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Extrem rechte Demonstrationspolitik | 19<br />

Die Kampfbereitschaft zeigt sich unter anderem in der Vorstellung des<br />

„politischen Soldaten“. Dies ist eine nation<strong>als</strong>ozialistische Wortschöpfung,<br />

die sich schon in Joseph Goebbels’ Buch „Kampf um Berlin“ findet. Demnach<br />

verhalte sich der politische Soldat wie jeder „anständige Soldat“, mit<br />

denselben soldatischen Tugenden wie Ehre, Treue und Pflichtbewusstsein<br />

– allerdings im Bereich der Politik. Nicht zuletzt dient dieses Selbstverständnis<br />

der Legitimation von Gewalt <strong>als</strong> Mittel zur Durchsetzung politischer<br />

Forderungen. 4 Neonazis sehen sich in der historischen Tradition<br />

zur „Kampfzeit“ der 1920er Jahre, <strong>als</strong> die SA versuchte, sich auf der Straße<br />

durchzusetzen. Die NSDAP interpretierte in ihrer Propaganda die Machtübertragung<br />

1933 <strong>als</strong> direkte Folge dieses „Kampfs um die Straße“. Wenn<br />

Neonazis sich heute <strong>als</strong>o darauf beziehen, äußert sich darin die Vorstellung,<br />

mit Hilfe von Demonstrationen die Macht erringen zu können.<br />

In Brandenburg drängen vor allem NPD und<br />

Freie Kameradschaften in die Öffentlichkeit<br />

Auch die NPD propagiert den „Kampf um die Straße“ <strong>als</strong> eine von „vier<br />

Säulen“ ihrer Politik. 5 Demonstrationen sind daher ein wichtiger Bestandteil<br />

ihrer politischen Strategie. Als Holger Apfel im November 2011<br />

in Neuruppin zum neuen Bundesvorsitzenden der Partei gewählt wurde,<br />

stellte er ein Konzept der „seriösen Radikalität“ vor. Die Partei wolle raus<br />

aus der „rechten Nische“, eine moderne NPD müsse „gegenwartsbezogen<br />

und bürgernah“ sein. 6 Diese Normalisierungsstrategie stößt jedoch an<br />

Grenzen, allein schon wegen der engen Zusammenarbeit mit Teilen der<br />

Freien Kameradschaftsszene. NPD und Freie Kameradschaften führen dabei<br />

nicht nur gemeinsam Versammlungen durch. Wird eine Kameradschaft<br />

verboten, wechseln deren Führungskräfte oft zur NPD. Der „Kampf um den<br />

organisierten Willen“, wie die NPD diese Zusammenarbeit nennt, ist eine<br />

weitere „Säule“ der NPD-Strategie. Um im zerstrittenen „nationalen Lager“<br />

eine organisationsübergreifende Zusammenarbeit zu erreichen, traf die<br />

NPD auch Wahlabsprachen mit der Deutschen Volksunion (DVU), die in<br />

Brandenburg von 1999 bis 2009 im Landtag vertreten war. 2011 fusionierte<br />

die DVU mit der NPD und verschwand damit <strong>als</strong> eigenständige Partei. Nun<br />

4 Vgl. ebenda, S. 39–41.<br />

5 Vgl. Schulze, Christoph: Das Viersäulenkonzept der NPD. In: Braun, Stephan/<br />

Geisler, Alexander/Gerster, Martin (Hg.): Strategien der extremen Rechten:<br />

Hintergründe – Analysen – Antworten. Wiesbaden 2009, S. 92–108.<br />

6 Vgl. Schlieben, Michael: No-Go-Area im Landtag. Zeit Online vom 9.3.2012<br />

[3.4.2013].

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