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PD - Institut für Psychologie - Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

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Weniger gut gelang es, die ökonomischen Überlegungen zur Verflechtung von Versicherungssystem<br />

und Ressourcennutzung im psychologischen Experiment zu rekonstruieren. Es<br />

wurde im Verlauf der Versuchsplanung deutlich, daß das Versicherungssystem eine leicht herstellbare<br />

Öffentlichkeit als Grundlage benötigt, auf welcher sich dann die vertrauensvollen Beziehungen<br />

des Teilens entwickeln können. Diese Situation konnte nicht valide gleichzeitig mit<br />

dem aus der psychologischen Perspektive interessierenden Aspekt des Betrugs, seiner Aufdeckung<br />

und Sanktionierung im Informationsdilemma untersucht werden, so daß es dort bei<br />

einer Komplementarität der beiden Disziplinen bleiben mußte.<br />

Hervorzuheben ist allerdings die sehr erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Ethnologie<br />

und Ökonomie. Die in diesem Bereich praktizierte schrittweise Arbeitsteilung hat wertvolle<br />

Synergien hervorgebracht: (a) Die ökonomische Darstellung eines kulturell-organisatorischen<br />

Zusammenhangs vor der Feldforschung unterstützte die Ethnologin bei der Präzisierung ihrer<br />

Fragen in der Felderhebung auch in bezug auf für ethnologische Studien untypischere Aspekte.<br />

(b) Die während der Feldforschung erhobenen und übermittelten Daten erlauben es Ökonomen,<br />

ihr ökonomisches Modell den empirischen Gegebenheiten anzupassen sowie daraus ergänzende<br />

Fragen für die Felderhebung zu entwickeln. (c) Der gesammelte empirische Befund<br />

erlaubt es, zumeist nur mosaiksteinartige Bruchstücke aus einzelnen ökonomischen Theorieteilen<br />

in ein Gesamtbild zusammenzufügen, welches sich aus einer rein theoriegeleiteten<br />

Arbeit kaum erstellen ließe. Die im vorliegenden Projekt entdeckte Komplementarität zwischen<br />

einer kulturellen <strong>Institut</strong>ion – dem informellen Versicherungssystem – und ökonomischer<br />

Organisation – dem Fischereiregime – illustriert dies eindrücklich.<br />

Ein für die ökonomische Analyse zudem überaus wichtiger Aspekt der Zusammenarbeit<br />

mit der Ethnologie ist die im Vergleich zu Industriegesellschaften durchschaubare Struktur der<br />

kulturell-institutionellen Vernetzung. Die in der Felderhebung zutage getretene alleinige indirekte<br />

Stabilisierung der Fischerei durch Normen, die die informelle Versicherung betreffen, ist<br />

ein eindrückliches Beispiel. Eine Untersuchung von kulturellen Komplementaritäten ökonomischer<br />

Organisationen an für die Ethnologie typischen Untersuchungsobjekten erscheint deshalb<br />

für solche ökonomische Fragestellungen vielversprechender als an durch typischerweise<br />

durch Hybridregulierung gekennzeichneten industriegesellschaftlichen Untersuchungsobjekten.<br />

Für die restliche Laufzeit der aktuellen Projektphase ist in der psychologischen Projektkomponente<br />

eine zweite Hauptuntersuchung vorgesehen, welche Einzelversuche mit dem in<br />

der ersten Phase fertiggestellten computerisierten experimentellen Spiel Indiga vorsieht. Das<br />

ermöglicht eine feinere Prozeßdiagnostik der individuellen Entscheidungen und eine gute experimentelle<br />

Kontrolle der Spielverläufe durch die Verwendung künstlicher Mitspieler für die<br />

Versuchspersonen. In der Untersuchung soll ebenfalls der Aspekt unterschiedlicher Macht der<br />

Akteure (im Sinne von Fangkapazitäten) und ihrer Wirkung auf das soziale Wissen und die<br />

Handlungsentscheidungen untersucht werden. Dies ist Teil der Dissertation der psychologischen<br />

Mitarbeiterin. Die ethnologische Mitarbeiterin wird einen kürzeren Feldaufenthalt zur<br />

Nacherhebung und Archivstudien antreten, und in der Ökonomie soll das mathematische Modell<br />

der Moral Hazard-Verflechtung weiter präzisiert werden.<br />

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