profane Existence eine jener raren<br />

Debütsingles rausgehauen, die in jeden Haushalt gehört.<br />

Im Pentagramm aus CHUMBAWAMBA, G.B.H, NAU-<br />

SEA, DEVIATED INSTINCT und CONCRETE SOX treiben<br />

APPALACHIAN TERROR UNIT mit ihrem ungestümen<br />

Hardcore-Punk mir Oldschool-Freak die Freudentränen<br />

in die Augen, wobei <strong>von</strong> den uralten CHUMBAWAM-<br />

BA eher der Spirit kommt und <strong>von</strong> den Übrigen die musikalischen<br />

Einflüsse. Der heftige Weibchen-Männchen-Gesang<br />

legt Vergleiche mit NAUSEA oder SCHIFOSI nahe, die<br />

ja auch nicht zu den schlechtesten Bands unter der Sonne<br />

gehören. Den vier Songs wurde dann noch im Jam Room-<br />

Studio der passende drückende Sound verpasst und fertig<br />

ist eine großartige Single. (8)<br />

Ollie Fröhlich<br />

BAYONETTES We’re Doomed 7“<br />

Deranged | Man mische die altehrwürdigen AVENGERS<br />

mit Poly Styrene und etwas mehr Hummeln im Hintern.<br />

Vier solide Punk-Songs mit weiblichem Gesang, nicht unähnlich<br />

den genannten Bands, allerdings nicht ganz mit<br />

deren Hitpotenzial ausgestattet. Ja verdammt, Retro, aber<br />

dafür guter! File zwischen 2007 und 1977. (8) kalle stille<br />

BLACK SUNDAY Cut out! 7“<br />

myspace.com/tictactotally | Alicia Trouts No Wave-Alter<br />

Ego, düster, atmosphärisch, seltsam traurig, aber höchst genial<br />

und auf weiter Flur alleine. Irgendwo zwischen ganz<br />

frühen Siouxsie und punkigerer Toyah, im Grunde tiefste<br />

Nostalgie, aber so gut gemacht und einfach schön, dass man<br />

nicht anders kann, als diese EP immer und immer wieder<br />

aufzulegen. Eigentlich eine Herbstplatte, aber es regnet gerade<br />

und die blaue Scheibe macht den Himmel noch trüber,<br />

als er ohnehin schon ist. Wie üblich wild limitiert, aber<br />

wahrscheinlich mehr als genug für alle, die nicht ewig trödeln.<br />

(9)<br />

kalle stille<br />

COKE BUST Demo 7“<br />

headcountrecords.com | Frühachtziger Hardcore-Sound,<br />

wie wir ihn mehrfach auf dem „Flex Your Head“-Sampler<br />

haben, dazu etwas NYHC der zweiten Welle, jede Menge<br />

Geknüppel <strong>von</strong> Bands wie DROPDEAD, INFEST, AS-<br />

SÜCK und als Dreingabe ein paar wüste Metalsoli, wie sie<br />

auf den allerersten DRI-Platten zu finden waren. Alles zusammengerechnet<br />

gibt das acht Tracks (da<strong>von</strong> ein YOUTH<br />

OF TODAY-Cover) mit Retrosiegel. Keine Ahnung, ob das<br />

wirklich jemand braucht, zumal die dumpfe Soundqualität<br />

zum Plattentitel passt, und der eine oder andere dann<br />

doch die Originale schon im Plattenregal stehen hat. (4)<br />

kalle stille<br />

CHAINBREAKER / MÖNSTER Split-7“<br />

vendettarecords.de | Yepp, so muss das klingen ... rund,<br />

rotzig und angepisst, dann macht das Spaß! MÖNSTER<br />

knüppeln und röcheln sich durch zwei Hardcore-Smasher,<br />

die mit den <strong>von</strong> ihnen bekannten wie geliebten Melodieuntertönen<br />

veredelt werden. Okay, CHAINBREAKER<br />

leihen sich ein AC/DC-Riff (wer’s weiß, darf das ruhig für<br />

sich behalten oder an das Dr. Sommer-Team schreiben),<br />

dann kotzen sie den ganzen mehrfach gekauten Klumpen<br />

mit Schwung aus. Beide Songs stammen aus denselben Sessions<br />

wie die ersten 7“s und klingen auch so. Für solche<br />

Platten gebe ich gerne Geld aus! (7)<br />

kalle stille<br />

CPC GANGBANGS Welcome To Hell 7“<br />

Goodbye Boozy | Schnell sein und beim Lesen des Reviews<br />

möglicherweise schon in die Röhre schauen. Grottiges Cover,<br />

hinter dem man eine solche Granate wie „Half my size“<br />

garantiert nicht vermuten würde. Genialer Punk-Thrasher,<br />

der sich unaufhaltsam seinem krachigen Höhepunkt<br />

entgegen schraubt, um dann in einem gewaltigen Orgasmus<br />

in sich zusammenzufallen. Hammer! Die B-Seite ist<br />

entweder das zärtliche Nachspiel oder die berühmte Zigarette<br />

danach. Könnte fast aus der Zuckerphase <strong>von</strong> RA-<br />

DIO BIRDMAN stammen, nur hatten die wahrscheinlich<br />

nie ein Glockenspiel im Gepäck. Extrem geniale 7“, eine<br />

der besten des Jahres! (9)<br />

kalle stille<br />

CAVE CANEM s/t 7“<br />

Epistrophy | CAVE CANEM aus Hannover bringen die Tage<br />

nach ihrer 9-Song-Cassette die erste 7“ bei Epistrophy<br />

raus. Was Cassetten angeht, kann ich nur bemerken, dass sie<br />

bei Kindern unter 10 Monaten hoch im Kurs stehen, weil<br />

man sich wunderbar in dem meterlangen Band einwickeln<br />

kann. Leider leidet darunter ja die Soundqualität geringfügig,<br />

da ist Vinyl glücklicherweise resistenter. Nichts desto<br />

trotz hab ich ja vollkommen zu Recht die Cassette ob ihrer<br />

Großartigkeit gepriesen und genau dasselbe mache ich<br />

jetzt mit der Single, die mit ihrer Mischung aus TRAGEDY<br />

und HYPOCRITICAL SOCIETY voll und ganz mitzureißen<br />

versteht. Wer hat eigentlich den 5-Jahres-Plan zur Entstehung<br />

<strong>von</strong> TRAGEDY-huldigenden Bands in jedem Land<br />

dieser Erde ausgerufen? Lohnenswerte Anschaffung, auch<br />

wenn das Original Herr im Hause bleibt. (8)<br />

Ollie Fröhlich<br />

CLOROX GIRLS Double Mao EP 7“<br />

Bachelor | Parallel zum neuen Album auf BYO erscheint<br />

auf dem österreichischen Label Bachelor Records eine 3-<br />

Song-7“, auf der sich neben dem Albumtrack „Total Babe“<br />

auch zwei unveröffentlichte Nummern finden – „I like<br />

drugs“ und „Double Mao“. Überraschungen? Fehlanzeige.<br />

Also: Mittelschneller Punkrock auf den Spuren <strong>von</strong><br />

BRIEFS, BUZZCOCKS und DICKIES mit so einer gewissen<br />

Powerpop-Komponente. Und das gefällt rundum gut, besonders<br />

auf knallrotem Vinyl. (7) Joachim Hiller<br />

DIGGER AND THE PUSSYCATS<br />

All Time Low 7“<br />

squoodge.de | Eine weitere schnieke 7“, die es einmal als<br />

ultralimitierte 7“ in grünem Vinyl und Sondercover gab<br />

oder aber als weniger limitierte EP in schwarzem Vinyl und<br />

einem anderen Cover. Wenn man beide Versionen in der<br />

Hand hält, eine schwere Entscheidung, da jede Version ihre<br />

eigenen optischen Reize hat. Drei Songs des Duos aus dem<br />

dürregeplagten Bruces-Kontinent in gewohntem Stil auf<br />

dem für die Band üblich hohen Niveau. Für so einen Sound<br />

brauchen andere Bands fünf Mitglieder, wieder mal sehr<br />

geil. Als besonderes Gimmick läuft die B-Seite <strong>von</strong> innen<br />

nach außen, gemeinerweise ohne extra darauf hinzuweisen.<br />

Ich warte auf die erste LP, bei der jeder Song abwechselnd<br />

<strong>von</strong> innen nach außen und eben „normal“ geschnitten<br />

wurde, so dass man bei jedem Stück die Nadel neu anlegen<br />

muss, immerhin gab es so was noch nicht. Den Titelsong<br />

könnte man übrigens fast mit „Stepping stone“ im<br />

Medley spielen. (8)<br />

kalle stille<br />

DIGITAL LEATHER She Had A Cameltoe 7“<br />

goner-records.com | Das Titelstück ist einer dieser kleinen<br />

nasty Songs, die einem nach dem ersten Hören nicht mehr<br />

aus dem Kopf gehen. Ungewöhnlich fröhlich und wie für<br />

die Tanzfläche gemacht, wobei ich mir das extrem interessant<br />

vorstelle, wenn junge Menschen beiderlei Geschlechts<br />

zu einem Stück tanzen, das vom Abdruck einer Hose auf<br />

dem weiblichen Genital handelt (schöne Umschreibung,<br />

gell). Der Song stand lange genug auf der MySpace-Seite<br />

und wurde dort zum Meistgehörten <strong>von</strong> DL. Die B-Seite<br />

ist wie gewohnt düsterer, krachiger Elektropunk der<br />

Güteklasse A. Da das Ganze auf Goner erschienen ist und<br />

wohl auch limitiert, sollte man zugreifen, solange der Vorrat<br />

noch reicht, sonst fließen nachher wieder dicke Tränen!<br />

Das Beste: Eine weitere LP auf Goner ist für den Sommer<br />

auch schon angekündigt. (9)<br />

kalle stille<br />

EL VICIO Time To Eat Brains 7“<br />

Nasty | Einmal mehr LoFi mit Krach, aber das Duo hat<br />

neben der auffallenden Zombie-Thematik und den Lärmausflügen<br />

<strong>von</strong> der Güte (und Lautstärke) der FATALS<br />

noch etwas, das sie vom Heer der anderen Kellerkinder abhebt,<br />

nämlich vergleichsweise ruhige und melodisch-träge<br />

Parts, die der Sache eine besondere Würze geben. Krach<br />

ist gleich viel lauter, wenn man davor in völliger Sicherheit<br />

gewiegt wurde. Immer wieder erstaunlich, wie wenig man<br />

einen Bass vermisst, wenn die zwei vorhandenen Musiker<br />

nur hart genug spielen. (8)<br />

kalle stille<br />

GENEPOOL / PRISTINE Split-7“<br />

rookierecords.de | Eine sehr feine Kombination: SMOKE<br />

BLOW-Lettens GENEPOOL lassen in „Berlin by night“ den<br />

Wave-Punk der frühen Achtziger auferstehen und heizen<br />

damit schon mal die Erwartungen bezüglich des neuen Albums<br />

an – das muss grandios werden, so gut wie der Track<br />

hier gefällt mit seinem magischen, treibenden Beat. Auf<br />

der Flipside dann PRISTINE, die jüngst ihr Album veröffentlicht<br />

haben, das – daher also die Verbindung – im Studio<br />

<strong>von</strong> GENEPOOLs Guido Lucas eingespielt wurde. Markant<br />

ist an der Girl-Band aus dem Ruhrgebiet der rauchigsweete<br />

Gesang, doch statt BLONDIE-Pop ist eher kickender<br />

Punkrock angesagt mit einer gewissen Biestigkeit. Beide<br />

Tracks stammen vom Album. (8/7) Joachim Hiller<br />

FED UP! Lashing Out 7“<br />

United Riot | FED UP! machen keinen Hehl daraus, dass<br />

sie aus New York City kommen, wie unschwer an dem Arbeitstitel<br />

dieser 7“, „New York Hardcore“, zu erkennen ist.<br />

Die Band existiert zwar bereits seit 1997, hatte aber gleich<br />

in diesem ersten Existenzjahr mehr Besetzungswechsel<br />

zu verzeichnen als Ozzy Osbourne Gitarristen in seiner<br />

Karriere verschlissen hat. Seitdem hat man es inklusive<br />

des vorliegenden Werks „Lashing Out“ auf die Veröffentlichung<br />

zweier Singles gebracht. Als musikalischen<br />

Einfluss nennt man neben Bands wie AGNOSTIC FRONT<br />

oder MURPHY’S LAW noch scherzhaft „beer, porno and<br />

violence“. Dazu kommen noch eine Prise Oi! und Skin-<br />

Mentalität samt standhaftem Bekenntnis zur amerikanischen<br />

Flagge (siehe Cover und Titel der ersten Splitsingle<br />

„Stand Proud“ zusammen mit CONDITION), was viele<br />

Amis zwar für cool halten, hierzulande aber wohl weniger<br />

witzig aufgenommen werden wird. „Lashing Out“ ist mit<br />

drei Songs, die sich an den selbst zitierten Einflüssen plus<br />

S.O.D. orientieren, und einer Spielzeit <strong>von</strong> circa zwei Minuten<br />

so kurz geraten, dass ich mir Sorgen mache, wie lang<br />

wohl eine Live-Show dieser NYC-Proleten ausfallen würde.<br />

Wahrscheinlich werden wir in Europa aber wohl nie in<br />

den Genuss kommen, FED UP! auf der Bühne zu bewundern,<br />

da die Band wahrscheinlich gerade mal wieder einen<br />

neuen Bassisten oder Drummer sucht. Und überhaupt, in<br />

der Seifenblase NYC ist es am schönsten. Bodo Unbroken<br />

ISKRA A Statue Or The Stone Subverting<br />

The Timezone 7“<br />

unterm-durchschnitt.de | Hier ist wieder einmal ein<br />

überdurchschnittliches Schmückstück aus dem Kölner<br />

Kleinlabel hervorgegangen, man verliebt sich schon, wenn<br />

man mit der Hand über das Cover fährt. ISKRA, der Funke,<br />

vor hundert Jahren auch eine russischen Zeitung gewesen,<br />

spielen meist tanzbaren Gitarrenpop. Rauh produziert und<br />

ohne großen Firlefanz, beschwingen mich die ersten drei<br />

Lieder, wobei die besondere, direkte Stimme der Sängerin<br />

eindeutig im Mittelpunkt steht und die Grundlage ist für<br />

den abschließenden Dance-Remix, der die Frage stellt „Bedroom<br />

or dancefloor“. Schwierige Entscheidungsfindung,<br />

aber das Bein sagt: Dancefloor. (7) Christoph Schulz<br />

LES BOF! Un Disque Maxi! 7“<br />

Copasetic | Dass die Schotten eine frankophile Ader in sich<br />

tragen, ist historisch begründet. Denn die Franzosen waren<br />

über lange Jahre die einzigen, die die <strong>von</strong> den Schotten<br />

so verhassten Engländer in Schach halten konnten. Und<br />

so wundert es nicht, dass aus Edinburgh tatsächlich eine<br />

French-Beat-Band der Extraklasse kommt, während südlich<br />

des Hadrianswalls die schöne französische Sprache<br />

bestenfalls im ironischen Kontext verwendet wird („Pardon<br />

my French“). LES BOF!, ein Quartett mit Beteiligung<br />

<strong>von</strong> Mitgliedern der famosen THANES und PRESTON<br />

PFANZ, hat nun auf Copasetic seine erste 4-Song-EP veröffentlicht.<br />

Drei der Stücke sind Cover englischsprachiger<br />

Beat-Klassiker mit französischen Texten (aus „Watch your<br />

step“ wurde „C’est fini“ und aus „Fortune teller“ wurde<br />

„Boule de cristal“, dazu noch die Ronnie Bird-Fassung<br />

<strong>von</strong> „I can only give you everything“ namens „Chante“).<br />

Dann gibt es noch ein schickes Originalstück namens „J’ai<br />

perdu mon mojo“. Leider sind die Songs allesamt bereits<br />

zu Genüge bekannt, und beinahe zu Tode gecovert. Nicht<br />

schlecht gespielt, wirklich. Aber pardon! Die Dinger kann<br />

ich einfach nicht mehr hören, ob nun auf Französisch,<br />

Englisch oder Klingonisch ... Bitte, falls es ein Album geben<br />

sollte, nicht so abgedroschene Nummern, und mehr<br />

Eigeninitiative! (7)<br />

Gereon Helmer<br />

LOUIS LAMENT s/t 7“<br />

TV Eye | Das Riff kenn ich aber: „Sweet home Alabama“<br />

könnte man problemlos über das Intro des ersten Songs der<br />

ersten LOUIS LAMENT -Single für Frank Popps TV Eye Label<br />

singen. „Fuzzy Funky Psychedelic Rock“ beschreibt das<br />

Kölner/Santa Cruzener Trio den eigenen Sound, das klingt<br />

in diesem Falle wie eine abgespeckte Fassung <strong>von</strong> GRAND<br />

FUNK RAILROAD oder schaurigen Südstaatenrockern wie<br />

LYNYRD SKYNYRD. Natürlich ist es alles mit viel Energie<br />

OX-FANZINE 64

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