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Natur« und »Kultur«: Von Inbegriffen zu Reflexionsbegriffen1

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plausibel erscheinenden Gr<strong>und</strong>annahmen dogmatische Systeme aufgebaut, wie sie<br />

insbesondere die philosophische Anthropologie prägen, <strong>und</strong> es wird dabei objektstufig ein<br />

jeweilig so oder so gefaßtes Gr<strong>und</strong>verhältnis zwischen Mensch als technischem Subjekt,<br />

seiner Natur <strong>und</strong> seiner Kultur unterstellt. So erscheint mal der Mensch als biologisches<br />

Mängelwesen oder als kulturinitiierendes Überschußwesen (Arnold Gehlen vs. Ernst Kapp)<br />

oder Kultur <strong>und</strong> Technik erscheinen als Krönung oder als Katastrophe der Evolution (Jacques<br />

Ellul vs. Franz Wuketits). 21 Diese Meinungsvielfalt verdankt sich einem verborgenen<br />

Technomorphismus, in dessen Lichte der Mensch oder die Evolution als technisches Problem<br />

erscheinen, welches mittels Technik gelöst werden soll bzw. kann bzw. wird. Das spricht<br />

nicht gegen Technomorphismus überhaupt, sondern nur gegen dessen unreflektierte<br />

Hypostasierung.<br />

Letztlich scheitern jene monistischen Ansätze an der Unmöglichkeit der Selbstverortung des<br />

denkenden Subjektes im gedachten System <strong>und</strong> ersetzen das kantische »Bew<strong>und</strong>ern«<br />

bestimmter Erkenntnisleistungen des Subjekts, die unter diesen Modellierungen möglich sind,<br />

durch ein blindes Vertrauen auf die Triftigkeit plausibilitäts- oder induktionsgestützter<br />

Generalisierungen.<br />

Versuchen wir daher, etwas weiter an den Begriffen <strong>zu</strong> arbeiten.<br />

3. Modale Inferenzen der korrelativen Gr<strong>und</strong>begriffe für Technik, Natur, Kultur<br />

Innerhalb der Bereiche von Technik, Natur <strong>und</strong> Kultur wird das konkrete Prozessieren jeweils<br />

mit zwei korrelativen Gr<strong>und</strong>begriffen gefaßt. Für die Technik scheinen mir dies Mittel <strong>und</strong><br />

Zweck <strong>zu</strong> sein, für die Natur Ursache <strong>und</strong> Wirkung <strong>und</strong> für die Kultur Set<strong>zu</strong>ng <strong>und</strong> Resultat<br />

dieser Set<strong>zu</strong>ng: sinnhaftes Gebilde. Ich will dabei auf bestimmte modale Inferenzen abheben,<br />

die die Spezifik jener Bereiche näher <strong>zu</strong> erhellen erlauben, als es die für sich dastehenden<br />

Gr<strong>und</strong>begriffe m.E. vermögen. Denn diese Gr<strong>und</strong>begriffs-Paare, mit denen innerhalb dieser<br />

Teilbereiche operiert wird, erlauben für sich gesehen gerade nicht die Modellierung eines<br />

Verhältnisses zwischen den Teilbereichen Technik, Natur, Kultur. Ein flüchtiger Blick zeigt<br />

nämlich sogleich, daß Mittel als Ursachen <strong>und</strong> Zwecke als Wirkungen oder physische<br />

Ursachen als Mittel für Steuerungseffekte als Zwecke <strong>und</strong> kultürliche Set<strong>zu</strong>ngen wiederum<br />

als Mittel oder Ursachen <strong>zu</strong>r Erzeugung sinnhafter Gebilde als Zwecke oder Wirkungen<br />

21 S. hier<strong>zu</strong> die Darstellung in: Hubig, Die Kunst des Möglichen, Kap. 2-3.<br />

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