BA Deckblatt; Inhaltsverzeichnis doc - Proraer Bausoldaten
BA Deckblatt; Inhaltsverzeichnis doc - Proraer Bausoldaten
BA Deckblatt; Inhaltsverzeichnis doc - Proraer Bausoldaten
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Scheidelinie zwischen Anpassung und Widerstand. Da diese Regelung für die DDR-Führung<br />
schnell zu einem Hort staatskritisch eingestellter Bürger werden konnte, war ihr an einem<br />
stillschweigenden Umgang gelegen. In den gleichgeschalteten Medien findet sich daher kaum<br />
ein Hinweis auf die Möglichkeit der Wehrdienstverweigerung. Die Schirmherrschaft über eine<br />
staatsunabhängige Diskussion übernahmen die Kirchen. Unter ihnen entwickelte sich im<br />
Laufe der Zeit ein selbstständiges informelles Kommunikationsnetz. Freilich kann man<br />
schwer von DEN Kirchen sprechen. Zwischen der katholischen und evangelischen Kirchen<br />
liegt allein in ihrer Konzession ein himmelweiter Unterschied. Zudem sind auch die<br />
evangelischen Kirchen untereinander – trotz eines gemeinsamen Leitungsgremiums – nicht<br />
immer immer den gleichen Weg im Umgang mit den staatlichen Vorgaben gegangen. Die<br />
Arbeit soll daher auch das Verhältnis der Kirchen zum Staat, gerade in der Frage der<br />
Wehrdienstverweigerung untersuchen. Dabei stellt sich die Frage, inwieweit die Kirchen zur<br />
Einführung des Wehrersatzdienstes beigetragen haben und wie sie den <strong>Bausoldaten</strong> in der<br />
Folgezeit begleitet haben.<br />
Der Dienst in den Baueinheiten steht bei der Arbeit im Mittelpunkt. Das Kapitel <strong>Bausoldaten</strong><br />
ist ein wenig bearbeitetes in der Geschichte der ehemaligen DDR. Die<br />
Verschwiegenheitstaktik 1 der Führung der DDR wirkt im Grunde bis in die heutige Zeit.<br />
Wissenschaftliche Publikationen über die <strong>Bausoldaten</strong> sind bisher in einem überschaubaren<br />
Rahmen erschienen. Der mit der Erforschung des Themas beschäftigte Personenkreis setzt<br />
sich überwiegend aus ehemaligen Wehrdienstverweigerern in der DDR zusammen. Am Rande<br />
von Forschungen über den Militärapparat der DDR finden die Baueinheiten allenfalls<br />
Erwähnung. Gelegentliche Ausstellungen und auch ein <strong>Bausoldaten</strong>kongress 2004 in<br />
Potsdam, machten ohne große Resonanz auf dieses Thema aufmerksam und brachten einige<br />
wenige Publikationen hervor. Die vorliegende Arbeit geht bei der Untersuchung über die<br />
<strong>Bausoldaten</strong> dem Ansatz nach, die Entwicklung des Dienstes über seine fünfundzwanzig<br />
jährige Existenz nach zu zeichnen. Anhand verschiedener Phasen, werden die<br />
unterschiedlichen Ausprägungen im Umgang mit den Waffendienstverweigerern und ihren<br />
Konflikten mit den Vorgesetzten wie auch ihrem Gewissen untersucht und wiedergegeben.<br />
Die <strong>Bausoldaten</strong> kommen darin – zwar nicht als geschlossene Bewegung – aber als<br />
Möglichkeit des Bekenntnisses zur Verordnung eines persönlichen Standpunkts im Verhältnis<br />
zum Staat ins Blickfeld der Untersuchung.<br />
1 „Jeder auch nur halbwegs mit der DDR-Szene Vertraute weiß, das dort die KDV (Kriegsdienstverweigerung)<br />
und alles was sich um diesen Begriff sympathisierend gruppiert, zu jenem Bereich gehört, der dem<br />
Bannstrahl der Tabuisierung unterliegt. Jeder medienpolitische Ansatz, dieses Tabu (...) zu durchbrechen,<br />
gleicht in der DDR einem Schritt ins Martyrium.“ Bernd Eisenfeld, Kriegsdienstverweigerung in der DDR –<br />
ein Friedensdienst?Genesis, Befragung, Analyse, Dokumente, Frankfurt/Main 1978, S. 1.<br />
2