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7<br />

Krankheit zu bewahren, schließlich, daß das Alter solcher beschirmten Menschen ein frisches<br />

und kräftiges sei, welchem ein sanfter schmerzloser Tod plötzlich ein Ende mache<br />

(Euthanasie). Nur den Tod können wir nicht fortnehmen, und wir haben mithin ein kurzes<br />

leidloses Leben vor uns.“ 19<br />

Nach dieser kurzen Schilderung des Lebens im idealen Staat stellt Mainländer die<br />

entscheidende Frage: Haben die Individuen in ihm endlich ihr Glück gefunden? Die Antwort:<br />

„Sie wären es, wenn sie nicht eine entsetzliche Öde und Leere in sich empfänden. Sie sind der<br />

Not entrissen, sie sind wirklich ohne Sorgen und Leid, aber dafür hat die Langeweile sie<br />

erfaßt. Sie haben das Paradies auf Erden, aber seine Luft ist erstickend schwül.“ 20 Die<br />

Menschen sind trotz scheinbarer Vorteile nicht wesentlich zufriedener geworden. Daß eine<br />

solche Ernüchterung von ihnen zu erwarten wäre, entnimmt Mainländer Erfahrungen<br />

berühmter Menschen, welche dank ihrer sozialen Lage Zugang zu Erkenntnissen, Künsten<br />

und anderen „geistigen Genüssen“ hatten, aber dennoch des müßigen Lebens und seiner<br />

Freuden überdrüssig geworden sind. Daher kommt er zum Schluß, daß selbst das schönste<br />

Leben im idealen Staat sinnlos wäre.<br />

Aber selbst wenn ein solcher Staat im Laufe der Menscheitsgeschichte realisiert werden sollte,<br />

ist man noch immer nicht an ihrem Ende: es gibt kein happy end für die Menschen. Die<br />

ursprüngliche Bewegung der Menschheit kommt im idealen Staat nicht zum Stillstand,<br />

sondern sie geht weiter bis das Ziel erreicht ist – und das Ziel ist das Nichtsein. Der Philosoph<br />

der Erlösung ist sich dessen sicher, daß irgendeinmal der Menschheit die letzte Stunde<br />

schlagen wird, auch wenn er nicht eindeutig zu bestimmen vermag, aus welchem Grund sie<br />

letztlich untergehen wird: ob wegen „selbstverschuldeten“ Fehlverhaltens oder wegen einer<br />

Laune der Natur (es ist sogar von Impotenz (!) <strong>als</strong> möglicher Ursache der Selbstvernichtung<br />

die Rede, doch Mainländer bleibt hier weitgehend rätselhaft). Wie auch immer, für ihn steht<br />

fest, daß sie untergehen wird und daß dieses Ereignis Auswirkungen auf das restliche<br />

organische Leben auf der Erde und – indirekt – auf die Geschehnisse im Weltall haben wird.<br />

Der Niedergang der Menschheit wird der Anfang vom Ende sein, denn ihr werden zunächst<br />

die höheren Organismen folgen, dann die niederen – und schließlich greifen die<br />

Veränderungen auf die unorganische Welt über. Die Planeten werden durch den Sturz in die<br />

Zentr<strong>als</strong>onne vernichtet; Gase werden sich auflösen; es bleiben nur noch Flüssigkeiten übrig,<br />

die sich <strong>als</strong> letzte „Überreste“ des Seins „verflüchtigen“ werden. „Und dann? Dann ist Gott<br />

tatsächlich aus dem Übersein, durch das Werden, in das Nichtsein übergetreten; er hat durch<br />

den Weltprozeß gefunden, was er, von seinem Wesen verhindert, nicht sofort erreichen<br />

konnte: das Nichtsein. [...] Es ist vollbracht!“ 21 Trübe Aussichten für das<br />

Menschengeschlecht.

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