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BEST OF Otto Brenner Preis 2008 Kritischer Journalismus

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Begründung der Jury<br />

Der WDR-Redakteur Jürgen Döschner kennt den Krieg aus eigener Anschauung. Als<br />

Russland-Korrespondent, der er fünf Jahre lang für den ARD-Hörfunk war, war er auch<br />

in Tschetschenien im Einsatz. Dort entstand das Interesse am Thema: Woher kommen<br />

die Waffen? Wie wird die Kriegsmaschinerie organisiert? Wer streicht die Profite ein?<br />

Erste Leitfragen waren das für eine dann einjährige Recherche, zu der abendliche Lektüre<br />

genauso gehört wie Wochenendarbeit – Freizeitopfer eines hartnäckigen Kollegen<br />

waren das. Döschners Reise in die Tiefen der internationalen Rüstungsindustrie gipfelte<br />

in einem Besuch der DSEi (Defence Systems and Equipment international) in London,<br />

einer internationalen Rüstungsmesse, wo die Werkzeuge des Todes als Garantien<br />

schein barer Sicherheit offeriert und mit der gleichen Harmlosigkeit wie Waschmaschinen<br />

oder Computer verkauft werden.<br />

Jürgen Döschner hat mit seiner Hörfunksendung „Fire and forget“ ein exzellentes<br />

Radio feature vorgelegt. Hier kommt alles Gute zusammen: kritische Themensetzung<br />

und tiefgehende Recherche, analytischer Zugriff auf eine faszinierende radiophone<br />

Gestaltung. Döschner hat das Geschehen auf einer Rüstungsmesse in London als<br />

szenisches Tableau genommen, um eine ganz besondere Industrie bei ihrer gewinnträchtigen,<br />

letztlich aber tödlichen Arbeit zu zeigen.<br />

Der Titel „Fire and forget“ signalisiert dabei die Verantwortungslosigkeit dieser Branche.<br />

Gemeint sind Waffensysteme, die nach dem Abfeuern selbsttätig ihr Ziel suchen.<br />

Und schon kann sich der Soldat ungerührt von den Folgen seines Tuns abwenden.<br />

In zahlreichen O-Tönen lässt Döschner die Militärmanager mit beschönigenden Selbstbeschreibungen<br />

zu Wort kommen und stellt rüstungskritische Experten dagegen. Der<br />

Autor, der seine eigenen Kommentare fein dosiert hat, der die große Keule der Empörung<br />

gar nicht braucht, zeichnet die enormen Profitraten nach und vergisst auch nicht<br />

die horrenden Opferzahlen.<br />

Ein spannendes Hörerlebnis voller Anschaulichkeit, das aus Sicht der Jury für politische<br />

Aufklärung von hohen Graden sorgt. Ein Lehrstück auch für das Fortleben publizistischer<br />

Ambition im öffentlich-rechtlichen Radio. Ich kann nur sagen: Das muss man sich<br />

anhören! Unsere Gratulation für Jürgen Döschner!<br />

Vorgetragen von Dr. Volker Lilienthal<br />

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