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BA Deckblatt; Inhaltsverzeichnis doc - Proraer Bausoldaten

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achten Erleichterung von der körperlich anstrengenden Arbeit wie Straßen und Gebäudebau<br />

mit sich. Es kann angenommen werden, dass diese Arbeitsveränderungen ein<br />

stillschweigendes Entgegenkommen der Militärführung gegenüber den Gewissenskonflikten<br />

beim Baueinsatz an militärischen Anlagen war 138 , der Grund für die Änderung war es je<strong>doc</strong>h<br />

mit Bestimmtheit nicht. Hierfür kommt eher die Erfahrung der Militärführung mit großen,<br />

geschlossenen Gruppen von <strong>Bausoldaten</strong> in Frage: Je größer diese Gruppe war, desto besser<br />

funktionierte deren Kommunikation und Solidarisierung untereinander und mit Gruppen<br />

außerhalb der Militärstrukturen. 139 Das MfS hatte bereits Ende der sechziger Jahre das<br />

Gefahrenpotenzial in der Ansammlung kritischer Kräfte innerhalb der Staatsstrukturen<br />

gesehen und darauf in der Militärverwaltung aufmerksam gemacht.<br />

Während die zweite Hälfte der siebziger Jahre sich für die Wehrdienstverweigerer als liberale<br />

Phase im Umgang des Staates mit ihren Anliegen erwies, erfuhr die DDR-Opposition durch<br />

verschärfte Auseinandersetzungen mit dem Staat einen erheblichen Aufschwung, von dem<br />

letztlich auch die Wehrdienstverweigererszene profitierte. Die schärfsten<br />

Auseinandersetzungen fanden im kulturpolitischen Bereich statt. Durch öffentliche<br />

Kampagnen gegen unbequeme Schriftsteller und Künstler beschwor die DDR-Führung ein<br />

Zusammenrücken der Kulturszene im Kampf um Fragen der publizistischen Meinungsfreiheit<br />

herauf. Die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann Ende 1976 wirkte dabei als<br />

Katalysator des Protestes, dem sich über die Künstlerszene hinaus auch junge Arbeiter und<br />

Studenten aus kirchlichen Friedens- und Wehrdienstverweigererkreisen anschlossen. 140 Im<br />

Sommer des gleichen Jahres befand sich auch die Staat-Kirche-Beziehung in einem<br />

neuerlichen Spannungsfeld, als der Zeitzer Pfarrer Oskar Brünewitz durch seine öffentliche<br />

Selbstverbrennung u.a. die „Deformation der Kinder und Jugendlichen im DDR-<br />

Bildungssystem“ 141 anklagte. Nur drei Jahre später wurde trotz Protest der Kirche und<br />

Einwendungen von Eltern der Wehrkundeunterricht an allen Schulen eingeführt. Die<br />

gesamtgesellschaftlich forcierte Militarisierung trat damit noch offener zu Tage. Gerade aber<br />

die frühe persönliche Auseinandersetzung mit der Frage der Teilnahme am Wehrunterricht<br />

hatte für viele junge Männer bereits die Vorentscheidung für eine spätere<br />

Wehrdienstverweigerung bestimmt. 142<br />

138 „In den Akten der BStU (BStU, Ast Leipzig, MfS JHS MF VVS 704/84, Bl. 6) findet sich eine Begründung<br />

für diese Umorientierung. Danach erfolgte die Neuregelung als Reaktion auf die von kirchlichen Repräsentanten<br />

kontinuierlich vertretene Meinung, die Verwendung der <strong>Bausoldaten</strong> bei militärischen Baumaßnahmen riefe<br />

Gewissensbedenken hervor und der Einsatz an nichtmilitärischen Einrichtungen sei zweckmäßiger.“, Pausch,<br />

S. 81.<br />

139 Vgl.: Koch/Eschler, S. 60.<br />

140 Vgl.: Ebenda, S. 64.<br />

141 Ebenda.<br />

142 Vgl.: Ebenda, S. 65.<br />

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