11.05.2014 Aufrufe

BEST OF Otto Brenner Preis 2008 Kritischer Journalismus

BEST OF Otto Brenner Preis 2008 Kritischer Journalismus

BEST OF Otto Brenner Preis 2008 Kritischer Journalismus

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ereit, immer schlechtere Bedingungen zu akzeptieren. Die Unternehmer bieten<br />

ihnen oftmals keinerlei sozialen Schutz.<br />

In den Regionen mit Landwirtschaft (Andalusien und Murcía) schieben sich die<br />

Städte gegenseitig den schwarzen Peter zu. Weil es bei der Orangenernte in<br />

Sevilla keine Arbeit für die Einwanderer gibt, verteilt die Stadt in den Obdach -<br />

losenheimen, Busbahnhöfen und Turnhallen, wo hunderte von Immigranten ihr<br />

Nachtlager aufschlagen, umsonst Bustickets in die Ölbaumregion Jaen. Doch<br />

auch in den Olivenhaine gibt es keine Arbeit für die ausländischen Arbeitnehmer.<br />

Sie sind bereits voller spanischer Arbeitskräfte. Jaen gibt deshalb Gratis-Fahrten<br />

nach Córdoba aus, wo ebenfalls die Olivenernte begonnen hat. Córdoba schickt<br />

die Arbeitssuchenden in die Erdbeerprovinz Huelva.<br />

Die Mitte Juni dieses Jahres verabschiedete EU-Regel zur illegalen Einwanderung<br />

verschlechtert die Lage der Einwanderer ohne Aufenthaltsgenehmigung in Europa<br />

weiter. Bis zu 18 Monate lang können sie in Internierungslagern festgehalten<br />

werden, bis sie in ihre Heimatländer zurückgebracht werden.<br />

Spanien, das noch vor zwei Jahren für illegale Einwanderer eine Generalamnestie<br />

verhängt hatte, trieb die Regelung maßgeblich voran. Immigranten sollen nur<br />

dann in ein EU-Land dürfen, wenn ihre Fähigkeiten gerade auf dem jeweiligen<br />

Arbeitsmarkt gebraucht werden.<br />

Die Realität sieht jedoch anders aus. Die Polizisten drücken den meisten Immigranten<br />

ohne Papiere einen Abschiebebescheid in die Hand. Dann lassen sie<br />

sie frei. Von den Kanaren, wo der Einwanderungsdruck am stärksten ist, werden<br />

die Einwanderer regelmäßig nach Madrid geflogen. Von der Regierung bezahlte<br />

Busse transportieren sie von dort an die Orte, an denen es noch Arbeit auf dem<br />

Schwarzmarkt gibt. Doch überall wird die Arbeit knapp, die Einwanderer sind<br />

verstärkt auf die Hilfe der NGOs angewiesen. Diese arbeiten mit Regierungsgeldern,<br />

die den legalen Einwanderern vorbehalten sind. Weit mehr als die Hälfte<br />

der Hilfesuchenden kann jedoch keine Papiere vorweisen. Die Vereine müssen<br />

eine verdeckte Buchhaltung führen.<br />

89

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!