REVIEWS - Webseite von Thomas Neumann
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<strong>REVIEWS</strong><br />
len, so dass man sich trotz des anhaltenden Sommerwetters<br />
dabei erwischt, den Kopf in beide Hände gestützt, in<br />
alten Erinnerungen schwelgend die Zeit vergessen zu haben.<br />
(31:47) (7)<br />
Christoph Schulz<br />
DANAVA<br />
s/t CD<br />
Kemado/Rough Trade | In Zeiten ungewisser Zukunft<br />
hilft Rückbesinnung, und weil im musikalischen Sektor die<br />
meisten Pfade schon ausgetreten sind, bedienen sich momentan<br />
viele Bands im Fundus der Siebziger und Achtziger.<br />
So auch DANAVA, deren Debütalbum wie eine Mischung<br />
aus BLACK SABBATH, CAN und ZOMBI klingt. Nicht nur<br />
die musikalische Grundlinie wirkt schwer retro, auch die<br />
hallige Produktion und die Gitarren, die sehr klar und imposant<br />
hervorstechen, stehen dem in nichts nach. Früher<br />
hätte man Progrock beziehungsweise Metal dazu gesagt,<br />
in den Metalsektor jedoch möchten sich die Jungs aus<br />
Portland keineswegs stellen lassen – müssen sie auch nicht.<br />
Und ob man dermaßen vertraute Stilmittel noch progressiv<br />
nennen kann, wage ich zu bezweifeln. Aber es ist dennoch<br />
ein höchst psychedelisches Werk, was mich entfernt<br />
an die schwedischen WITCHCRAFT erinnert, voll gepackt<br />
mit fünf Songs, die allesamt Längen zwischen sechs und bis<br />
zu über zwölf Minuten aufweisen. Eine am Ende doch stilsichere<br />
Rückbesinnung, die allemal besser ist als ein etwaiges,<br />
misslungenes Experiment. Diese Scheibe ist durchaus<br />
gefällig und sicher sehr empfehlenswert zur Umrahmung<br />
eines geselligen Smoke-Ins! (45:00) (8) Frank Nice<br />
DRAFT<br />
Digital EP MCD<br />
epitaph.com | Wollen wir hoffen, dass dieser Unfug keine<br />
Schule macht: Eine rein als Download-Files veröffentlichte<br />
EP mit vier neuen Songs der HOT WATER MUSIC-Nachfolger.<br />
Doch wie stand es bereits in der Bibel? „Eines Tages<br />
werdet ihr feststellen, dass ihr Download-Tracks nicht essen<br />
könnt“. Bis dahin also wird der Wahnsinn weiter grassieren,<br />
und auch wenn die Herstellung <strong>von</strong> CDs die Umwelt<br />
verschmutzt und Besitz Diebstahl ist, werde ich doch<br />
weiterhin auf den physischen Tonträger setzen und nicht<br />
auf Terabyte große Datenspeicher als Lagerort <strong>von</strong> Musikdateien<br />
vertrauen. Der Vierer aus Florida gefällt hier jedenfalls<br />
genauso gut wie auf dem letztjährigen Debütalbum,<br />
sowohl „Stop wasting my time“ wie „The devil in the shade“,<br />
„Up all night“ und „Na na na“ haben diese derb-melodiöse<br />
Herzlichkeit, die ich schon an HWM geliebt habe.<br />
(11:46) (8) Joachim Hiller<br />
DEAD FISH<br />
Um Homem So CD<br />
Deckdisc | „Es ist an der Zeit zu handeln!“ Dies ist nur einer<br />
<strong>von</strong> vielen Schlachtrufen, die DEAD FISH aus Brasilien<br />
auf ihren Alben den Leuten entgegen werfen. Musikalisch<br />
erinnert „Um Homem So“ ein bisschen an RISE<br />
AGAINST, obwohl die Songs komplett eigenständig sind.<br />
Viele sagen ja, dass man den Punk nicht neu erfinden kann;<br />
DEAD FISH machen ihn aber verdammt gut. Obwohl die<br />
Band mittlerweile seit vierzehn Jahren existiert, hat die<br />
große Welt wenig Notiz <strong>von</strong> den Männern um Sänger Rodrigo<br />
genommen. Sie haben es aber auch vielleicht deswegen<br />
ein wenig schwerer, weil sie auf Portugiesisch singen –<br />
ihrer Muttersprache. Da die Songs sich sehr auf das politische<br />
Geschehen in Brasilien beziehen, ist es der Band in<br />
erster Linie wichtig, dass ihre Landsleute sie verstehen und<br />
danach den Mut haben zu handeln. DEAD FISH sind enorm<br />
sympathisch und haben es verdient, dass man sich mit ihnen<br />
beschäftigt. Die CDs <strong>von</strong> sind in Deutschland aber bis<br />
jetzt leider noch nicht veröffentlicht worden. (7)<br />
Sebastian Wahle<br />
DOPE<br />
Time To MCD<br />
prettypinkrecords.de | Mein Gott, was für ein Name. THE<br />
DOPE, der war wirklich noch frei? Und wenn nicht, auch<br />
egal, solange diese blutjunge Band aus Niederbayern frisch<br />
aufspielen darf. Gerade mit Beginn der Volljährigkeit ihrer<br />
Mitglieder legen THE DOPE ihre erste „richtige“ EP vor,<br />
und die hat so einiges in sich: Härte, Melodie, Synthies und<br />
viel Talent. Die sechs Songs klingen roh und ungeschliffen,<br />
die wenig brillante Produktion trägt ihr Scherflein<br />
zum hohen Punkrock-Faktor <strong>von</strong> „Time To“ bei. Kaum zu<br />
glauben, dass hier ein Duo am Werk ist. Gitarre, Schlagzeug<br />
und Gesang, das muss reichen. Und es reicht tatsächlich für<br />
ein beeindruckendes und vielschichtiges erstes Lebenszeichen<br />
einer Band, der völlig zu Recht eine glänzende Zukunft<br />
prognostiziert wird. Macht was draus! (20:12) (6)<br />
Arne Koepke<br />
EEE<br />
ERDBEERTÖRTCHEN<br />
Humbug, Watson<br />
Tumbleweed/Broken Silence | Luftig, lockerer Boden.<br />
Darauf ein paar der namensgebenden Obststücke, klein,<br />
schnell den typischen Geschmack entfaltend und auf zum<br />
Nächsten. Zack, auch das weg, kurzweilig und in Nuancen<br />
doch immer noch an den Geschmacksknospen verharrend.<br />
Keine langen Anfahrtswege bei dem Quartett aus Duisburg,<br />
Spannungsbögen werden zu Linien und stattdessen mäandern<br />
diese leichten Gitarren durch den Song. Durchdacht<br />
und stringent, eben kein verkopfter Anlauf, die Instrumentalmusik<br />
durch Post-Präfixe neu zu erfinden, stattdessen<br />
entspanntes Sichfallenlassen in musikalische Hängematten,<br />
die Füße bisweilen in breiten Gitarrenwänden<br />
baumeln lassend. Treibende Beats, eingängig unbeschwerte<br />
Melodien und immer mit genug Ideen, um ein Überfressen<br />
an den Törtchen zu verhindern. Wer mag außer ERD-<br />
BEERTÖRTCHEN noch Charme, Spielwitz, Intelligenz, Verve<br />
und Eingängigkeit so schlüssig zu verbinden? Mir mag<br />
niemand einfallen. Ein dezentes, unaufdringliches Werk,<br />
mit hohem Sättigungsgrad und ohne Völlegefühl. Keine<br />
Kännchen auf der Terrasse? Na dann bitte dasselbe noch<br />
mal. (46:05) (8)<br />
Simon Brüggemann<br />
END OF LEVEL BOSS<br />
Inside The Difference Engine CD<br />
Exile On Mainstream | Diese Band hat mit ihrer zweiten<br />
CD definitiv einen großen Schritt nach vorn gemacht, und<br />
zwar auf einem musikalischen Sektor, den es zu erobern<br />
galt, da der bislang nur<br />
spärlich besetzt schien.<br />
War das Ganze auf dem<br />
Erstling „Prologue“ noch<br />
ein wenig, sagen wir, ungewohnt,<br />
so kommt ihr<br />
Sound nun vollends zur<br />
Geltung. END OF LE-<br />
VEL BOSS gingen einst<br />
aus der britischen Noiserock/Stoner-Legende<br />
HANGNAIL hervor, haben<br />
ihre Wurzeln definitiv<br />
nie hinter sich gelassen,<br />
jedoch diese durch vielerlei andersartige Einflüsse<br />
zu einem knorrigen Soundriesen heranwachsen lassen.<br />
Sie bilden eine beeindruckende Schnittmenge aus den vertrackt<br />
voluminösen Klangwelten <strong>von</strong> VOIVOD, der musikalischen<br />
Präzision <strong>von</strong> HELMET, der Lässigkeit <strong>von</strong> ALICE<br />
IN CHAINS sowie der Tonlage <strong>von</strong> KYUSS. Dabei überzeugt<br />
in erster Linie ihr Gitarrenspiel, denn kaum eine andere<br />
Band legt momentan so viel wert auf das perfekte Riff, und<br />
im Zusammenspiel mit der rein analogen, fetten Produktion,<br />
ist den Briten ein wirklich großartiges Werk gelungen.<br />
Für alle, denen geradliniger Stonerrock zu eintönig ist, und<br />
die mehr als nur drei Akkorde zum glücklich werden brauchen,<br />
ist diese Scheibe definitiv Pflicht! (41:19) (10)<br />
Frank Nice<br />
ELECTRIC BEATNIKS<br />
s/t CD<br />
Saftkugler/Indigo | Letztens hat sich ein Arbeitskollege<br />
beschwert, dass die Leute heutzutage ja nur noch bei Techno-Musik<br />
tanzen würden. Alles, was <strong>von</strong> der Grundstruktur<br />
abweicht, wäre für die untanzbar. Natürlich hat er das<br />
weniger gebildet ausgedrückt, aber den Kern trifft es. Zu<br />
stampfenden Rhythmen einen Stammestanz abzuhalten,<br />
ist nicht schwer, allerdings den Soul in Armen, Hüfte und<br />
Füßen zu haben, ist ja schon fast eine Herausforderung. Für<br />
Grobmotoriker ist das Album der ELECTRIC BEATNIKS,<br />
bestehend aus Wolfgang Hagedorn (COMPUTERJOCKEYS)<br />
und Raouf D. Khanfir (MAN VS. NATURE), also nichts.<br />
Beim Opener „Beatnik stomp“ hauchte mir ein zarte Stimme<br />
das Wort „Electro-Charleston“ ins Ohr und ich musste<br />
mir Ginger Rogers und Fred Astaire in der 6-Millionen-<br />
Dollar-Mann-Version vorstellen. Funky Beats, mal schnell,<br />
mal langsamer. Mal bluesige Gitarren, dann mal was punkiger,<br />
dann wieder gar nicht. Norman Cook ohne Abi-Feten-Beigeschmack.<br />
Je betrunkener man ist und je öfter<br />
der „Ausweichschritt vs. Auf die Fresse fallen“ (zuletzt bei<br />
Henry Storch passiert) kommt, desto amüsanter wird die<br />
Platte. Gefällt, gefällt und ich bin gespannt, was demnächst<br />
noch <strong>von</strong> dem Kölner Label zu erwarten ist. Timbo Jones<br />
„French Quarter“) zu überzeugen. Die Musik liegt irgendwo<br />
zwischen Alternative Rock, Post- Grunge und Metal<br />
und wird dominiert <strong>von</strong> tiefer gelegten Riffs zwischen SIL-<br />
VERCHAIR, GODSMACK und alten HELMET. Frontmann<br />
Raphael singt dazu in einer angenehm rauen und tiefen<br />
Stimme. Mit Label im Rücken dürfte der 2005 gegründeten<br />
Band nun nichts mehr im Wege stehen. Anspieltips sind<br />
das melancholisch-melodiöse „Somewhere else“ und der<br />
harte Opener „Next“. Und eigentlich gefällt mir das Cover<br />
doch. (30:30) (7)<br />
Arndt Aldenhoven<br />
EXPERIMENTAL POP BAND<br />
Tinsel Stars CD<br />
Triumphant Sound | Der Name ist bei der EXPERIMEN-<br />
TAL POP BAND Programm. Auf dem Album „Tinsel Stars“<br />
präsentieren sie 13 Songs, die – innerhalb des Rahmens<br />
Pop – unterschiedlicher nicht sein könnten. Elektronische<br />
Spielereien, Balladen und knarzige Sounds treffen auf liebevolle<br />
Melodien und tanzbare Beats. Die Band, über die<br />
keinerlei Informationen vorliegen, verspricht mit ihrem<br />
sperrigen Namen nicht zuviel, verarbeitet die unterschiedlichsten<br />
Einflüsse zu einem heterogenen, aber letztlich<br />
doch schlüssigen Album, das in der nächsten Zeit <strong>von</strong> niemandem<br />
ein zweites Mal aufgenommen wird. Ob die Welt<br />
dafür bereit ist? (42:41) (5)<br />
Arne Koepke<br />
EDISON POST / EVA-01<br />
Split CD<br />
Désertion/Stereosession | EDISON POST kommen aus<br />
der Pariser Region und sind seit knapp zwei Jahren als Band<br />
aktiv. Live kann die Combo mit ihrem chaotischen Hardcore<br />
sicherlich überzeugen, aber ihr Debüt leidet leider unter<br />
einer recht schwachen Produktion. Gerade bei so vertrackten<br />
Songs sollte man darauf achten, dass es kein Brei<br />
wird. Beim Hören der fünf Songs kommen mir BLIND-<br />
SPOT A.D. auf Per Koro, hauptsächlich aber deren Nachfolger<br />
IRA in den Sinn, allerdings klingen deren Alben wesentlich<br />
besser. EVA-01 bieten dann zwar nur drei Tracks,<br />
der Sound ist jedoch wesentlich dichter und sie überzeugen<br />
mich mit ihrem krachigen und bisweilen atmosphärischen<br />
Stil, der was für Freunde <strong>von</strong> A DAY IN BLACK AND<br />
WHITE sein könnte. Weniger ist eben manchmal mehr und<br />
nächstes Mal vielleicht trotzdem nicht im Studio Low Cost<br />
(sic!) aufnehmen. (34:42) (6) <strong>Thomas</strong> Eberhardt<br />
EXTINCT<br />
Kill Or Be Killed CD<br />
Winged Skull | EXTINCT, eine junge Nachwuchsband aus<br />
dem Herzogtum Luxemburg (frz. Luxembourg, lux. Lëtzebuerg),<br />
deren Mitglieder erst mit Gründung der Band 2001<br />
lernten, ihre Instrumente zu benutzen, holpert sich durch<br />
15 Stücke. Bei „Kill Or Be Killed“ handelt es sich um das<br />
zweite Album der Band. Sympathisch rotziger Punk mit<br />
dick aufgetragenen Back-up-Vocals. Kein Meilenstein der<br />
Musikgeschichte, aber ein überzeugendes Album, mit Texten,<br />
die ohne Klischees auskommen, und einem sicherlich<br />
hohen Live-Potenzial. Lumpenburg: Sept points. (7)<br />
Dennis Bruns<br />
EL SUMO<br />
Was ewig schien ... CD<br />
Pias | Berlin, du und deine Bands,<br />
das wird langsam unheimlich. Während<br />
die Kassen so leer sind wie Wowereits<br />
Versprechen, entwickelt<br />
sich die Musikszene zu einem immer<br />
wichtigeren Exportschlager der<br />
Hauptstadt. Auch EL SUMO proben<br />
an der Spree, und zwar so fleißig,<br />
dass sie bereits vor der ersten Veröffentlichung<br />
Verträge unterschreiben<br />
konnten. Ein Schuss ins Knie. Ein juristischer<br />
Nervenkrieg um die Vertragsauflösung<br />
folgte, EL SUMO reagierten<br />
sich im Studio ab und nahmen<br />
ihr liebevoll verpacktes Debütalbum<br />
„Was ewig schien ...“ auf. Das<br />
Dutzend Songs hält melancholische<br />
Melodien an Schrammelgitarren<br />
bereit. EL SUMO ringen mit dem<br />
Leben, ihre nachdenklichen Texte<br />
erzählen <strong>von</strong> Liebe und Tristesse.<br />
Deutschsprachiger Collegerock, gar<br />
nicht weit entfernt <strong>von</strong> den großen<br />
Vorbildern JIMMY EAT WORLD. In<br />
der Langsamkeit liegt die Kraft. Das<br />
werden sicher nicht nur die Berliner<br />
so sehen. Übrigens: Die Thankslist<br />
enthält Grüße an Joachim, die ich<br />
hiermit ausrichte. (42:04) (6)<br />
Arne Koepke<br />
ENEMY GROUND<br />
In Memory Of Them All CD<br />
GSR | Nach dem im letzten Jahr erschienenen<br />
„Insufficient Evidence“,<br />
lassen es EG in diesen Tagen mit dem<br />
neuen Album „In Memory Of Them<br />
All“ noch mehr krachen. Wie ein<br />
Gewitter grollen die einzelnen Songs<br />
aus den Boxen. Schwer, laut und absolut<br />
düster packt es den Hörer und<br />
EG ziehen einen für die Dauer ihres<br />
Albums hinein in einen Abgrund aus<br />
Wut und Brutalität. Immer im Midtempo,<br />
erreicht der Sound manchmal<br />
fast schon doomige Sphären<br />
und drückt einen irgendwo ganz tief<br />
in der Magengrube. Das ist Hardcore<br />
der ganz metallischen Sorte, der<br />
auch vor Death Metal nicht Halt<br />
macht. Songtitel wie „I like you best<br />
skinkless“ und „The plow“ sprechen<br />
Bände für den Hass, auf dem die Gesamtkomposition<br />
fußt, und unterstützt<br />
durch die fiesen Gurgel-Vocals<br />
zwischendurch, sind diese beiden<br />
Songs mit die energetischsten<br />
und besten dieses Albums. Wer auf<br />
SHATTERED REALM steht und in<br />
den 90ern schon MERAUDER gehört<br />
hat, dem wird das hier auf jeden<br />
Fall zusagen. (30:39) (8)<br />
Tobias Ernst<br />
EVERBLAME<br />
Sina CD<br />
Finest Noise/Radar | „Sina“, das<br />
ist das Debüt <strong>von</strong> EVERBLAME und<br />
bedeutet „She Is No Angel“. Ist damit<br />
die Mieze auf dem Cover gemeint,<br />
die sich lasziv auf irgendeinem<br />
Waschbären-oder Knut-derdoofe-Eisbär-Fell<br />
räkelt? Solch<br />
plumpe Versuche, die Aufmerksamkeit<br />
zu erregen, hat das junge deutsche<br />
Trio gar nicht nötig. Die neun<br />
Songs wissen auch ohne künstlichen<br />
Sexappeal (und hoffentlich<br />
ironisch gemeinte Machotexte wie<br />
EXITS TO FREEWAYS<br />
Spilling Drinks, Spelling Names CD<br />
exittofreeways.de | Von sich selbst sagen EXITS TO FREE-<br />
WAYS (SPREAD LIKE THE VEINS ON THE BACK OF MY<br />
HANDS), wie sie sich mit vollem Namen nennen, dass sie<br />
„Rock, Rock und Rock“ machen. Doch diese Beschreibung<br />
ist eher ungenau, unvollständig und unpassend. Denn diese<br />
Band mit der längsten MySpace-Adresse der Welt ist ungewohnt,<br />
unklassifizierbar und auch ein bisschen unverschämt,<br />
wie sie da zur Sache gehen. Einfach alle möglichen<br />
Einflüsse in den Mixer zu werfen, funktioniert hier<br />
erstaunlich gut und vor allem mit einer nur selten erreichten<br />
Energie und Spielfreude. So hört man hier sicherlich<br />
modernen, melodisch-frickligen Hardcore aus AT THE<br />
DRIVE-IN-Kreisen, aber auch 90er-Jahre-Seattle-Grunge<br />
sowie einige dieser mittlerweile nur noch stadiontauglichen<br />
T-Shirt-Bands wie BILLY TALENT oder SYSTEM OF<br />
A DOWN. Da<strong>von</strong> sind diese drei Hamburger Herren zum<br />
Glück weit entfernt, denn zu 7/8-Takten lässt es sich auch<br />
als Vierzehnjähriger nur schwer moshen. Man braucht etwas<br />
Eingewöhnungszeit, aber nach zwei Durchläufen machen<br />
diese fünf Songs richtig Spaß. In heißer Erwartung auf<br />
ein Live-Erlebnis ... (19:19) (8) Christoph Schulz<br />
EL GORDO<br />
The Man Behind The Machine CD<br />
glenghostrecords.com | Hervorragend, das sind KYUSS-<br />
Fans. Als solchen müsste es den Jungs eigentlich als Erstes<br />
auffallen, wie wenig innovativ ihr Debüt ist. Natürlich ist<br />
Innovation keine sonderlich zu berücksichtigende Kategorie,<br />
wenn es um Rockmusik geht, allerdings kann man es<br />
mit der Heldenverehrung auch übertreiben. Meine Theorie<br />
zu EL GORDO ist folgende: Ursprünglich als reine Coverband<br />
gestartet, hat man schnell festgestellt, dass es am Gesang<br />
ein wenig hapert und schnell peinlich werden kann,<br />
wenn das Vorbild John Garcia heißt. Also doch eigene Stücke<br />
geschrieben. Spiel- und soundtechnisch okay, aber ansonsten<br />
... (57:03) (2)<br />
Lars Koch<br />
FFF<br />
FILTHY THIEVING BASTARDS<br />
... I’m A Son Of A Gun CD<br />
byorecords.com | Den Kern der Band bilden Mitglieder<br />
der SWINGIN’ UTTERS, die in diesem Rahmen ihr Faible<br />
für Irish Folk und ruhigere Klänge noch etwas mehr<br />
ausleben. Da ziemlich einsichtig sein sollte, dass die Sache<br />
dann nicht völlig in die Hose gehen kann, kommen wir<br />
gleich zu den wenigen Fehlern des nun schon dritten Albums<br />
der FILTHY THIEVING BASTARDS. Die Produktion<br />
zum Beispiel könnte man als „charmant unausgefeilt“ bezeichnen,<br />
wenn man wollte, aber ich will heute mal nicht<br />
und strapaziere diese Ausrede lieber zugunsten <strong>von</strong> Bands,<br />
bei denen weniger offensichtlich ist, dass sie es eigentlich<br />
hätten besser machen können. Vielleicht ist der nicht ganz<br />
stimmige Sound aber auch nur dem Umstand zu verdanken,<br />
dass die Platte an vielen einzelnen Aufnahmeterminen<br />
über einen langen Zeitraum hinweg aufgenommen wurde.<br />
Übrigens tragen die Irish Folk-Elemente zur Klasse der<br />
Band nicht mehr oder weniger bei als auch schon bei den<br />
SWINGIN’ UTTERS: nämlich überhaupt nicht. Sie wirken<br />
eher wie ein Mäntelchen, das man der Platte übergezogen<br />
hat, um ihre eigentliche Natur zu verschleiern: Ein LoFi-<br />
Pop-Album mit starkem Singer/Songwriter-Einschlag,<br />
wie es alternde Punker gerne mal aufnehmen, um sich und<br />
anderen ihren persönlichen Reifungsprozess zu demonstrieren<br />
– ein ziemlich gutes allerdings. (7) Ferdinand Praxl<br />
FUZZY INDEX<br />
Insecure CD<br />
auroramusic.ch | Einen Haufen <strong>von</strong> Live-Shows hat dieses<br />
2001 gegründete Zürcher Trio schon auf dem Buckel<br />
und veröffentlicht nun sein Debütalbum „Insecure“. Entgegen<br />
des Titels versprühen die Schweizer einen Haufen<br />
Selbstsicherheit und machen sich eine sehr gute Produktion<br />
zu Nutze, um dem Hörer ihren melodischen Punkrock<br />
schmackhaft zu machen. Sie erinnert an frühe NO USE<br />
FOR A NAME und STRUNG OUT und dabei ist vor allem<br />
positiv, dass die FUZZY INDEX recht variabel sind. Da wird<br />
es mal ganz poppig, wie im Opener „Insecure“, in der Folge<br />
OX-FANZINE 68