BA Deckblatt; Inhaltsverzeichnis doc - Proraer Bausoldaten
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Waffendienstverweigerer gehörten zur späteren DDR-Opposition, sie hatten in der<br />
Auseinandersetzung mit den staatlichen Strukturen während ihrer Dienstzeit ihre „politische<br />
Feuertaufe“ 94 erhalten. Politisches Handeln in der Öffentlichkeit ging oft von den <strong>Bausoldaten</strong><br />
aus, so wurden z. B. in den siebziger und achtziger Jahren offensichtliche Wahlfälschungen<br />
von ihnen aufgedeckt. 95 Zwar hatte nicht jeder Bausoldat bei seinem Dienstantritt eine<br />
systemkritische Haltung, <strong>doc</strong>h brachte – im Unterschied zu den „normalen“<br />
Grundwehrdienstleistenden – die Mehrheit andere Grundeinstellungen und Überzeugungen<br />
mit in die Armee. 96 Dabei waren die <strong>Bausoldaten</strong> auch keineswegs radikale Nonkonformisten,<br />
sondern eher kompromiss- und diskursorientierte 'Bürger in Uniform'. 97<br />
Zum <strong>Bausoldaten</strong>dienst wurde man in der Regel gegen Ende des möglichen Einberufungsalter<br />
von 26 Jahren eingezogen. Dies hatte für die Staatsmacht verschiedene Gründe. Zum Einen<br />
bot der große Zeitraum zwischen der ersten Erklärung und der Einberufung die Möglichkeit<br />
Mitarbeiter für das Ministerium für Staatssicherheit unter den Waffendienstverweigerern zu<br />
gewinnen, denn – wie aus einer Diplomarbeit an der juristischen Hochschule des MfS<br />
hervorgeht - „stehen in der Regel acht Jahre zur Verfügung, um zielgerichtet inoffizielle<br />
Kräfte zu schaffen“ 98 . Zum Anderen erhoffte man sich einen möglichen Sinneswandel der<br />
erklärten Waffen- und Wehrdienstverweigerer: „Bei einem Grundwehrdienstpflichtigen, der<br />
den Dienst mit der Waffe ablehnt, sollte vor der Einberufung folgendes berücksichtigt werden:<br />
a) zwischen Abgabe der Erklärung und der Entscheidung über eine Einberufung liegen 8-9<br />
Jahre; b) die Einstellungen und Ansichten des Wehrpflichtigen können sich geändert haben.<br />
Durch die Einberufungskommission ist die ehemals abgegebene Erklärung nicht ins Gespräch<br />
zu führen, sondern das Gespräch auf den aktiven Wehrdienst zu lenken.“ 99 Das späte<br />
Einberufungsalter wirkte sich aber eher positiv auf die konzessionäre Verfassung der<br />
<strong>Bausoldaten</strong> aus. Sie verfügten über eine größere Lebenserfahrung als gewöhnliche<br />
Wehrpflichtige und besaßen im Durchschnitt einen höheren Bildungsgrad. Auch kamen sie<br />
meist gut vorbereitet zu den Musterungen und waren über ihre Rechte als künftige<br />
Angehörige der Streitkräfte besser informiert als andere. 100<br />
94 Diedrich, S. 172.<br />
95 Vgl.: Wenzke, S. 384.<br />
96 Vgl.: Ebenda, S. 387.<br />
97 Vgl.: Diedrich, S. 172.<br />
98 BstU, Ast. Leipzig, JHS 20102, Bl. 91, zit, nach: Pausch, S. 73.<br />
99 Notiz aus Arbeitsberatung der Chefs und Leiter der Wehrkommandos, <strong>BA</strong>-MA DHV 7/45 806, Bl. 97, zit.<br />
nach: Ebenda, S. 69.<br />
100 Vgl.: Wenzke, S. 388.<br />
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