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BEST OF Otto Brenner Preis 2008 Kritischer Journalismus

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Begründung der Jury<br />

„Wie viele Nazis gibt es hier?“ Sie halten das für eine unpassende Frage hier im Saal?<br />

Es gibt Örtlichkeiten in Deutschland, bei denen diese Frage ganz gut paßt und wo<br />

sie betretende Heiterkeit auslöst.<br />

„Wie viele Nazis gibt es hier?“ Wenn man diese Frage irgendwo in der ostdeutschen<br />

Provinz, in einer Plattenbauschule, in einer Plattenbausiedlung stellt, dann erntet<br />

man Gelächter.“ Wie viele Nazis gibt es hier?“ Die Klasse grinst und dann sagt einer<br />

einwenig spöttisch: „Die kann man doch gar nicht zählen hier!“<br />

Der Sänger Xavier Naidoo aus Mannheim hat vor einiger Zeit, als er bei einem<br />

Besuch in einer Schule in Anklam war, mit seiner Frage nach den Nazis beklommene<br />

Heiterkeit ausgelöst.<br />

„Wie viele Nazis gibt es hier?“ Die Orte in Deutschland, an denen diese Frage<br />

berechtigt ist, das sind die Orte, an denen unsere <strong>Preis</strong>trägerin recherchiert. Sie tut<br />

es mit einer Energie, mit einer Akribie und einer Hartnäckigkeit, die ihres gleichen<br />

sucht. Andrea Röpke schwimmt bei ihren journalistischen Ermittlungen nicht nur auf<br />

der Oberfläche, sie taucht tief hinein in eine geheime braune Parallelwelt: dorthin,<br />

wo kein anderer Journalist hinkommt. Andrea Röpke ermittelt, sie klärt auf, sie hat<br />

gezeigt, wie dort, in der braunen Parallelwelt, Kinder in Erziehungscamp gedrillt und<br />

trainiert werden. Sie hat gezeigt, wie Kinder zu kleinen Nazis und Jugendliche zu<br />

großen Nazis gemacht werden.<br />

Wenn man wissen will, wie investigativer <strong>Journalismus</strong> aussieht: hier sitzt Andrea<br />

Röpke. Was braucht man, um Rechtsextremismus zu bekämpfen? Man braucht Leute<br />

wie Andrea Röpke, eine Journalistin, der es vielleicht manchmal so ergeht wie es ein<br />

berühmter Filmtitel sagt: „Allein gegen die Mafia“. In dieser Situation zu bestehen,<br />

in dieser Situation zu recherieren: das ist nicht nur eine große journalistische Leistung,<br />

das ist auch ein Akt hoher Zivilcourage.<br />

Meine Damen und Herren, es gibt einen merkwürdigen Glauben daran – auch bei<br />

den ganz guten Demokraten –, dass es in der Auseinandersetzung mit dem Rechts -<br />

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