PDF-Datei als Download, 1 MB - Potsdam bekennt Farbe
PDF-Datei als Download, 1 MB - Potsdam bekennt Farbe
PDF-Datei als Download, 1 MB - Potsdam bekennt Farbe
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
34 | Proteste gegen extrem rechte Straßenaktionen<br />
den Ort demonstrieren oder nicht durch den Stadtteil marschieren können,<br />
auf den sich ihr Interesse richtet. So zielen manche Proteste darauf ab,<br />
Neonazis aus der Innenstadt fernzuhalten. Bei diesen Fragen geht es darum,<br />
wann, wo und wie protestiert werden soll. Das kann und soll durchaus<br />
kritisch und selbstkritisch diskutiert werden. Es kann beispielsweise eine<br />
Situation entstehen, in der es den am Protest Beteiligten am wichtigsten<br />
erscheint, dass ein Aufmarsch nicht durch die schöne Innenstadt zieht. Die<br />
Neonazis wollen aber ohnehin lieber durch ein Plattenbauviertel marschieren.<br />
Die Formen, die der Protest gegen rechte Aufmärsche annehmen kann,<br />
sind vielfältig und geben unterschiedlichen Bedürfnissen Raum. Das ist gut<br />
und notwendig, um viele Menschen einzubeziehen. Eine Andacht, eine<br />
Musikperformance oder eine Sitzblockade werden jeweils einen Teil der<br />
Bevölkerung ansprechen, einen anderen dagegen nicht. Hier sollten der<br />
Kreativität der Bürger_innen nicht zu enge Grenzen gesetzt werden, denn<br />
gerade in der Vielfalt, das zeigen die Erfahrungen, liegt eine Stärke.<br />
Stadtfeste sind ein Angebot an diejenigen Bürger_innen, die sich auf einer<br />
Demonstration nicht wohlfühlen würden. Ein Fest, das gegen die neonazistische<br />
Ideologie Position bezieht, birgt kaum Risiken und kann auch<br />
für weniger politisierte Bürger_innen attraktiv sein. Außerdem kann ein<br />
solches Fest den öffentlichen Raum besetzen und signalisieren, dass dieser<br />
nicht den Neonazis überlassen wird. Dies lässt sich auch mit weiteren Aktionen<br />
kombinieren, wie in Brandenburg (Havel), wo zusätzlich ein Fahrradkorso<br />
um die Innenstadt herum organisiert wurde. Viele solcher Feste<br />
fanden in den Jahren 2010 bis 2012 in Brandenburg statt, so in Wittstock<br />
(Dosse), Frankfurt (Oder), Spremberg, Brandenburg (Havel) oder Neuruppin.<br />
Dabei muss durchaus ein kulturelles Rahmenprogramm geboten werden,<br />
damit Besucher_innen kommen und auch bleiben. Die Erfahrungen<br />
haben auch gezeigt, dass der Aufwand relativ hoch ist und dennoch nicht<br />
jedes Stadtfest zum Publikumsmagneten wird.<br />
Klassische Protestformen sind Demonstrationen und Kundgebungen. Vor<br />
allem Kundgebungen gegen Neonazi-Aufmärsche hat es in den letzten<br />
Jahren in Brandenburg viele gegeben, zum Beispiel in Cottbus, Frankfurt<br />
(Oder), Königs Wusterhausen oder Strausberg. Ähnlich wie ein Stadtfest<br />
bieten auch sie die Möglichkeit, Flagge zu zeigen und sich zu positionieren.<br />
Befindet sich die Kundgebung oder Demonstration in Hör- und Sichtweite<br />
zu den Neonazis, kann man ihnen zusätzlich zeigen, dass ihre menschenverachtende<br />
Propaganda unerwünscht ist. Auch solche Aktionsformen<br />
lassen sich mit anderen verbinden. So wurden Neonazis in Neuruppin<br />
buchstäblich ausgelacht, <strong>als</strong> sie eine Demonstration gegen die „Unterdrückung<br />
nationaler Laubenpieper“ organisierten. Ihr Aufmarsch wurde mit