PD - Institut für Psychologie - Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
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Ressourcennutzung, Informationsgabe und Informationssuche in einer simulierten Fischerei-<br />
Allmende<br />
Ziel einer im psychologischen Projektteil durchgeführten experimentellen Studie war die Beschreibung<br />
und Analyse von Mustern katastrophaler und nachhaltiger individueller Strategien<br />
der Ressourcennutzung, der Informationsverbreitung und der Informationssuche in einem<br />
ökologisch-sozialen Dilemma. Die Teilnehmer der Studie agierten als Nutzer einer simulierten<br />
Fischerei-Allmende und übernahmen dazu für die Dauer des Nordseespiels die Rollen von Fischereibeauftragten<br />
aus fünf hypothetischen Nordsee-Anrainerstaaten. Ihre Aufgabe war es,<br />
jährlich die Fangquoten ihres Heimatlandes festzulegen und sich gegenseitig über ihre Ressourcenentnahmen<br />
zu informieren. Die Beteiligten befanden sich hier in den für Allmende-Dilemmata<br />
charakteristischen Fallen: Sie profitierten individuell von einer Übernutzung der Ressource,<br />
da diese zumindest kurzfristig höhere Gewinne versprach als eine nachhaltige Nutzung.<br />
Die aus einer Übernutzung resultierenden Schäden in Form sinkender Fischbestände<br />
und damit einer sich verkleinernden Lebensgrundlage waren jedoch kollektiv zu tragen. Weiterhin<br />
versprach eine Übernutzung der Ressource sofortige Gewinne, während die Schäden<br />
erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung eintraten.<br />
In Erweiterung bisheriger experimenteller Paradigmen zum Allmende-Dilemma hatten die<br />
Nutzer der Fischerei-Allmende die Möglichkeit, sich gegenseitig zu betrügen, sich aber auch<br />
gegenseitig zu kontrollieren und dadurch letztlich die Sanktionierung von Betrug zu ermöglichen.<br />
Diese Kontrollen mußten individuell veranlaßt werden, wobei allein die Auftraggeber<br />
die anfallenden Kosten zu tragen hatten. Zusätzlich zum Dilemma der Allmende befanden<br />
sich die Beteiligten damit in einem Informationsdilemma (Ernst, Franz & Kneser, 1998), in<br />
dem die individuell rationale Strategie darin bestand, keine Kontrollen zu initiieren. Wenn jedoch<br />
alle Spieler nach dieser Strategie verfuhren, war eine Sanktionierung von Überforderung<br />
nicht möglich, und alle erzielten schlechtere Ergebnisse als wenn sie Kontrollen veranlaßt hätten<br />
(zur Definition und spieltheoretischen Analyse des Informationsdilemmas vgl. Ernst,<br />
Franz & Kneser, 1998).<br />
Der Untersuchung lag ein 2x2-faktorielles Design zugrunde, das sich aus der Kombination<br />
der jeweils zweifach gestuften Faktoren „Informationssuche und Sanktionierung“ (möglich /<br />
nicht möglich) sowie „Konkurrenzdruck in der Allmende“ (Erhöhung des Konkurrenzdrucks<br />
durch Induktion einer katastrophalen Ressourcenentwicklung / keine Erhöhung des Konkurrenzdrucks)<br />
ergab.<br />
Während des Spiels wurden in zwei Zwischen- sowie einer Nachbefragung umfangreiche<br />
Daten zu individuellen Strategien der Ressourcennutzung, zur Informationsgabe und -suche<br />
sowie zum sozialen und ökologischen Wissen der Teilnehmer erhoben. Ferner wurden in Vorbefragungen<br />
soziographische Daten sowie Daten zu weiteren relevanten Personenvariablen<br />
(soziale Orientierung, soziale Stereotype, Zeitpräferenz und Risikoaversion) erfaßt. Alle Befragungen<br />
wurden mit Hilfe von Fragebögen durchgeführt.<br />
Die Stichprobe bestand aus 120 Versuchspersonen (Schüler, Studierende, Berufstätige),<br />
die das Nordseespiel in insgesamt 24 Gruppen zu je fünf Teilnehmern spielten. Um mögliche<br />
Geschlechtseffekte zu kontrollieren, wurden ausschließlich gleichgeschlechtliche Gruppen (je<br />
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