Ausgabe - 10 - 2012 - Produktion
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8. März <strong>2012</strong> · Nr. <strong>10</strong> · <strong>Produktion</strong> · Trends & Reports · 15<br />
LASERTECHNIK<br />
‚Lichtkraft‘ für die Verbundwerkstoffe<br />
PRODUKTION NR. <strong>10</strong> , <strong>2012</strong><br />
Die Lasertechnik bietet neue Potenziale bei der Be- und Verarbeitung<br />
von Verbundwerkstoffen, insbesondere kohlefaserverstärkten Kunststoffen<br />
(CFK). Sie erschließt neue Möglichkeiten beim Schneiden,<br />
Bohren und Verschweißen.<br />
STUTTGART (HI). Die Be- und Verarbeitung<br />
von Verbundwerkstoffen<br />
stellt eine besondere Herausforderung<br />
dar. Sie bildet oft eine der<br />
größten Hürden beim Ersatz metallischer<br />
Werkstoffe in der Großserie.<br />
Das Werkzeug Laser kann zur<br />
Lösung der Probleme beitragen,<br />
wie auf der Lasys, der internationalen<br />
Fachmesse für Laser-Materialbearbeitung,<br />
vom 12. bis 14. Juni<br />
<strong>2012</strong> in Stuttgart, zu sehen sein<br />
wird.<br />
Verbundwerkstoffe sind, anders<br />
als Metalle, physikalisch inhomogen.<br />
Es sind aber gerade diese un-<br />
terschiedlichen Eigenschaften, die<br />
in einem neuen Werkstoff zusammengeführt<br />
und vorteilhaft genutzt<br />
werden. Das macht die Be- und<br />
Verarbeitung allerdings schwierig,<br />
wie Prof. Dr. Thomas Graf, Direktor<br />
des IFSW Institut für Strahlwerkzeuge<br />
an der Universität Stuttgart, erklärt:<br />
„Einerseits beeinflusst diese Inhomogenität<br />
die Ausbreitung des Laserstrahls,<br />
andererseits ist die Wärmeleitung<br />
sehr anisotrop und die<br />
für die Ablation der Materialien<br />
entscheidenden Parameter sind<br />
sehr unterschiedlich.“ Die Folge:<br />
Bei falscher Prozessführung könn-<br />
Eingespieltes Team: Tapelegekopf der Firma AFPT in Kombination mit einem<br />
Diodenlaser.<br />
Bild: AFPT<br />
ten die hohe Wärmeleitfähigkeit<br />
der Karbonfasern in CFK und die<br />
sehr unterschiedlichen Eigenschaften<br />
von Karbon und Kunststoff<br />
die Kunststoffmatrix stark<br />
schädigen. Am IFSW werden diese<br />
grundlegenden Aspekte untersucht,<br />
um Leitlinien für eine optimierte<br />
Prozessführung entwickeln<br />
zu können. Prof. Graf: „Sie stellen<br />
eine große Herausforderung für die<br />
Entwicklung geeigneter Laseranlagen<br />
dar. Hier sind insbesondere<br />
sehr hohe Vorschubgeschwindigkeiten,<br />
hohe Genauigkeit bei hoher<br />
Dynamik und eine präzise Fokuslagenregelung<br />
zu nennen.“<br />
„Die Herausforderung für die<br />
Laserbearbeitung besteht darin,<br />
eine möglichst hohe Flächenleistung<br />
bei homogener Energieeinbringung<br />
zu erreichen, beispielsweise<br />
für große Bauteile aus der<br />
Luftfahrtindustrie oder Endlosrohre<br />
im Off- und On-Shore-Bereich“,<br />
ergänzt Michael Nagel, technischer<br />
Vertriebsleiter der Laserline GmbH in<br />
Mülheim-Kärlich. Hauptvorteil<br />
des Lasers sei die materialschonende,<br />
effiziente Bearbeitung thermoplastischer<br />
Faserverbundwerkstoffe,<br />
die in der Regel in Form eines<br />
Bandes (Tape) vorliegen, in einem<br />
Prozessschritt und ohne Materialzusatz.<br />
Duroplaste benötigten<br />
hingegen spezielle Epoxidharze,<br />
die bei zirka 400 °C und 20 bar<br />
Druck in speziellen Heißluftautoklaven<br />
verpresst und ausgehärtet<br />
würden. Laserline setzt bei der<br />
Verarbeitung von Verbundwerkstoffen<br />
vor allem auf hocheffiziente<br />
Diodenlaser, die derzeit bis 15 000<br />
W hergestellt würden, und entsprechend<br />
entwickelte Optiken. „Sie<br />
reichen auch bei großen Fokusabmessungen<br />
für breite Tapes aus<br />
und stellen die Energie für den<br />
Schweißprozess entsprechend ho-<br />
mogen bereit.“ Die unterschiedlichen<br />
Eigenschaften in Verbundwerkstoffen<br />
bedingen „sehr unterschiedliche<br />
optische und thermische<br />
Eigenschaften der Verbundpartner,<br />
die bei der Bearbeitung<br />
mit kontinuierlich emittierenden<br />
Lasern zu sehr ungleichmäßigen<br />
Bearbeitungsergebnissen führen“,<br />
weiß auch Dr. Wolfram Rath, Produktmanager<br />
für Laserstrahlquellen<br />
der Rofin-Sinar Laser GmbH in<br />
Hamburg. Helfen könnten in dieser<br />
Situation Verfahren mit kurzer<br />
Wechselwirkungszeit: „Dies lässt<br />
sich entweder durch entsprechend<br />
kurze Pulsdauer der Laserstrahlung<br />
oder durch entsprechend<br />
schnelle Bearbeitungsgeschwindigkeiten<br />
erreichen.“<br />
Verbundwerkstoffe<br />
werden immer wichtiger<br />
Verbundwerkstoffe wie CFK werden<br />
vor allem wegen ihres geringen<br />
Gewichts immer wichtiger – hauptsächlich<br />
in den Mobilitätsbranchen,<br />
wie der Automobilindustrie<br />
oder der Luft- und Raumfahrt. Die<br />
Hersteller von Laserstrahlquellen<br />
wollen natürlich nicht abseits dieses<br />
sich bildenden Milliardenmarktes<br />
stehen. Rath: „Wir sind<br />
sehr daran interessiert, Lösungen<br />
für die Bearbeitung dieser Werkstoffe<br />
bereitstellen zu können.“<br />
Man stehe in engem Kontakt zu<br />
vielen Laserinstituten, „wir beobachten<br />
die Bearbeitungschancen<br />
dieser Materialien sehr genau“.<br />
Auch in den eigenen Applikationslaboren<br />
führe man Anwendungsversuche<br />
durch. „Hierbei setzen<br />
wir Laser aller Technologien und<br />
Wellenlängen ein, Festkörper- beziehungsweise<br />
Faserlaser genauso<br />
wie CO 2<br />
-Laser.“ Die Nase vorn hat<br />
derzeit wohl der CO 2<br />
-Laser. Erste<br />
Mit Diodenlaser gewickeltes Rohr<br />
aus faserverstärktem Kunststoff.<br />
Bild: Laserline<br />
Ergebnisse zeigten, dass sich seine<br />
Wellenlänge für die Bearbeitung<br />
von Verbundwerkstoffen im Betrieb<br />
mit kontinuierlicher Strahlung<br />
besonders gut eigne. Andererseits<br />
könnten „aber auch Ultrakurzpulslaser<br />
für diese Anwendungen<br />
interessant sein, die aufgrund<br />
ihrer extrem kurzen Pulsdauern<br />
praktisch keinen Wärmeeintrag in<br />
das zu bearbeitende Material verursachen“.<br />
Fazit: Das Beherrschen der physikalischen<br />
Grundlagen in der Wechselwirkung<br />
zwischen Laserstrahl<br />
und Verbundwerkstoff ist die Voraussetzung<br />
für produktive und<br />
qualitativ hochwertige Prozesse<br />
und geeignete Anlagenkonzepte.<br />
Daran arbeitet das IFSW in Kooperation<br />
mit Unternehmen und anderen<br />
Forschungseinrichtungen.<br />
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Technik und<br />
Wirtschaft<br />
für die<br />
deutsche<br />
Industrie<br />
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