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BEST OF Otto Brenner Preis 2008 Kritischer Journalismus

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zu stabilisieren. Doch schon ist wieder Krise angesagt. Die New York Times meldete<br />

Ende Oktober, bislang seien die Print-Auflagen in den USA um jährlich etwa<br />

zwei Prozent gefallen. Seit Sommer sind es eher vier Prozent.<br />

Unter anderem auch, weil hier immer heftiger gespart wird. Weil Zeitungen im mer<br />

kleiner, knapper und schlechter werden. Die Suppe wird immer dünner. Die „Quali -<br />

tätspresse“ missachtet ihre Qualität. Es gibt keine Verleger mehr. Nur noch Erbsenzähler.<br />

Publizistik besteht heute darin, dass Gruner und Jahr die Zeitschrift „dogs“<br />

herausgibt. Und die WAZ-Gruppe mit dem neuen Titel „Dogs today“ kontert.<br />

Die Roland Bergers und McKinseys sind in den letzten Jahren durch ziemlich alle<br />

Redaktionsflure dieser Republik gestolpert. Dabei sind eine Menge „Freie“ entstanden,<br />

die freiwillig gar nicht hätten „frei“ werden wollten. Die Redaktionen sind<br />

längst völlig überfordert – weil dort immer weniger Leute immer mehr leisten<br />

müssen. Man kann das in fast allen Zeitungen täglich nachlesen. Man hört es<br />

im Radio. Im Fernsehen sieht man’s sowieso.<br />

Ja, es gibt noch Inseln im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Aber die scheinen im mer<br />

winziger zu werden. Manchmal fühle ich mich an diese Bilder von Eisbären auf<br />

schmelzenden Schollen erinnert.<br />

Das zweite Kernproblem: das Geld. Gewiss: Autoren wurden in der Geschichte<br />

selten bis nie anständig bezahlt. Schon Friedrich Schiller hat auf Pump gelebt,<br />

das Geld versoffen, seine Freundinnen und Freunde gemolken. Und jeder kennt<br />

das Klischee-Bild vom armen Poeten, der unterm Regenschirm in der Dachkammer<br />

liegt.<br />

Heute aber sparen sich die Verlage – und die Anstalten – regelrecht zu Tode.<br />

Sie schreddern den Ast, auf dem sie – und wir alle – sitzen. Sie brauchen immer<br />

mehr und mehr und mehr „Freie“, damit der Laden überhaupt noch läuft.<br />

Zugleich ruinieren sie durch immer neue Spartricks deren Existenz. Freigiebig<br />

sind sie nun wirklich nicht. Und von Anstand ist auch zu selten die Rede.<br />

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