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BA Deckblatt; Inhaltsverzeichnis doc - Proraer Bausoldaten

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2. Die Leugnung der Existenz eines vorpolitischen Bereichs seitens der Staatsmacht schließt<br />

die Möglichkeit einer politischen Stellungnahme aus.<br />

3. Es besteht nicht die Freiheit einer uneingeschränkten Stellungnahme zu politischen<br />

Fragen.“ 76<br />

Erst in den achtziger Jahren wagte die katholische Kirche angesichts der wachsenden<br />

Unzufriedenheit und öffentlichen Unmutsbekundungen der Bevölkerung eine vorsichtige<br />

Öffnung auch für Fragen zu politische Themen, für die das Katholikentreffen 1987 in Dresden<br />

steht. Dennoch kamen bis zum Ende der DDR kaum Impulse zur Veränderung der Situation<br />

aus dem Bereich offiziellen katholischen Kirche. Bischof Joachim Wanke fragte sich deshalb<br />

im Rückblick: „Ob ich als Bischof nicht noch deutlicher Unrecht und Lüge hätte beim Namen<br />

nennen müssen. Hatten wir vielleicht zu wenig Mut, besonders in den letzten Jahren, uns in<br />

die Gesellschaft einzumischen, um sie zu verändern?“ 77<br />

3.2.1. Stellungnahmen zur Wehrdienstfrage<br />

Die katholische Kirche beteiligte sich öffentlich nicht an den Bemühungen zur Einrichtung<br />

eines Ersatzdienstes nach Einführung der Wehrpflicht. Gemäß der Lehre vom 'gerechten<br />

Krieg' besaß der Staat das souveräne Recht auf Verteidigung. 78 Die Gewissensnöte für<br />

Christen bei der geforderten Eidesleistung waren den Bischöfen bekannt, man löste dieses<br />

Problem kirchenrechtlich mit der Feststellung, der Eid sei einfache staatsbürgerliche Pflicht<br />

und keine „weltanschauliche Konzession.“ 79 Innerhalb der Leitungsstrukturen scheint es<br />

darüber dennoch Gespräche und den Versuch gegeben zu haben, die Bischöfe zu einer<br />

öffentlichen Stellungnahme für die potenziellen Wehrdienstverweigerer zu bewegen. In einer<br />

undatierten Bemerkung zu der bischöflichen Erklärung heißt es dazu: Eine formelle<br />

Mitwirkung von Christen sei, aufgrund der zweifellos der Durchsetzung einer atheistischen<br />

Weltanschauung dienenden NVA, deshalb „unvereinbar mit der christlichen<br />

Grundüberzeugung.“ Es erhebe sich seelsorgerisch die Frage, inwieweit man junge<br />

Katholiken, „die der Problematik aufgrund einer milieubedingten ignorantia invincibilis<br />

fernstehen, zur Vermeidung sie überfordernder Situationen in beruhigender Unkenntnis<br />

belassen darf. Dieses Verhüllen des Kernproblems sollte aber in der innerkirchlichen Situation<br />

nicht zur Generallinie werden.“ Zudem fordert der Autor, dass Christen, die den Wehrdienst<br />

76 Beschluss BOK 2.6.1970, in: Bernd Schäfer, Staat und katholische Kirche in der SBZ/DDR 1945 bis 1989,<br />

Dissertation an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 1997, S. 206.<br />

77 Hirtenwort zur Fastenzeit 1990, in: Raabe, S. 353.<br />

78 Vgl. Ute Haese, Katholische Kirche in der DDR. Geschichte einer politischen Abstinenz, Düsseldorf 1998,<br />

S. 174.<br />

79 Erklärung BOK, 6.2.1962, in: Schäfer, Staat und katholische Kirche, S. 208.<br />

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