Heft lesen... - Philologenverband Sachsen
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Bericht aus dem Lehrerhauptpersonalrat<br />
Die neue VwV Bedarf und Schuljahresablauf<br />
für das kommende Schuljahr, die im Entwurf dem<br />
Lehrerhauptpersonalrat vorgelegen hat, hat es in<br />
sich. Nachdem in den vergangenen Jahren immer<br />
wieder einzelne Formulierungen gestrichen wurden,<br />
geht es jetzt einer Reihe von sogenannten<br />
Selbstverständlichkeiten „an den Kragen“.<br />
Immer wieder wurden einzelne Textpassagen<br />
aus der Verwaltungsvorschrift zur Regelung des<br />
Bedarfes an Schulen entfernt. Diese und weitere,<br />
andere Schularten betreffende Weglassungen<br />
sorgen seitdem für eine spürbare Verlängerung<br />
der im Rahmen der Mitwirkung im Lehrerhauptpersonalrat<br />
stattfindenden Sitzungen zum Thema.<br />
Von Seiten des Kultusministeriums wurden in den<br />
vergangenen Jahren dazu fast alle Vorschläge des<br />
LHPR abgelehnt. So bot die VwV im Schuljahr<br />
2005/06 noch folgende Möglichkeiten im Unterabschnitt<br />
3 zur Klassen- und Gruppenbildung:<br />
– die Teilung von Klassen im musischen Profil –<br />
Fach Darstellendes Spiel<br />
– die Teilung der Klassen im mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />
Profil im Fach Physik<br />
während des Praktikums<br />
– die Zusammenfassung von Schülern (die nach<br />
Klasse 10 der Mittelschule an das Gymnasium<br />
wechseln) in der zweiten Fremdsprache in<br />
Sprachgruppen mit einer zusätzlichen Förderstunde<br />
je Woche für ein Schuljahr<br />
Im Schuljahr 2004/05 galt außerdem noch eine<br />
Obergrenze für den Unterricht in Informatik von<br />
16 Schülern je Gruppe. Nachfolgend existiert nur<br />
noch die Untergrenze von mindestens 12 Schülern<br />
je Gruppe. Diese Streichungen haben zwar nicht<br />
zum Zusammenbruch des Schulsystems geführt,<br />
wirken sich aber durchaus auf die Unterrichtsbedingungen<br />
aus.<br />
Mit der neuen VwV Bedarf und Schuljahresablauf<br />
für das kommende Schuljahr beginnt nun<br />
eine neue Ära der „Entschlackung“ von Textpassagen.<br />
So wird der sogenannte „Stundenpool in<br />
Verantwortung des Schulleiters“ (z.B. für Klassenleiterstunden,<br />
zusätzliche Arbeitsgemeinschaften<br />
oder besonders zeitintensive Zusatzaufgaben) aus<br />
dem Text der neuen VwV entfernt. Es war ja bereits<br />
in diesem Schuljahr absehbar, dass es diese<br />
Form eines „pädagogischen Plus“ (die Formulierung<br />
wurde im Zusammenhang mit dem BTV<br />
Mittelschulen und Gymnasien eingeführt) nicht<br />
mehr geben würde. Da an fast allen Schularten<br />
nicht einmal mehr der Ergänzungsbereich voll<br />
zugewiesen werden konnte, streicht man diese<br />
Passage vollständig. Das heißt im Klartext, dass<br />
es die Ausstattungen mit zusätzlichem Personal<br />
nicht mehr geben wird. In gleicher Weise geht<br />
man mit der bisherigen Möglichkeit um, Anpassungen<br />
an die Klassen-, Kurs- und Gruppenbildung<br />
im laufenden Schuljahr nur vornehmen zu<br />
können, wenn „die Veränderung der Schülerzahlen<br />
erheblich ist und keine wesentlichen Nachteile<br />
für die betroffenen Schüler zu erwarten sind.“<br />
Was das in der Praxis bedeuten kann, muss ich sicher<br />
nicht erst lange erläutern. Eine Formulierung<br />
wird wohl besonders schmerzlich fehlen: „Bei der<br />
Lehrauftragsverteilung ist auf den fachgerechten<br />
Einsatz der Lehrkräfte sowie auf den Einsatz<br />
nach Qualifikation für die Vermittlung fachtheoretischer<br />
oder fachpraktischer Inhalte zu achten.“<br />
Und etwas weiter unten wird im Zusammenhang<br />
mit der Begleitung von Schülern zum Schwimmunterricht<br />
an Grundschulen die Planungspflicht<br />
der SBA von zusätzlichen Aufsichtsstunden (bei<br />
Bedarf) entfernt. Nicht verständlich ist mir auch,<br />
warum man den Zuweisungsschlüssel für die Kurse<br />
(47/25, also 1,88 Lehrerstunden je Schüler)<br />
nicht erhöhen will. Seit der Einführung der neuen<br />
Regelungen zur OAVO liegt der tatsächliche Aufwand<br />
bei 2 Lehrerstunden je Schüler. Bisher hat<br />
man diesen Mehrbedarf stillschweigend aus dem<br />
Stundenpool gedeckt. Diesen gibt es aber jetzt<br />
nicht mehr. Warum man all diese Textpassagen<br />
streicht? Das Ministerium begründet den Wegfall<br />
zum Teil damit, dass diese Formulierungen<br />
Selbstverständlichkeiten darstellen und deshalb<br />
nicht besonders erwähnt werden müssten. Aufmerksame<br />
Leser unserer Zeitschrift werden sicher<br />
erkennen, dass den Verantwortlichen der neue<br />
Haushalt im Nacken sitzt. Zwar beinhaltet dieser<br />
einen jährlichen Zuwachs von ca. 250 Stellen pro<br />
Schuljahr für die nächsten beiden Haushaltjahre,<br />
aber Fakt ist, dass bei mindestens 1000 frei werdenden<br />
Stellen pro Schuljahr und 250 zusätzlich<br />
durch den Haushalt 2013/14 geschaffenen Stellen<br />
ein voraussichtlicher Einstellungsbedarf von mehr<br />
als 1250 Stellen besteht. Zum Vergleich: 2012<br />
hatte man 565 Stellen zu besetzen. Die Schwierigkeiten<br />
sind allen Beteiligten noch heute gut in<br />
Erinnerung. Um das frei werdende Stellenvolumen<br />
des vergangenen Jahres von knapp 1000 Stellen<br />
zu füllen, wurden z.B. die Ganztagsprojekte aus<br />
der Lehrauftragsverteilung in den Freizeitbereich<br />
verlegt und die vorhandenen Abordnungen verringert.<br />
Das brachte ein Arbeitsvolumen von ca.<br />
400 Stellen. Was kommt im nächsten Schuljahr?<br />
Die Veränderung der Dienstvereinbarung BEM<br />
(Betriebliches Eingliederungsmanagement) bringt<br />
nur wenige neue Aspekte. Das ist auch gut so.<br />
So kann eine Maßnahme wie bisher auch beantragt<br />
werden, wenn noch keine sechs Wochen<br />
Arbeitsunfähigkeit vorliegen. Zu diesem Zweck<br />
hat jetzt der Beschäftigte die Möglichkeit, mit<br />
dem Schulleiter, der Personalvertretung oder der<br />
Schwerbehindertenvertretung Kontakt aufzunehmen.<br />
Neben der Personalvertretung und der<br />
Schwerbehindertenvertretung kann jetzt auch der<br />
Betriebsarzt mit Zustimmung des Beschäftigten<br />
die Einleitung eines BEM-Verfahrens vorschlagen.<br />
Neu in der Liste der möglichen Beteiligten<br />
sind die Frauenbeauftragte und der Schulpsychologe.<br />
Noch offen ist die Frage, ob in Zukunft<br />
bei Erreichen des Zeitraumes von sechs Wochen<br />
Krankschreibung, welcher auch unterbrochen sein<br />
kann, der Schulleiter durch ein EDV-gestütztes<br />
Verfahren informiert werden soll.<br />
Gerhard Pöschmann<br />
5. Schulpolitisches Forum – Wie viel Eigenverantwortung<br />
verträgt Schule<br />
Das 5. Schulpolitische Forum der Lehrerverbände<br />
im Sächsischen Beamtenbund (SBB) und der<br />
CDU-Landtagsfraktion am 26.01.13 in Dresden<br />
stand ganz im Zeichen der Übernahme von mehr<br />
Eigenverantwortung durch Schulen. Dabei lag der<br />
Fokus der Diskussion auf der Frage, wie viel Eigenverantwortung<br />
Schule wirklich verträgt. Deutlich<br />
wurde, dass Eigenverantwortung auch eigene<br />
Gestaltung bedeutet und dass die Schulleitungen<br />
dafür vor allem Zeit benötigen.<br />
Der stellvertretende Vorsitzende des <strong>Philologenverband</strong>es<br />
Gerhard Pöschmann stellte in seiner<br />
Begrüßungsrede klar, dass Eigenverantwortung<br />
viele Facetten beinhaltet. Während Schulleiter<br />
möglicherweise größere Gestaltungsräume suchen,<br />
schaut das Lehrpersonal eher skeptisch auf<br />
diese Entwicklung, überträgt sie doch eine größere<br />
Machtkompetenz auf die Schulleitungen. Dazu<br />
gehören neben der Entscheidungsfreiheit über die<br />
Verteilung der Finanzen an der Schule auch eine<br />
größere Mitsprache (in einigen Bundesländern<br />
auch die volle Entscheidungskompetenz) über die<br />
Einstellung von Personal. „Aber wer einstellt, der<br />
muss auch kündigen“, warnte Gerhard Pöschmann<br />
in seinem Vorwort. Auch der Staat darf sich<br />
nicht, in dem Glauben, die Schulen regeln jetzt<br />
alles selbst, aus der Verantwortung zurückziehen.<br />
Schulen müssen mit eigenen Konzepten reagieren.<br />
Die bereits jetzt vorhandenen Schulprogramme<br />
sind nur ein erster Anfang. Um Fehlentwicklungen<br />
vorzubeugen, muss die Kultusverwaltung, mehr als<br />
bisher, an den Schulen präsent sein und helfend<br />
eingreifen können. —<br />
1-2013<br />
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