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WANDERAUSSTELLUNG ANTRIEB ZUKUNFT - Phaeno

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FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR Chemische Technologie ICT<br />

Wanderausstellung<br />

<strong>ANTRIEB</strong> <strong>ZUKUNFT</strong><br />

1


INHALT<br />

Einführung<br />

Kurzbeschreibung der Exponate<br />

Exponat 1 – Herausforderungen einer elektromobilen Zukunft<br />

Exponat 2 - Meilensteine der Elektromobilität<br />

Exponat 3 - Geschichte und Grundlagen der Batterie<br />

Exponat 4 - Batterie der Zukunft<br />

Exponat 6 - Stadt der Zukunft<br />

Exponat 7 - Das virtuelle Testzentrum<br />

Exponat 8 - Neues Antriebskonzept mit Radnabenmotor<br />

Exponat 9 - Innerstädtische Mobilitätskonzepte<br />

Exponat 10 - Elektromobilität aus ökonomischer Sicht<br />

3<br />

4- 5<br />

6<br />

7-14<br />

15-23<br />

24-30<br />

31-39<br />

40-43<br />

44-45<br />

46-49<br />

50-55<br />

In diesen 10 Austellungsstücken finden Sie Anwendungstexte, wie sie in den Exponaten<br />

geziegt werden (außer Exponat 5, hier ist kein Anwendungstext verarbeitet).<br />

Weiterführende Informationen finden Sie auf den folgenden Webseiten:<br />

www.antrieb-zukunft.fraunhofer.de<br />

www.elektromobilitaet.fraunhofer.de<br />

www.forum-elektromobilitaet.de<br />

Impressum<br />

Redaktion<br />

Dr. Stefan Tröster<br />

Redaktionsschluss<br />

07.09.2012<br />

Satz, Gestaltung und Druck<br />

Mona Rothweiler<br />

Bildquellen<br />

Antrieb Zukunft<br />

2


Einführung<br />

1. Mit der Elektromobilität neue<br />

Wege erFahren<br />

Seit mehr als 100 Jahren ist der Verbrennungsmotor aus dem<br />

Straßenverkehr nicht wegzudenken. Jetzt zeichnet sich mit<br />

der Elektromobilität eine technologische Zeitwende ab. Die<br />

Elektrifizierung der Antriebe bietet die Chance, die Abhängigkeit<br />

vom Öl zu reduzieren, die Emissionen zu minimieren und<br />

die Fahrzeuge besser in ein multimodales Verkehrssystem zu<br />

integrieren.<br />

Fraunhofer-Systemforschung Elektromobilität<br />

Seit dem 19. Juli 2012 ist sie zu Gast im eMobilitätszentrum<br />

Karlsruhe, am Ostring, in der Heinrich-Wittmann-Straße 23.<br />

Mit dem folgenden Dokument erhalten Sie einen Überblick<br />

zu den einzelnen Ausstellungsexponaten. Gern<br />

können Sie daraus Fragestellungen generieren und Ihre<br />

Schüler mit dem Ausstellungsbesuch gezielt auf Antwortsuche<br />

schicken.<br />

Wir wünschen Ihnen und Ihren Schülern eine spannende Reise<br />

in die Zukunft der Mobilität.<br />

Die Fraunhofer-Gesellschaft vereint unter dem Dach der<br />

„Systemforschung Elektromobilität“ die Kompetenz von mehr<br />

als 30 Forschungsinstituten. Die Besonderheit des Fraunhofer-<br />

Ansatzes ist es, alle Wertschöpfungsstufen der Elektromobilität<br />

aufeinander abgestimmt zu erforschen:<br />

• ausgehend von der Energieerzeugung,<br />

• über den Transport und die Verteilung der Energie durch die<br />

Stromnetze,<br />

• die Schnittstellen zwischen Stromnetz und Fahrzeug,<br />

• die Energiespeicherung<br />

• bis hin zu neuen Fahrzeugkonzepten mit einer neuen<br />

Infrastruktur<br />

• sowie Nutzungs- und Abrechnungskonzepten.<br />

2. Willkommen bei <strong>ANTRIEB</strong> <strong>ZUKUNFT</strong><br />

Mit dem Ziel, vielen Menschen die Forschungsergebnisse der<br />

Fraunhofer-Systemforschung Elektromobilität zugänglich zu<br />

machen, entstand die interaktive Erlebnisausstellung <strong>ANTRIEB</strong><br />

<strong>ZUKUNFT</strong>. Nach ihrem erfolgreichen Start am Fraunhofer-<br />

Forum in Berlin wandert sie nun an verschiedenste Orte<br />

innerhalb Deutschlands.<br />

Ihr Ansprechpartner:<br />

Dr. Stefan Tröster<br />

Telefon +49 721 4640-392<br />

Mail stefan.troester@ict.fraunhofer.de<br />

Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie<br />

Joseph-von-Fraunhofer-Straße 7<br />

76327 Pfinztal<br />

3. Auf den Spuren der Mobilität<br />

von Morgen<br />

Die Ausstellung umfasst 10 interaktive Exponate zum Thema<br />

Elektromobilität – angefangen bei der Energieerzeugung über<br />

neue Fahrzeugkonzepte bis hin zur nachhaltigen Verkehrsentwicklung.<br />

Sie schickt ihre Besucher auf eine Zeitreise durch<br />

die hundertjährige Geschichte der elektrischen Antriebe und<br />

zeigt die historische Entwicklung der Batterie, beginnend mit<br />

der Galvanischen Zelle bis hin zur modernen Lithium-Ionen-<br />

Batterie.Darüber hinaus ist das Demonstrationsfahrzeug Frecc0<br />

Gegenstand der Ausstellung.<br />

Einführung<br />

3


Kurzbeschreibung der Exponate<br />

3.1 Die Exponate der Ausstellung<br />

• Exponat 1 Eingangsinstallation - Herausforderungen<br />

einer elektromobilen Zukunft<br />

• Exponat 2 Meilensteine der Elektromobilität<br />

• Exponat 3 Geschichte und Grundlagen der Batterie<br />

• Exponat 4 Batterie der Zukunft<br />

• Exponat 5 Energieumsetzung und -speicherung im<br />

Fahrzeug<br />

• Exponat 6 Stadt der Zukunft<br />

• Exponat 7 Virtuelles Testzentrum<br />

• Exponat 8 Neues Antriebskonzept mit<br />

• Radnabenmotor<br />

• Exponat 9 Innerstädtische Mobilitätskonzepte<br />

• Exponat 10 Elektromobilität aus ökonomischer Sicht<br />

• Frecc0 Demonstrationsfahrzeug<br />

3.1.3 Exponat 3 – Geschichte und Grundlagen der<br />

Batterie<br />

Entlang eines illustrierten Zeitstrahls zur Geschichte der Batterie<br />

gelangt der Besucher zu einem Batteriemodell, an dem<br />

er zunächst die grundlegende Funktionsweise der Batterie<br />

erkunden kann. Dabei steuert er durch Herunterdrücken der<br />

stilisierten Batterie-komponenten am Modell die Präsentation<br />

3.1.4 Exponat 4 – Batterie der Zukunft<br />

Von einer Übersicht der wichtigsten Anforderungen gelangt<br />

der Besucher zur Fraunhofer-Lithium-Roadmap, die in Form eines<br />

grafischen Zeitstrahls die wichtigsten Entwicklungsziele bis<br />

ins Jahr 2050 umreißt Die von Fraunhofer aktuell verfolgten<br />

Lösungsansätze und Entwicklungen können im Rahmen einer<br />

umfangreich illustrierten Präsentation erkundet werden<br />

3.1.1 Exponat 1 – Eingangsinstallation –<br />

Herausforderungen einer elektromobilen Zukunft<br />

3.1.5 Exponat 5 – Energieumsetzung und -speicherung<br />

im Fahrzeug<br />

An dieser ersten Station ist Körpereinsatz gefragt: per Gestensteuerung<br />

navigiert man durch die Welt der Elektromobilität.<br />

Tritt der Besucher vor die Station, wird er von einer Kamera erfasst<br />

und kann durch Handbewegungen einen „Energiestrahl“<br />

über eine „Papierlandschaft“ lenken, auf der flüchtig Skizzen,<br />

Handzeichnungen und Notizen gewissermaßen als Dokumentation<br />

des Forschens und Entwickelns erkennbar werden.<br />

3.1.2 Exponat 2 – Meilensteine der Elektromobilität<br />

Das Holzlenkrad des Lohner-Porsches in der Hand, ein leichter<br />

Tritt aufs „Gaspedal“ und schon schnurrt der Besucher mit<br />

dem Elektromotorlos. Links und rechts kann er am Wegesrand<br />

an den historischen Stationen der Elektromobilität anhalten.<br />

Der Blick durch die Zeitfenster vermittelt eindrucksvoll die<br />

spannende Geschichte des Elektroantriebs<br />

In einer Aufsichtsgrafik kann der Besucher erfahren, wie<br />

sich Energiegewinnung, -bereit-stellung und -speicherungim<br />

direkten Vergleich von Elektro- und Benzinfahrzeug darstellen.<br />

Mit Hilfe einer Durchsichtsgrafik werden crashsicheres Batteriesystem,<br />

Radnabenmotor, Ladegerät und Leistungselektronik<br />

im Fahrzeug sichtbar gemacht. Wie Tankkonzepte der Zukunft<br />

aussehen können, wird dem Besucher an einer Ladesäule<br />

demonstriert.<br />

3.1.6 Exponat 6 – Stadt der Zukunft<br />

An einem Multitouch-Tisch blickt der Besucher aus der<br />

Vogelperspektive auf eine städtische Topographie. Entlang<br />

eines Straßennetzes reihen sich Gebäude und Anlagen, die<br />

jeweils einen Aspekt städtischer Mobilität oder systemischen<br />

Energiemanagements repräsentieren, den es zu erkunden gilt.<br />

Im Zentrum der Stadt befindet sich eine Carsharing-Station,<br />

4<br />

Kurzbeschreibung der Exponate


an der Fahrzeuge unterschiedlicher Bauart „geliehen“ werden<br />

können. Diese Fahrzeuge sind in einer Draufsicht dargestellt<br />

und können vom Besucher wie Spielzeugautos mit dem Finger<br />

durch das Straßennetz der Stadt bewegt werden.<br />

3.1.7 Exponat 7 – Virtuelles Testzentrum<br />

Bereiche der Stadt wie zum Beispiel Haltestelle oder<br />

Marktstand. Wissens-wertes erfährt er auch über die Elektrofahrzeuge<br />

AutoTram, MicroCarrier und Frecc0. Hier haben<br />

Fraunhofer-Forscher tragfähige Konzepte entwickelt, die die<br />

Zukunft der Innenstädte nachhaltig verändern werden.<br />

Im virtuellen Testzentrum wird der Besucher zum Testleiter und<br />

kann authentische Versuche am Elektroauto, wie zum Beispiel<br />

Komponentencrashs oder Leistungstests, unter wechselnden<br />

Klimabedingungen durchführen. Der Besucher blickt in eine<br />

moderne Werkstatthalle, in der verschiedene Prüfstände<br />

anwählbar sind. Die einzelnen Bereiche des Testzentrums sind<br />

mit Symbolen gekennzeichnet, die auf dem Steuerungspanel<br />

ausgewählt werden können.<br />

3.1.8 Exponat 8 – Neues Antriebskonzept mit<br />

Radnabenmotor<br />

3.1.10 Exponat 10 – Elektromobilität aus ökonomischer<br />

Sicht<br />

Anhand eines interaktiven Diagramms, das die ineinandergreifenden<br />

Systeme Automobil-industrie und Wirtschaft mit<br />

ihren Dimensionen zeigt, kann der Besucher direkt in den gewünschten<br />

Themenbereich einsteigen. Er lernt die technischen<br />

Veränderungen und ihre Konsequenzen für die beteiligten<br />

Akteure, die Szenarien zur Entwicklung des Marktes sowie die<br />

damit verbundenen Anforderungen und die neuen Akteure<br />

und Geschäftsmodelle im Bereich der Elektromobilität kennen.<br />

Dieses Augmented-Reality*-Exponat ermöglicht dem Besucher<br />

den Röntgenblick in den laufenden Fraunhofer-Radnabenmotor<br />

mit all seinen Komponenten. (*erweiterte Realität)<br />

Über eine Pfeiltastensteuerung, die links und rechts in das<br />

stilisierte Röntgengerät integriert ist, steuert der Besucher die<br />

Präsentation. Dabei wird von der Animation des laufenden<br />

Motors in eine Explosionsdarstellung übergegangen und der<br />

Motor reiht sich seinen Einzelteilen, gleich einer Perlenkette,<br />

horizontal vor dem Betrachter auf und kann Schritt für Schritt<br />

erkundet werden.<br />

3.1.11 Frecc0 – Demonstrationsfahrzeug (nicht fahrbar)<br />

Ein Beispiel für den Individualverkehr der Zukunft bietet das<br />

komplett elektrisch betriebene Demonstrationsfahrzeug<br />

„Frecc0“, das Fraunhofer-Forscher auf Basis eines bereits existierenden<br />

Fahrzeugkonzepts aufgebaut haben. In das Modell<br />

fließen die Projekt-ergebnisse aller beteiligten Fraunhofer-<br />

Institute ein und zeigen so die grundsätzliche Machbarkeit der<br />

entwickelten Lösungen. Insbesondere kann der Besucher in<br />

der Nahansicht den Radnabenmotor betrachten.<br />

3.1.9 Exponat 9 – Innerstädtische Mobilitätskonzepte<br />

An diesem Exponat erhält der Besucher eine mögliche Antwort<br />

darauf, wie sich die elektro-mobile Zukunft ökologisch und<br />

effizient gestalten lässt, sowohl für den öffentlichen Nah- als<br />

auch für den innerstädtischen Individual- und Lieferverkehr.<br />

Über einen Bildschirm taucht er in die städtische Szenerie der<br />

Zukunft ein und erkundet via Touchscreen verschiedene<br />

Kurzbeschreibung der Exponate<br />

5


Exponat 1<br />

Herausforderungen<br />

einer elektromobilen<br />

Zukunft<br />

Anwendungstext Exponat 1<br />

Eingangsinstallation Herausforderungen<br />

einer elektromobilen<br />

Zukunft<br />

Einblender<br />

• Mobilität nachhaltig gestalten<br />

• Neue Antriebe entwickeln<br />

• Energie effizient nutzen<br />

• Leistungsfähige Speicher entwerfen<br />

• Neue Mobilitätskonzepte umsetzen<br />

• Geringere Kosten und höhere Reichweiten bewegen<br />

Autofahrer zum Umstieg<br />

• Senkung der CO2-Emissionen bis 2050 nur bei 70<br />

Prozent „emissionsfreien Fahren“<br />

• Eine Million Elektroautos bis 2020<br />

• Elektromobilität: Wege zum umweltschonenden<br />

Stadtverkehr<br />

• Wohin mit dem Motor: Rad oder Achse – Wer hat<br />

die Nase vorn?<br />

• Fraunhofer-Forscher entwickeln aufprallsicheres<br />

Batteriepack<br />

• Elektromotor kann mehr als 90 Prozent der einge<br />

setzten Energie nutzen<br />

Papercuts<br />

• Elektromobilität eine Geschichte mit Zukunft<br />

• Gesucht: die Übermorgenbatterie für die<br />

Elektromobile-Zukunft<br />

• Fraunhofer-Forscher entwickeln Redox-Flow-Batterie<br />

• „Peak Oil“ möglicherweise schon erreicht<br />

• Deutsche fahren im Schnitt weniger als 50 Kilometer<br />

pro Tag<br />

• Dezentralisierung der Energie-Erzeugung bringt<br />

Bewegung in den Strommarkt<br />

• Endabnehmer werden Stromproduzenten<br />

• Smart-Meter hilft Energiekosten senken und Klima<br />

schützen<br />

• Im intelligenten Stromnetz sind alle miteinander<br />

verbunden<br />

• Regelmäßige Ladungen beim Parken ersetzen<br />

unregelmäßige Stopps an der Tankstelle<br />

• Car Sharing ist ein Schlüssel für ein nachhaltiges<br />

Mobilitätssystem<br />

• Elektroautos können als mobile Speicher Energie<br />

schwankungen ausgleichen<br />

6<br />

Exponat 1 – Herausforderungen einerelektromobilen Zukunft


Exponat 2<br />

Meilensteine der<br />

Elektromobilität<br />

Anwendungstext Exponat 2<br />

Meilensteine der Elektromobilität<br />

25. Februar 1837, Patentamt, Vermont, USA<br />

Pssst! Mit Spannung erwartet man eine amtliche Bestätigung.<br />

Thomas Davenport erhält das erste Patent auf einen Elektromotor.<br />

In der Amtsstube ist es ruhig. Man hat sich zur Beratung<br />

zurückgezogen. Zum dritten Mal wird Davenport heute<br />

vorstellig.Nach der ersten Ablehnung 1834 hat der Autodidakt<br />

seinen Dokumenten die Empfehlungen von zwei renommierten<br />

Forschern beigelegt. Doch beim zweiten Antrag fiel<br />

das Modell seines Motors einem Feuer zum Opfer, bevor die<br />

Begutachtung abgeschlossen war. Heute wird alles funktionieren.<br />

Inspiriert von Faradays elektromagnetischen Experimenten<br />

übersetzt Davenport elektrische in mechanische Arbeit: Sein<br />

Komutator-Motor kann durch den Einsatz eines mitlaufenden<br />

Stromwenders eine andauernde und gleichmäßige Bewegung<br />

erzeugen. Inzwischen hat Davenport die Wirksamkeit seiner<br />

Erfindung an einem Schienenfahrzeugmodell demonstriert<br />

und träumt davon, eines Tages die Dampfmaschine überflüssig<br />

machen zu können.<br />

schwere wieder aufladbare Bleiakkumulatoren. Trotzdem<br />

erreicht das Elektrofahrzeug eine Geschwindigkeit von bis zu<br />

12 km/h. Im Herbst soll es zu den größten Attraktionen der<br />

Exposition Internationale de l’Electricité gehören.<br />

29. April 1882 Halensee bei Berlin<br />

Zurücktreten bitte! Die Elektromote startet!<br />

Werner Siemens entwickelt den ersten Oberleitungsbus.<br />

Ächzend setzt sich der Kutschenwagen in Gang. Wie von<br />

Geisterhand bewegt nimmt er seine Fahrt auf. Immer schneller<br />

drehen sich die eisenbereiften Holzspeicherräder. Die beiden<br />

Herren, die bei diesem Testlauf den Wagen führen, überwachen<br />

kritisch die zweipolige Oberleitung, die über stählerne<br />

Masten entlang der 540 Meter langen Teststrecke verläuft. Die<br />

Energie für diesen Oberleitungsbus mit dem zukunftsweisenden<br />

Namen Elektromote, stammt aus einer Dampfmaschine,<br />

die mit einem Generator verbunden ist. Diese Energie speist<br />

die zwei Hauptmotoren, die unter dem Kutschbock angeordnet<br />

sind. Heute laufen sie rund. Ein guter Tag. Aber es wird<br />

noch viele Jahre dauern, bis 1900 die Pariser „Compagnie de<br />

Traction“ per TrolleyAutomoteur den planmäßigen Personenverkehr<br />

mit einem Oberleitungsbus aufnimmt.<br />

1. August 1881, Akademie der Wissenschaften, Paris<br />

Mesdames et Messieurs!J’ail’honneur de vouspresenter le<br />

premiervehiculeelectric!<br />

Gustave Trouvé präsentiert das erste Elektromobil vor den<br />

Mitgliedern der Akademie.Die Mitglieder der Akademie sind<br />

zahlreich erschienen, das Interesse ist groß. Der Chemiker<br />

und Elektroingenieur Trouvé berichtet von einem weiteren<br />

Durchbruch in seiner Forschung. Erst ein Jahr zuvor hatte er<br />

hier seinen Bootsmotor vorgestellt. Dieser Außenbordmotor ist<br />

nunmehr zum Fahrzeugantrieb umfunktioniert und läuft dank<br />

des Einsatzes von exzentrisierenden Spulen besonders rund.<br />

Es ist dem ehemaligen Uhrmacher zudem gelungen, das Gewicht<br />

der einzelnen Motorkomponenten drastisch zu reduzieren.<br />

Sein Dreirad kann daher mit zwei der weiterentwickelten<br />

Elektromotoren ausgestattet werden. Den Strom liefern sechs<br />

29. April 1899, Achères bei Paris<br />

Da kommen sie angeschossen!<br />

Camille Jenatzy und die „JamaisContente“ brechen alle<br />

Rekorde.Die Begeisterung der Zuschauer ist mit nichts zu<br />

vergleichen und wahrscheinlich der eigentliche Antrieb des<br />

belgischen Ingenieurs Camille Jenatzy. Der Rennfahrer mit<br />

dem Beinamen „der rote Teufel“ ist auch im bürgerlichen<br />

Leben mit Elektromobilität befasst. Erist Direktor einer Firma,<br />

die elektrische Personen- und Lastfahrzeuge herstellt. Für die<br />

morgige Siegesparade wird er seine „Nie-Zufriedene“ mit<br />

Blumengirlanden schmücken. Das torpedoförmige Gefährt<br />

beschert ihm heute einen Triumph über seinen Konkurrenten<br />

Gaston de Chasseloup-Laubat und einen nationalen Geschwindigkeitsrekord<br />

von 105,882 km/h. Jenatzy hatte sich bei<br />

seinem Entwurf auf dieses Ziel konzentriert.<br />

Exponat 2 - Meilensteine der Elektromobilität<br />

7


Wenig Komfort und viel Leistung in Gestalt zweier 25-kW-<br />

Motoren sind vorgesehen. Strom wird in 82 Fulmen-<br />

Batterie-Elementen mitgeführt.<br />

14. April 1900, Weltausstellung Paris / Österreichischer<br />

Pavillon<br />

Kommen Sie, staunen Sie!<br />

Erleben Sie den Beginn einer transmissionslosen Epoche!<br />

Der Radnabenmotor ermöglicht einen Antrieb ohne<br />

Reibungsverluste. 51 Millionen Besucher strömen von April bis<br />

Oktober 1900 durch die Weltausstellung. Die Elektrifizierung<br />

aller Lebensbereiche bildet einen eigenen Schwerpunkt. Unter<br />

den Hauptattraktionen ist ein österreichisches Automobil zu<br />

bestaunen:Der Lohnerporsche.Hoflieferant und Inhaber der<br />

größten Pferdewagenfabrik der Monarchie, Ludwig Lohner,<br />

hat zur Erschließung des neuen Marktsegments den jungen<br />

Ingenieur Ferdinand Porsche engagiert. Der feiert heute<br />

den Beginn einer großen Karriere. Sein hier präsentierter<br />

Radnabenmotor wird es noch bis zum Mond bringen! Das<br />

Rad selbst ist der Rotor des Gleichstrommotors und macht<br />

Antriebswellen und Getriebe überflüssig. Der 50 km/h<br />

schnelle Wagen ist mit elektrischen Vorderbremsen und einer<br />

Rückfahrsperre ausgestattet. In den USA werden derzeit 40<br />

Prozent aller Fahrzeuge mit Dampfmaschinen, 22 Prozent mit<br />

Benzinmotoren und 38 Prozent mit Elektromotoren betrieben.<br />

17. August 1901, Wien-Floridsdorf / K.u.K. Hofwagenfabrik<br />

Ludwig Lohner & Co.<br />

Ärmel aufgekrempelt! Die Maschinen stehen bereit.<br />

Erst voriges Jahr auf der Weltausstellung vorgestellt, geht der<br />

Lohner-Porsche jetzt in Serie. So aufgeräumt ist die große<br />

Fertigungshalle nur selten. Heute fällt der Startschuss für die<br />

serielle Herstellung des Weltausstellungserfolgs. In den Büroräumen<br />

des Werkes wird bereits an der weiteren Verbesserung<br />

des Lohner-Porsche gearbeitet. Seine Geschwindigkeit lässt<br />

sich nur noch durch Gewichtsreduktion steigern. Eines der<br />

motorisierten Vorderräder allein bringt 115 kg auf die Waage.<br />

Die nötigen Bleibatterien für 50 km Reichweite wiegen 410<br />

kg. Die konsequente Weiterentwicklung wird im kommenden<br />

Jahr der erste „Mixte“-Wagen sein: Ein vierzylindriger<br />

Verbrennungsmotor erzeugt über einen Generator den Strom<br />

für denRadnabenantrieb. Die Kosten für dieses Modell liegen<br />

mit 10.000,- bis 35.000,- österreichischen Kronen je nach<br />

Ausführung deutlich über denen für ein Auto mit Verbrennungsmotor.<br />

(Für eine Krone bekommt man 25 Semmeln oder<br />

3 l Milch)<br />

17. Februar 1911, Dayton Ohio, USA<br />

(Charles Kettering rüstet den ersten GM Cadillac mit einem<br />

Elektrostarter aus.) Erröten Sie, meine Herren Heimwerker!<br />

In seiner kleinen Werkstatt macht Charles Kettering bahnbrechende<br />

Entdeckungen. Ganz Gentleman, vollendet Charles<br />

Kettering heute eine Erfindung, die der Damenwelt hinter das<br />

Steuer der benzinbetriebenen Automobile helfen soll. Sein<br />

„elektrischer Selbst-Starter“ wird soeben in einen GM Cadillac<br />

eingebaut. Er macht das unbequeme und mitunter gefährliche<br />

Starten per Handkurbel überflüssig. Schon bald werden auch<br />

andere Hersteller diese Technik integrieren und damit den<br />

andauernden Erfolg des Verbrennungsmotors begründen.<br />

Kettering hat bereits mit einer ganzen Reihe praktischer<br />

Erfindungen von sich reden gemacht. Unter anderem entwickelte<br />

er einen Motor für elektrische Registrierkassen und den<br />

öffentlichen Münzfernsprecher. Sein Erstberuf ist allerdings<br />

Lehrer. Im Zuge seiner erfolgreichen Karriere als Leiter der GM<br />

Research Corporation, regt „Boss Ket“ daher die Gründung<br />

eines Schulungszentrums zur anwendungsbezogenen Ausbildung<br />

für angehende Ingenieure an. „The worldhateschange,<br />

but itistheonlythingthathasbroughtprogress.“ - Charles<br />

Kettering<br />

8<br />

Exponat 2 - Meilensteine der Elektromobilität


6. Mai 1912, Anderson Electric Car Company, Detroit,<br />

Michigan, USA<br />

Wer möchte das nicht? Fahren wie Clara Ford und J. D.<br />

Rockefeller Jr.!<br />

Der Detroit Electric punktet mit Bequemlichkeit und Schick.<br />

Wir befinden uns auf dem Höhepunkt der Elektroauto-<br />

Produktion: Seit 1907 verlassen bis zu 2.000 Autos<br />

jährlich allein dieses Werksgelände! Insgesamt 20 Hersteller<br />

produzieren dieses Jahr 33.842 Elektroautos. Das Starten ohne<br />

manuellen Anlasser ist ein überzeugendes Argument für den<br />

Detroit-Electric. Obwohl das am meisten verkaufte Modell ein<br />

einsitziger Kutschenwagen ist, steht der Name für Komfort<br />

und Eleganz. Windschutzscheiben aus geformtem Glas runden<br />

sein Erscheinungsbild ab. Die feinen Leute fahren den Detroit<br />

Electric Roadster oder das Modell Brougham (gehandelt ab<br />

2.500,- Dollar). Gegen Aufpreis wird dieses „Baby“ mit einem<br />

Nickel-Eisen-Akkumulator der Firma Edison ausgestattet, der<br />

eine Reichweite von mindestens 130 km erzielt. Mit durchschnittlichen<br />

32 km/h Geschwindigkeit ist er für den Stadtverkehr<br />

genau das Richtige.Während des Ersten Weltkrieges<br />

machen ihn die steigenden Ölpreise zusätzlich beliebt.<br />

11. September 1920, Wohnhaus von Clara und Henry<br />

Ford, Detroit, Michigan USA<br />

Viel Lärm und nicht nur heiße Luft.<br />

Die Benziner setzen sich durch. Sie kommen in Massen.<br />

Während die Fords privat dem Elektro-Auto die Treue halten,<br />

ist es der Benziner Tin Lizzy (Modell T), der ihren wirtschaftlichen<br />

Erfolg begründet. Das 1908 entworfene Modell wird<br />

in den Ford-Fabriken seit 1913 am Fließband produziert. Vor<br />

zwei Jahren (1918) war bereits jedes zweite Auto in den USA<br />

eine Tin Lizzy. Bis 1927 werden es mehr als 15 Millionen<br />

Fahrzeuge sein. Auch in England und Kanada wird sie gebaut.<br />

Sie ist ein internationaler Erfolg. Ein Elektrostarter ermöglicht<br />

(bei warmem Motor) die Zündung des Hinterradantriebs ohne<br />

Kurbeln. Das Öl ist günstig, niedrige Anschaffungskosten von<br />

nur noch 290,- Dollar machen Tin Lizzy zusätzlich beliebt.<br />

Durch Gewinnbeteiligungen und mit überdurchschnittlich<br />

hohen Löhnen bemüht sich Ford zudem die Kaufkraft seiner<br />

Arbeiter zu stärken. Für einen Achtstundentag erhalten sie<br />

sechs Dollar Entgelt.<br />

1. Mai 1941, Geschäftsstraße in Paris<br />

Elektrischer Antrieb belebt den zivilen Verkehr!<br />

Das VoitureLégère de Ville, das „leichte Auto für die Stadt“<br />

VLV macht Schlagzeilen. Zivile Fahrzeuge sind ein seltener<br />

Anblick auf den Straßen von Paris. Unter deutscher Besatzung<br />

ist der Treibstoff rationiert und in den Fabriken von Peugeot<br />

werden unter Aufsicht von Ferdinand Porsche Kleintransporter<br />

für die militärische Nutzung erzeugt. Aber jetzt soll in Sochaux<br />

der VLV hergestellt werden. Das dreirädrige Cabriolet wird<br />

hauptsächlich bei der Post und im Gesundheitsdienst zum<br />

Einsatz kommen. Privatpersonen brauchen eine amtliche<br />

Kaufgenehmigung. Bis Ende des Krieges werden 377 Stück<br />

des Zweisitzers gebaut.Er wiegt nur 350 kg, davon machen die<br />

vier 12V Batterien mit ca. 75 km Reichweite allein 160 kg aus.<br />

Der 3,3 CV Motor sitzt zwischen den Hinterrädern und erlaubt<br />

Höchstgeschwindigkeiten von 36 km/h. Mit einem speziellen<br />

Ladegerät kann der VLV an jeder Steckdose betankt werden.<br />

70 Jahre später wird Peugeot das Konzept des VLV mit dem<br />

BB1 wieder aufgreifen.<br />

3. Mai 1947, Tokyo, Japan<br />

Taxi, Bringen Sie uns in die Stadt der Zukunft!<br />

Auch in Fernost verdankt sich die Entwicklung von Elektromotoren<br />

einer Ölknappheit. Hier geht nichts mehr weiter.<br />

Die unfreiwillige Entschleunigung führt zur Besinnung auf<br />

erneuerbare Energie. Nach dem Pazifikkrieg werden die wenigen<br />

Rohstoffe weiter rationalisiert, andererseits fördert die<br />

Zentralregierung Japans noch unter Kontrolle der Amerikaner<br />

die Entwicklung alternativer Antriebe.In einem ehemaligen<br />

Flugzeugmotorenwerk wurden schon im letzten Jahr elektrisch<br />

betriebene Transporter konstruiert.Heute läuft die lang<br />

erwartete PKW-Version vom Band.<br />

Exponat 2 - Meilensteine der Elektromobilität<br />

9


Der Zweitürer ist mit einer austauschbaren Bleisäurebatterie<br />

ausgestattet und wird nach dem Herstellungsort<br />

„Tama“genannt. 65 km Reichweite und 35 km/h Geschwindigkeit<br />

eignen ihn für den Einsatz im Stadtverkehr beispielsweise<br />

als Taxi. Erst jetzt nach in Kraft Treten des Gesetzes zur<br />

lokalen Selbstverwaltung formiert sich aus der ehemaligen Tachikawa<br />

Airplane Company ein eigenständiges Unternehmen:<br />

die Tokyo ElectricMotorcar Corporation (TōkyōDenkiJidōsha).<br />

Mittels Kreiselkompass und Kilometerzähler können die<br />

Astronauten selbstständig navigieren und zum Landemodul<br />

zurückfinden. Besonderes Augenmerk hat das Boing<br />

Konstruktionsteam um den Physiker Ferenc Pavlics auf die<br />

Beschaffenheit der Räder gelegt. Sie müssen bei unterschiedlichen<br />

Untergrundbedingungen zuverlässig funktionieren. Bei<br />

Durchschnittsgeschwindigkeiten von 13 km/h gewährleisten<br />

die Silberoxid-Zink-Batterien eine Reichweite von 92 km.<br />

1. Oktober 1953, Alexanderplatz, Berlin<br />

Sie haben neue Mail!<br />

Die Post bringt unsere Neuigkeiten motorisiert und nahezu unbemerkt.<br />

Ab sofort umfasst die Flotte der Deutschen Post eine<br />

neue Einheit von Spezial-Elektrowagen. Still und leise werden<br />

neuerdings die Berliner Briefkästen entleert. Die Karosserie<br />

wurde eigens zu diesem Zweck konstruiert: die Fahrerkabine<br />

lässt sich nur auf der rechten Seite öffnen und entlässt<br />

die Beamten sicher und trocken auf den Gehsteig. Auch<br />

andernorts weiß man die geräuscharmen kleinen Elektrobusse<br />

zu schätzen. Oft fahren Sie auf nur drei Rädern und mit<br />

offenem Laderaum, je nach Aufgabe, die sie im städtischen<br />

Nahverkehr übernehmen. In England und den USA werden sie<br />

beispielsweise für die tägliche Milchlieferung genutzt. „Milk<br />

float“ (Milchflotte) werden die Kleintransporter dort liebevoll<br />

genannt. So können Waren und Dienstleistungen in den<br />

frühen Morgenstunden verteilt werden ohne die Nachtruhe in<br />

den Wohngebieten zu stören.<br />

31. Juli /4. August 1971, Der Mond<br />

Farewell Moon-Buggy!<br />

Nach der erfolgreichen Mission bleibt das LRV Mondauto im<br />

All zurück. Im Dienste der Wissenschaft kommt der elektrische<br />

Radnabenmotor nun auf dem Mond zum Einsatz. Das Lunar<br />

RovingVehicle (Mond-Wander-Fahrzeug) wird außen an der<br />

spinnenartigen Mondlandefähre mitgeführt. Nach der<br />

Landung müssen die Räder ausgeklappt und das Fahrzeug<br />

per Seilzug zu Boden gelassen werden. Der zweisitzige LRV<br />

erlaubt bemannte Erkundungstouren in die Umgebung.<br />

13. November 1967, Stuttgart<br />

Schön, dass Sie Zeit gefunden haben!<br />

Im kleinen Kreis wird die Entwicklung deutscher Prototypen<br />

für den Hybrid-Antrieb beschieden. „Streng vertraulich“ steht<br />

über dem Protokoll der heutigen Sitzung der Elektromobil-<br />

Elite. Ein gemeinsames Entwicklungsprojekt der Konzerne<br />

Daimler Benz und Volkswagen führt die Herren zusammen. Sie<br />

möchten gegenüber neuen Umweltschutzvorschriften in den<br />

USA gewappnet sein. Die Entwicklung eines Hybrid-Antriebs<br />

für Stadtbusse und Transporter soll also in Auftrag gegeben<br />

werden. Man hofft in diesem Sinn auf ein neuartiges Speichersystem<br />

für Wasserstoff aus Genf. Aber auch die hiesigen<br />

Bemühungen Kraftstoffverbrauch, Lärm- und<br />

Schadstoffemissionen zu verringern sind vielversprechend!<br />

Der 24-Stunden-Betrieb eines Stadtbusses erscheint nach Untersuchungen<br />

bei Daimler Benz durch die Kombination eines<br />

Generators mit einem 4-Zylinder-Diesel-Antriebsmotor bereits<br />

möglich. Bei etwa 50 PS Leistung entspräche das Batterievolumen<br />

eines solchen Modells dem eines Fahrzeugs mit reinem<br />

Elektro-Antrieb bei stündlicher Aufladung.<br />

26. August 1972, Olympische Spiele, München (Eröffnungsdatum)<br />

Auf die Plätze – Fertig – Los!<br />

BMW setzt mit der Ausstattung der Sportveranstaltung ein<br />

Zeichen für die Zukunft der Automobilindustrie. Die<br />

olympischen Sommerspiele sind ein gesellschaftliches Groß-<br />

Ereignis. Mehr als 7.000 Teilnehmer werden erwartet. Doch es<br />

wird nicht nur um sportliche Höchstleistungen gehen.<br />

10 Exponat 2 - Meilensteine der Elektromobilität


Der Autohersteller BMW wartet mit einem besonderen<br />

Olympioniken auf: Eine Flotte orangefarbener Elektro-<br />

Begleitfahrzeuge.Gerade wird die Studie „Die Grenzen des<br />

Wachstums“ des Club ofRome veröffentlicht. Unterdessen<br />

könnte hier der Startschuss für ein allgemeines Umdenken<br />

in der Fahrzeugtechnologie gefallen sein. Die 1602-Serie ist<br />

BMWs aktuelles Breitenangebot. Bald schon könnte das Auto<br />

auch für Normalverbraucher mit Elektromotor ausgestattet<br />

werden. Noch sind Reichweiten und Geschwindigkeit<br />

beschränkt. Trotz 350 kg schweren Blei-Batterien kommt man<br />

bei 50 km/h nur 60 km weit. Aber die Forschung läuft bereits<br />

auf Hochtouren. Die Ölpreiskrisen der 1970er Jahre sorgen für<br />

die nötige Konjunktur.<br />

26. März 1995, Strassburg, Deutsch-Französische Grenze<br />

(Schengenabkommen)<br />

Chapeau! Hut ab, liebe Nachbarn!<br />

In Frankreich baut man einen Vorsprung in Sachen Elektromobilität<br />

aus. Ohne Passkontrolle können wir die Staatsgrenze<br />

passieren. Ein Unterschied zwischen den Nationen scheint<br />

jedoch zu wachsen: Peugeot-Citroën stellt als einziger<br />

Autobauer in Europa serienmäßig Elektrofahrzeuge für den<br />

freien Markt her. 10.000 Fahrzeuge werden dort in den<br />

kommenden 10 Jahren vom Band laufen. Mit 90 km/h Höchstgeschwindigkeit<br />

bei 85 km Reichweite ist der Peugeot 106<br />

Electric für den Stadtverkehr ausgelegt. Er lässt sich an jeder<br />

Haushaltssteckdose betanken. In Deutschland hingegen wird<br />

die Produktion des VW Golf CitySTROMers nach gerade 120<br />

Stück eingestellt. Der Kompaktwagen ist als Einsatzfahrzeug<br />

der Energieversorger vorgesehen. Ein Blei-Gel-Akkusatz mit<br />

96 Volt Blockspannung würde Reichweiten bis 70 km bei 100<br />

km/h erlauben. Ein europäisches Verbot von Nickel-Cadmium-<br />

Akkus wird wiederum der Weiterentwicklung des 106 Electric<br />

im Jahr 2005 ein vorläufiges Ende setzen.<br />

27. Oktober 1995, Tokio Motor Show, Chiba City, Japan<br />

Ein Traum wird wahr:Takeshi Yaegashi überbrückt die Kluft<br />

zwischen elektrischen und benzinbetriebenen Motoren.<br />

„Träum den Traum!“ unter diesem Motto steht die 31.<br />

Japanische Automobil-Messe 1995. Japan hat ein großes<br />

Erdbeben überstanden und steht unter dem Schock eines<br />

Giftgas-Anschlags auf die Tokioter Untergrundbahn. Die Dauer<br />

der Messe wird aus Sicherheitsgründen um zwei Tage verkürzt<br />

– dafür die Öffnungszeiten erweitert. Denn zigtausende<br />

Menschen wollen die Messe nach Feierabend besuchen.<br />

Minivans und Rennautos dominieren die Show. Das Toyota<br />

Entwickler-Team „G21“ um Ingenieur Takeshi Yaegashi („Mr.<br />

Hybrid“) stellt seinen ersten Prototypen mit Hybrid-Antrieb<br />

vor: den Toyota Prius. Bereits in einem Jahr beginnen die<br />

Testfahrten und ab Dezember 1997 ist das Modell NHW10 in<br />

japanischen Autohäusern erhältlich. Privatleute importieren es<br />

bis nach Europa. Der Benzinmotor lädt bei Normalbetrieb via<br />

Generator den Nickel-Metallhydrid Akku auf, der für stärkere<br />

Leistung den zugeschalteten Elektromotor antreibt.<br />

2. Oktober 1996, General Motors, Detroit USA<br />

Exzellent wider Willen?<br />

General Motors gibt den EV1 nur unter Vorbehalt in die<br />

Hände seiner Kunden. Wer heute eines der ElectricVehicles 1<br />

von General Motors haben will, muss eine Extra-Klausel unterzeichnen,<br />

die es dem Unternehmen erlaubt, das Fahrzeug<br />

binnen drei Jahren wieder einzuziehen. Vor sechs Jahren hat<br />

die Kalifornische Regierung ein neues Umweltgesetz verabschiedet,<br />

das die Entwicklung des Null-Emissions-Autos erzwingen<br />

soll. Noch ist kein Aufatmen zu spüren, obwohl GM<br />

mit dem EV 1 ein tatsächlich serienreifes Fahrzeug vorgelegt<br />

haben. Der Zweisitzer ist mit den von Ovonics patentierten<br />

NiMH-Akkumulatoren ausgestattet. Spitzengeschwindigkeiten<br />

von 129 km/h und Reichweiten von über 200 km stellen einen<br />

echten Durchbruch in der Elektroauto-Technologie dar.<br />

Exponat 2 - Meilensteine der Elektromobilität 11


Umweltschutz-Organisationen kündigen an, große Stückzahlen<br />

abzunehmen. Warum also ist der EV1 nur unter<br />

einer Rückrufvereinbarung zu bekommen? Was bewegt den<br />

Konzern?<br />

9. September 2009, Forum Elektromobilität e.V., Spree<br />

Palais, Berlin<br />

Her mit den neuen Erfindungen!<br />

Eine Million Elektrofahrzeuge sollen bis 2020 auf Deutschlands<br />

Straßen unterwegs sein.Die Herausforderungen sind klar<br />

umrissen. Anlässlich der festlichen Eröffnung des Forums<br />

Elektromobilität werden sie vielstimmig aufgerufen. Neue<br />

Konzepte auf allen Wertschöpfungsstufen im Bereich Elektromobilität<br />

sind gefragt. Energie-Erzeugung, Verteilung und<br />

Transport, Betankung, Speicherung, Infrastruktur, Nutzung,<br />

Abrechnung und Ausbildung müssen überdacht und aufeinander<br />

abgestimmt werden. Um auf diesen Gebieten Visionen<br />

zu entwickeln und sie auch mit Leben zu erfüllen, müssen<br />

Menschen unterschiedlicher Gruppen zusammen kommen.<br />

Zu diesem Zweck wurde das Forum als Verein und Teil der<br />

Fraunhofer Systemforschung gegründet, dem 33 Institute<br />

und ein Beirat aus Vertretern der Wirtschaft angeschlossen<br />

sind. Neue Ideen und Kenntnisse sollen hier gebündelt und<br />

in Umlauf gebracht werden.Im Rahmen des „Nationalen<br />

Entwicklungsplans Elektromobilität“ unterstützt die deutsche<br />

Bundesregierung das Vorhaben mit 30 Millionen Euro.<br />

1. Mai 2010, Expo, Shanghai, China<br />

Wenn der nächste Bus kommt, steigen wir zu!<br />

Die Megacities von morgen stehen im Fokus der Expo 2010<br />

in Shanghai. Das Thema der diesjährigen Expo ist die Suche<br />

nach der harmonischen Stadt. Angesichts der Vielfalt urbaner<br />

Kulturen stellt Elektromobilität eine übergreifende und<br />

internationale Herausforderung dar. Die Zahl der Städte mit<br />

mehr als 5 Mio Einwohnern wird wachsen. Weltweit werden<br />

deshalb lokale Entwicklungsziele für die Anpassung der<br />

Verkehrsaufkommen angepeilt. Hier in China sollen es jährlich<br />

1.000 Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen sein.<br />

Seit fünf Jahren (2005) zeichnet sich mit der Entwicklung<br />

und Massenproduktion von Lithium-Ionen Akkumulatoren<br />

tatsächlich ein neuerlicher „Hype“ ab.<br />

Elektro-Kleinbusse der Firma Volvo und Spezialfahrzeuge der<br />

Nanjing Automobile Groupe prägen das Bild der Weltausstellung.<br />

SAIC-General Motors stellt im eigenen Pavillion mobile<br />

Einzeller vor. Insgesamt aber, bemerken Kritiker, verhalte sich<br />

die Automobilindustrie gegenüber der Expo-Öffentlichkeit<br />

eher zurückhaltend.<br />

3. Oktober 2039, Hackescher Markt, Berlin<br />

Machen Sie sich ein Bild, überzeugen Sie sich selbst!<br />

Obwohl die Zeit längst reif war, hat die Geschichte des Elektromotors<br />

einige Umwege genommen.Alles ist leiser geworden.<br />

Die Wege sind dieselben, doch wer sich erinnert, atmet auf.<br />

Staubschutzmasken, Ölpest und Grubenunglücke sind<br />

Geschichte. Auch die Angst vor dem Supergau ist im Strudel<br />

der Zeiten entschwunden. Der Strom in Deutschland wird aus<br />

Windenergieanlagen im Norden, von Sonnenkollektoren und<br />

Wasserkraftwerken im Süden in intelligente Netze eigespeist.<br />

Gegenwärtige Akkumulatoren verfügen über eine optimale<br />

Energiedichte. Als dezentrale Speicher erlauben sie das Abfedern<br />

natürlicher Produktionsschwankungen. Verbraucher sind<br />

aktive Teilnehmer am Energiemarkt. So hat sich das Zusammenleben<br />

insgesamt verändert. Unterschiedliche Bedürfnisse<br />

können kurzfristig aufeinander abgestimmt werden. Mit<br />

dem Technologiewandel hat sich auch das Zusammenleben<br />

verändert. Auto-Staus haben dank effizienter öffentlicher<br />

Nahverkehrsangebote Seltenheitswert. Es geht uns gut.<br />

12 Exponat 2 - Meilensteine der Elektromobilität


Exponat 3<br />

Geschichte und<br />

Grundlagen der<br />

Batterie<br />

Text der Aufsichtsgrafik am Exponat 3<br />

Geschichte der Batterietechnologie<br />

1789 Luigi Galvani<br />

Frosch-Experiment: Die Entdeckung des animalischen Magnetismus.<br />

Galvani fiel bei Experimenten 1789 auf, dass Froschbeine zu<br />

zucken beginnen, wenn sie mit zwei verschiedenen Metallen<br />

in Berührung kommen. Er schloss daraus auf einen Zusammenhang<br />

zwischen Elektrizität und Muskeltätigkeit.<br />

1831 Michael Faraday<br />

Aus Bewegung entsteht Strom: Entdeckung der Induktion<br />

Zehn Jahre nach seiner Erkenntnis, dass aus Strom mechanische<br />

Bewegung entstehen kann, entdeckte Faraday 1831 das<br />

Prinzip der elektromagnetischen Induktion: Bewegt sich ein<br />

elektrischer Leiter quer zu einem Magnetfeld, so wird in dem<br />

Leiter eine elektrische Spannung induziert.<br />

1836 John Frederic Daniell<br />

Entdeckung des Daniell-Elements/Galvanische Zelle<br />

1800 Alessandro Volta<br />

Voltasche Säule: Die erste funktionierende Stromquelle<br />

Voltas bahnbrechende Erfindung ist die um 1800 konstruierte<br />

Voltasche Säule. Dieser Vorläufer der Batterie besteht aus<br />

übereinander geschichteten Kupfer- und Zinkplatten, zwischen<br />

denen sich mit Salzwasser getränkte Papp- oder Lederstücke<br />

befinden.<br />

1802 Johann Wilhelm Ritter<br />

Rittersche Säule: Der erste Akkumulator<br />

Ritter entwickelte 1802 den ersten Stromspeicher. Die<br />

Rittersche Säule besteht aus übereinander geschichteten<br />

Kupfer- und Kartonscheiben, die in einem Gefäß mit einer<br />

Salzlösung liegen. Sie kann mit Strom aufgeladen werden und<br />

gibt beim Entladen Strom ab.<br />

1820 André Marie Ampère<br />

Entdeckung des Elektromagnetismus<br />

Ampère bemerkte 1820, dass sich zwei parallele, vom Strom<br />

in die gleiche Richtung durchflossene, Drähte anziehen. Fließt<br />

Strom durch ringförmige Drähte, dann entsteht ein Magnetfeld.<br />

Je mehr Wicklungen die Spulen haben, desto stärker ist<br />

das Magnetfeld.<br />

Daniell entdeckte 1836 das nach ihm benannte Daniell-<br />

Element. Er tauchte eine Zinkelektrode in eine Zinksulfatlösung<br />

sowie eine Kupferelektrode in eine Kupfersulfatlösung und<br />

verband beide leitend miteinander, so dass ein elektrischer<br />

Strom floss. Es war in den folgenden Jahren eine der wichtigsten<br />

Stromquellen.<br />

1850 Josef Sinsteden<br />

Erfindung des Bleiakkumulators<br />

Sinsteden entwickelte 1850 den ersten Bleiakkumulator. Er<br />

gab zwei Bleiplatten, die sich nicht berührten, in ein Gefäß mit<br />

verdünnter Schwefelsäure und schloss eine Spannungsquelle<br />

an. Durch ständiges Laden und Entladen entstand daraus ein<br />

Akkumulator, der bereits eine nennenswerte Kapazität besaß.<br />

1859 Gaston Planté<br />

Weiterentwicklung des Bleiakkumulators<br />

Der Bleiakkumulator wurde von Planté durch die spiralförmige<br />

Anordnung der Bleiplatten erheblich weiterentwickelt. Diese<br />

ist auch heute noch in Akkumulatoren zu finden.<br />

Bis zu einer industriellen Nutzung vergingen allerdings noch<br />

zwanzig Jahre (1887 wurde von Adolph Müller die erste<br />

Akkumulatorenfabrik Deutschlands gegründet, heute bekannt<br />

als VARTA).<br />

Exponat 3 - Geschichte und Grundlagen der Batterie<br />

13


1866 Georges Leclanché<br />

Erfindung der „Leclanché-Zelle“/Braunstein-Zink-Element<br />

1990<br />

Kommerzialisierung von Nickel-Metallhydrid-Batterien<br />

Leclanché erfand das Leclanché-Element, das er 1866 patentieren<br />

ließ. Das Leclanché-Element besteht aus einer Anode<br />

aus Zink, einem Elektrolyt aus Ammoniumchlorid, und einer<br />

Kathode aus Graphit. Die Kathode ist zum Elektrolyt hin durch<br />

Mangandioxid (Braunstein) umgeben, der als Depolarisator<br />

wirkt. Verbesserungen führten zu einem gelierten Elektrolyt<br />

und machten es zu einem Vorläufer der heute üblichen<br />

Trockenbatterien.<br />

Nickel-Metallhydrid-Batterien werden seit 1990 in leistungsfähigen<br />

Elektroautos und Hybridfahrzeugen eingesetzt und<br />

serienmäßig hergestellt. Der Toyota Prius NHW11 verfügt<br />

über einen solchen Speicher mit über 200 V und 6,5 Ah zur<br />

Versorgung eines 33-kW- Elektromotors.<br />

1991<br />

Kommerzialisierung von Lithium-Ionen-Akkumulatoren<br />

1887 Carl Gassner/Paul Schmidt<br />

Erfindung von Trockenzellen<br />

Die Trockenbatterie in ihrer heutigen Form geht auf die Erfindung<br />

von Gassner im Jahre 1887 zurück. 1901 entwickelte<br />

Schmidt die Trockenbatterie für Taschenlampen. Trockenbatterien<br />

sind die häufigsten Energiequellen für transportable<br />

elektrische Kleingeräte.<br />

Bereits 1989 wurde in Deutschland ein Patent fr einen Lithium-<br />

Ionen-Akkumulator angemeldet. Der erste kommerziell<br />

erhätliche Li-Ionen-Akku wurde allerdings erst im Jahr 1991<br />

vom Hersteller Sony auf den Markt gebracht und in einer<br />

Videokamera eingesetzt.<br />

1992<br />

Kommerzialisierung von Alkali-Mangan-Batterien<br />

1899 Waldemar Jungner<br />

Erfindung der Nickel-Cadmium-Batterie<br />

Jungner entwickelte 1899 den Nickel-Cadmium-Akkumulator.<br />

Neu war nicht nur die Wahl der Elektrodenmaterialien,<br />

sondern dass der Elektrolyt sich kaum verändert und dadurch<br />

weniger schnell altert. Für den Betrieb eines Fahrzeugs war die<br />

Batterie noch zu schwach.<br />

Die Alkali-Mangan-Batterie ist ein technischer Nachfahre des<br />

Leclanché Elements. Dank ihrer deutlich höheren Kapazität,<br />

besseren Belastbarkeit und längeren Lagerfähigkeit ist sie in<br />

vielen Anwendungsbereichen an die Stelle der Zink-Kohle-<br />

Batterie getreten.<br />

1947 Georg Neumann<br />

Erfolgreiches Versiegeln der Nickel-Cadmium-Batterie<br />

Dieses 1947 von Georg Neumann zur technischen Reife<br />

geführte Herstellungsverfahren ermöglichte es erstmals Nickel-<br />

Cadmium- Akkumulatoren gasdicht zu verschließen. Blitz,<br />

Kamera, Radio oder Hörgerät konnten nun mit diesem kleinen<br />

Akku betrieben werden.<br />

14 Exponat 3 - Geschichte und Grundlagen der Batterie


Anwendungstext im Exponat 3<br />

Geschichte und Grundlagen der<br />

Batterie<br />

Einführung: Zurück in die Zukunft<br />

Strom macht mobil. Vor gut zweihundert Jahren begann ein<br />

neues Zeitalter: Der italienische Physiker Alessandro Volta<br />

hatte entdeckt, dass in bestimmten Flüssigkeiten zwei Metalle<br />

Ladungen tauschen – eine stete elektrische Kraft.<br />

Kurz danach entdeckte der Brite Michael Faraday den<br />

Elektromagnetismus. Damit legte er die Grundlagen für<br />

den Elektromotor. Schon in den 1830er Jahren sollen erste<br />

elektrische Fahrzeuge gerollt sein, wenn auch nur als Modelle<br />

Im Jahr 1881 stellte der französische Erfinder Gustave Trouvé<br />

dann auf der Internationalen Elektrizitätsausstellung in Paris<br />

ein dreirädriges Elektromobil vor. Als 1892 der Dieselmotor<br />

kam, setzte der sich erst mit der Erfindung des elektrischen<br />

Anlassers, dem Angebot billigen Öls und vor allem nach<br />

intensiver Werbung durch: In ihm finden viele kleine Explosionen<br />

statt. Die Menschen hatten Angst vor dem Knallen.<br />

Nach einem Jahrhundert Verbrennungsmotor startet nun das<br />

Elektroauto wieder voll durch. Der Schlüssel: die Batterie.<br />

Grundlagen<br />

Funktionsweise<br />

Typisch Batterie<br />

Das Prinzip ist stets gleich: Eine Batterie speichert chemische<br />

Energie und wandelt sie in elektrische um. An einen Stromkreis<br />

angeschlossen, stellt die Batterie elektrische Energie nach<br />

außen zur Verfügung. Im Inneren läuft eine chemische Reaktion<br />

ab. Sie liefert stetig neue Energie nach – bis die Batterie<br />

entladen ist. Ewig Strom liefert sie also nicht, aber ausreichend<br />

lang, um Taschenlampen, Handys und heute sogar Autos für<br />

eine gewisse Zeit anzutreiben.<br />

Sauer macht Strom<br />

Was macht eine Batterie aus? Zum Beispiel Säure und zwei<br />

verschiedene Metalle – etwa zwei Nägel aus Kupfer und Zink<br />

in eine saftige Zitrone gepiekst. Werden die Nägel außen verkabelt,<br />

startet in der Frucht eine chemische Reaktion: Es sind<br />

elektrische Ladungen unterwegs. Zink gibt sie ab und Kupfer<br />

sammelt sie ein und so fort. Durch den Zitronensaft fließt<br />

Strom – ein recht schwacher allerdings: Die Zitronenbatterie<br />

schafft gerade einmal 1,1 Volt. Dabei fließt auch nur ein sehr<br />

geringer Strom von wenigen Milliampere. Um damit ein Auto<br />

voranzutreiben, müsste man viele Hundert Zitronenbatterien in<br />

Reihe und wahrscheinlich Tausende parallel schalten – zumindest<br />

theoretisch.<br />

Vom Frosch zur Gleichspannung<br />

Jede Stromquelle aus zwei unterschiedlichen Metallpolen<br />

und einer leitenden Lösung heißt „galvanisches Element“.<br />

Namenspate ist ein italienischer Arzt: Luigi Galvani hatte 1789<br />

Froschschenkel elektrisch zum Zucken gebracht. Wie das? Der<br />

Forscher hatte zufällig mit zwei verschiedenen Metallen einen<br />

Nerv berührt. Über das Salzwasser im Froschbein floss Strom,<br />

die Muskeln zogen sich spontan zusammen.<br />

Info-Box – Grundprinzip<br />

Zwei Nägel, eine Zitrone, ein äußerer Draht – und die<br />

Glühlampe brennt: Zwischen den Nägeln gehen elektrische<br />

Ladungen auf Wanderschaft.<br />

Elektrochemische Reaktion<br />

In einer Batterie findet eine Tausch-Reaktion statt: Die<br />

einzelnen, winzigen Bausteine eines „unedlen“ Metalls<br />

„verschenken“ negative Ladungen.<br />

Der Stoff selbst löst sich dabei nach und nach auf.<br />

Ein anderes, „edleres“ Metall, das vergleichsweise positiv<br />

geladen ist, sammelt die Ladungen ein. Dazwischen baut sich<br />

eine Spannung auf, die weitere Elektronen in Bewegung setzt:<br />

Es fließt Strom bis das gebende Metall aufgelöst ist.<br />

Exponat 3 - Geschichte und Grundlagen der Batterie<br />

15


Infoboxen<br />

Oxidation<br />

Die Zinkbausteine werden oxidiert und gehen als positiv<br />

geladene Teilchen in die Lösung über: Dabei gibt die Zinkelektrode<br />

negative Ladungen ab – die Elektronen. Diese können<br />

elektrische Arbeit über den äußeren Stromkreis verrichten, der<br />

elektrischen Verbindung zwischen den beiden Metallen. Weil<br />

das Zink dabei aber so viel positive Ladung „verschenkt“, lädt<br />

sich der Nagel negativ auf.<br />

Reduktion<br />

Der Kupfernagel sammelt über den äußeren Stromkreis<br />

dagegen ständig Elektronen ein. Die positiv geladenen<br />

Säureprotonen im Zitronensaft ziehen diese Elektronen an und<br />

neutralisieren sie zu Wasserstoff, der entweicht. Das Kupfer<br />

lädt sich dabei positiv auf und die Säure wird bei diesem<br />

Aufladevorgang „verbraucht“.<br />

Ladungstausch<br />

Die beiden verschiedenen Ladungen wollen sich ausgleichen.<br />

Wird außen ein Verbraucher angeschlossen, zum Beispiel eine<br />

Glühlampe, wandern Elektronen über diese Brücke vom Zinkzum<br />

Kupfernagel – vom Minus- zum Pluspol. In der Zitrone<br />

wandern dagegen positive Ladungen: Ionen aus dem Zink in<br />

den Elektrolyten und dessen Protonen zum Kupfer.<br />

Die Bausteine<br />

Ohne äußeren Verbraucher sind die Ladungen im Gleichgewicht.<br />

Der Kupferdraht ist „satt“ an Elektronen, der Zinknagel<br />

liefert keine neuen nach – bis der Schalter kippt: Ein äußeres<br />

Gerät zieht Energie ab. Die chemische Reaktion kommt in<br />

Gang. Sie läuft und läuft und läuft – bis man ausschaltet oder<br />

bis der Zinknagel aufgelöst ist beziehungsweise die Protonen<br />

verbraucht sind.<br />

So laden sie auf<br />

Geht das Ganze auch umgekehrt? Kann man von außen<br />

neue Energie in die Batterie bringen? Das geht – zumindest<br />

bei speziellen Batterien. Elektrolyse heißt dieser umgekehrte<br />

Prozess. Dabei zwingt ein äußerer elektrischer Strom die<br />

Entladungsreaktionen in die Gegenrichtung. Bei der Zitronenbatterie<br />

allerdings ist nach einmal Entladen Schluss.<br />

Infoboxen<br />

Anode<br />

Auf Griechisch sind an der Anode negative Ladungen wörtlich<br />

„nach oben unterwegs“: Der Zinkpol leitet negative Ladung<br />

nach außen ab – und gibt zugleich positiv geladene Zink-Ionen<br />

die Elektrolytlösung nach.<br />

Kathode<br />

An der Kathode „steigen“ griechisch wörtlich Elektronen „hinab“:<br />

Der Kupferpol nimmt negative Ladungen von außen auf<br />

und gibt sie wieder zurück an die Protonen, an die positiven<br />

Teilchen in der Batterieflüssigkeit.<br />

Elektrolyt<br />

Fachleute nennen eine Flüssigkeit mit frei beweglichen<br />

Ladungen Elektrolyt. In reinem Wasser sind keine Ladungen<br />

unterwegs: Reines Wasser leitet nicht. Das tut es erst, wenn<br />

darin Stoffe gelöst sind: beim Zitronensaft die positiv geladenen<br />

Teilchen der Säure, die Protonen.<br />

Separator<br />

Der Separator trennt die beiden Pole, damit es in der Batterie<br />

keinen „Kurzen“ gibt. Elektronen kommen nicht durch,<br />

positive Ladungen, die Ionen, aber schon. Die Zitrusbatterie<br />

hat gleich mehrere Separatoren: die Häutchen zwischen den<br />

Fruchtfleischkammern.<br />

16 Exponat 3 - Geschichte und Grundlagen der Batterie


Das Wichtigste ganz kurz<br />

Das System Batterie<br />

In allen Batterien findet eine chemische Reaktion statt. Zwei<br />

Materialien tauschen Ladungen aus. Auch die Bausteine sind<br />

immer gleich. Es gibt die zwei Elektroden: Die Anode, die Elektronen<br />

nach außen abgibt, und die Kathode, die Elektronen<br />

von außen holt. Innerhalb der Batterie leitet ein Elektrolyt die<br />

positiven Ladungen. Damit wirklich ein Stromkreis entsteht<br />

und Anode und Kathode nicht direkt miteinander reagieren,<br />

sind sie durch einen Separator getrennt.<br />

Die Bunte Welt der Batterie<br />

Wenn sich doch alles gleicht – warum dann überhaupt<br />

verschiedene Batterien? Unterschiedliche Elemente und Materialien<br />

reagieren verschieden miteinander. Je nachdem, woraus<br />

die einzelnen Bausteine der Batterie bestehen, ändern sich ihre<br />

Eigenschaften: Sie leisten anderes, sie arbeiten unter anderen<br />

Bedingungen oder sie „leben“ unterschiedlich lang. Heute<br />

gibt es ein ganzes Arsenal verschiedener Batterien – jede kann<br />

etwas anderes gut und jede hat ihr eigenes Zipperlein.<br />

Systeme<br />

Die Welt der Batterien<br />

Die ideale Batterie ist klein und leicht. Sie lässt sich preisgünstig<br />

herstellen und speichert möglichst viel Energie. Die gibt sie<br />

nicht nur einmal ab, sondern sie lässt sich immer wieder aufladen<br />

und das möglichst jahrelang, am besten sogar ohne jeden<br />

Verlust an Speichervermögen. Sie arbeitet bei Hitze, aber auch<br />

wenn es friert. Wartung natürlich überflüssig. All das leisten<br />

Batterien – jeder Typ kann etwas anderes besonders gut.<br />

Ex und hopp! Oder zurück auf los?<br />

Manche Batterien spulen ihre chemische Reaktion einmal<br />

komplett ab, dann ist Schluss – wie beim Zitronenmodell. Sie<br />

heißen primäre Batterien. Sekundäre Batterien, Akkus, holen<br />

sich verbrauchte Energie zurück.<br />

Dazu wird eine umgekehrte Außenspannung gebraucht: Dabei<br />

läuft die chemische Reaktion quasi rückwärts ab. Die Batterie<br />

kehrt in ihren Ursprungszustand zurück.<br />

Infoboxen<br />

Zink-Kohle – Die Spielzeugbatterie<br />

Alkali-Mangan – Die Alltags-Konkurrenz<br />

Nickel-Cadmium – Das standhafte PowerPack<br />

Blei – Der Auto-Klassiker<br />

Natrium-Nickelchlorid – Die tierisch Heiße<br />

Nickel-Metallhydrid – Das Übergangsmodell<br />

Lithium-Ionen – Die Zukunftsträchtige<br />

Zink-Kohle-Batterie<br />

Kleine Taschenlampe, brenn – Die Spielzeugbatterie<br />

Mit ihr brummen Teddys, klingeln Wecker, leuchten<br />

Taschenlampen oder fahren Autos – Letzteres allerdings<br />

nur in Miniaturformat: Die Zink-Kohle-Batterie ist die ideale<br />

Spielzeugbatterie. Einmal leer, wirft man sie weg. Sie ist gut<br />

geeignet für nur zeitweise genutzte Geräte, die wenig Strom<br />

verbrauchen. Und sie lässt sich preiswert herstellen. Allerdings<br />

ist sie anfällig auszulaufen. Heute wird sie daher oft durch die<br />

Alkali-Mangan-Batterie ersetzt.<br />

Infoboxen<br />

Die Anode<br />

Die negative Elektrode ist ein Becher aus Zink: Beim Kontakt<br />

mit Salmiak-Lösung (Elektrolyt) löst er sich auf. Die Zinkatome<br />

stoßen negative Ladungen ab und gehen dann als positive<br />

Teilchen in die Lösung.<br />

Deswegen bekommen diese Batterien oft ein Leck.<br />

Exponat 3 - Geschichte und Grundlagen der Batterie 17


Die Kathode<br />

Die positive Elektrode ist ein Kohlestab, eingehüllt in Braunstein<br />

– chemisch Manganoxid: Die Manganteilchen nehmen<br />

negative Ladungen auf. Dafür ist Wasser nötig. Das steckt in<br />

der Elektrolyt-Lösung.<br />

Der Elektrolyt<br />

Dickliche, ätzende Salmiaksäure: Beim Kontakt damit löst sich<br />

der umgebende Zinkbecher auf. Deswegen bekommen diese<br />

Batterien oft ein Leck.<br />

Der Separator<br />

Eine Pappe kleidet den Zinkbecher aus: Sie ist mit der Salmiak-<br />

Lösung getränkt und trennt zugleich die Elektroden. Die Papp-<br />

Poren lassen geladene Teilchen durch (Ionen), aber einfache<br />

negative Ladungen nicht, doch die Pole berühren sich nicht.<br />

Alkali-Mangan-Batterie<br />

Mehr Leistung, weniger Verlust – Die Alltagskonkurrenz<br />

Leistungsfähiger und jahrelang lagerbar: Gegenüber dem<br />

Zink-Kohle-Modell hat die Alkali-Mangan-Batterie im Alltagsgebrauch<br />

eindeutig die Nase vorn. Sie arbeitet bei hohen und<br />

niedrigen Temperaturen, läuft praktisch nie aus und speichert<br />

doppelt so viel Energie. Vor allem bei Geräten, die lange ohne<br />

Batteriewechsel laufen sollen oder die kurzzeitig viel Energie<br />

brauchen, macht sie dem Zink-Kohle-Modell Konkurrenz.<br />

Doppelt begabt<br />

Die Alkali-Mangan-Batterie ist eine Wegwerfbatterie, die am<br />

weitesten verbreitete sogar. Doch sie kann auch anders: Sie<br />

lässt sich durchaus wieder aufladen. In dieser Form ist sie als<br />

Rechargeable Alkaline Manganese-Batterie (RAM) im Handel.<br />

Allerdings quillt beim Laden oft ätzende Lauge heraus. Die<br />

RAM-Batterie hat sich deswegen nicht durchgesetzt.<br />

Infoboxen<br />

Die Anode<br />

Die negative Elektrode ist Zinkpaste: Das Zink zerfällt und gibt<br />

negative Ladungen ab. Ein Nagel aus Messing oder Kupfer<br />

leitet diese über den Batterieboden nach außen.<br />

Die Kathode<br />

Gepresstes Pulver, gemischt aus Braunstein (Manganoxid)<br />

und Grafit, getränkt mit Alkalilauge. Die Braunstein-Teilchen<br />

nehmen die negativen Ladungen auf.<br />

Der Elektrolyt<br />

Als Elektrolyt dient konzentrierte Kalilauge, mit der der<br />

Separator sowie Plus- und Minuspol getränkt sind.<br />

Der Separator<br />

Zwischen der Anode im Kern der Batterie und der Kathode<br />

außen sitzt ein Faservlies: Die Reaktions-Elektroden berühren<br />

sich nicht, die Laugen-Ionen (OH-) kommen aber durch.<br />

Nickel-Cadmium-Akku<br />

Wenn andere aufgeben – Das standhafte PowerPack<br />

Er ist einer der Helden unter den Stromspeichern: Für seine<br />

Größe liefert der Nickel-Cadmium-Akku vergleichsweise viel<br />

Strom. Er kann Jahre lagern und arbeitet trotzdem noch gut.<br />

Obendrein ist er enorm kältefest: Selbst Temperaturen von bis<br />

zu minus vierzig Grad trotz er noch! Weil er so unempfindlich<br />

ist, benutzt ihn zum Beispiel das Militär häufig als<br />

Starterbatterie.<br />

Auf und nieder, immer wieder<br />

Die Nickel-Cadmium-Zelle ist wieder aufladbar – sogar<br />

mehrere Tausend Mal und schnell: 15 Minuten, dann ist zum<br />

Beispiel ein Bohrmaschinen-Akku voll wieder da. Nicht immer<br />

allerdings. Es kann ein Memory-Effekt eintreten: Der Akku<br />

merkt sich, wenn er nicht vollständig entladen wurde. Dann<br />

liefert er weniger und meldet rascher Ladebedarf an.<br />

18 Exponat 3 - Geschichte und Grundlagen der Batterie


Für schnurlose Telefone, elektrische Zahnbürsten und schweres<br />

Elektrowerkzeug hieß das rauf auf die Ladestation und weiter<br />

ging’s – bis vor einigen Jahren das Alltags-Aus für den Akku<br />

kam.<br />

Ausgedient: Verbot für den PowerPack<br />

Cadmium ist giftig und krebserregend. Es belastet die Umwelt<br />

dauerhaft: Denn das Element baut sich nicht ab, sondern<br />

reichert sich an. Deswegen hat der Nickel-Cadmium-Akku<br />

heute weitgehend ausgedient. Die EU hat Akkus verboten,<br />

deren Cadmiumanteil mehr als 0,002 Prozent der Batteriemasse<br />

ausmacht – ausgenommen Akkus für Notstromsysteme,<br />

medizinische Geräte oder Werkzeuge.<br />

Infoboxen<br />

Die Anode<br />

Ein feines Stahlblech mit einem Überzug aus Cadmium-Pulver:<br />

Das metallische Cadmium wird oxidiert und gibt Ladungen ab.<br />

Es entsteht Cadmiumhydroxid, ein weißer, fester Belag.<br />

Die Kathode<br />

Eine Platte mit fein verteiltem Nickeloxid-Hydroxid: Diese<br />

Verbindung nimmt Ladungen auf und wird reduziert. Dabei<br />

bildet sich Nickelhydroxid.<br />

Der Elektrolyt<br />

Der Ladungstausch zwischen Nickel und Cadmium passiert<br />

nur, wenn der pH-Wert hoch ist – also in einer starken Lauge.<br />

Der Elektrolyt ist deswegen eine 20 Prozentige Kaliumlauge.<br />

Der Separator<br />

Kalilauge ätzt sehr stark. Die Trennschicht zwischen Anode<br />

und Kathode muss das aushalten können. Es sind fast immer<br />

Faserstoffe aus beständigen Kunststoffen.<br />

Blei-Akku<br />

Bei Stromfluss Start – Der Auto-Klassiker<br />

Der Blei-Akku wurde 1850 das erste Mal gebaut. Damit ist<br />

er der älteste kommerziell eingesetzte wieder aufladbare<br />

Stromspeicher überhaupt. Damals interessierte sich als erstes<br />

die verarbeitende Industrie für ihn, dann die Autobranche: Die<br />

Blei-Batterie liefert kurzzeitig sehr hohe Stromstärken – genau<br />

richtig für den klassische Autostarter bei Verbrennungsmotoren.<br />

Auch für Elektrofahrzeuge war der Blei-Akku zunächst der<br />

Standardtyp.<br />

Schwer was drauf<br />

Der Blei-Akku treibt Autos zuverlässig an. Doch Blei hat eine<br />

hohe Dichte und ist deswegen schwer. Das schränkt den<br />

Einsatz ein: Was ein Liter Diesel schafft, braucht ungefähr<br />

300 Kilo Blei. Um allein die zu bewegen, geht schon wieder<br />

viel Energie drauf. Autos können mit einem Blei-Akku daher<br />

nur vergleichsweise kurze Strecken fahren.<br />

Infoboxen<br />

Die Anoden<br />

Der klassische Blei-Akku als Starterbatterie besteht aus mehreren<br />

Einzelzellen. Die Anoden sind jeweils Platten aus reinem<br />

Blei: Die Blei-Teilchen geben bei Kontakt mit Säure jeweils zwei<br />

negative Ladungen ab. Die positiven Teilchen-Reste verbinden<br />

sich mit Sulfat-Teilchen aus der Schwefelsäure (Elektrolyt) zu<br />

Bleisulfat.<br />

Die Kathoden<br />

Die Kathoden sind Platten aus Bleioxid. Hier verbinden sich<br />

Blei-Teilchen mit Sulfat-Teilchen aus der Schwefelsäure zu<br />

Bleisulfat. Doch jetzt kommt der Trick: Anders als reines Blei<br />

muss Bleioxid dafür negative Ladungen aufnehmen.<br />

Exponat 3 - Geschichte und Grundlagen der Batterie 19


Der Elektrolyt<br />

Für die Reaktion muss es freies Sulfat geben – wie in Schwefelsäure.<br />

Aber Vorsicht! Nicht anfassen! Etwa wenn nach einem<br />

Unfall aus einem Bleiakku Flüssigkeit sickert. Schwefelsäure<br />

ätzt sehr stark.<br />

Der Separator<br />

Zwischen der Negativ- und der Positivplatte steckt jeweils<br />

noch eine Platte: aus Glasfasern, Mikroglas oder PVC. Diese<br />

Materialien halten der aggressiven Schwefelsäure (Elektrolyt)<br />

stand. Und sie haben feine, mit bloßem Auge unsichtbare<br />

Poren – gerade groß genug für geladene Teilchen.<br />

Natrium-Nickelchlorid-Batterie<br />

Manche mögen es heiß – Die Zebrazelle<br />

Getauft nach dem Lieblingstier? 1999 hat der Südafrikaner<br />

Johan Coetzer die Zebrazelle gebaut. Tatsächlich stammt ihr<br />

Name aber von dem Projekt „Zero Emission Battery Research<br />

Activity“, in dessen Rahmen sie entstand. Wie das Steppenpferd<br />

mag es auch die Zebrazelle gern heiß. Bei 280 bis 350<br />

Grad Celsius legt sie so richtig los – seit 2007 etwa im Smart<br />

durch den Londoner Stadtverkehr. Dort hatte Daimler Benz<br />

hundert kleine „Stromer“ versuchsweise auf Tour geschickt.<br />

Sie rollten pro Ladung immerhin 135 Kilometer weit.<br />

Infoboxen<br />

Die Anode<br />

Bei jeder einzelnen Zelle sitzt jeweils direkt unter dem<br />

Außenmantel aus Stahl flüssiges, reines Natrium. Das gibt<br />

negative Ladungen ab, die über den äußeren Stromkreis zur<br />

Kathode wandern. Die nun positiv geladenen Natrium-Teilchen<br />

bewegen sich durch den Elektrolyten zur Kathode.<br />

Die Kathode<br />

Der Keramikbecher (Separator) ist bei hohen Temperaturen für<br />

positiv geladene Natrium-Teilchen durchlässig. Sie wandern<br />

durch den Becher ins Innere. Dort verbinden sie sich mit dem<br />

Nickelchlorid zu Natriumchlorid – Kochsalz also. Metallisches<br />

Nickel bleibt zurück.<br />

Der Separator<br />

Ein Becher aus Keramik trennt die Elektroden.<br />

Der Elektrolyt<br />

Der Keramikbecher (Separator) ist zugleich der Elektrolyt: Bei<br />

mehreren hundert Grad Celsius leitet das Material geladene<br />

Natrium-Teilchen. Deswegen muss die Zebra-Zelle ständig beheizt<br />

werden – auch wenn der Akku zeitweise nicht arbeitet.<br />

Ihn neu aufzuheizen dauert 24 bis 48 Stunden.<br />

Gut im Test, praktisch zu schwach?<br />

Der Zebra-Akku liefert dreimal so viel Energie wie das<br />

Blei-Modell. Selbst, wenn mehrere der Zebra-Zellen im<br />

Akku ausfallen, arbeitet er noch. Obwohl die Zebra-Batterie<br />

gegenüber dem Blei-Akku viel mehr Energie pro Größe<br />

beziehungsweise pro Gewicht speichern kann, wiegt sie im<br />

Smart immer noch 100 Kilogramm. Es dauert zwischen 4 und<br />

8 Stunden um die Batterie voll aufzuladen. Dazu kommt, dass<br />

sie vor Inbetriebnahme erst auf Temperatur gebracht werden<br />

muss – immerhin etwa 300 Grad Celsius. Auch das benötigt<br />

seine Zeit. Eine andere Batterie schafft das leichter – mit<br />

Lithium-Ionen-Technik.<br />

Nickel-Metallhydrid-Batterie<br />

Schwestern mit Potenzial – Das Übergangsmodell<br />

Schwermetall adé – seit Cadmium-Batterien weitgehend<br />

verschwunden sind, übernehmen deren 1990 geborene<br />

Schwestern den Dienst in Telefonen oder Laptops: Nickel-<br />

Metallhydrid-Zellen speichern Energie in Form von Wasserstoff.<br />

Das ist umwelttauglicher und liefert etwa ein Drittel mehr<br />

Energie als das veraltete Cadmium-Pendant. Dafür sind diese<br />

Batterien nicht ganz pflegeleicht:<br />

Bei Frost fallen sie aus, im Hochsommer entladen sie sich<br />

schnell selbst.<br />

20 Exponat 3 - Geschichte und Grundlagen der Batterie


Groß in Sachen Automobil<br />

Der Nickel-Metallhydrid-Akku steckt zum Beispiel seit 2005 im<br />

Toyota Prius – zunächst mit 228 Einzelzellen und voluminös<br />

wie ein Schrankkoffer und etwa 50 Kilo schwer, heute mit nur<br />

noch 168 Zellen, aber immer noch fast einen Meter breit. Der<br />

Akku im Honda Insight arbeitet sogar nur mit 84 Einzelzellen<br />

und wiegt auch nur noch 20 Kilogramm. Als alleinige Antriebe<br />

reichen diese Batterien allerdings bei weitem nicht aus: Beide<br />

fahren vielleicht 1 bis 3 Kilometer weit – wenn nicht ein<br />

Benzinmotor mit einspringt.<br />

Lithium-Ionen-Batterie<br />

Nummer 3 siegt – Die Zukunftsträchtige<br />

Laptop, Digitalkamera, Auto, Akku-Schrauber: Wo viel tragbare<br />

Energie gebraucht wird, ist die Lithium-Ionen-Zelle vorn<br />

dabei. Der Akku auf Basis des dritten Elements im Periodensystem<br />

kam Anfang der 1990er Jahre auf den Markt und soll<br />

fürs Elektroauto den Durchbruch bringen: Im Mercedes-Benz<br />

S-400-Hybrid ist er weltweit erstmals in Auto-Serie gegangen<br />

– wenn auch erst einmal als „kleine“ Hybrid-Batterie.<br />

Infoboxen<br />

Die Anode<br />

Eine Metalllegierung, in der Wasserstoff steckt. Der wird<br />

oxidiert: Dabei werden negative Ladungen frei (Elektronen),<br />

positiv geladene Wasserstoff-Teilchen (Protonen) und reines<br />

Metall. Die Wasserstoff-Teilchen verbinden sich mit Teilchen<br />

aus der Lauge zu reinem Wasser. Und die negativen Ladungen<br />

machen die Anode zum Minuspol.<br />

Was hat er, was anderen fehlt?<br />

Lithium-Ionen-Akkus sind wahre Kraftbündel. Und sie entladen<br />

sich kaum selbst. Das Auto bleibt startklar, auch wenn es<br />

länger steht. Winterfrost und Sommerhitze? Kein Problem. Der<br />

Akku arbeitet zwischen -30 Grad und +60 Grad zuverlässig.<br />

Das schafft keine andere Batterie – zumindest theoretisch.<br />

Denn auch manche Lithium-Ionen-Batterien schwächeln bei<br />

extremer Temperatur und diese Einbußen können durchaus<br />

dramatisch sein…<br />

Die Kathode<br />

Blech aus schwarzem Nickeloxid-hydroxid: Das Nickel löst sich<br />

aus dieser Verbindung und geht eine neue ein. Dabei nimmt<br />

es freie negative Ladungen auf. An der Kathode verschwinden<br />

also negative Ladungen, was diesen Pol positiv macht.<br />

Der Elektrolyt<br />

In dem Akku schwappt 20-prozentige Kalilauge. Achtung –<br />

extrem ätzend!<br />

Der Separator<br />

Kalilauge ätzt sehr stark. Die Trennschicht zwischen Anode<br />

und Kathode muss das aushalten können. Wie beim Nickel-<br />

Cadmium-Akku ist der Separator ein Kunststoffvlies.<br />

Wo hapert es dann noch?<br />

Die Lithium-Ionen-Batterie will „gestreichelt“ werden: So<br />

braucht es eine spezielle Schutzschaltung, um Überladungen<br />

und Tiefentladungen abzufangen. Außerdem muss ein recht<br />

enger Temperaturbereich eingehalten werde, wenn die<br />

Batterie über zehn Jahre und ca. 3.000 Lade- und Entladezyklen<br />

lang funktionieren soll. Ein weiterer Punkt sind die<br />

Kosten: Für den Einsatz im Auto müssen es sehr hochwertige<br />

Lithium-Ionen-Zellen sein. Hier ist allerdings Besserung in<br />

Aussicht: Während bei der Nickel-Metallhydrid-Konkurrenz<br />

das Preis- und Entwicklungspotenzial bereits am Ende ist, sind<br />

die Möglichkeiten des Lithium-Ionen-Akkus noch lange nicht<br />

ausgeschöpft.<br />

Exponat 3 - Geschichte und Grundlagen der Batterie<br />

21


Sonderinfo Lithium<br />

Aussichtsreich: Stromspeicher Lithium<br />

Lithium ist das leichteste Metall. Es lässt sich am stärksten<br />

oxidieren. Damit hat es das höchste Energiepotenzial pro<br />

Gewicht. Zudem geht es mit fast allen anderen Elementen<br />

Verbindungen ein: Aktuell gibt es bereits eine Reihe von unterschiedlichen<br />

Akkus mit verschiedenen Lithium-Chemien – und<br />

Schluss ist noch lange nicht.<br />

Infoboxen<br />

Die Anode<br />

In den negativen Elektroden ist das Lithium jeweils als<br />

positiv geladenes Teilchen, als Ion, in das Kristallgitter einer<br />

Kohlenstoffverbindung eingelagert. Fachleute nennen das<br />

Interkalation. Bei der Grafitelektrode im Beispiel sitzt das<br />

Lithium zwischen den einzelnen Grafitlagen.<br />

Die Kathode<br />

Oft sind es Mischverbindungen mit drei Metallen, zum Beispiel<br />

Kobalt, Nickel und Mangan. Auch hier sind die Lithium-<br />

Teilchen in den Schichten des Kristallgitters eingelagert, hier<br />

im Oxidgitter.<br />

Der Elektrolyt<br />

Lithium kann man mit vielem kombinieren – bloß nicht mit<br />

wasserhaltigen Elektrolyten. Stattdessen nimmt man wasserfreie,<br />

organische Lösungsmittel. Bestimmte Zusätze machen es<br />

den Lithium-Teilchen leichter, sich zu darin zu bewegen.<br />

Der Separator<br />

Polyethylen – ein Kunststoff mit eingebauter Notbremse: Das<br />

Material schmilzt bei hohen Temperaturen und seine Poren<br />

setzen sich zu. Es fließen keine Ladungen mehr. Das Not-Aus,<br />

falls der Akku durchzugehen droht.<br />

Forschung<br />

Die Übermorgenbatterie<br />

Forscher unter Strom<br />

Die eine Batterie für alle Elektromobile wird es nicht geben,<br />

zeigt eine aktuelle Fraunhofer-Studie. Elektrofahrräder, reine<br />

Batterieautos oder Hybridmodelle – alle haben ihre eigene<br />

beste Batterie. Noch schlimmer: Einen weltweiten Universalstecker<br />

für alle Autos gibt es auch noch nicht! Internationale<br />

Standards für den Einbau der neuen Batterien und verbindliche<br />

Sicherheitsstandards fehlen ebenso. Forscher, Techniker,<br />

Prüfgremien und die Industrie haben noch viel zu tun.<br />

Gut, besser, optimal: Was gibt’s zu tun?<br />

Das Tankladen dauert stundenlang: Stellen Sie sich vor, Sie<br />

fahren laden und nehmen einen Schlafsack mit! Obendrein<br />

kommt man pro Ladung noch nicht allzu weit. 300 Kilometer<br />

und noch mehr? Für diesen Reichweitentraum müssen<br />

Batterien noch viel mehr speichern können und dabei zugleich<br />

schlanker werden. Noch sind sie viel zu schwer. Allein um sie<br />

zu bewegen, geht zu viel Energie drauf. Dann ist da auch noch<br />

das Wärm- und Kühlproblem: Temperaturtoleranz heißt das<br />

Zauberwort für das Übermorgenmodell.<br />

Endlich gut: Wo ist technisch Schluss?<br />

Der aktuelle Wunderstoff ist Lithium. Wegen ihrer sehr hohen<br />

Energie- und Leistungswerte wird an Lithium-Batterien viel<br />

geforscht. Aus den bisherigen chemischen Verbindungen mit<br />

Lithium können nur noch wenige Prozent Speicherkapazität<br />

rauszuholen sein, schätzen Experten. Erst neue Kombinationen,<br />

wie Lithium-Luft oder Lithium-Schwefel versprechen noch<br />

einmal einen Kapazitätssprung nach vorn. Doch dann hat die<br />

Chemie Grenzen gesetzt: Ein elektropotenteres Element oder<br />

Material gibt es nicht.<br />

22 Exponat 3 - Geschichte und Grundlagen der Batterie


Infoboxen<br />

Batteriesystem eingebaut<br />

Sicherheit<br />

Speziell im Auto müssen Lithium-Ionen-Akkus auch Unfällen<br />

standhalten können: Einige enthalten einen brennbaren Elektrolyt.<br />

Zudem besteht Entzündungsgefahr, wenn metallisches<br />

Lithium Feuchtigkeit ausgesetzt ist. Dazu kommt, dass feste<br />

Standards für Crashtests noch ausstehen. Auch nach dem ersten<br />

Leben der Akkus im Auto spielt die Sicherheit der Systeme<br />

eine große Rolle, etwa beim Recycling.<br />

Elektrofahren, aber bitte mit System<br />

Zwei Kabel, zwei Klemmen – und die klassische Starterbatterie<br />

funktioniert. Bei Autos, die nicht nur per Stromstoss anrollen,<br />

sondern komplett mit Strom fahren, sieht es viel komplizierter<br />

unter Kühlerhaube und Kofferraumdeckel aus. Denn die<br />

Batterie allein bewegt das Fahrzeug nicht. Kühlen, heizen,<br />

managen: Batterien für Elektroautos brauchen ein ganzes,<br />

technisches Versorgungssystem.<br />

Kosten<br />

Der Preis trübt den elektromobilen Fahrspaß noch stark.<br />

Aktuell sind Fahrzeug-taugliche Lithium-Zellen noch zu teuer:<br />

Die ganze Batterie gibt es zum Kleinwagenpreis – nur ohne<br />

den Wagen dazu.<br />

Energie- und Leistungsdichte<br />

Zu groß und zu schwer: Ein Auto-Akku vom Nickel-Metallhydrid-Typ<br />

zum Beispiel wäre heute ein hunderte Kilo schwerer<br />

Koloss – kaum, dass er knapp in die Autohülle passt. Morgen<br />

sollte die Batterie deutlich schlanker sein.<br />

Lebensdauer<br />

Die Lithium-Ionen-Batterie ist klein und stark. Doch dafür altert<br />

sie schnell: Nach einigen Jahren baut sie merklich ab – ob sie<br />

im Dienst war oder nicht. Gleiches bei höheren Temperaturen.<br />

Alltagstaugliche Auto-Akkus müssen höchste Ansprüche<br />

erfüllen: Sie müssen auch zuverlässig Leistung bereitstellen,<br />

auch bei Temperaturen wie im amerikanischen Death Valley<br />

von knapp 50 Grad im Schatten oder im sibirischen Frost.<br />

Zudem sollten sie mindestens zehn Jahre und 3.000 Ladungen<br />

aushalten können.<br />

Infoboxen<br />

Batteriepack<br />

Eine Einzelzelle reicht allenfalls für wenige Meter Autofahrt.<br />

Ein Batteriepack besteht daher aus hunderten Zellen: Je<br />

nachdem, wie sie verschaltet sind, addieren sich die Spannung<br />

beziehungsweise die maximal mögliche Stromstärke.<br />

Kühlung<br />

Damit die Batterie nicht überhitzt und zu schnell altert, wird<br />

sie bei Betrieb durch einen eigenen Kreislauf gekühlt. Im<br />

Sommer springt oft sogar zusätzlich noch die Kühlung der<br />

Klimaanlage mit ein.<br />

Heizung<br />

Bei Frost machen viele Batterien schlapp. Unter minus 20 Grad<br />

Celsius kann der Elektrolyt von Lithium-Ionen-Batterien sogar<br />

einfrieren. Die Akkus müssen daher zusätzlich beheizt werden.<br />

Batteriemanagement<br />

Hunderte Zellen und alle entladen anders: Fraunhofer-Forscher<br />

arbeiten an einem Elektronik-System, das ständig Stromfluss,<br />

Spannung und Temperatur in jeder Zelle misst und daraus<br />

regelmäßig deren Lade- und Alterungszustand berechnet.<br />

Exponat 3 - Geschichte und Grundlagen der Batterie 23


Exponat 4<br />

Batterie der<br />

Zukunft<br />

Anwendungstext im Exponat 4<br />

Batterie der Zukunft<br />

Spannungsfeld Batterietechnik<br />

Der günstige, Schnellsprint-Sicherspeicher für Langstrecken<br />

– die Übermorgenbatterie hat viel zu tun: Kosten, Gewicht,<br />

Energieinhalt, Lebensdauer, Ladezeit und Sicherheit – schon<br />

bis 2015 sollen die elektrischen Auto-Antreiber deutlich fitter<br />

sein. Dafür tüfteln Fraunhofer-Forscher an neuen Materialien<br />

und deren Elektrochemie, je nachdem, welche Rohstoffe und<br />

wie viel davon künftig vermutlich zu haben sein wird. Ob das<br />

Zauberwort dann weiterhin „Lithium-Ionen-Technik“ heißt?<br />

Dafür gibt es noch viele Hürden zu bewältigen.<br />

Anforderungen<br />

Energie- und Leistungsdichte<br />

Vorbild Skifliegen: Was schafft ein Energiespeicher pro Größe und<br />

Gewicht?<br />

Per stop and go in die Zukunft bummeln wegen ständiger<br />

Ladestopps? Womöglich mit großen Batterien, die einer<br />

Treckerkarosserie Ehre machen? Die Übermorgenbatterie sieht<br />

anders aus. Sie liefert viel Energie und ist möglichst schlank<br />

und leicht – genau wie ein Skispringer. Wie er muss die Batterie<br />

ihre Energie in angemessen kurzer Zeit mobilisieren. Nur<br />

so kann ein Elektroauto wie gewünscht beschleunigen. Dabei<br />

gibt die Energiedichte an, wie viel Energie eine Batterie im<br />

Vergleich zu ihrem Gewicht speichert, und die Leistungsdichte,<br />

wie viel Energie der Speicher pro Zeit und Gewicht abgeben<br />

kann.<br />

Kosten<br />

Nicht billig, aber viel Wert: Das teuerste Stück Elektroauto<br />

Batt’ries are the Girls’ best Friend – so würde Marilyn Monroe<br />

heute hauchen. Tatsächlich ist eine Batterie fürs Elektroauto<br />

wertvoll wie ein Diamant: Sie kostet etwa so viel wie ein<br />

Kleinwagen, je nach Preis für Rohstoffe und Fertigung.<br />

Mit 350 bis 650 Euro ist man dabei – pro Kilowattstunde<br />

allerdings. Davon braucht es etwa 20–40, um längere Strecken<br />

von ca. 200 Kilometern fahren und das Auto im Winter auch<br />

noch heizen zu können. Seit gut zehn Jahren werden Lithium-<br />

Ionen-Batterien zwar günstiger. Und vermutlich sinkt der Preis<br />

auch weiterhin. Doch selbst optimistisch geschätzt bleibt der<br />

Energiespeicher wohl das teuerste Stück Eektroauto – The<br />

Girls’ best Friend von morgen eben.<br />

Zyklenfestigkeit und Lebensdauer<br />

Auf und nieder, immer wieder: Wie oft und lang hält eine Batterie<br />

das aus?<br />

Ein Auto hält gut ein Jahrzehnt, für diese Spanne ist es<br />

jedenfalls ausgelegt. So lange sollte auch die Batterie tüchtig<br />

sein und dabei immer wieder neu Strom abgeben und<br />

aufnehmen können – und Letzteres möglichst schnell. Sie<br />

muss lange leben und zyklenfest sein, wie der Fachmann sagt.<br />

Dafür müssen Forscher und Techniker ganz schön jonglieren:<br />

Soll das Auto pro Ladung weit fahren, ist es mit von-Null-auf-<br />

Hundert vorbei. Sprintet der Wagen dagegen los, kostet das<br />

Reichweite. Ganz zu schweigen, dass eine Batterie kurzfristige<br />

Leistungsspitzen aushalten muss: etwa beim Bremsen, wenn<br />

Energie geballt rückgeführt wird.<br />

Sicherheit<br />

Fraunhofer-Forscher arbeiten am richtigen Sicherheitskonzept<br />

Leistung top – aber nicht ohne Risiko: Lithium-Ionen-Akkus<br />

mit einem flüssigen Elektrolyt könnten auslaufen. Zum<br />

Beispiel, wenn dessen Hülle bei einem Unfall Schaden nimmt.<br />

Sie zu überladen, zu stark zu entladen oder eine Überhitzung<br />

können auch gefährlich sein. Vor allem wenn es dann zu einem<br />

„thermischen Runaway“ kommt – wenn die Temperatur<br />

in einer einzelnen Zelle unkontrolliert auf über Hundert Grad<br />

hochkocht: Die Elektroden zersetzen sich und reagieren mit<br />

dem Elektrolyten. Dabei wird wieder Hitze frei. Der Separator<br />

könnte schmelzen und es könnte einen „Kurzen“ geben<br />

24 Exponat 4 - Batterie der Zukunft


Material und Zelle<br />

Die Qual der Wahl<br />

Fast richtig ist auch vorbei: Batteriebauer tüfteln am Material<br />

Die Anforderungen an die Sicherheit, Kapazität und Langlebigkeit<br />

stehen in Konkurrenz: Alles hängt zusammen und alles<br />

steht in Konkurrenz. Mehr vom Einen, kostet Anderes. Ein<br />

Dilemma – und das Mekka der Materialforscher: Sie tüfteln<br />

hin und her und probieren neue Stoffe für die einzelnen<br />

Batteriebausteine aus oder entwickeln Materialien einfach<br />

neu. Wie die Materialwürfel auch fallen, welcher Stoff wo<br />

sitzt, bestimmt, mit welchen Eigenschaften die Batterie an den<br />

Start geht.<br />

Keine Rose ohne Dorn…<br />

Lithium-Ionen-Akkus geben eine große Vielfalt an chemischen<br />

Möglichkeiten her. Lithium-Kobalt-Oxid liefert hohe Spannungen,<br />

aber sonst ist eher wenig dahinter. Ein Lithium-Nickel-<br />

Kobalt-Akku dagegen ist ein Energiekraftprotz. Allerdings<br />

besteht Brand- und Explosionsgefahr, wenn er überladen wird.<br />

Für ganz schnelle Akkus könnte die Anode aus Lithium-Titanat<br />

bestehen – bloß geht diese Variante ordentlich ins Geld und<br />

kostet Spannung. Derzeit könnte eine Kathode aus Lithium-<br />

Eisen-Phosphat der Kandidat mit den besten Aussichten für<br />

die nahe Zukunft sein.<br />

Lithium-Ionen: Bombige Technologie<br />

Leistungsstarke Technik stellt Forscher vor Herausforderungen<br />

Der Lithium-Ionen-Akku ist heute der aussichtsreichste<br />

Kandidat, reine Elektroautos rollen zu lassen. Deswegen<br />

konzentrieren sich Batterietechniker vor allem auf ihn. Er<br />

ist knapp ein Drittel kleiner und um die Hälfte leichter als<br />

Nickel-Metallhydrid-Batterien. Trotzdem sind sie gleich gut,<br />

was schnelles Laden, Langlebigkeit und hohe Leistung betrifft.<br />

Nur: Bei Schäden oder zu viel Hitze kann der Akku hochgehen<br />

– mit Bombenwirkung womöglich. Dann stehen nicht nur<br />

Laptops, sondern ganze Autos in Flammen.<br />

Neue Materialien für mehr Sicherheit<br />

Das Schicksal bestimmt allein die Batteriechemie: So genannte<br />

„eigensichere“Zellen sind kurzschlussfest, brennen oder<br />

explodieren nicht. Auch der thermische Runaway ist gebannt.<br />

Das schaffen allerdings nur neue Materialien. Hier haben<br />

Forscher noch viel zu tun. Für den Elektrolyten stehen derzeit<br />

flüssige Salze hoch im Kurs. Sie sind elektrochemisch stabil,<br />

entfIammen schwer und ihr Dampfdruck ist gering: Das<br />

Explosionsrisiko ist sinkt.<br />

Neue Materialien erkunden<br />

Fraunhofer-Forscher entwickeln besonders effektives<br />

Kathodenmaterial<br />

Je mehr hopp, desto top: Alles dreht sich darum, dass ein<br />

Auto-Akku möglichst viel Ladung speichern kann. Dafür untersuchen<br />

Fraunhofer-Forscher, welches Material zum Beispiel für<br />

die Kathode am besten ist. Sie testen, was ein Stoff kann. Das<br />

allein reicht aber nicht. Wie gut sich ein Material verarbeiten<br />

lässt, haben die Wissenschaftler auch im Blick.<br />

Dünn und porös – Die neue Zukunftsformel<br />

Die erste Generation von Lithium-Ionen-Batterien, mit der heute<br />

Laptops laufen, Smartphones klingeln oder Kameras blitzen,<br />

hat eine Kathode aus Kobalt-Oxiden. Sie machen einen Akku<br />

langlebig und die Energiedichte liegt immerhin schon bei<br />

120 Wattstunden je Kilogramm – und das soll noch besser<br />

werden. Fraunhofer-Forscher testen nun ein eigenes Patent:<br />

Ein besonders dünnes, poröses Lithium-Kobalt-Oxid-Material<br />

soll die Energiespeicherung steigern.<br />

Elektroden und Elektrolyt<br />

Batterie trifft Nanotechnik: Die Winzigkeit macht’s<br />

Nicht nur der Kathodenstoff, auch bestimmte Materialien<br />

für die Anode sorgen für einen energetischen Kick: Hier ist<br />

Winzigkeit Trumpf. Als Speicher für die Lithium-Ionen werden<br />

klitzekleine Graphitteilchen eingesetzt – jedes nur wenige<br />

Nanometer groß, etwa 700-mal kleiner als eine Haardicke.<br />

Hier liegen die Lithium-Teilchen nicht nur zwischen den<br />

Exponat 4 - Batterie der Zukunft 25


Graphitschichten, sondern sitzen auch direkt auf den Schichtflächen<br />

und lagern sich auch entlang von Kanten an. So lassen<br />

sich viel mehr Lithium-Teilchen auf viel mehr Grahpit-Schichten<br />

unterbringen. Das bedeutet mehr Entladekapazität. Allerdings<br />

entladen sich diese Elektroden allerdings auch sehr schnell –<br />

ein grundsätzliches Problem solcher Materialien.<br />

Sicherheitskonzepte<br />

Separator: Schmelze sorgt für Sicherheit<br />

Viel energetischer Wumms macht eine Batterie fürs Elektroauto<br />

attraktiv. Eine poröse Kunststoff-Folie als Separator etwa<br />

sorgt dafür, dass sich Ladungen rasch zwischen Anode und<br />

Kathode bewegen können. Im Notfall muss das aber schnell<br />

gestoppt werden. Dafür sorgen zum Beispiel sogenannte<br />

„Shutdown“-Separatoren: Bei etwa 130 Grad Celsius schmelzen<br />

sie. Dabei verschwinden ihre Poren: Sie setzen sich einfach<br />

zu. Vorbei ist die Ionenwanderung. So heizt sich die Batterie<br />

bei einem „Kurzen“ nicht weiter auf.<br />

Anode: Zugedeckt mit einer Sicher-Schicht<br />

Als Elektrolyte werden oft flüssige, organische Elektrolyte<br />

eingesetzt. Sie zersetzen sich bei Kontakt mit der Anode<br />

beziehungsweise Kathode – auch, wenn die Batterie gar<br />

nicht arbeitet. Hierbei bildet sich auf den Graphit-Anoden in<br />

Lithium-Ionen-Batterien eine Deckschicht oder auch Passivierungsschicht:<br />

Sie verhindert, dass sich der Elektrolyt übermäßig<br />

weiter zersetzt. So funktioniert der Akku auch nach längerer<br />

Lagerung sicher ohne Problem.<br />

Gehäuse: Sicher nicht geplatzt<br />

Auch das Gehäuse trägt zur Sicherheit bei. Es darf nicht<br />

platzen – auch nicht, falls sich in der Batterie zum Beispiel<br />

Gas bildet und sich deswegen womöglich ein hoher Druck<br />

aufbaut. Hier springt eine Berst-Sicherung ein: Sie öffnet die<br />

betroffene Zellen, sodass ab einem bestimmten Überdruck<br />

kontrolliert Gas entweicht. Zusätzlich kann auch der Stromkreis<br />

unterbrochen werden. Ein eingebautes Not-Aus, quasi.<br />

Zellenlayout: Gestapelt, nicht gereiht<br />

Stark dank Folienstapel: Fraunhofer-Forscher entwickeln bipolare<br />

Batterie<br />

Der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein: Eine einzelne<br />

elektrochemische Zelle richtet beim Elektroauto nur wenig aus.<br />

Nur gemeinsam sind Batterie-Zellen stark. Deswegen werden<br />

viele Zellen in Reihe hintereinander geschaltet. So summieren<br />

sich die Spannungen – doch leider auch Größe und Gewicht.<br />

Das bremst natürlich wieder. Wie also lassen sich Platz und Kilos<br />

sparen? Fraunhofer-Forscher arbeiten an einer Batterie aus<br />

Elektroden mit Zweifachfunktion: Der negative und positive<br />

Pol sitzen auf der gleichen Trägerfolie. Ein Stapel solcher Folien<br />

mit nur einem Gehäuse ist leichter und kleiner als andere Batterien<br />

– und schafft mindestens genauso viel. Problematisch<br />

ist jedoch, die Einzelzellen zu überwachen. Dafür muss eine<br />

geeignete, robuste Materialkombination gefunden werden.<br />

Die Redox-Flow-Batterie<br />

Elektrolyt statt Benzin – So tankt man morgen<br />

Neue Aufgabe für alte Zapfsäulen: Statt Sprit sprudelt morgen<br />

womöglich Elektrolyt-Flüssigkeit in die Tanks. Fraunhofer-<br />

Forscher haben eine Redox-Flow-Batterie für Autos entwickelt.<br />

Die Idee stammt aus den 1970er Jahren: Zwei Flüssigkeiten<br />

mit gelösten, geladenen Metall-Teilchen fließen durch eine<br />

Batterie-Zelle, wo diese Teilchen Ladungen tauschen. Sind die<br />

Lösungen verbraucht, tauscht man sie einfach an der Tankstelle<br />

gegen frische aus: Abpumpen, tanken, fertig aus. Der<br />

abgepumpte Elektrolyt kann dann wieder geladen werden,<br />

etwa durch Windkraft oder Solarenergie.<br />

Stop and Go? Das war einmal<br />

Gegenüber Bleiakkus scheint die Redox-Flow-Batterie in<br />

einen Jungbrunnen gefallen zu sein: Ihre Lebensdauer ist<br />

etwa zehnmal so hoch. Gegenüber der Lithium-Ionen-Technik<br />

fiel der neue Akku allerdings zunächst durch: Er speichert<br />

deutlich weniger Energie. Nach nur 25 Kilometern hätte der<br />

nächste Tankstopp angestanden. An diesem Nachteil wird nun<br />

geforscht:<br />

26 Exponat 4 - Batterie der Zukunft


Mit einigen ersten Kniffen konnten die Fraunhofer-Wissenschaftler<br />

die Reichweite bereits auf das Vier- bis Fünffache<br />

bringen.<br />

Konzept zur Nachhaltigkeit<br />

Aus alt mach neu – Oberstes Gebot für weltweite Elektromobilität<br />

Eine gigantische Zahl: Weltweit sind etwa eine Milliarde Autos<br />

unterwegs. Allein in Deutschland kurven über 45 Millionen<br />

herum. Wenn künftig nur die Hälfte davon elektronisch durch<br />

die Straßen schnurren soll, würden rasch die Rohstoffe knapp<br />

– immerhin werden teilweise sehr seltene Materialien in Batterien<br />

und Elektromotoren verbaut. Zuerst würde es vielleicht<br />

Kupfer, Kobalt und Nickel treffen, kurz darauf vermutlich auch<br />

Lithium.<br />

Recycling heißt also das Zauberwort: Altautos sind quasi<br />

Lagerstätten auf Rädern.<br />

Batteriesystem<br />

Mobil mit System<br />

Zellen, Module, Strang – Alles ist mit allem vernetzt<br />

Zwei Klemmen, eine Batterie, fertig aus. Solch Übersichtlichkeit<br />

war einmal. Das elektrische Innenleben vom Übermorgenauto<br />

sieht deutlich komplizierter aus: Mehrere einzelne Zellen<br />

bilden Module und die sind zu einem Strang hintereinander<br />

geschaltet. Diese Stränge wiederum werden zum Batteriesystem<br />

zusammengeschaltet. Doch damit nicht genug. Das<br />

Ganze braucht einen eigenen Heiz- und Kühlkreislauf und<br />

ein Not-Aus-System fürs Abschalten bei einer Fehlfunktion.<br />

Wer behält da den Überblick? Das erledigt ein ausgeklügeltes<br />

Managementsystem. Es hat ständig alle Abläufe bis runter zur<br />

Einzelzelle im Blick.<br />

Batterien im Test-Labor<br />

Auf Herz und Nieren geprüft: Was passiert wann, wie und warum?<br />

Alle Systeme im Elektroauto müssen miteinander im Einklang<br />

stehen, damit es sicher und zuverlässig rollt. Um vorab zu<br />

testen, was wann womöglich passiert, untersuchen die<br />

Fraunhofer-Forscher alle Bestandteile des Systems. Sie spielen<br />

alle erdenklichen Fahrszenarien durch – vom Normalbetrieb<br />

bis zur skurrilen Fehlfunktion, vom jungfräulichen Wagen<br />

bis zur alten Kiste, vom Billigbauteil bis zum teuersten Stück.<br />

Die Daten fließen dann in Modelle ein, die das Verhalten der<br />

Bestandteile unter allen möglichen Bedingungen simulieren<br />

müssen. Hierauf kann dann das Batteriemanagement<br />

zurückgreifen. So weiß es, wann alles in entspanntem Stand-<br />

By laufen kann oder wann es mit einem Not-Aus beherzt<br />

eingreifen muss.<br />

Wärmemanagement und Kühlkonzept<br />

Temperatur rauf, Temperatur runter: Wie und warum?<br />

Ein Lithium-Ionen-Akku ist äußerst leistungsstark – wenn denn<br />

seine Temperatur-Animositäten beachtet sind. Am liebsten hat<br />

er es gleichbleibend warm. Nur spielen das Wetter und der Betrieb<br />

nicht mit: Allein durch den Betrieb heizt sich das System<br />

auf, Winter- und Sommergrade tun ein Übriges. Fraunhofer-<br />

Forscher haben hierfür ein Batteriemodul entwickelt, das über<br />

eine Flüssigkeit gekühlt beziehungsweise erwärmt wird – je<br />

nachdem ob die Zelle mitteilt, ob sie schwitzt oder friert.<br />

Batteriemanagement<br />

Schutzengel mit eingebaut: Sicher managen, sicher fahren<br />

Bei einigen Batterien sorgt die Chemie dafür, dass nicht<br />

überladen oder übermäßig entladen werden kann: es setzen<br />

natürliche Gegenreaktionen ein. Der Lithium-Ionen-Akku aber<br />

hat das nicht. Werden bestimmte Grenzen überschritten,<br />

bildet sich im Inneren Gas. Das Gehäuse platzt, die Batterie<br />

brennt ab – und womöglich nicht nur die. Ein äußeres<br />

Schutzengel-System muss her. Wie geht es der Batterie? Wie<br />

ist ihr Ladezustand? In welchem Alterungszustand ist sie?<br />

Müssen Zellen getauscht werden und welche genau? Im<br />

Batterie-Labor testen Fraunhofer-Forscher Systeme, die solche<br />

Daten erfassen und den Fahrer in Echtzeit informieren.<br />

Exponat 4 - Batterie der Zukunft 27


Laden, steuern, diagnostizieren<br />

Fraunhofer entwickelt intelligente Strategien<br />

Dass eine Batterie gut in das Autosystem eingepasst ist und<br />

zuverlässig arbeitet, ist eine Sache. Eine zweite ist, dass sie<br />

auch gekonnt und sorgfältig geladen ist. Tankdeckel auf, Benzin<br />

rein, Deckel zu wie beim herkömmlichen Verbrennungsauto<br />

klappt hier nicht. Das Laden einer Batterie und auch<br />

ihr Betrieb wollen fein gesteuert sein. Fraunhofer-Forscher<br />

entwickeln hierfür intelligente Strategien, die problemlos in<br />

die Feinsteuerung von Geräten und Managementsystemen<br />

integrierbar sind. So können zum Beispiel das Kühlsystem geregelt,<br />

Fehlerzustände entlarvt und angeschlossene Ladegeräte<br />

zentral angesteuert werden.<br />

Rundum geprüft<br />

Drei Labore für alle erdenklichen Tests<br />

In drei Laboren wird Batterien und deren Steuersystem<br />

ordentlich zu Leibe gerückt: Fraunhofer-Forscher untersuchen<br />

Batterien von der kleinsten Knopfzelle bis zu großen Akku-<br />

Systemen. Es gibt verschiedene Wärme- und Klimakammern,<br />

in denen quasi „echte“ Außenbedingungen herrschen. Zwar<br />

gibt es für das Prüfen von Batterien feste Normen – doch das<br />

reicht den Spezialisten nicht. Sie können jede erdenkliche<br />

Bedingung simulieren. Dabei schauen sie sich einzelnen<br />

Batterien über viele Monate hinweg an. So verfolgen sie, wie<br />

diese altern, wenn sie verschieden beansprucht werden.<br />

Hauptartikel II inkl. Subhead: Die Lithium-Batterie – ein<br />

spezieller Patient<br />

Manche Krankheiten sind tückisch. Ärzte brauchen bestimmte<br />

Untersuchungen, um sie entlarven zu können – so speziell,<br />

als seien sie für einen Patienten persönlich gemacht. So<br />

handhaben Fraunhofer-Forscher es auch mit Lithium-Batterien.<br />

Sie müssen besonders „gesund“ sein, damit das Fahren damit<br />

sicher ist. Deswegen werden die Hochleistungsspeicher in<br />

einem speziellen Labor unter frei wählbaren Testbedingungen<br />

untersucht. Eine perfekte Differenzialdiagnose, quasi.<br />

Text der Aufsichtsgrafik am Exponat 4<br />

Die Zukunft der Batterietechnologie<br />

Technologie-Roadmap Lithium-Ionen-Batterien<br />

Artikel 1<br />

Die von Fraunhofer entwickelte Technologie-Roadmap bildet<br />

die zentralen Meilensteine zur Entwicklung von Lithium-<br />

Ionen-Batterien ab. Sie liefert einen grafischen überblick über<br />

künftige Zellkomponenten, Zelltypen und Zelleigenschaften<br />

von Lithium-Ionen-Batterien und des sie umgebenden Technologiefeldes<br />

bis ins Jahr 2030.<br />

Die Technologie-Roadmap<br />

bildet einen Marschplan, der allen zentralen Akteuren eine<br />

gemeinsame Orientierung auf dem Weg in die Zukunft bietet.<br />

Legende<br />

• Energiedichte<br />

• Leistungsdichte<br />

• Lebensdauer<br />

• Temperaturverträglichkeit<br />

• Zyklenfestigkeit<br />

• Sicherheit<br />

• Kosten<br />

• Besser<br />

• viel besser<br />

• schlechter<br />

• viel schlechter<br />

28 Exponat 4 - Batterie der Zukunft


Roadmapbereich<br />

2030<br />

• Li-Luft<br />

• Kathode/ Luft<br />

• Li-Zellen mit Hochkapazitätskathode<br />

• Kathode/ Fluor als MeFx, Me: Metall<br />

• Kathode/ Konversionskathodenmaterial<br />

• Li-Feststoff-Zellen (nicht Polymer)<br />

• Elektrolyt/ Festelektrolyt, nicht Polymer<br />

• Li-Polymer<br />

• Elektrolyt/ Polymermembran<br />

• Kathode/ -SO4F<br />

2020<br />

• Li-S<br />

• Casing/ Ableitelektrode als Gehäuse<br />

• Li-Me<br />

• Kathode/ Schwefel, strukturierte Elektroden/Sulfur<br />

• Anode/ Li-Metall<br />

• 5V Zellen<br />

• Elektrolyt/ 5V Elektrolyt<br />

• Anode/ Legierung, nicht Si<br />

• Kathode/5V Spinelli, Li (Ni) PO4 5V, Li (CO) PO4 5V, 4V MN<br />

Phosphat<br />

• Separator/ gecasteter Separator<br />

• Li-Zellen mit Hochkapazitäts-Anode<br />

• Separator / Gewebe Vlies<br />

• Anode/ C Metall-Komposite<br />

• Kathode/ Komposite (Kathode)<br />

• Separator / chemisch imprägniert<br />

2015<br />

• LTO 5V<br />

• Elektrolyt/ Gelpolymer<br />

• Kathode/ Li Ni Me Me O2 Hochvolt (HV)<br />

• Separator/ Zellulose<br />

• Elektrolyt/ Li PF 6 - frei + org. LM etc.<br />

• Anode/ Li-Titanat Soft Carbon<br />

• Anode/ modifizierte Graphite, Legierungen Si<br />

• Kathode/ Li Ni Me Me O2, Li Fe PO4<br />

Seitlicher Roadmapbereich (Busse)<br />

Casing<br />

kontinuierlich verbesserter Pouch - Aluminium Laminat<br />

Elektrolyt<br />

kontinuierliche Weiterentwicklung von Additiven<br />

Text der Stelengrafik<br />

Herausforderung Batterietechnik<br />

Die Batterie: Schlüssel zur Elektromobilität<br />

Die Grundlage für zukunftsweisende elektrische Antriebssysteme<br />

bilden Batterien und, aufgrund ihrer Vorzüge, vor<br />

allem Lithium-Ionen-Batterien. Sie können ein Schlüssel für<br />

die Elektromobilität sein. Vor dem Markterfolg sind allerdings<br />

große Herausforderungen zu bewältigen. Die gegenwärtigen<br />

Batteriesysteme müssen hinsichtlich Kosten, Energiedichte,<br />

Gewicht, Sicherheit, zyklischer und kalendarischer<br />

Lebensdauer sowie Ladegeschwindigkeiten noch deutlich<br />

verbessert werden.<br />

Energie- und Leistungsdichte<br />

Die Batterie in einem Elektroauto muss ausreichend Energie<br />

enthalten und darf dabei nur wenig wiegen, um die vom<br />

Verbraucher erwarteten Reichweiten zu ermöglichen. Darüber<br />

hinaus muss diese Energie aber auch kurzfristig abgerufen<br />

werden können, damit das Auto, etwa beim Anfahren, ausreichend<br />

beschleunigt werden kann.<br />

Exponat 4 - Batterie der Zukunft 29


Kosten<br />

Die Kosten für Lithium-Ionen-Batterien liegen derzeit zwischen<br />

300 € und 600 € pro Kilowattstunde. Die Preisentwicklung<br />

hängt dabei von einer Reihe verschiedener Faktoren wie etwa<br />

den Rohstoffpreisen oder den Produktionsverfahren ab.<br />

Die Kosten sind wiederum auch verbunden mit den enormen<br />

Anforderungen an die Batterie. In den letzten Jahren sind<br />

Li-Ion-Zellen zwar immer günstiger geworden, doch selbst<br />

wenn dieser Trend anhält, bleibt die Batterie wahrscheinlich<br />

die teuerste Komponente im Elektroauto.<br />

Zyklenfestigkeit und Lebensdauer<br />

Über die Lebensdauer eines Elektroautos finden unzählige<br />

Auf- und Entladevorgänge der Batterie statt. Daher muss<br />

die Batterie über eine ausreichende Zyklenfestigkeit<br />

verfügen. Eng verbunden mit der Zyklenfestigkeit ist auch die<br />

Anforderung an die Lebensdauer. Idealerweise sollte die<br />

Batterie so lange halten wie das Auto. Und das ist nicht<br />

gerade kurz, denn heutige Fahrzeuge werden für einen<br />

etwa zehnjährigen Betrieb ausgelegt.<br />

Sicherheit<br />

Der Einsatz von Lithium-Ionen-Batterien birgt eine Reihe<br />

von Gefahren. Eine mechanische Beschädigung der Zellen<br />

kann zum Auslaufen führen. Von Überladung und Überentladung<br />

sowie Überhitzung gehen ebenfalls hohe Risiken<br />

aus. Als besonders gefährlich gilt hierbei der „thermische<br />

Runaway“ der Zellen, worunter ein unkontrollierbarer<br />

Temperaturanstieg innerhalb einer Zelle verstanden wird.<br />

Status quo<br />

Energiedichte aktueller Batterien<br />

30 Exponat 4 - Batterie der Zukunft


Exponat 6<br />

Stadt der Zukunft<br />

Anwendungstext im Exponat 6<br />

Stadt der Zukunft<br />

Car-Sharing-Station<br />

Welchen nehmen wir heute?<br />

zur kurzfristigen Vermittlung von Mitfahrgelegenheiten. Nicht<br />

nur in städtischen Ballungsräumen, sondern gerade auch<br />

in ländlichen Gebieten, in denen das Angebot öffentlichen<br />

Personen-Nahverkehrs beschränkt ist, kann auf diese Weise<br />

die individuelle Mobilität gesteigert werden.Vergleichbare<br />

Projekte sind auch kommerziell interessant. In Ulm hat der Autohersteller<br />

Daimler den Pilotversuch „car2gether“ gestartet.<br />

Car-Sharing als Alternative zum eigenen PKW.<br />

Autohaus<br />

Wer ein Auto hat, fährt auch damit – schließlich müssen sich<br />

die Anschaffungskosten rentieren. Dennoch ist das Auto<br />

mehrheitlich eher „Stehzeug“ als Fahrzeug: 23 Stunden<br />

am Tag wird es gar nicht gebraucht. Unter dem Motto<br />

„mehr Mobilität, weniger Verkehr“ ist Car Sharing neben<br />

dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs ein Schlüssel für ein<br />

nachhaltiges Mobilitätssystem. Car Sharing heißt nicht, auf<br />

das Auto zu verzichten, sondern im Gegenteil jederzeit den<br />

Sportwagen, den Smart oder den Minivan zu benutzen oder<br />

eben auch stehen zu lassen. In Zukunft wird die Dichte der<br />

Car-Sharing-Stationen zunehmen. Neue, kundenfreundliche<br />

Anwendungen können umgesetzt werden: Es wird möglich<br />

sein spontan, ohne langfristige Buchung ein Fahrzeug zu<br />

nutzen. Der Zugang könnte beispielsweise via SMS oder E-Mail<br />

geregelt werden. Große Netzwerke erlauben, das Auto an<br />

einem anderen als dem Ausgangsort zurück zu geben.<br />

Hier kommt der solidarische Verkehr!<br />

Zig Menschen haben täglich dieselben Wege.<br />

Wann kommt die Kaufprämie?<br />

Staatliche Förderungen als Motor für die Akzeptanz von<br />

Elektroautos.<br />

Vom Gratisparkplatz über Steuervergünstigungen bis zu<br />

direkten Prämien oder höheren Steuern auf herkömmliche<br />

Autos lässt sich eine ganze Menge tun, um die Durchsetzung<br />

des Elektroautos voranzutreiben. Einige Staaten wie etwa<br />

Frankreich bieten bereits Prämien von bis zu 5.000 EUR an. In<br />

Deutschland allerdings ist die Frage der Förderung von Elektroautos<br />

noch nicht geklärt. Bisher werden vor allem Gelder für<br />

die Erforschung der Elektromobilität bereit gestellt, staatliche<br />

Förderungen für den Kauf von Elektroautos sind vorerst nicht<br />

vorgesehen. Schätzungen der Industrie zufolge wird aber ein<br />

Elektroauto noch 2018 um rund 8.000 EUR teurer sein als<br />

ein herkömmliches Modell. Es bleibt daher fraglich, ob die<br />

Bundesregierung, ihr Ziel bis 2020 eine Million Elektroautos<br />

auf Deutschlands Straßen zu bringen, erreichen wird, ohne<br />

zusätzliche Anreize für die Käufer zu schaffen.<br />

Durchschnittlich sitzen 1,3 Personen in einem deutschen Auto.<br />

So werden in erster Linie Staus und Parkraumnot befördert. Ist<br />

die Voraussetzung individuellen Verkehrs, dass jeder einzelne<br />

Verkehrsteilnehmer über ein eigenes Fahrzeug verfügen muss?<br />

Fahrgemeinschaften lassen sich weit flexibler organisieren,<br />

wenn die Pools potentieller Teilnehmer wachsen. Mit dem<br />

Projekt „open ride“ testen Fraunhofer-Forscher ein System<br />

Exponat 6 - Stadt der Zukunft<br />

31


Leise überrollen sie die qualmenden Kolonnen:<br />

Elektroautos werden nach und nach die Straßen erobern.<br />

Es gibt sie schon: Elektroautos, die man kaufen kann.<br />

Während ihnen auf den großen Messen die Bühne gehört,<br />

lässt die serienmäßige Produktion allerdings noch auf sich<br />

warten. Deshalb werden die Vorzeigemodelle gelegentlich<br />

als Alibiprojekte kritisiert. Wer heute den Umstieg auf ein<br />

Elektroauto wagen will, ist nicht nur mit bis zu 50 Prozent<br />

höheren Anschaffungskosten konfrontiert, auch die Auswahl<br />

ist vergleichsweise mager. Ein breites Angebot wird es erst<br />

geben, wenn die Großhersteller mit ihrem Service- und<br />

Vertriebsnetz serienmäßig Elektroautos produzieren. Doch<br />

wer macht den ersten Schritt? Gerade mal 1.600 zugelassene<br />

Elektroautos gibt es in Deutschland heute. Geht es nach der<br />

Bundesregierung sollen es bis zum Jahr 2020 eine Million Elektroautos<br />

sein. - Das wäre immerhin jeder zehnte Zweitwagen,<br />

von denen es derzeit etwa 10 Millionen gibt. In New York um<br />

1901 war übrigens jedes zweite Auto ein Elektroauto.<br />

Autobahnauffahrt<br />

Brückentechnologie statt fauler Kompromisse.<br />

Hybridfahrzeuge sind eine vollwertige Lösung für den angstreckenverkehr.<br />

Elektroautos sind ideal für den Stadt- und Nah-Verkehr. Die<br />

meisten Deutschen fahren im Schnitt weniger als 50 Kilometer<br />

pro Tag. Hier stellen weder geringere Reichweiten noch<br />

niedrigere Spitzengeschwindigkeiten eine Einschränkung dar.<br />

Als „Universalautos“, die sowohl im Kurz- wie auch im<br />

Langstreckenverkehr eingesetzt werden können, eignen sich<br />

Plug-In-Hybridfahrzeuge. Diese kombinieren zwei Antriebsarten<br />

miteinander und besitzen neben einem Elektromotor<br />

auch einen Verbrennungsmotor. Letzterer kann entweder<br />

herkömmlich direkt auf die Antriebsräder wirken (Parallelhybrid)<br />

oder einen Generator antreiben, der dann den Strom für<br />

den Elektromotor liefert (Serieller Hybrid). Trotz gelegentlicher<br />

Fahrt mit dem Verbrennungsmotor erreichen die meisten Fahrzeuge<br />

dennoch einen hohen Anteil an elektrisch gefahrenen<br />

Kilometern. Damit verbreitern Plug-In-Hybridfahrzeuge die<br />

Basis für die Elektrifizierung unseres Individualverkehrs.<br />

Geräuscharme Brummis?<br />

Alternative Kraftstoffe und Antriebstechnologien sichern auch<br />

den Güterverkehr.<br />

Nicht nur in Ballungszentren und für den Personenverkehr,<br />

sondern ebenso im regionalen und überregionalen Logistikund<br />

Transportwesen gilt es neue Mobilitätskonzepte zu<br />

entwickeln. Eine Erweiterung des Schienennetzes ist aus<br />

Kostengründen in den kommenden Jahren nicht zu erwarten.<br />

Der Ausbau der Binnenschifffahrt hat natürliche Grenzen.<br />

Gefragt sind deshalb einerseits Technologien, die das Kombinieren<br />

unterschiedlicher Verkehrswege erleichtern, sowie<br />

andererseits Strategien zur Kosten- und Schadstoff-Reduktion<br />

im Fernverkehr. Wie in Innenstädten bereits üblich, sind auch<br />

auf Autobahnen abgasgekoppelte Mautgebühren denkbar.<br />

Tempolimits sind übrigens nicht nur auf Autobahnen sondern<br />

zum Beispiel mehr noch auf See ein effektives Instrument<br />

um Energie-Verbrauch und Emissionen zu reduzieren. Auch<br />

hier sind Fraunhofer-Institute mit der Erforschung alternativer<br />

Kraftstoffe und Antriebstechnologien befasst.<br />

32 Exponat 6 - Stadt der Zukunft


Energieleitzentrale<br />

Grüner Strom mehr als eine schöne Utopie.<br />

Noch wächst der Verbrauch während die Ressourcen schwinden.<br />

„Peak Oil“, der Zeitpunkt der maximalen Erdölförderung, ist<br />

möglicherweise schon erreicht. Von nun an sinken die förderbaren<br />

Mengen, bis in längstens 100 Jahren endgültig Schluss<br />

ist. Dennoch wird die Primärenergie kaum effizient genutzt:<br />

rund zwei Drittel gehen bei der Verbrennung in Kraftwerken<br />

und Motoren verloren. Die Folgen des ungezügelten Konsums<br />

für Klima und Gesundheit sind hinlänglich bekannt. Auch<br />

das spaltbare Material zum Betrieb der Kernkraftwerke ist<br />

erschöpflich.<br />

Der Rückgriff auf erneuerbare Energien und nachwachsende<br />

Rohstoffe ist also unvermeidlich. In Deutschland stammen<br />

heute bereits 16 Prozent des Stroms aus regenerativen<br />

Energien, in zehn Jahren soll sich dieser Wert verdoppeln. Die<br />

Ressourcen Sonne, Wind und Wasserkraft sind prinzipiell unerschöpflich.<br />

Die nötigen Technologien stehen heute bereits zur<br />

Verfügung. Die Kosten für die Installation sinken seit einigen<br />

Jahren kontinuierlich. 100 Prozent Ökostrom als Energieziel<br />

2050 ist machbar.<br />

Smart-Grid: Energieversorgung ohne Kapriolen:<br />

Nicht die Wetterprognosen müssen stabiler werden, sondern<br />

die Netze intelligenter.<br />

Die Integration von erneuerbaren Energien wie Solarenergie<br />

und Windkraft stellt für unsere Stromversorgung eine große<br />

Herausforderung dar. Die wetterabhängige Erzeugung lässt<br />

sich nicht immer mit dem aktuellen Verbrauch zur Deckung<br />

bringen. Derzeit werden vor allem Pumpspeicherkraftwerke<br />

eingesetzt, um Verbrauchsschwankungen und Erzeugungsspitzen<br />

abzufedern. In Zukunft bräuchte man aber ein Vielfaches<br />

der heute verfügbaren Kapazität, also sucht man intensiv<br />

nach Alternativen. Eine solche ist die intelligente Steuerung<br />

vieler elektrischer Verbraucher im sogenannten „Smart Grid“.<br />

Fraunhofer-Forscher entwickeln in diesem Bereich Lösungen<br />

zur Steuerung dezentraler Erzeuger und Verbraucher. Auch<br />

die Batterien unserer Elektrofahrzeuge werden ein Teil dieses<br />

intelligenten Netzes sein. Damit der Umbau unserer Elektrizitätsversorgung<br />

gelingen kann, müssen Stromnetze ausgebaut<br />

werden. Der Bundesverband Windenergie rechnet mit 850 km<br />

bis zum Jahr 2015.<br />

„König Kunde“ handelt am Strom-Markt<br />

Nur langsam werden die Versorgungsmonopole aufgeweicht.<br />

Die Dezentralisierung der Energie-Erzeugung bringt<br />

Bewegung in den Strommarkt:<br />

Mit der Umstellung auf erneuerbare Energien verlieren die<br />

gleichmäßig produzierenden Groß-Kraftwerke an Bedeutung.<br />

Schon jetzt ist für die Endverbraucher eine größere Auswahl<br />

zwischen Händlern und Tarifen durchgesetzt worden. Den<br />

tatsächlich bezogenen Strom-Mix kann der Kunde jedoch<br />

nicht bestimmen. Dezentralisierung ermöglicht beispielsweise<br />

Vereinen oder anderen Zusammenschlüssen Mit-Verantwortung<br />

für die Stromversorgung zu übernehmen. Private oder<br />

genossenschaftliche Solar- und Biogas-Anlagen sind keine<br />

Neuigkeit. Doch erst das „Smart Grid“ erlaubt es, was den<br />

momentanen Eigenbedarf übersteigt den übrigen Verbrauchern<br />

zur Verfügung zu stellen. Das intelligente Netz fördert<br />

die Angebotsvielfalt und erhöht durch „Smart Metering“ die<br />

Kostentransparenz. Preise können das reale Angebot abbilden<br />

und den Kunden wirtschaftlicheren Konsum ermöglichen.<br />

Exponat 6 - Stadt der Zukunft 33


Transformator<br />

Keine Kohle – keine Marie?<br />

Einen Mangel an Energie braucht niemand zu befürchten.<br />

Knapp 16 Prozent des bundesweiten Stromverbrauchs werden<br />

in Deutschland aus erneuerbaren Energien erzeugt. Steinkohle,<br />

Braunkohle, Erdgas und Kernkraft sichern die übrigen 84<br />

Prozent. Schon mit diesem Strom-Mix weist das Elektroauto<br />

mit seinem hocheffizienten Antrieb niedrigere Emissionwerte<br />

auf. Lokal sind die Schadstoffemissionen nahe null, was<br />

besonders in Groß- und Megastädten ein ganz entscheidender<br />

Vorteil ist. In der Stadt der Zukunft sind Energiebedarf und<br />

Schadstoffbelastung erheblich gesunken. Windparks, vor der<br />

Küste wurden errichtet, alte Anlagen zeitgemäß saniert. Auf<br />

den meisten Dächern wurden moderne, effiziente Solaranlagen<br />

installiert. Zu den bestehenden Wasserkraftwerken kamen<br />

neuartige Strömungsturbinen und Tidenhubanlagen hinzu.<br />

Biogasanlagen nutzen Gärungsprozesse. Auf Verbrennungsenergie<br />

wird weitgehend verzichtet. Erdwärme wird genutzt,<br />

wo sie direkt in einen Wärmekreislauf aufgenommen werden<br />

kann.<br />

Von der Jauchegrube zum Bürgerkraftwerk<br />

Eine Vielfalt an praktischen Ideen wird verknüpfbar.<br />

Auch Kleinvieh macht Mist – und hier sind längst nicht alle<br />

Optionen genutzt. Eine Tonne Bio-Abfall enthält über 100 m3<br />

Biogas. 130 kg Biomüll fallen pro Kopf und Jahr in Deutschland<br />

an.<br />

Der durchschnittliche Wirkungsgrad einer Photovoltaikanlagen<br />

liegt bei 15 Prozent. Fraunhofer-Forscher haben vor Kurzem<br />

eine Solarzelle mit einem Rekordwirkungsgrad von 41,1 Prozent<br />

hergestellt. Selbst im wenig sonnigen Osnabrück würde<br />

die Nutzung der Dachflächen den Energiebedarf der Stadt<br />

ohne Probleme decken, zeigen die Berechnungen der dortigen<br />

Fachhochschule 2008.<br />

In einem Pilotprojekt unter Beteiligung von Fraunhofer-<br />

Wissenschaftlern wurde 2003 vor der Westküste Englands<br />

die erste Meereströmungsturbine „Seaflow“ gestartet. Rund<br />

100 Standorte kommen für den Einsatz dieser Technologie in<br />

Europa in Frage. Kleiner dimensioniert und flexibler einsetzbar<br />

ist die Strom-Boje. Sie kann schon in mittelgroßen Flussläufen<br />

verwendet werden. Diffusoren verstärken dann den Strömungsdruck.<br />

Fraunhofer-Studien belegen: Grüne Energie ist machbar.<br />

Die Vollversorgung ist technisch möglich und wirtschaftlich<br />

attraktiv.<br />

Im Auftrag des Umwelt Bundesamtes haben Fraunhofer-<br />

Forscher ermittelt, welche Auswirkungen mit Erreichen des<br />

Energieziels „100 Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen<br />

bis 2050“ für den Wirtschaftsstandort Deutschland zu<br />

erwarten sind. Untersucht wurden die direkten und indirekten<br />

Systemkosten, Verteilungsaspekte, Auswirkungen auf Bruttoinlandsprodukt<br />

und Beschäftigung.<br />

Hier stehen Investitionskosten Einsparungen bei der Bewältigung<br />

von Folgeschäden gegenüber, niedrigeren Strompreisen<br />

geringere Gewinne der konventionellen Stromerzeuger.<br />

Verschiebungen bei den Akteuren in Industrie und Handel sind<br />

zu erwarten. Die Abhängigkeit von Rohstoffimporten und die<br />

Umweltbelastungen würden sinken. Eine Veränderung des<br />

volkswirtschaftlichen Profils wäre die Folge.<br />

Schon jetzt ist Deutschland führend in der Entwicklung unterschiedlichster<br />

Grüner Technologien. Deutsche Unternehmen<br />

dominieren hier mit bis zu 30 Prozent den internationalen<br />

Markt, damit verbinden sich große Wachstumschancen.<br />

34 Exponat 6 - Stadt der Zukunft


Siedlung<br />

Virtuelle Kraftwerke liefern echte Energie.<br />

Kleinsterzeuger werden zu wirtschaftlichen Einheiten<br />

zusammengefasst.<br />

In der Stadt der Zukunft werden Endabnehmer vielfach selbst<br />

zu Stromproduzenten, als Einzelpersonen oder in Zusammenschlüssen<br />

verschiedenster Art. Ein kleines Blockheizkraftwerk<br />

oder eine Wärmepumpe in der Wohnanlage, Photovoltaikanlagen<br />

auf Hausdächern, kommunale Windparks, kleine Biogasanlagen<br />

usw. – unterschiedliche Anteile des Eigenbedarfs<br />

können auf diese Weise erbracht werden.<br />

Aufmerksamkeit der Verbraucher im Rahmen ihrer Rolle als aktive<br />

Teilnehmer in der Energiewirtschaft und eine Umsetzung<br />

einer größeren Palette an Energiesparlösungen.<br />

In der Stadt der Zukunft, den so genannten Smart Cities,<br />

sind einzelne Haushalte bzw. Gebäude direkte Erzeuger-,<br />

Speicher und Verbrauchereinheiten. Für eine Optimierung<br />

der Energiebilanz sorgen darüber hinaus bedarfsgerechte<br />

Klima- und Lüftungstechnik, der Einsatz neuer Dämmstoffe,<br />

eine effektivere Nutzung bestehender Wärmekreisläufe sowie<br />

das „Smart-Metering“.<br />

Das Nervenzentrum zukünftiger Energieversorgung:<br />

Smart Grids müssen unterschiedlichste Informationsflüsse<br />

kombinieren.<br />

Überschüsse bei geringem Verbrauch oder beispielsweise<br />

wetterbedingten Produktionsspitzen können an der<br />

Strombörse verkauft und ins Versorgungsnetz eingespeist<br />

werden. Zu diesem Zweck werden Kleinsterzeuger zu so<br />

genannten virtuellen Kraftwerken zusammengefasst, um<br />

Schwankungen lokal auszugleichen. Intelligente Informationsund<br />

Kommunikationstechnologien wie das Internet sorgen<br />

zusammen mit speziellen Software-Entwicklungen dafür, dass<br />

die verschiedenen Verbrauchsanforderungen sowie aktuelle<br />

Wetterprognosen jederzeit aufeinander abgestimmt werden.<br />

Nehmen Sie den Netzstecker selbst in die Hand!<br />

Mehr und mehr Belange rund ums Wohnen müssen im Zusammenhang<br />

mit der Energiebilanz wahrgenommen werden.<br />

Um die Treibhausgase bis 2050 um 80 Prozent zu reduzieren<br />

und die Stromerzeugung komplett auf erneuerbare Energie<br />

umzustellen, muss in die Energieversorgungs-Infrastruktur und<br />

den Aufbau neuer Anlagen investiert werden. Zudem werden<br />

weitere Forschungs- und Entwicklungserfolge grüne Technologien<br />

in ihrer wirtschaftlichen Attraktivität steigern. Darüber<br />

hinaus sind zwei weitere Aspekte unbedingt zu beachten: Die<br />

Die Zukunft der Energienetze liegt in einer Dezentralisierung<br />

ihrer Struktur: mehr Anbieter drängen auf den Markt, zugleich<br />

soll bedarfsorientiert, effizient und kostentransparent gehandelt<br />

werden.<br />

Punktuelle Informationsflüsse in verschieden dichter<br />

Konzentration Ausrichtung zwischen Marktteilnehmern und<br />

Endkunden – die Anforderungen an die Netzinfrastruktur<br />

sind vielfältig und anspruchsvoll. Fraunhofer-Forscher arbeiten<br />

an einer standardisierten intelligenten Energiemanagement-<br />

Lösung. Eingespeiste und abgerufene Strommengen müssen<br />

in verschiedenen Kreisläufen gemessen werden. Schwankende<br />

Preise aufgrund der jeweils aktuellen Energiebedarfs- und<br />

-angebotslage müssen jederzeit in Form flexibler Tarife an<br />

Kunden übertragen, Speicherkapazitäten zu- und abgeschaltet<br />

sowie Wetterlagen berücksichtigt werden. Vertrauliche und<br />

öffentliche Daten müssen unterschieden und Sicherheits- bzw.<br />

Reparaturmechanismen vorgesehen werden.<br />

Exponat 6 - Stadt der Zukunft 35


Smart House<br />

Intelligent gezählt, ist halb gewonnen.<br />

Smart Meter helfen Energiekosten zu sparen und leisten einen<br />

Beitrag zum Klimaschutz.<br />

Wer kennt das nicht: Die Stromabrechnung ist da und man<br />

ist erstaunt, wie viel Strom man im letzten Jahr schon wieder<br />

verbraucht haben soll. Smart Meter, also intelligente Zähler,<br />

schaffen hier Abhilfe: Sie ermöglichen den Stromverbrauch in<br />

Echtzeit zu überprüfen. So können Endverbraucher Energie<br />

bewusster und effizienter verwenden. Es ist sogar möglich,<br />

Aufschluss über den Energiebedarf einzelner Geräte zu<br />

erhalten. Für die Netzbetreiber eröffnet das Smart Metering<br />

die Möglichkeit, Überschüsse in der Stromproduktion zu<br />

vermeiden oder diese gezielter zu verkaufen.<br />

Seit dem ersten Januar 2010 müssen in Deutschland in Neubauten<br />

sowie nach einer Generalsanierung auch in Altbauten<br />

intelligente Strom- und Gaszähler installiert werden. Der<br />

Smart Meter ist eine wichtige Voraussetzung für den Aufbau<br />

intelligenter Energienetze (Smart Grids), da er eine kommunikationstechnische<br />

Vernetzung aller Stromspannungsebenen<br />

bis hin in den Haushalt ermöglicht.<br />

Wenn das Windrad mit der Waschmaschine spricht.<br />

Im intelligenten Stromnetz sind alle Teilnehmer des Energiesystems<br />

miteinander verbunden.<br />

Die Waschmaschine dann einschalten, wenn der Strom am<br />

günstigsten ist, das Auto als Stromspeicher nutzen, auf<br />

kommunale Verkehrsangebote zurückgreifen und jederzeit<br />

über den eigenen Verbrauch und die aktuellen Preise auf dem<br />

Laufenden bleiben. Smart Grids ermöglichen genau das. Sie<br />

stellen ein Gleichgewicht her zwischen Stromverbrauchern,<br />

-herstellern und -speichern, Wetterdiensten und Energiemärkten.<br />

Um Energieverbrauch, -erzeugung und speicherung optimal<br />

aufeinander abzustimmen, müssen Dateninformationen in<br />

unterschiedliche Richtungen kommuniziert werden. Dasselbe<br />

gilt auch für den Strom selbst. Bidirektionales Laden nennen<br />

Techniker den Vorgang, den die Elektroautos als mobile<br />

Stromspeicher der Zukunft bewältigen sollen: Die Batterie<br />

lässt sich nach dem Entladen durch Verbrauch nicht nur neu<br />

“betanken“, sie kann Strom auch zurück ins Energiesystem<br />

abgeben. Wie stationäre Energiespeicher und Kraftwerke<br />

speist sie Strom ins Versorgungsnetz ein – von jeder beliebigen<br />

Ladestation.<br />

Bidirektionales Laden: Mal so, mal so.<br />

Das Auto als fahrbarer Energiespeicher kann Energie nicht nur<br />

zum direkten Verbrauch zur Verfügung stellen.<br />

Stellen Sie sich vor, Sie könnten mit Ihrer Autobatterie Geld<br />

verdienen. Was wie Zukunftsmusik klingt, ist technisch schon<br />

heute möglich: Elektroautos sollen nicht nur Strom aus dem<br />

Netz entnehmen, um zu fahren – sie sollen benötigte Strommengen<br />

auch zurück ins Netz speisen können. Autofahrer<br />

werden selbst bestimmen können, wie viel Strom ihr Akku<br />

speichern soll und wann er aufgeladen wird. Das Auto wird<br />

so zu einem Fahrzeug am Netz, auch „Vehicle to Grid“ V2G<br />

genannt, und schafft einen Übergang zwischen Verbraucher<br />

und Stromhändler. Ein solcher bidirektionaler Lade- und<br />

Entladezyklus funktioniert in der Praxis wie folgt: Ist der<br />

Stromtarif aufgrund hoher Strommengen im Netz niedrig, wird<br />

das Fahrzeug beladen. Ist der Strompreis hoch und das Auto<br />

steht, wird automatisch Strom in das Netz zurückgeführt. Es<br />

wird gewährleistet, dass je nach Bedarf genügend Energie zur<br />

Verfügung steht. Bei Stehzeiten von bis zu 90 Prozent ist das<br />

eine attraktive Option.<br />

36 Exponat 6 - Stadt der Zukunft


Supermarkt<br />

Parken Sie noch oder laden Sie schon?<br />

Regelmäßiges Aufladen beim Parken ersetzt lästige Stopps an<br />

der Tankstelle.<br />

Den größten Teil des Tages steht ein Auto. Zum Beispiel dann,<br />

wenn man im Supermarkt den Wochenendeinkauf erledigt.<br />

Während man also noch überlegt, ob man Lust auf Avocados<br />

oder Grapefruits hat, könnte das Auto im Parkhaus schon wieder<br />

aufgeladen sein. Die Batterie eines Elektroautos speichert<br />

weniger Energie, als man in einem Benzintank mit sich führen<br />

kann – die Reichweite ist geringer. Dieses Problem kann durch<br />

den Ausbau vielfältiger Lademöglichkeiten gelöst werden.<br />

Neben dem Laden zu Hause, dem Laden an halböffentlichen<br />

Plätzen wie z. B. am Arbeitsplatz, wird daher auch das Laden<br />

im öffentlichen Raum an Bedeutung gewinnen. So soll man<br />

am Flughafen von Denver in Zukunft im Parkhaus sein Auto<br />

gratis aufladen können.<br />

Am Auto-Salon in Genf 2010 präsentierte Protoscar seinen<br />

Elektrosportwagen Lampo, der dank seiner Schnellladefunktion<br />

für eine Strecke von bis zu 100 km nur zehn Minuten<br />

Ladezeit benötigt. Zu den Partnern des Lampo-Projekts gehört<br />

auch die Frauenhofer-Gesellschaft.<br />

Salatgurken sind unsere Bananen.<br />

Nicht nur die Menschen, auch die Waren legen immer größere<br />

Strecken zurück.<br />

Der Import exotischer Waren - Gewürze, Früchte, Textilien und<br />

anderer Kulturgüter - hat eine lange Tradition. Der Welthandel<br />

begründet den Reichtum und den Wohlstand unserer Gesellschaften.<br />

Doch der uneingeschränkte Verkehr regionaler Produkte hat<br />

auch seine Schattenseiten. Mitunter treten Produktionsweisen<br />

miteinander in eine Konkurrenz, die das Brachliegen weiter<br />

Landstriche und den Zusammenbruch ganzer Volkswirtschaften<br />

nach sich zieht. Die afrikanische Bäuerin und Mikrokreditnehmerin<br />

kann ihre Hühner nicht zu denselben Preisen auf<br />

den Markt bringen wie ein nordeuropäischer Geflügelproduzent.<br />

Auf diese Weise werden mitunter Kreisläufe in Gang<br />

gebracht, die nicht nur unter sozialen, sondern auch unter<br />

energiepolitischen Gesichtspunkten unverantwortlich sind. Die<br />

Preisaufschläge auf Transport, Kühlkette und Lagerung bilden<br />

in den seltensten Fällen die realen Energie- und Umweltkosten<br />

ab.<br />

Redox Flow Speicher<br />

Wenn das Wetter mal nicht mitspielt.<br />

Zeitgerecht auf Reserven zugreifen!<br />

Konventionelle Kraftwerke sind auf die zuverlässige und gleich<br />

bleibende Stromversorgung rund um die Uhr ausgelegt.<br />

Ein Sonnenkraftwerk hingegen liefert Strom, solange die<br />

Sonne scheint, ein Windkraftwerk, solange der Wind weht.<br />

Die größten Kapazitäten bündeln sich tagsüber in der kalten<br />

Jahreszeit – hier liegen auch die Verbrauchspitzen. Dennoch<br />

stehen sich variable Bedarfe und schwankende Leistungen<br />

gegenüber. Hier muss ein Ausgleich noch geschaffen werden:<br />

Um jederzeit auf Strom aus erneuerbaren Energie zurückgreifen<br />

zu können, braucht es daher intelligente Netze, Speicher<br />

und Akkumulatoren. Das „vehicle to grid“ ist in diesem<br />

Zusammenhang sicher das spektakulärste Konzept. Doch für<br />

die stationäre Großanwendung sind skalierbare Stromspeicher<br />

wie die Redox Flow Technologie ebenfalls sehr interessant. Ihre<br />

Speicherkapazität hängt im Wesentlichen von der Größe der<br />

integrierten Elektrolyte-Tanks ab. Ihr Wirkungsgrad liegt bei 80<br />

Prozent.<br />

Exponat 6 - Stadt der Zukunft 37


Weniger potent, aber zuverlässig:<br />

Redox Flow Batterien liefern Strom wenn er gebraucht wird.<br />

Die Idee ist über 40 Jahre alt: Zwei Flüssigkeiten, Elektrolyte<br />

mit Metall-Ionen, fließen aus Tanks durch eine Zelle, die in<br />

einem chemischen Prozess Strom erzeugt. Das funktioniert<br />

auch umgekehrt: Ist Energie übrig, wandelt die Batterie die<br />

elektrische wieder in chemische Energie um und speichert sie<br />

in den Tanks. Der Vorgang lässt sich bis zu 10.000 Mal wiederholen.<br />

Durch den Austausch der Elektrolytflüssigkeit lassen<br />

sich die Batterien innerhalb von Minuten wieder aufladen. Ein<br />

Vorteil ist außerdem, dass sie sich praktisch nicht entladen und<br />

so Energie sehr lange speichern können. Ihre Energiedichte<br />

kann aber mit Lithium Ionen Technologie nicht mithalten. Sie<br />

entspricht der eines Blei-Akkumulators – ihre Lebensdauer ist<br />

jedoch fast zehnmal so hoch. Forscher der Fraunhofer-Allianz<br />

Energie arbeiten an<br />

der Entwicklung größerer Anlagen von etwa 2 MW. Diese<br />

Stacks wären geeignet große Energiemengen aus der stark<br />

schwankenden Solar- und Wind-Energiegewinnung zu<br />

speichern.<br />

Haltestelle Autotram<br />

Immer unterwegs:<br />

Die Neubewertung des öffentlichen Nahverkehrs kommt<br />

auch den Anforderungen einer älter werdenden Gesellschaft<br />

entgegen.<br />

auf voraussichtlich mehr als ein Drittel bis zum Jahr 2030.<br />

Forschungen zeigen, dass die Möglichkeit, mobil zu bleiben,<br />

ein Schlüsselfaktor für ein zufriedenes, selbstbestimmtes Leben<br />

im Alter ist. Eine neue Mobilitätskultur, die den Anforderungen<br />

älterer Menschen entspricht, erhöht deren Lebensqualität,<br />

reduziert die Zahl von Unfällen und führt zu signifikanten<br />

Kosteneinsparungen. Gefordert sind barrierefreie Einstiege,<br />

ein dichtes Haltestellennetz oder Shuttles „on demand“ – zu<br />

bestellen über das Touch Screen-Handy mit großer Schrift.<br />

Straßenbahn oder Bus?<br />

Die Autotram vereinigt die Vorteile von beidem und wird<br />

elektrisch betrieben<br />

Sie ist so lang wie eine Straßenbahn und so beweglich wie<br />

ein Bus. Die Rede ist von der Autotram, die vom Fraunhofer-<br />

Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme entwickelt<br />

wurde. Die Autotram kann bis zu 200 Fahrgäste befördern.<br />

Es sind keine Oberleitungen notwendig, vielmehr rollt<br />

sie auf Gummireifen und folgt automatisch einer weißen<br />

Orientierungslinie auf der Straße. Ihr Antriebsystem entspricht<br />

einem seriellen Hybridfahrzeug. Aufgeladen wird bei Schnellladestationen<br />

in 90 Sekunden, während die Fahrgäste ein- und<br />

aussteigen. Durch die geringen Infrastrukturkosten, die gute<br />

Umweltverträglichkeit und die hohe Einsatzflexibilität wird sie<br />

zu einer kostengünstigen Alternative zu bekannten Verkehrssystemen.<br />

Und noch einen Vorteil bietet die Autotram: Wenn<br />

Sie morgens auf den Bus warten, wehen Ihnen keine Abgase<br />

mehr in die Nase!<br />

Die Menschen werden immer älter. Das ist eine gute Nachricht.<br />

Doch das Alter bringt es auch mit sich, dass die individuelle<br />

Bewegungsfähigkeit eingeschränkt wird. Neben ökologischer<br />

Mobilität als Antwort auf steigende Rohstoffpreise muss der<br />

öffentliche Nahverkehr also auch für die demografischen<br />

Veränderungen gerüstet sein. In Deutschland steigt der Anteil<br />

über 60 Jahre alter Menschen von gegenwärtig 21 Prozent<br />

38 Exponat 6 - Stadt der Zukunft


Arbeitsplatz<br />

Fuhrpark unter Strom.<br />

Elektrische Firmenautos erobern die Fuhrparks deutscher<br />

Unternehmen.<br />

Die Flotte der Firmenautos und Transporter steht geschützt unter<br />

einem Solarzellendach. Es gibt Autos für jede Gelegenheit:<br />

Elektroautos, Hybridautos und auch noch ein paar wenige<br />

Autos mit traditionellem Antrieb für Fahrten in Gebiete, wo<br />

es noch keine Ladestationen gibt. Noch sind zwar Autos mit<br />

alternativen Antrieben in deutschen Fuhrparks relativ selten<br />

zu finden, doch das kann sich schon bald ändern. Nach einer<br />

aktuellen Umfrage unter 230 Fuhrparkentscheidern erwarten<br />

sich deutsche Unternehmen, dass der Anteil an alternativ<br />

angetriebenen Fahrzeigen in den nächsten Jahren stark<br />

steigen wird. Umweltschutz wird zunehmend großgeschrieben<br />

und dafür werden sogar Mehrkosten akzeptiert. Anschaffungskosten<br />

machen sich zudem durch mehrfache Nutzungsmöglichkeiten<br />

bezahlt: In Verbindung mit dem firmeneigenen<br />

Kleinkraftwerk, zum Beispiel aus Windenergie, können die<br />

Autobatterien überschüssige Energie zwischenspeichern.<br />

werden. In der U-Bahn wird dann über GPS der Treffpunkt mit<br />

Freundinnen geortet, die dort schon über Handy das passende<br />

Leihauto geordert haben. Bei aller Effizienzsteigerung darf<br />

eines nicht aus dem Blick geraten: Transport und Information<br />

sollen das Leben der Menschen verbessern, Freiräume schaffen<br />

und auch ungeplante Wege gangbar machen. Die Mobilität<br />

der Zukunft sieht auch Ruhezeiten vor.<br />

Dienstbare Technik?<br />

Neue Kommunikations- und Informationsmittel nehmen auch<br />

uns verstärkt in Dienst.<br />

Während das Fahrzeug am Parkplatz seine Arbeit als<br />

Stromspeicher verrichtet, können die Menschen in ihren Büros<br />

und Werkplätzen gewohnten Tätigkeiten nachgehen und<br />

zeitnah ihre Energie- und Mobilitätsbedürfnisse koordinieren.<br />

Arbeitgeber profitieren von flexiblen und gut informierten<br />

Mitarbeitern. Ein Schlüsselwort ökologisch nachhaltiger<br />

Mobilitätskonzepte ist Energie-Effizienz. Durch die Verbindung<br />

moderner Kommunikationstechnologien mit umfassenden<br />

Mobilitätskonzepten kann auch die Zeit effizient genützt<br />

Exponat 6 - Stadt der Zukunft 39


Exponat 7<br />

Das virtuelle<br />

Testzentrum<br />

Anwendungstext im Exponat 7<br />

Das virtuelle Testzentrum<br />

Nicht zusehen, probieren macht den Ingenieur!<br />

Herzlich willkommen! Sie befinden sich im virtuellen<br />

Testzentrum. Hier müssen Fahrzeugtechnik, Antriebe und<br />

Sicherheitskonzepte die Probe aufs Exempel bestehen. Wie<br />

sicher ist ein Auto? Läuft der Motor rund? Wie laut ist der Wagen?<br />

Was leistet die Batterie? Ob Crashtest, Antriebstest oder<br />

Batteriewechsel: Machen Sie mit und probieren Sie selbst, wie<br />

Autoentwicklung bei Fraunhofer funktioniert.<br />

Antriebskonzepte auf dem (Motoren-)<br />

Prüfstand<br />

Radnabenmotor<br />

Messung des Wirkungsgrades<br />

Um den Wirkungsgrad des Antriebs in unserem Testfahrzeug<br />

zu messen läuft dieses auf einer speziellen Antriebsrolle. An<br />

diesem Prüfstand können Sie die Geschwindigkeit gezielt<br />

regeln und so verschiedene Fahrzyklen simulieren. Der<br />

Wirkungsgrad des Antriebs errechnet sich aus dem Verhältnis<br />

von zugeführter und der abgegebener Leistung. Wie viel<br />

der eingesetzten Energie gelangt wird beim antreiben der<br />

Rolle wieder frei gesetzt? Je höher der in Prozent angezeigte<br />

Wirkungsgrad desto effizienter der Antrieb. Auf der digitalen<br />

Anzeige-Tafel unterhalb des Prüfstandes werden Ihnen gesondert<br />

Geschwindigkeit und Wirkungsgrad angezeigt.<br />

Starten Sie den Test! Wie effizient ist der Radnabenmotor?<br />

Antriebskonzepte<br />

Wohin mit dem Motor: Rad oder Achse – Wer hat die Nase vorn?<br />

Feedback Radnabenmotor<br />

Die kompakte Lösung mit einzeln steuerbaren Rädern<br />

Zylinder, Kolben, Kurbelwelle – im klassischen Motor hebt<br />

und senkt und dreht sich der Stahl immerzu. Dabei reiben<br />

die Teile aneinander, viel Energie geht verloren. Anders<br />

beim Elektromotor: Eine Reihe von Spulen umzingeln einen<br />

Rotor. Sobald Strom durch diese Spulen fließt, entsteht ein<br />

Magnetfeld, das sich dreht, und das treibt den Motor an. So<br />

kann der Elektromotor mehr als 90 Prozent der eingesetzten<br />

Energie nutzen, um das Fahrzeug vorwärts zu bewegen. Beim<br />

Verbrennungsmotor sind es nur mickrige 25 Prozent. Wo der<br />

Rotor im Fahrzeug am besten sitzt, ist noch nicht klar. Der<br />

Radnabenmotor im Rad konkurriert mit dem Achsmotor auf<br />

der Hinterachse.<br />

Versuchen Sie es selbst: Wie effizient sind Radnabenmotor<br />

und Achsantrieb?<br />

Radnabenmotoren sind direkt in die Räder eines Fahrzeugs<br />

eingebaut. Sie brauchen weder Getriebe noch Differenzial.<br />

Stattdessen überträgt der auf die Felge montierte Motor die<br />

Kraft direkt auf die Fahrbahn. Der Vorteil: Wo keine Zahnräder<br />

aneinander reiben, geht weniger Energie verloren. Außerdem<br />

geht es seltener in die Reparatur: Die Zahl der Verschleißteile<br />

sinkt, es geht einfach weniger kaputt. Auch die Designer<br />

freuen sich: Mit nichts mehr unter der Haube eröffnen sich<br />

ganz neue Möglichkeiten, Autos zu gestalten. Zu guter Letzt<br />

verbessert der direkte Radantrieb – wenn alles gut aufeinander<br />

abgestimmt ist – auch die Fahrdynamik und Sicherheit.<br />

40 Exponat 7 - Das virtuelle Testzentrum


Feedback Achsmotor<br />

Achsantrieb<br />

Mit Sicherheit gut ausbalanciert<br />

Achsantriebe sind nicht neu. Sie sind alte Bekannte aus<br />

Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Sie sind vor allem<br />

unkompliziert. Radnabenmotoren braucht man gleich vier,<br />

die alle gekonnt aufeinander abgestimmt sein müssen. Ein<br />

Achsmotor ist viel leistungsfähiger: Einer reicht, damit ein<br />

Auto fährt. Allerdings geht beim Motor direkt im Rad weniger<br />

Energie verloren und die Fahrdynamik verbessert sich. Noch<br />

besser ist ein System, das alle Vorteile vereint: Fraunhofer-<br />

Forscher arbeiten an einem Achsantrieb mit zwei Motoren,<br />

für jede Achse einen. Dieser treibt ebenfalls jedes Rad einzeln<br />

an – Leistung plus sichere Bewegung.<br />

Komponenten-Crashanlage/Crashsicheres Batterie-<br />

Modul<br />

Crashtests – Sicherheit aus dem Labor<br />

Ungebremst gegen eine Mauer prallen? Der Albtraum für<br />

jeden Autofahrer! Gegenüber hergebrachten Fahrzeugen birgt<br />

das Elektroauto noch eine zusätzliche Gefahr: Die Inhaltsstoffe<br />

des gewichtigen Lithium-Akkus sind stoßempfindlich. Um<br />

ihn optimal zu schützen, entwickeln Fraunhofer-Forscher ein<br />

aufprallsicheres Batteriepack. Im schützenden Heckrahmen des<br />

Demonstrationsfahrzeugs Frecc0 unterziehen sie das Modul<br />

allen möglichen Unfalltests. Um dafür nicht jedes Mal ein<br />

ganzes Auto zu Schrott zu fahren, werden die verschiedenen<br />

Situationen in einer speziellen Komponenten-Crashanlage<br />

simuliert. Versuchen Sie es selbst: Wie belastbar ist das<br />

Batterie-Modul?<br />

Prüfstände<br />

Prüfstände<br />

Prüfen auf Herz, Nieren und einiges mehr<br />

Eine technische Neuerung muss erst einmal rundum geprüft<br />

werden – mithilfe eines Prüfstandes. Das gilt für ein ganzes<br />

Auto genauso wie für seine Einzelteile. Den Fraunhofer-<br />

Ingenieuren geht es dabei stets darum, die Leistung, Reichweite<br />

und Effizienz der von ihnen entwickelten Motoren und<br />

Antriebe zu optimieren. Aber auch die Fahrzeugsicherheit bei<br />

extremen Belastungen kommt auf den Prüfstand, genau wie<br />

der Komfort und die entstehenden Geräusche und Abgase.<br />

Erkunden Sie das Elektroauto: Wie sicher ist es? Was leistet<br />

es? Und welche Geräusche macht es?<br />

Crashtest Batteriepack<br />

Gut Behütet dank crashsicherer Hülle<br />

Besonders bei Lithium-Batterien ist Sicherheit wichtig, denn Lithium<br />

ist ein recht reaktionsfreudiges Metall. Um es gefahrlos<br />

verwenden zu können, darf es weder zu warm werden, noch<br />

heftigen Stößen ausgesetzt sein. Darum haben Fraunhofer-<br />

Forscher eine Leichtbau-Sicherheitshülle aus einem Metall-<br />

Kunststoff-Gemisch entwickelt. Darin schlummert die Batterie<br />

sicher und bei strenger Temperaturkontrolle. Zusätzlich wurde<br />

auch der Heckrahmen des Demonstrationsfahrzeugs Frecc0<br />

optimiert. Beides muss Schussproben bestehen: Die Ingenieure<br />

lassen bis 3.000 Kilogramm schwere Stoßkörper mit mehr als<br />

80 Kilometern pro Stunde gegen das Batteriegehäuse knallen<br />

– und es hält: Die Batterie bleibt selbst bei einem starken<br />

Aufprall unversehrt und funktionstüchtig.<br />

Exponat 7 - Das virtuelle Testzentrum 41


Allrad-Akustikprüfstand<br />

Ein Test für jede Tonart<br />

Doch was man nicht hört, übersieht man auch schnell – die<br />

Unfallgefahr steigt.<br />

Autos sind laut: Ob man daneben steht oder drin sitzt – es<br />

brummt. Um den Lärmpegel so weit wie möglich verringern<br />

zu können, haben Fraunhofer-Forscher den Allrad-Akustikprüfstand<br />

entwickelt: Jedes Rad des Testautos wird einzeln<br />

angetrieben und Sensoren zeichnen Schall und Schwingungen<br />

auf. Bisher ging das nur auf Probefahrten – und das Wetter<br />

machte den Entwicklern so manchen Strich durch die<br />

Testrechnung. Auf dem Fraunhofer-Prüfstand wird die Freifahrt<br />

dagegen perfekt simuliert.<br />

Ein leises Auto hat viele Vorteile: Die Lärmbelastung der<br />

Umwelt sinkt, der Fahrer kann sich besser konzentrieren und<br />

auch angeregten Gesprächen während der Fahrt steht nichts<br />

mehr im Weg.Versuchen Sie es selbst: Wie unterscheiden sich<br />

Elektro- und Dieselfahrzeug in punkto Lautstärke?<br />

Feedback Allrad-Akustikprüfstand<br />

Auf leisen Sohlen<br />

Das sonore Brummen des Ferraris oder das Heulen einer Rennmaschine:<br />

Für den einen ist es Musik, für den anderen nichts<br />

als Getöse. Am Allrad-Akustikprüfstand werden die Außengeräusche<br />

eines vorbeifahrenden Fahrzeugs gemessen, genau<br />

wie das Klappern und Brummen einzelner Fahrzeugteile. Alles<br />

muss die vorgegebenen Klang-Richtlinien einhalten. Schließlich<br />

kann am Prüfstand ein runder Motorsound eingestellt werden.<br />

Das erhöht den Fahrkomfort und schont die Nerven der Insassen.<br />

Im Vergleich zu einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor<br />

ist das Elektroauto deutlich leiser. Bei genauem Hinhören fallen<br />

nach außen nur die Geräusche der Reifen auf der Fahrbahn<br />

bei höheren Geschwindigkeiten auf. Das ist schön für die<br />

Umwelt und empfindliche Mitbürger. Allerdings verlassen sich<br />

viele Verkehrsteilnehmer oft auch allein auf ihr Gehör.<br />

Einflussfaktor Temperatur<br />

Klimatisierbarer Allrad-Rollenprüfstand<br />

Heiß oder kalt – konstante Leistung zählt<br />

Sonne zaubert nicht nur ein Lächeln aufs Fahrergesicht – an<br />

einem schönen Frühlingstag erfüllt auch ein Elektroauto<br />

mühelos seine Reichweitenangaben. Doch wie sieht das bei<br />

Hundshitze aus oder einem winterlichen Kälteeinbruch? Spielt<br />

es womöglich eine Rolle, ob Heizung oder Klimaanlage laufen<br />

oder das Radio dudelt? Immerhin beziehen auch sie ihre Energie<br />

aus der Batterie. Um dem auf die Spur zu kommen, testen<br />

die Fraunhofer-Forscher ein Auto auf einem Allrad-Rollenprüfstand<br />

in einer speziellen Klimakammer.<br />

Versuchen Sie es selbst: Wie wirkt sich die Umgebungstemperatur<br />

auf die Leistung der Batterie aus?<br />

Feedback: Klimatisierbarer Allrad-Rollenprüfstand<br />

Einflussfaktor Temperatur<br />

Wie weit ein Elektroauto fahren kann, hängt nicht nur vom<br />

Fahrstil ab, sondern auch davon, wie kalt oder warm es ist.<br />

Zehn Grad mehr oder weniger als „lau“ – schon macht das<br />

Auto viel eher schlapp. Auch auf die Art der Strecke kommt<br />

es an. Eine flache, gerade Allee oder eine kurvige Bergstraße,<br />

beides bei Wüstenhitze oder Kühlschrank-Temperatur: Die vier<br />

unabhängig angetriebenen Rollen dieses Prüfstandes können<br />

jede Fahrbelastung und die Klimakammer jede Temperatur<br />

simulieren. Ob Front-, Heck- oder Allradmotor, ob PKW oder<br />

Kleinlaster: Im Modell durchfahren sie die verschiedensten<br />

Szenarien. Immer wieder messen die Wissenschaftler, was<br />

der Antrieb leistet, wie viel Energie das Fahrzeug verbraucht<br />

und wie weit es bei welchem Wetter rollt – bis es das Siegel<br />

„zuverlässige Leistung“ erhält.<br />

42 Exponat 7 - Das virtuelle Testzentrum


EMV-Prüfstand Elektromagnetische Verträglichkeit<br />

Elektromagnetische Strahlung unter Kontrolle<br />

Da steckt Power hinter: Das neue Hochvoltnetz unterscheidet<br />

sich gänzlich vom hergebrachten 12Volt-Netz, das natürlich<br />

auch mit an Bord ist. Die elektrische Leistung in Hybrid- und<br />

Elektrofahrzeugen liegt bis zu hundertfach über der herkömmlicher<br />

Autos. Wie gut vertragen sich die beiden? Und ist solch<br />

ein Elektro-Kraftpaket vielleicht selbst ein elektromagnetischer<br />

Störenfried für die Außenwelt? Das testen die Fraunhofer-<br />

Forscher in einem speziellen Raum: In einem Schirmraum,<br />

in den keine Störungen von außen eindringen und keine<br />

rausgehen. Versuchen Sie es selbst: Erfüllt das Testfahrzeug die<br />

Anforderungen an die Elektromagnetische Verträglichkeit?<br />

die anderen laden Strom. Letzteres kann durchaus einige<br />

Stunden dauern. Wer nicht so lange warten will, kann eine<br />

leere Batterie auch einfach gegen eine volle tauschen – zum<br />

Beispiel an einer vollautomatischen Wechselstation: Sie bleiben<br />

bequem sitzen, während ein Roboter die Batterien tauscht.<br />

Ein Schlitten, ein Battery Shuttle, baut die leere Batterie aus<br />

und transportiert sie zum Laden in ein Lager. Ein zweiter<br />

Schlitten setzt in dieser Zeit schon eine neue ein. Michael<br />

Schumacher wäre erstaunt: In knapp einer Minute kann die<br />

Fahrt weitergehen – schneller als beim herkömmlichen Tanken.<br />

Versuchen Sie es selbst: Wie kann der Batterie-Wechsel der<br />

Zukunft aussehen?<br />

Feedback Batteriewechsel<br />

Feedback: EMV-Prüfstand<br />

„Aufgetankt“!<br />

Strahlungssicher<br />

Im Auto klingelt ein Handy, oder es fährt gerade an einem<br />

Funkmast vorbei? Dann muss es trotzdem völlig unbeteiligt<br />

sein. Es darf nicht auf Störungen aus der Umwelt reagieren,<br />

sodass es womöglich unverhofft bescheunigt oder gar aus der<br />

Spur ausbricht. Umgekehrt sollen aber auch der Radiogenuss<br />

oder das Telefonat nicht gestört werden. Eine enorme Herausforderung!<br />

Jedes einzelne Gerät im Elektroauto braucht<br />

eine dichte Hülle und jedes Kabel muss metallisch abgeschirmt<br />

sein. Immer wieder suchen die Forscher nach Undichtigkeiten<br />

– bis die Bordelektronik das Siegel „elektrostrahlungssicher“<br />

verdient.<br />

Batteriewechsel-Technik<br />

Zeit ist Geld – daran halten wir beharrlich fest. Aber auch,<br />

wenn wir nicht so dächten, möchte wohl niemand mehr Zeit<br />

mit Tanken verbringen, als unbedingt nötig. Insofern kommt<br />

der Batteriewechsel wie gerufen, schnell wieder mobil zu<br />

sein. Der Tauschprozess sollte zudem sauber und bequem<br />

vonstattengehen. Kein Problem für das vollautomatische<br />

Robotersystem – allerdings legt es auch spezielle Ansprüche an<br />

den Tag: Noch kommt es nur mit ganz bestimmten Autobauweisen<br />

zurecht. Die Batterie muss bei allen Autos einheitlich<br />

groß sein, sie muss an der gleichen Stelle sitzen und gleich<br />

eingebaut sein. Sind verschiedene Systeme auf dem Markt, ist<br />

nur eine Teilautomatisierung möglich. Besonders vorteilhaft ist<br />

es natürlich, wenn es an den Wechselstationen auch gleich ein<br />

Lager zum wieder Aufladen gibt. Das spart Transportwege und<br />

Geld.<br />

Batteriewechsel-Station<br />

Mobil minutenschnell<br />

Fahrzeuge brauchen Energie – das gilt für Verbrenner wie<br />

fürs Elektromobil. Die einen schlucken Diesel oder Benzin,<br />

Exponat 7 - Das virtuelle Testzentrum 43


Exponat 8<br />

Neues Antriebskonzept<br />

mit<br />

Radnabenmotor<br />

Anwendungstext im Exponat 8<br />

Neues Antriebskonzept mit<br />

Radnabenmotor<br />

LE-Kühler: Schützt vor Motorhitze.<br />

Wenn sich etwas dreht, entsteht Wärme. Schlecht nur, dass<br />

die Elektronik des Motors das nicht verträgt. Durch die<br />

Wärmeleitplatte ist sie vor Überhitzung geschützt.<br />

Der Radnabenmotor – Die Hochkultur elektrischen Fahrens<br />

Der Radnabenmotor sitzt direkt im Rad und dreht sich mit.<br />

So setzt er die erzeugte Kraft fast eins zu eins in Bewegung<br />

um. Zudem bleibt die Reibung klein: Bauteile wie Getriebe,<br />

Differenzial oder Antriebswellen, die aneinander scheuern,<br />

fallen weg. Auch den klassischen Motorraum braucht es nicht<br />

mehr – Raum für andere Fahrzeuggestaltung. Derzeit arbeiten<br />

Fraunhofer-Forscher daran den Motor so auszustatten, dass<br />

sich Bremsenergie zurückgewinnen lässt. Effektiver geht<br />

Antrieb heute nicht.<br />

Rotor und Glocke: Bringt alles ins Rollen.<br />

Wie der Name sagt: Der Rotor dreht sich, und zwar um die<br />

Nabe herum. Er überträgt die Energie des Motors auf Welle,<br />

Lagereinheit und Felge: Das Fahrzeug rollt. Die Glocke ist sein<br />

Schutzgehäuse – aber sie sichert ihn nicht nur. Zum Beispiel<br />

leitet sie auch die Betriebswärme der Motor-Magnete nach<br />

außen ab.<br />

Welle: Lagert, was sich dreht.<br />

An der stabförmigen Welle sind die rotierenden Bauteile<br />

angelagert. Sie überträgt die Kraft vom Getriebe aufs Rad.<br />

Weichmagnetischer Ring mit Dauermagneten: Dreht<br />

richtig auf.<br />

Auch dieses elektromagnetische Ringelement dreht sich mit,<br />

samt hochleistungsfähigen Dauermagneten auf der Innenseite.<br />

Dank ihnen dreht der Motor richtig auf – und erlaubt sportliches<br />

Fahren.<br />

Leistungselektronik: Sorgt für Spannung.<br />

Ohne Strom tut der Motor nichts. Die Leistungselektronik<br />

sorgt ständig für die notwendige Spannung, das zugehörige<br />

Steuergerät für einen gleichmäßigen Fahrantrieb.<br />

Zwischenkreiskondensator: Verbindet Verschiedenheiten.<br />

Die Elektronik des Motors ist kompliziert. Mehrere Netze,<br />

unterschiedliche Polung, Wechselstrom, Gleichstrom – und<br />

alles ist verknüpft: Der Zwischenkreiskondensator speichert<br />

elektrische Ladung und bringt alle Elektronikelemente auf<br />

einer Spannungsebene zusammen.<br />

Jochring mit Spulen: Zieht an und stößt ab.<br />

Der Jochring gehört zum feststehenden Motorenteil. Er trägt<br />

das, was den Motor überhaupt laufen lässt – die Spulen.<br />

Sie sind von Wechselstrom durchflossen und erzeugen ein<br />

Magnetfeld, das sich zeitversetzt ändert – der Gegenpart zu<br />

den Rotormagneten: Gegenseitiges Anziehen und Abstoßen<br />

erzeugt die eigentliche Drehkraft des Motors.<br />

Statorträger: Hält das Innenleben fest.<br />

Der Statorträger hält den Jochring samt Spulen in der<br />

Maschine fest. Wie die Rotorglocke ist dieser Gehäuseteil nicht<br />

elektromagnetisch aktiv.<br />

Lagereinheit: Schafft Beweglichkeit.<br />

In der Drehbewegung liegt die Motorkraft. Dazu müssen<br />

Jochring, Rotor und Felge gegeneinander beweglich sein.<br />

Dafür sorgt die Lagereinheit, die obendrein das gesamte<br />

Fahrzeuggewicht trägt.<br />

44 Exponat 8 - Neues Antriebskonzept mit Radnabenmotor


Bremsscheibe: Verzögert und stoppt.<br />

Stopp – im Notfall sofort! Die Bremsscheibe ist der äußere,<br />

radseitige Teil einer Scheibenbremse. Auf ihre Fläche wirken<br />

die Bremsbeläge, um die Drehung der Räder zu verzögern<br />

oder zu stoppen.<br />

Exponat 8 - Neues Antriebskonzept mit Radnabenmotor<br />

45


Exponat 9<br />

Innerstädtische<br />

Mobilitätskonzepte<br />

Anwendungstext im Exponat 9<br />

Innerstädtische Mobilitätskonzepte<br />

Nachhaltige Verkehrsentwicklung<br />

Wege zum umweltschonenden Stadtverkehr<br />

Der moderne Mensch ist mobil. Aber nicht auf Kosten der<br />

Umwelt. Der städtische Alltag bietet dazu gute Voraussetzungen.<br />

Elektromobile im öffentlichen Nahverkehr sollen<br />

allerhand leisten: umweltverträglich, zuverlässig und schnell,<br />

preiswert und praktisch – so will der Stadtbürger von einem<br />

Ort zum anderen reisen. Die Technologien dahinter sind<br />

komplex und vielfältig: von der Wahl der Energiequelle, über<br />

die Konstruktion langlebiger und kostengünstiger Batterien,<br />

bis hin zur Frage, wie genau Tankstellen gebaut sein sollen.<br />

Fraunhofer-Forscher arbeiten intensiv daran, Antworten auf<br />

diese und andere brennende Fragen der Elektromobilität zu<br />

finden.<br />

AutoTram<br />

Die Haltestelle als Tankstelle<br />

Straßenbahn, Bus, Metro, S-Bahn – an Auswahl mangelt es im<br />

öffentlichen Personenverkehr nicht. Doch oft ist das innerstädtische<br />

Reisen dadurch vor allem eins: kompliziert. Die AutoTram<br />

soll die Vorteile all dieser Fortbewegungsmittel vereinen:<br />

Die AutoTram ist sauber und flexibel, lang wie eine Straßenbahn,<br />

ohne Schienen und Oberleitungen und wendig wie ein<br />

Bus, zudem vielfältig kombinierbar zum Einsatz im Überlandverkehr,<br />

zu Stoßzeiten, bei Nachtfahrten oder auf sich verändernden<br />

Strecken – zum Beispiel, wenn mal ein Unfall oder<br />

eine Baustelle im Weg ist. Der Strom dafür kommt aus der<br />

Haltestelle – blitzschnell und ganz ohne Ruß und Gestank.<br />

Antrieb – seriell Hybrid<br />

Sparsam durch die Straßen der Stadt<br />

Ein Hybridmotor strotzt gleich doppelt vor Kraft: etwa die<br />

eines Dieselmotors mit der eines E-Motors. Eine Batterie dient<br />

als Energiespeicher. Die AutoTram nutzt einen “seriellen Hybrid”:<br />

Das bedeutet, dass die einzelnen Elemente nacheinander<br />

wirken: Der Verbrennungsmotor treibt einen elektrischen<br />

Generator an. Der lädt entweder eine Batterie oder erzeugt<br />

Strom für den Elektromotor, und der bewegt schließlich die<br />

Tram. Wenn‘s schnell gehen muss, schiebt die Batterie mit an.<br />

So reicht ein vergleichsweise kleiner Verbrennungsmotor aus,<br />

die AutoTram zu bewegen. Man kann damit keine Rennen gewinnen,<br />

aber AutoTram-Chaffeure sind ja auch keine Formel-<br />

1-Piloten.<br />

Brennstoffzellen-Cluster<br />

Die Brennstoffzelle als Energielieferant<br />

Aus Wasser- und Sauerstoff wird Wasser. Doch das ist nicht<br />

alles, was in einer Brennstoffzelle passiert. Sie setzt in einer<br />

elektrochemischen Reaktion Energie frei, die einen Elektromotor<br />

antreiben kann. Klingt einfach, ist es im Detail aber nicht.<br />

Den Tank voll Wasserstoff bitte? Keine leichte Aufgabe. Der<br />

Stoff muss als Gas bei sehr hohen Drücken (350 bar) in speziellen<br />

Flaschen gespeichert sein oder flüssig bei sehr niedrigen<br />

Temperaturen (-253 °C). Obendrein macht der Brennstoffzelle<br />

der hektische Stadtverkehr zu schaffen. Sie mag es eher<br />

gemütlich. Deshalb haben ihr die Fraunhofer-Forscher einen<br />

Kurzzeitspeicher zur Unterstützung an die Seite gestellt:<br />

Gemeinsam als Hybridsystem ein wirklich starkes Team!<br />

46 Exponat 9 - Innerstädtische Mobilitätskonzepte


Speichertechnologien<br />

Superbatterien für Superleistung<br />

Ohne leistungsfähige Speicher für Energie läuft bei der AutoTram<br />

nichts. Die Fraunhofer-Forscher setzen dabei auf mehrere<br />

Pferde, die die gleiche Kutsche ziehen: ein Hochleistungsbatteriesystem,<br />

Doppelschichtkondensatoren, ein Brennstoffzellencluster<br />

oder einen Schwungradspeicher. Zudem kann an<br />

Ladestationen entlang der Strecke, etwa an den Haltestellen,<br />

schnell ein wenig Energie nachgeladen werden. Allein das<br />

macht es möglich, dass die AutoTram bis zu zwei Kilometer<br />

rein elektrisch unterwegs ist – die Distanz zwischen zwei Haltestellen<br />

ist also kein Problem.<br />

Dualspeicher<br />

Energiespeicher für alle Fälle<br />

Die AutoTram braucht ordentlich Kraft unter der Haube. Aufs<br />

Gas und schon wieder abgebremst – manchmal geht es im<br />

Stadtverkehr ganz schön ruppig zu. Aber auch Ausdauer ist<br />

gefragt: schließlich soll der Tram zwischen den Stationen nicht<br />

der Saft ausgehen. Ein Dualspeicher ist beides: Kraftpaket und<br />

Ausdauersportler. Er enthält Doppelschichtkondensatoren und<br />

Lithium-Ionen-Zellen. Fraunhofer-Wissenschaftler berechnen<br />

und erproben, wie man solche Speicher in allen Situationen<br />

effizient betreibt. Zudem entwickeln sie Gehäuse, die alle Teile<br />

an ihrem Platz halten und ordentlich kühlen.<br />

Schwungradtechnologie<br />

Mit doppelter Schallgeschwindigkeit ans Ziel<br />

AutoTram und Fahrrad sind umweltfreundlich – und haben<br />

noch viel mehr gemein. Bei beiden wird ordentlich in die Pedale<br />

getreten: im Fall der AutoTram zugunsten eines Schwungradspeichers.<br />

Überschüssige Energie treibt ein Schwungrad an.<br />

Bei Bedarf wird das Rad gebremst und die Energie wieder frei.<br />

Dabei sind gewaltige Kräfte am Werk: Um 4 kWh Energie zu<br />

speichern, dreht sich ein etwa 250 kg schweres Schwungrad<br />

über 400 Mal pro Sekunde. Der äußere Rand des Rads bewegt<br />

sich dabei zweimal so schnell wie der Schall, und enorme<br />

Zugkräfte zerren daran. Sicherheit ist da oberstes Gebot! Der<br />

große Vorteil: Das Aufladen des Schwungradspeichers geht<br />

rasend schnell.<br />

Docking-Prinzip/Schnellade-System<br />

Hochstrom statt Oberleitung<br />

Vollgetankt, und dann erst mal Ruhe? Nicht bei der AutoTram.<br />

Wenn die Haltestelle als Tankstelle fungiert, darf das Aufladen<br />

nicht länger dauern als das Ein- und Aussteigen. Was in dieser<br />

Zeit aus der Dose gesaugt wird, muss bis zur nächsten Station<br />

reichen. Die AutoTram schafft das: In 20 Sekunden zieht sie<br />

genug Strom für eine Wegstrecke bis zu 2 Kilometer. Dazu<br />

braucht sie ein ausgeklügeltes Docking-Prinzip, ein leistungsfähiges<br />

Schnelllade-System und ein ausgefeiltes Energiemanagement.<br />

Wegseitige Zwischenspeicher der Hochleistungsklasse<br />

saugen den Strom aus dem konventionellen Stromnetz und<br />

übertragen ihn in die Energiespeicher der AutoTram.<br />

Betrieb<br />

Fahren ist nur der Anfang<br />

Die AutoTram zieht alle Register – nicht nur, was ihren Antrieb<br />

betrifft. Die Bus-Bahn der Zukunft kann deutlich mehr als<br />

nur vorwärts und rückwärts fahren. Die AutoTram denkt<br />

mit! Bergab und bergan, rasant und stop-and-go teilt sie<br />

ihre Kräfte vorausschauend ein und spart so Treibstoff. Ein<br />

ausgeklügeltes Leitsystem sorgt zudem dafür, dass sie auf der<br />

richtigen Spur bleibt. So kommen die Fahrgäste schnell, sicher<br />

und verkehrstechnisch mit gutem Gewissen an ihr Ziel, und<br />

das alles auch noch sehr komfortabel.<br />

Exponat 9 - Innerstädtische Mobilitätskonzepte 47


Energiemanagement<br />

Kräfte gut einteilen – das spart Energie<br />

Wenn Jan Ullrich den ersten Berg zu schnell hoch radelt,<br />

schafft er den zweiten nicht mehr. Denn wer lange durchhalten<br />

will, muss seine Kräfte einteilen. Das gilt für die AutoTram<br />

ebenso wie im Sport. Um besonders energiesparend unterwegs<br />

zu sein, lernt die AutoTram ihre Strecke auswendig.<br />

Dabei helfen GPS-Daten, Höhenprofile der Strecke und Datenbanken<br />

über tageszeit- und wochentagabhängige Verkehrsflüsse.<br />

Ein gutes Energiemanagement nutzt das doppelte Talent<br />

der AutoTram: Dank ihres Dualspeichers ist sie Kraftpaket<br />

und Ausdauersportler zugleich. Das spart Kraftstoff und hilft<br />

der Umwelt.<br />

Spurführung und Mehrachslenkung<br />

Schnittiger Trip mit der Computerassistentin<br />

Ein dickes Ding: 18 m lang, 2,5 m breit und bis zu 60<br />

km/h schnell – die AutoTram sicher durch die Straßen der<br />

Stadt zu lenken, ist gar nicht so einfach. Zum Glück ist<br />

der Tram-Chaffeur nicht allein. Unterstützt wird er von der<br />

“virtuellen Schiene”, einer besonders genauen, optisch und<br />

GPS-gesteuerten Spurerkennung. Sie erkennt Hindernisse,<br />

kontrolliert die Geschwindigkeit und könnte sogar alleine fahren.<br />

Außerdem ist die AutoTram wendiger als man vermuten<br />

mag: Drei einzeln lenkbare Achsen ermöglichen enge Kurven<br />

und gekonnte Ausweichmanöver.<br />

Modulares Prinzip<br />

Kombinierbare Einzelteile schaffen Flexibilität<br />

Erst nur ein paar frühe Vögel, dann die morgendliche Stoßzeit,<br />

gefolgt vom Einkaufsverkehr. Mittags wollen alle zum Essen<br />

und die Schüler nach Hause. Anschließend wieder Stoßzeit.<br />

Nachts noch ein paar Partywütige und Schichtarbeiter. Die<br />

AutoTram ist für alle Fälle gewappnet. Dank einzelner Module,<br />

die beinahe beliebig kombiniert werden können, passt sie sich<br />

allen Situationen schnell an. Nicht nur zu allen Tageszeiten,<br />

auch in allen Regionen ist die AutoTram eine gute Wahl – von<br />

der dichten Metropole bis zum einsamen Landidyll. Praktisch<br />

für die Fahrgäste, günstig für die Verkehrsunternehmen.<br />

EcoCraft-Transporter<br />

Robust und ökonomisch mit Alu, Plastik und Strom<br />

Wer geht heute noch einkaufen? Der “moderne Mensch”<br />

bestellt im Internet und lässt liefern: Der so genannte<br />

innerstädtische Güterverteilverkehr nimmt zu. Der EcoCraft-<br />

Transporter soll diesen Verkehr umweltfreundlicher machen.<br />

Der Kleintransporter mit Elektroantrieb hat auf seiner<br />

Ladefläche Platz für vier Europaletten – ideal für Lieferanten<br />

ebenso wie Handwerker. Rahmen und Karosserie bestehen<br />

aus Aluminium und Kunststoff, der Motor ist wartungsfrei.<br />

Mit 80 km/h Höchstgeschwindigkeit kann er problemlos 120<br />

km pro Stromtankladung fahren. Ganz ohne Schadstoffe und<br />

Gestank.<br />

MicroCarrier<br />

Der Micro-Carrier bringt allen was, und zwar immer<br />

Wer nicht nur im Internet bestellen will, muss sich auch mal in<br />

Einkaufsstraßen wagen. Nur leider sind selbst Fußgängerzonen<br />

oft übel riechende und gefährliche Moloche mit zig Lieferwagen.<br />

Der Micro-Carrier soll Abhilfe schaffen. Von vorne<br />

erinnert er an einen motorisierten Tretroller, doch hintendran<br />

bieten kleine Anhänger Platz für reichlich Ware. Der elektrisch<br />

betriebene Kleinverteiler stinkt nicht und braucht weniger<br />

Platz als herkömmliche Lieferwagen, Geschäftsleute wie auch<br />

Passanten freuen sich an dem adretten Gefährt. Das hat ein<br />

Pilotprojekt klar gezeigt: In Hannover hat das Logistikunternehmen<br />

DHL den Elektro-Flitzer getestet. Nur dessen Fahrer<br />

bleibt bislang im Regen stehen, eine Fahrerkabine muss erst<br />

noch entwickelt werden.<br />

48 Exponat 9 - Innerstädtische Mobilitätskonzepte


Frecc0<br />

Frecc0<br />

Wer baut das beste Elektroauto? Es sollte kein Wettkampf<br />

werden, denn alle ziehen am gleichen Strang. Deswegen erarbeiten<br />

Fraunhofer-Forscher ein herstellerneutrales Modellauto.<br />

Die Crème de la Crème - modernste Entwicklungen aus den<br />

einzelnen Bereichen – werden in ein auf dem Sportwagen<br />

ARTEGA basierendes Auto integriert und im Straßenverkehr<br />

Probe gefahren. Der sportliche Flitzer trägt den Namen<br />

Fraunhofer-Electro-Concept-Car, kurz Frecc0. Frecc0 soll neue<br />

Techniken und deren Zusammenspiel austesten. So können die<br />

einzelnen Bestandteile eines Elektroautos optimal aufeinander<br />

abgestimmt werden.<br />

Radnabenmotor<br />

Jedem Rad sein eigener Motor<br />

Kühlerhauben sind Schnee von gestern. Der Motor von<br />

morgen sitzt am Rad. Das hat viele Vorteile: Getriebe und<br />

Differenzial werden überflüssig – und können im Auto der<br />

Zukunft auch nicht mehr kaputt gehen. Außerdem kann<br />

jedes Rad einzeln angesteuert werden – zugunsten der<br />

Fahrdynamik und Sicherheit. Eine ausgefeilte Elektronik<br />

steuert den Radnabenmotor. Auch sie ist direkt in den Motor<br />

integriert – also kein unnötiger Kabelsalat. Die Schwäche des<br />

Radnabenmotors, die große ungefederte Masse und deren<br />

Auswirkung auf das Fahrverhalten, ist bei modernen Modellen<br />

behoben: Frecc0 fährt auf gut gedämpftem Fahrwerk.<br />

Leistungselektronik<br />

Ohne gute Leistungselektronik keine gute Leistung<br />

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Ein guter<br />

Motor und eine starke Batterie reichen nicht. Mindestens<br />

genauso wichtig ist eine ausgefeilte Leistungselektronik. Die<br />

Leistungselektronik ist quasi das Herzstück des Elektroautos.<br />

Sie ist verantwortlich dafür, dass Motor und Batterie miteinander<br />

kommunizieren. Ihrer Herrschaft unterliegen ebenso<br />

Lade- und Entladevorgänge wie die Rückgewinnung der<br />

Bremsenergie – Rekuperation nennen Fachleute das. Mit einer<br />

guten Leistungselektronik, der unscheinbaren Königin des<br />

E-Autos, steht und fällt also, wie wirtschaftlich und effizient<br />

es ist.<br />

Crashsicheres Batteriesystem<br />

Optimaler Schutz für Mensch und Batterie<br />

Langlebig und effizient soll sie sein, außerdem kommunikationsfreudig,<br />

denn der Fahrer will stets wissen, in welchem<br />

Zustand sie ist: Die Batterie eines Elektroautos braucht ein<br />

gutes Management. Das sorgt auch für Sicherheit, beispielsweise<br />

bei einem Unfall. Dann darf die Karosserie nicht unter<br />

Spannung stehen, sonst sind Rettungskräfte gefährdet. Ein<br />

crashsicheres Batteriegehäuse soll dafür sorgen, dass es erst<br />

gar nicht so weit kommt. Dazu entwickeln und erproben<br />

Fraunhofer-Forscher metall- oder faserverstärkte Kunststoffe.<br />

Zudem ist die Lage der Batterie im Auto wichtig – nahe den<br />

Rädern findet sie einen sicheren Platz.<br />

Exponat 9 - Innerstädtische Mobilitätskonzepte<br />

49


Exponat 10<br />

Elektromobilität<br />

aus ökonomischer<br />

Sicht<br />

Anwendungstext im Exponat 10<br />

Antrieb<br />

Elektromobilität aus ökonomischer<br />

Sicht<br />

Forschung und Ökonomie verbinden.<br />

Das Auto der Zukunft entsteht im Spannungsfeld von Technologie<br />

und Wirtschaft. Die Fraunhofer-Forschung untersucht mit<br />

der Elektromobilität eine Schnittstelle dieser verschiedenartigen<br />

Systeme und bemisst daraus erwachsende Chancen und<br />

Herausforderungen.<br />

Technologische Lösungen müssen den spezifischen Anforderungen<br />

des Marktes entsprechen. Sie müssen wirtschaftlich<br />

effizient umsetzbar sein. Neue Nutzungsmöglichkeiten legen<br />

andererseits alternative Wege zur Verbreitung nahe.<br />

Industrie<br />

Antriebsstrang anpassen<br />

Aktuelles Fahrzeugdesign muss alte und neue Komponenten<br />

vereinen.<br />

Die Elektrifizierung des Antriebsstranges hat die Einsparung<br />

etlicher gewohnter Bauteile zur Folge – deutlich mehr als es<br />

neue Komponenten gibt. Überflüssig werden nicht nur direkt<br />

dem Antrieb geschuldete Bauteile, sondern auch zahlreiche<br />

hydraulische und mechanische Elemente, wie etwa im Falle<br />

der Bremskraftverstärkung und der Servolenkung. Die höhere<br />

Bordnetzspannung des Elektroautos erlaubt nämlich das<br />

elektromechanische Bremsen und Lenken, das „brake by wire“<br />

und „steer by wire“.<br />

Für die Hersteller eröffnen diese Umstellungen zwei gegensätzliche<br />

Planungsoptionen: die Anpassung bestehender Fahrzeugmodelle<br />

(„conversion design“) einerseits und die Kreation<br />

gänzlich neuer Auto-Typen („purpose design“) andererseits.<br />

Massentauglichkeit anstreben.<br />

Technische Herausforderungen müssen bewältigt werden.<br />

Ökologische Vorteile sind nicht genug. Erst ein deutliches<br />

Absenken des Anschaffungspreises und höhere Reichweiten<br />

werden Autofahrer zum Umstieg auf ein Elektrofahrzeug<br />

bewegen können. Aber auch Sicherheitsaspekte, die<br />

Aufladegeschwindigkeit und ein flächendeckendes Angebot<br />

an Lademöglichkeiten spielen eine Rolle. Tatsächlich werden<br />

die nötigen Versorgungstrukturen bereits in Modellversuchen<br />

erprobt.Die Akzeptanz der VerbraucherInnen bedingt wiederum<br />

die zukünftige Preisstruktur, da die Massenproduktion<br />

Kostensenkungen in Aussicht stellt.<br />

Was die technische Seite betrifft, ist die Batterie entscheidend:<br />

Die Kosten müssen um den Faktor 3 gesenkt, die Lebensdauer<br />

auf über 10 Jahre gesteigert und Sicherheitsfragen gelöst<br />

werden.<br />

Herkömmliche Komponenten einsparen: „Bye bye<br />

Schaltgetriebe!“<br />

Unabhängig vom Designkonzept, ob Adaption oder<br />

Neuentwicklung, müssen die Elemente des Antriebsstranges<br />

neu angeordnet werden. Es gilt die Zusammensetzung von<br />

Motor, Kupplung, Getriebe, Kardanwelle, Differential und<br />

Rädern neu und funktional zu definieren. So bestimmt zum<br />

Beispiel die Lage des Elektromotors bzw. der Elektromotoren,<br />

auf der Hinterachse oder nahe der Räder, den Verbleib der<br />

Kardanwelle und des Differentials. Tank und Kraftstoffpumpe<br />

sowie entsprechende Leitungen, Anlasser und Abgasanlage<br />

werden nicht benötigt. Eine Lichtmaschine ist im Elektroauto<br />

ebenfalls nicht mehr vorgesehen. Da das Drehmoment bereits<br />

bei Stillstand zur Verfügung steht, kann überdies auf Schaltgetriebe<br />

und Anfahrkupplung verzichtet werden.<br />

50 Exponat 10 - Elektromobilität aus ökonomischer Sicht


Systemlösungen entwickeln: Elektronische Bauteile werden<br />

im Bordnetz verknüpft<br />

Nischendasein aufgeben: Wie weit können Auflagensteigerungen<br />

die Preise senken?<br />

Nicht nur die Elemente des Antriebststranges müssen auf das<br />

Elektroauto neu abgestimmt werden: Als Energiespeicher<br />

ersetzt die Batterie den Treibstofftank. Sie versorgt den Antrieb<br />

aber auch vormals an den Verbrennungsmotor gekoppelte<br />

Vorgänge wie zum Beispiel die Kühlung der Antriebskomponenten<br />

und die Innenraumklimatisierung. Eine Traktionsbatterie<br />

verfügt über eine Spannung von 300-500 V. Damit liegt<br />

die Bordnetzspannung deutlich über der eines konventionellen<br />

Fahrzeugs. Ein Gleichspannungswandler speist die Energie in<br />

die Leistungselektronik. Auch das Fahrwerk wird von der Elektrifizierung<br />

erfasst. Durch so genannte „Rekuperationseffekte“<br />

kann die Bremsenergie zurückgewonnen und genutzt werden.<br />

Ebenfalls neu sind elektromechanische Bremse und<br />

Servolenkung.<br />

Kosten<br />

Kostenfaktoren kalkulieren.<br />

Noch sind Elektroautos vergleichsweise teuer.<br />

Ein kleines Stadtauto wie zum Beispiel der Mitsubishi i-MiEV<br />

kostet heute ca. 36.000,- Euro. Mit durchschnittlich 50<br />

Prozent Mehrkosten sind Elektroautos in der Breite nicht<br />

konkurrenzfähig.<br />

Doch wie kommt dieser Preisunterschied zustande? Müsste<br />

die Einsparung diverser mechanischer Komponenten nicht die<br />

umgekehrte Folge haben?<br />

Kostenfaktor Nummer eins sind die kleinen Auflagen der<br />

wenigen markttauglichen Serien.Geringe Stückzahlen sind<br />

andererseits ein Ausdruck des derzeitigen Nischendaseins von<br />

Elektromobilität. Die meisten Fahrzeugkomponenten ließen<br />

sich durch Massenfertigung günstiger herstellen.Der zweite<br />

große Kostenfaktor ist die Batterie. Sie macht bis zu einem<br />

Drittel des Gesamtwerts aus.<br />

Eine ganze Reihe von Bauteilen ist für das Elektroauto<br />

verzichtbar: Anlasser, Abgasanlage Schaltgetriebe u.v.m. Für<br />

die verbleibenden konventionellen Komponenten gelten<br />

die gewöhnlichen Herstellungsbedingungen. Das heißt, bei<br />

entsprechenden Auflagen besteht zum Fahrzeug mit Verbrennungsmotor<br />

kein Unterschied. Kostensenkungen können<br />

auch bei Batterien erzielt werden. Ein weiterer Kostenfaktor<br />

ist allerdings der Grad der Standardisierung elektronischer<br />

und elektromechanischer Bauteile. Unklar ist auch die<br />

Preisentwicklung der Motoren. Wird sich jeder Hersteller eine<br />

eigene Entwicklung leisten? Komplexe Umstellungen stehen<br />

bevor, die für das Einzelunternehmen auch mit Unsicherheit<br />

verbunden sind.<br />

Werte entkoppeln: Autos mit einem Herz aus Gold?<br />

Für die Batterie sind ebenfalls Kostensenkungen zu erwarten.<br />

Dennoch wird sie auch in Zukunft einen wesentlichen Wertanteil<br />

des Fahrzeuges darstellen.<br />

Der Batteriepreis ist aufwändigen Produktionsverfahren sowie<br />

hohen Material- und Maschinenkosten geschuldet. Im Falle<br />

der Lithium-Ionen-Akkus, die aufgrund ihrer hohen Energiedichte<br />

von 140Wh/kg bevorzugt eingesetzt werden, kommt<br />

noch die teure Rohstoffgewinnung hinzu. Die Erzeugung<br />

metallischen Lithiums aus Verbindungen wie Lithiumcarbonat<br />

ist relativ aufwändig. Mittelfristig wird daher weiterhin<br />

auch an alternativen und kombinierten Entwicklungen wie<br />

Brennstoffzellentechnologie und Redox-Flow-Batterien und<br />

Hybridlösungen gearbeitet.<br />

Exponat 10 - Elektromobilität aus ökonomischer Sicht 51


Wertschöpfungskette<br />

Wertschöpfungskette aufgliedern.<br />

Wer baut was? Kernkompetenzen und Zulieferbedarfe müssen<br />

neu definiert werden.Veränderte Fahrzeugkonzepte bringen<br />

Verschiebungen in der Wertschöpfungskette mit sich und<br />

auch die Zulieferindustrie in Bewegung.Das Produkt, das mit<br />

einer Automarke verbunden wird, kommt nie aus einer Hand.<br />

Bei Massenmodellen bringen die Zulieferer gut drei Viertel<br />

des Endwertes hervor. Der Anteil der in Eigenproduktion<br />

gefertigten Bauteile ist bei Autos der Luxusklasse größer.<br />

Insgesamt gilt aber, dass die Kompetenzen der Hersteller<br />

neu gewichtet und weitere Branchen miteinbezogen werden<br />

müssen. Dies betrifft insbesondere die Erzeugung von Elektromotoren<br />

einerseits und Batterietechnologie andererseits,<br />

aber auch Lösungen im Bereich von Energiemanagement und<br />

Netzankoppelung.<br />

Handlungsbedarfe ermitteln: Die Karten werden neu gemischt<br />

Zulieferunternehmen stellen eine große Anzahl der erforderlichen<br />

Komponenten konventioneller Fahrzeuge her. Mit der<br />

Neuordnung des Antriebsstranges wird die Anzahl zunächst<br />

geringer. Einige Bauteile sind durch Neuentwicklungen zu<br />

ersetzen. So treten etwa elektromechanische Komponenten<br />

an die Stelle der hydraulischen Brems- und Lenksysteme.<br />

Systemlieferanten müssen sich auf das neue Energiemanagement<br />

einstellen. Die Batterietechnologie könnte in<br />

Deutschland wieder an Bedeutung gewinnen, sowohl was die<br />

Zellfertigung selbst, als auch was die Erzeugung chemischer<br />

Stoffe und Materialien betrifft.Nur wenige Autohersteller<br />

planen die eigenständige Entwicklung und Erzeugung von<br />

Elektromotoren. Hier entstehen neue Märkte.<br />

Neue Kompetenzen ausbilden: Einmal Umschulung für<br />

Alle?<br />

Auf dem gegenwärtigen Automarkt stellen die Motortechnik<br />

und der damit verbundene Antriebsstrang ein entscheidendes<br />

Differenzierungsmerkmal dar. Die Strategien der Leistungsoptimierung<br />

sind ein Verkaufsargument. Der Umstieg auf das<br />

Elektroauto könnte den Wettbewerb auf die Lösungen zum<br />

Energiemanagement im Fahrzeug verlagern. Es ist ein entsprechend<br />

anderes Know-how, das nun über den Erfolg einer Marke<br />

bestimmen wird. Neue Ausbildungen in handwerklichen<br />

wie akademischen Berufen sind gefordert. Andere Aspekte der<br />

Werkstoffkunde und in besonderer Weise die Elektrotechnik<br />

sind die Grundlagen des zukünftigen Profils. Die Integration<br />

der Faktoren Reichweite, Komfort und Fahrleistung gibt den<br />

Autos von morgen ein Gesicht.<br />

Branchenübergreifend kooperieren:<br />

Alle Mann an Bord bitte!<br />

Mit dem Batteriebetriebenen Elektroauto treten neue Akteure<br />

aus vormals fremden Branchen wie Chemie, Informations- und<br />

Kommunikationstechnologie, Energieversorger oder Mobilitätsanbieter<br />

auf den Plan. Hier sind Synergieeffekte mit Entwicklungen<br />

unterschiedlicher Zielsetzungen zu erwarten.<br />

Doch nicht allein im Herstellungsprozess werden neue Beziehungen<br />

angebahnt. Auch die Stromversorgung der mobilen<br />

Speicher muss sichergestellt werden: Es braucht flächendeckende<br />

Ladestationen. Die dezentrale Speicherung eröffnet<br />

wiederum neue Perspektiven für die Verbraucher. Dort sind<br />

insbesondere logistische und informationstechnologische<br />

Lösungen gefragt.<br />

Nachhaltigkeit<br />

Nachhaltig wirtschaften, langfristig planen.<br />

Fraunhofer analysiert Rohstoffbedarfe und Verfügbarkeiten.<br />

Die meisten Studien sind sich darüber einig, dass die<br />

52 Exponat 10 - Elektromobilität aus ökonomischer Sicht


zukünftige Verknappung und Teuerung des Rohöls den Takt<br />

für die Entwicklung der Elektromobilität vorgeben wird. Neue<br />

Technologien sollen das Ökosystem langfristig entlasten.<br />

Die Nachhaltigkeit dieser Entwicklungen bemisst sich nicht<br />

lediglich an Energieverbrauch und Emissionen. Auch die<br />

langfristigen Bedarfe spezifischer Rohstoffe wie insbesondere<br />

Lithium und Kupfer müssen in Betracht gezogen werden.<br />

Fraunhofer-Forschung analysiert, wie künftigen Engpässen<br />

vorgebeugt werden kann. Beispielsweise wurden Szenarien<br />

zu Lithiumnachfrage und -angebot bei unterschiedlicher<br />

Durchdringung des Marktes bis ins Jahr 2050 berechnet.<br />

Rohstoffversorgung sichern: Kupferreserven<br />

könnten mittelfristig erschöpft sein.<br />

Neben Eisen ist Kupfer mit 50-60 Prozent Hauptbestandteil<br />

der neuen Elektromotoren. In einem konventionellen PKW<br />

werden durchschnittlich 25 kg Kupfer verbaut. Für die<br />

Herstellung elektrifizierter Fahrzeuge werden ca. 30 kg Kupfer<br />

benötigt.Eine Studie des Bundesministeriums für Wirtschaft<br />

und Technologie rechnet mit einer jährlichen Wachstumsrate<br />

des Hybrid- und Elektrofahrzeugmarktes von 26 Prozent. Die<br />

stärksten Kupfer-Vorkommen liegen in Südamerika, wo Chile<br />

die weltweit größten Fördermengen erzielt. Eine erhöhte<br />

Nachfrage könnte ein Ansteigen der Preise nach sich ziehen.<br />

In jedem Fall verkürzt sie das Vorhalten der Reserven.Die<br />

wirtschaftlich gewinnbaren Kupfermengen werden auf 550<br />

Mio. Tonnen geschätzt.<br />

Recycling-Kreisläufe ankurbeln: Lithiumgewinnung<br />

bleibt aufwändig.<br />

Für den voll-elektrischen Fahrzeugantrieb gelten derzeit<br />

Lithium-Ionen-Akkumulatoren als die vielversprechendste<br />

Speicherlösung.Eine solche Batterie besteht je Kilowattstunde<br />

Leistung aus 0,3 kg Lithium. Geht man davon aus, dass<br />

der Elektrofahrzeugmarkt um 26 Prozent jährlich wächst,<br />

werden die derzeitigen Produktionskapazitäten bald um das<br />

12fache überschritten. Zusätzlich steigern auch viele der<br />

Consumertechnologien (Telefone, Kameras, u.ä.) den Rohstoffbedarf.<br />

Lithium ist weit verbreitet. Allein die Gewinnung<br />

ist aufwändig. In höherer Konzentration kommt das Metall<br />

hauptsächlich in Südamerika vor. Würde man die derzeit<br />

900 Mio. Kraftfahrzeuge auf dem Erdball durch Elektroautos<br />

ersetzen, hätte man 60 Prozent der wirtschaftlich nutzbaren<br />

Lithiumreserven verbraucht.<br />

Markt<br />

Wachstumsmärkte erkennen.<br />

Mit der Verknüpfung der einzelnen Wirtschaftsfelder<br />

entstehen neue Chancen. Die Durchsetzungsfähigkeit des<br />

Elektroautos hängt von vielen produktionsseitigen Faktoren<br />

rund um das Kosten-Leistungsverhältnis zusammen. Rohstoffpreise,<br />

Herstellungsverfahren und Design bestimmen über die<br />

Attraktivität alternativer Antriebe.Ebenso entscheidend für den<br />

weiteren Verlauf der Marktentwicklung sind Maßnahmen zur<br />

Netzintegration sowie neue Modelle für Nutzung und Vertrieb.<br />

An den Schnittstellen zwischen Elektrofahrzeug und Stromnetz<br />

liegen große Entwicklungspotentiale. Der nationale Entwicklungsplan<br />

Elektromobilität setzt hier mit Modellversuchen und<br />

Forschungsaufträgen bereits Akzente auf Markteinführung<br />

und Marktvorbereitung.<br />

Szenarien<br />

Umsichtige Vorhersagen entwickeln<br />

Wie stabil sind die prognostizierten Trends?<br />

Ausgehend von aktuellen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen<br />

kann allenfalls mittelfristig mit einer Schwerpunktverschiebung<br />

in der motorisierten Mobilität gerechnet werden.<br />

Die bislang im Bereich der Kostensenkung und Leistungssteigerung<br />

erzielten Fortschritte reichen noch nicht aus.<br />

Exponat 10 - Elektromobilität aus ökonomischer Sicht 53


Dafür mögen fehlende wirtschaftliche Anreize und laut einer<br />

Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zu<br />

einseitige Diskussionen der möglichen Alternativen verantwortlich<br />

sein. Brennstoffzellen, Biokraftstoffe, Hybridfahrzeuge<br />

– verschiedenste Technologien machten in den letzten Jahren<br />

von sich reden. Im marktwirtschaftlichen Zusammenhang<br />

stellen allerdings auch sichere Prognosen für das Systemganze<br />

einen Motivationsfaktor dar.<br />

Orientierungen vornehmen: Wo stehen wir zur Mitte<br />

des Jahrhunderts?<br />

Ausbau von Modellversuchen. Diese sind nicht nur für die<br />

Forschung von Interesse, sondern auch eine Möglichkeit, den<br />

Entwicklungsstand breit zu kommunizieren. Der künstliche<br />

Diesel-Boom der 1980er Jahre und die Null-Emissionspolitik<br />

Kaliforniens 1996 sind Beispiele effizienter Lenkungsmechanismen.<br />

Neben monetären Anreizen und Sanktionen sind aber<br />

auch stadtplanerische Instrumente sehr wirkungsvoll.<br />

Kundenakzeptanz<br />

Entscheidungsmotive abgrenzen.<br />

Der Grad der Elektrifizierung des Verkehrswesens bestimmt<br />

den zukünftigen Energiebedarf.<br />

Das Fraunhoferinstitut ISI hat diesbezüglich zwei Szenarien<br />

entwickelt. Geht man von der fast vollständigen Bewältigung<br />

derzeitiger Verkehrsaufkommen durch Plug-in-Hybrid und<br />

Elektrofahrzeuge im Jahr 2050 aus, ergäbe sich in Deutschland<br />

ein Bedarf von jährlich 70-90 Terrawattstunden (TWh). Das<br />

wohl realistischere Szenario nimmt einen Anteil von etwa<br />

17 Prozent alternativer Antriebe des Fahrzeugbestandes an.<br />

Damit stiege der derzeitige Strombedarf von jährlich 605 TWh<br />

um weitere 2,5 Prozent an.<br />

Entscheidend für die Emissionsbilanz in beiden Szenarien ist<br />

die Stromerzeugung aus regenerativen Energien oder CO2-<br />

armer Energieerzeugung.<br />

Kundenwünsche sind vielfältig und manchmal widersprüchlich.<br />

Die Anschaffungskosten für ein Elektrofahrzeug liegen derzeit<br />

bei rund 50 bis 100 Prozent über dem eines konventionellen<br />

Kraftfahrzeugs, wenn Subventionen nicht betrachtet werden.<br />

Geringe Reichweiten und mangelnde Lade-Infrastruktur stellen<br />

weitere Verkaufshemnisse dar. Trotz steigender Auflagen und<br />

möglicher Einsparungen in der Batterietechnologie ist nach<br />

Expertenmeinung auch noch 2020 mit einer erheblichen<br />

Kostendifferenz zu rechnen. Es müssen daher Anreize für die<br />

Kaufentscheidung geschaffen werden.Ein Umdenken könnte<br />

sich allerdings auch auf die Nutzungskonzepte erstrecken.<br />

Welche Wege werden mit dem Privatauto zurückgelegt? Auch<br />

die Alternativen zum eigenen Fuhrpark könnten über den<br />

öffentlichen Verkehrsbetrieb hinaus ausgebaut werden.<br />

Steuerungsmöglichkeiten wahrnehmen: Senkung des<br />

Energiebedarfs und Verringerung der CO2-Belastung geben<br />

die Richtung vor.<br />

Elektromobilität wird langfristig günstiger - wenn alle mitmachen.<br />

Doch wie die Verbraucher überzeugen?<br />

Angesichts der sinkenden Verfügbarkeit erdöl-basierter<br />

Kraftstoffe und der notwendigen Reduktion des weltweiten<br />

CO2-Ausstoßes sind Maßnahmen der öffentlichen Hand und<br />

Anreize für die Industrie dringend gefragt.<br />

Dazu gehören Aufklärung und Information genauso wie der<br />

Verantwortungsvoll konsumieren: Was wollen die Leute<br />

wirklich?<br />

Längst ist das Konsumverhalten als Ausdruck von gesellschaftlicher<br />

Verantwortung im öffentlichen Bewusstsein verankert.<br />

Ob biologischer, fairer oder nachhaltiger Handel, Kaufentscheidungen<br />

können nicht mehr allein aufgrund von Geschmack<br />

und Wirtschaftlichkeit getroffen werden. Doch ab welchem<br />

Schwellenwert kommt dieses Argument zum Tragen? Die<br />

Hälfte der Endkunden ist laut Umfragen bereit, einen Aufpreis<br />

von bis zu 2.000,- Euro für ein Elektroauto zu bezahlen.<br />

54 Exponat 10 - Elektromobilität aus ökonomischer Sicht


Zie verbleibende Lücke zwischen Zahlungsbereitschaft und<br />

realen Mehrkosten könnte jedoch durch zusätzliche Anreize<br />

geschlossen werden. Neben Prämien und Steuervorzügen<br />

sollten hier auch Vergünstigungen wie eigene Parkplätze und<br />

Fahrspuren in Betracht gezogen werden.<br />

Speichermedium oder unterschiedlicher PKW. Diese Modelle<br />

können weit mehr sein als eine Verlegenheitslösung.<br />

Zentrale Elemente standardisieren: Elektromobile Gemeinschaften<br />

versprechen ein besseres Leben.<br />

Vernünftig wirtschaften: Anschaffungen mit Folgen<br />

Nicht nur der Kaufpreis fällt bei der wirtschaftlich begründeten<br />

Kaufentscheidung ins Gewicht, sondern auch spätere Kosten<br />

wie der Energieverbrauch, Kosten für Strom bzw. Treibstoffe,<br />

Steuern und Versicherung, Wartungserfordernisse, Preise für<br />

Ersatzteile usw. spielen eine Rolle. In den „Total Costs of Ownership“<br />

(Gesamthaltungskosten) TCO werden alle Kosten, die<br />

mit der Haltung eines Fahrzeugs entstehen, zusammengefasst.<br />

Unter heutigen Bedingungen liegt nicht nur der Anschaffungspreis,<br />

sondern auch der TCO des Elektroautos über dem<br />

eines konventionellen Fahrzeugs. Das heißt, dass sich höhere<br />

Kaufpreise nicht über die Nutzungsdauer bezahlt machen.<br />

Bereits im Jahr 2020 kann es für bestimmte Kundengruppen<br />

allerdings anders aussehen.<br />

Geschäftsmodelle<br />

Verbreitungswege abwägen.<br />

Verschiedene Strategien der Markteinführung bieten sich an.<br />

Die beschränkten Reichweiten der Elektrofahrzeuge bleiben<br />

nicht nur eine Herausforderung für die technologische Weiterentwicklung<br />

von Batterien und Elektromotoren.<br />

An sie knüpfen sich andererseits Chancen zukünftiger Geschäftsmodelle.Für<br />

Netzbetreiber, Batteriehersteller, Mobilitätsanbieter<br />

und Leasingfirmen entsteht ein interessanter Markt.<br />

Noch wird der Automobilmarkt durch den Ankauf privater<br />

Fahrzeuge bestimmt. Aber nur wenige Hersteller orientieren<br />

sich für die Produktion der Elektroautos weiterhin an diesem<br />

Modell. Leasing-, Miet- und Carsharing-Konzepte ermöglichen<br />

den Wechsel und die temporäre Nutzung von Batterie, bzw.<br />

In Israel und Dänemark kann man bereits seit 2007 Teil einer<br />

Elektromobilen Gemeinschaft sein. „Better Place“ (Besserer<br />

Ort) bietet dort künftig Infrastrukturlösungen für Elektroautohalter<br />

an. Die Kunden erwerben ein Fahrzeug ohne eigenen<br />

Speicher. Auswechselbare Batterien und Ladestationen werden<br />

vom gleichnamigen Unternehmen zur Verfügung gestellt.<br />

Ähnlich wie beim Mobilfunkvertrag zahlt der Kunde die<br />

gefahrenen Kilometer. Strom, Service und Infrastruktur bezieht<br />

er vom selben Anbieter. Für dieses Modell ist die Standardisierung<br />

von Batterien von großer Bedeutung. Automobilhersteller<br />

haben jedoch wegen möglicher Wertschöpfungsverluste<br />

und Markenidentifikationsproblemen kaum ein Interesse an<br />

Einheitsbatterien.<br />

Nutzungsarten individualisieren: Kunden werden<br />

zu Anbietern, Autos zu dezentralen Speichern.<br />

Auch das Modell „Vehicle to Grid“ (Fahrzeug ans Netz)<br />

verknüpft sich als Chance mit einem zentralen Problem bei der<br />

Umstellung auf nachhaltige Energieversorgungs- und Mobilitätskonzepte.<br />

Produktivitätsschwankungen bei der Erzeugung<br />

regenerativer Energien gelten als Hindernis etwa beim<br />

Ausstieg aus der Atomenergie. Das derzeitige Stromversorgungsnetz<br />

kann Überkapazitäten nicht aufnehmen, fehlende<br />

Speicher entsprechende Flauten bei Windkraftanlagen nicht<br />

ausgleichen.<br />

Das Auto als mobiler Stromspeicher bringt den Kunden als<br />

aktiven Teilnehmer am Strommarkt ins Spiel. So könnte Energie<br />

dann bezogen werden, wenn sie ausreichend vorhanden<br />

und daher preisgünstig ist. Sie könnte darüber hinaus bei<br />

Bedarfsspitzen ins Netz zurückgespeist und verkauft werden.<br />

Exponat 10 - Elektromobilität aus ökonomischer Sicht 55


Fraunhofer-Institut für<br />

Chemische Technologie ICT<br />

Joseph-von-Fraunhofer-Straße 7<br />

76327 Pfinztal (Berghausen)<br />

Telefon +49 7214640-0<br />

Fax +49 721 4640-111<br />

info@ict.fraunhofer.de<br />

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