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BA Deckblatt; Inhaltsverzeichnis doc - Proraer Bausoldaten

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die hauptsächlich eine Verurteilung durch das Militärstrafgericht erfahren mussten. Dies lag<br />

an ihren prinzipiellen Lehre, nicht Teil eines Staates zu sein und lediglich Gott zu dienen.<br />

Dies machte es den Staatsvertretern unmöglich durch Rückstellung einen eventuellen<br />

Sinneswandel zu erreichen. 1962 wurden rund 40 Zeugen Jehovas einberufen, die den Dienst<br />

verweigerten und aufgrund dessen verurteilt wurden. 35<br />

Insgesamt hatten im ersten Jahr der allgemeinen Wehrpflicht 518 Wehrpflichtige den Dienst in<br />

der NVA abgelehnt – bei einer Jahrgangsstärke von rund 67.000 Mann etwas weniger als ein<br />

Prozent. 36 Für die Leitung der Staats- und Militärstellen bedeuteten diese Zahlen noch kein<br />

allzu gravierendes Problem, zumal man mit der Praxis der Rückstellung – vor allem der<br />

Studenten der theologischen Fakultäten und kirchlichen Ausbildungsstätten – ein scheinbar<br />

funktionierendes Mittel der geräuschlosen Abarbeitung des Problems gefunden zu haben<br />

schien. 37<br />

Im Frühjahr 1963 kündigten bei der Musterung 439 Wehrpflichtige an, den Dienst in der NVA<br />

zu verweigern. Damit war bei der Frühjahrsmusterung schon fast der Wert an<br />

Verweigerungserklärungen wie im gesamten ersten Jahr erreicht. Dieser Anstieg alarmierte<br />

die zuständigen Militärbehörden. Das Ministerium für Nationale Verteidigung beschloss eine<br />

genauere Untersuchung des Problems der Wehrdienstverweigerung. Die Ergebnisse der<br />

Untersuchung wurden dem Ministerium durch Oberst Huth, den Chef der Verwaltung<br />

Auffüllung, am 04.05.1963 vorgelegt. Darin werden zentrale Fragen über die möglichen<br />

Motive und Hintergründe der Verweigerungen behandelt: „Offizielle kirchliche Kreise zeigen<br />

in ihren Verlautbarungen gegenüber den Fragen der Wehrpflicht Zurückhaltung. Das<br />

Ansteigen der Anzahl der Verweigerungen des Wehrdienstes läßt aber nach wie vor die<br />

Beeinflussung der Wehrpflichtigen durch die verschiedensten Formen und Methoden<br />

erkennen.“ Als Gründe wurden „der bewaffnete Dienst im allgemeinen und der Schwur der<br />

NVA“ genannt. Der Bericht enthält auch einen Vorschlag zur Lösung der Problematik der<br />

Wehrdienstverweigerer aus Gewissensgründen: „Bei den Pioniertruppen sind außerhalb des<br />

Stellenplans Bau- und Arbeitsbataillone zu schaffen, in denen Wehrpflichtige, die den<br />

Wehrdienst mit der Waffe verweigern, die Möglichkeit haben, den Wehrdienst zu leisten, ohne<br />

dass sie eine Waffe in die Hand nehmen müssen. Der Einsatz dieser Bataillone müßte zur<br />

Realisierung wichtiger Bauvorhaben der Nationalen Volksarmee erfolgen. In diesen<br />

Bataillonen sind neben der körperlichen Arbeit die Grundausbildung, der Sport und der<br />

35 Andreas Pausch, Waffendienstverweigerung in der DDR...das einzig mögliche und vor dem Volk noch<br />

vertretbare Zugeständnis, hg. von Uwe Schwab und Rainer Eckert, Leipzig 2004, S. 30.<br />

36 Vgl.: Diedrich, S. 150.<br />

37 „Der Staat hätte durch Frei- und Rückstellungen, wie sie zwischen 1962 und 1964 zumeist erfolgten , das<br />

Problem relativ lautlos aus der Welt schaffen können.“ Eisenfeld, <strong>Bausoldaten</strong> in der DDR, S. 1.<br />

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