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BA Deckblatt; Inhaltsverzeichnis doc - Proraer Bausoldaten

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3. Das Staat-Kirche Verhältnis und die Auseinandersetzung um die<br />

Wehrdienstfrage<br />

Der auf den Voraussetzungen des historischen Materialismus aufbauende Sozialismus<br />

deutscher Prägung hatte sich die Durchsetzung einer atheistischen Weltanschauung zum Ziel<br />

gemacht. In der DDR waren alle gesellschaftlichen Lebensbereiche von den staatlichen<br />

Massenorganisationen durchdrungen. Eine Ausnahme – sogleich auch der natürliche<br />

Gegenpol zur atheistischen Weltanschauung – stellten nur die Kirchen und ihre<br />

Organisationen dar. Mit circa 15.000 Mitarbeitern im Verwaltungsbereich und nochmals circa<br />

30.000 Mitarbeitern im diakonischen Bereich stellten sie die größte nichtstaatliche<br />

Organisation dar. 42 Aufgrund ihrer Selbstständigkeit konnten die Kirchen zum Beispiel über<br />

Predigten oder Hirtenworte zu den Christen frei sprechen und im begrenzten Rahmen<br />

öffentlich wirksame 43 Veranstaltungen durchführen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die<br />

Staatsmacht zur Durchsetzung ihrer politischen und gesellschaftlichen Ziele auf die<br />

Ausschaltung des Einflusses der Kirchen setzte.<br />

Zunächst war für das Staat-Kirche-Verhältnis die direkte Auseinandersetzung bestimmend. Zu<br />

Beginn der fünfziger Jahre gipfelte dies im Kampf des Staates gegen die kirchliche<br />

Jugendarbeit, speziell gegen die Jungen Gemeinden und der Auseinandersetzung um die<br />

Einführung eines sozialistischen Ersatzritus zum Übergang der Jugendlichen ins<br />

Erwachsenenalter, der Jugendweihe. 44 Einen Wandel erfuhr das Verhältnis zwischen Staat und<br />

Kirche zu Beginn der sechziger Jahre im Zuge der 'Programmatischen Erklärung' Walter<br />

Ulbrichts, wonach „das Christentum und die humanistischen Ziele des Sozialismus keine<br />

Gegensätze seien“ 45 und der Aufstellung der „sozialistischen Zehn Gebote“. Diese sollten die<br />

moralische Basis für eine eigenständige sozialistische Gesellschaftsordnung bilden und die<br />

von den Kirchen vermittelten Werte und Normen ersetzen. 46<br />

Als staatliche Verbindungsstelle zu den Kirchenleitungen beider Konfessionen war 1957 die<br />

Dienststelle des Sekretärs für Kirchenfragen eingerichtet worden. Hierüber unternahm der<br />

Staat von nun an den Versuch, durch eine „systematische Differenzierungspolitik“<br />

konservative und progressive Kräfte innerhalb der Kirchen gegeneinander auszuspielen und<br />

42 Vgl.: Kurt Nowak, Zum historischen Ort der Kirchen in der DDR, in: Clemens Vollnhals (Hg.), Die<br />

Kirchenpolitik von SED und Staatssicherheit. Eine Zwischenbilanz, Berlin 1996, S. 22.<br />

43 Gemeint ist damit zunächst eine kirchliche Öffentlichkeit.<br />

44 Vgl.: Robert F. Goeckel, Thesen zu Kontinuität und Wandel in der Kirchenpolitik der SED, in: Clemens<br />

Vollnhals (Hg.), Die Kirchenpolitik von SED und Staatssicherheit. Eine Zwischenbilanz, Berlin 1996, S. 36.<br />

45 Zit. nach: Schicketanz, Enstehungsgeschichte, S. 31.<br />

46 Vgl.: Thomas Raabe, SED-Staat und katholische Kirche 1949 bis 1989, in: Clemens Vollnhals (Hg.), Die<br />

Kirchenpolitik von SED und Staatssicherheit. Eine Zwischenbilanz, Berlin 1996, S. 364.<br />

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