PD - Institut für Psychologie - Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
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2.1.1.2 Stand der politikwissenschaftlichen Forschung<br />
Das beantragte Forschungsvorhaben läßt sich aus politikwissenschaftlicher Sicht in der Strömung<br />
des ‘Neuen <strong>Institut</strong>ionalismus’ verorten, in dem auf die eigenständige Handlungsrelevanz<br />
und Wandlungsfähigkeit von <strong>Institut</strong>ionen abgehoben wird (Hall & Taylor, 1994; March<br />
& Olsen, 1989, 1994). Im deutschsprachigen Raum steht hierfür insbesondere der von<br />
Mayntz, Scharpf und Mitarbeitern im Rahmen des Kölner Max-Planck-<strong>Institut</strong>s erarbeitete<br />
Ansatz des ‘Akteurszentrierten <strong>Institut</strong>ionalismus’ (Mayntz & Scharpf, 1995). Hierbei wird<br />
problemfeldbezogenes, insbesondere staatliches Handeln als Resultat von situationsoptimierten<br />
Akteursstrategien und institutionellen Arrangements analysiert.<br />
In der bis zu Beginn der achtziger Jahre zurückreichenden International-Regimes-Forschung<br />
wird die strategisch-institutionelle Analyse im besonderen auf multilateral-internationale<br />
Regulierungskomplexe, Internationale Regime, gerichtet (Gehring, 1994; Haas, Keohane<br />
& Levy, 1993; Keohane, 1984; Keohane, Haas & Levy, 1993; Kohler-Koch, 1989; Krasner,<br />
1983a; Müller, 1993; Oberthür, 1997; Rittberger, 1993; Wolf & Zürn, 1986 u.a.). Entsprechend<br />
einer immer noch weitgehend konsensuellen Definition werden Internationale Regime<br />
definiert als “Zusammenhänge von impliziten und expliziten Prinzipien, Normen, Regeln und<br />
Entscheidungsverfahren, an denen sich die Erwartungen von Akteuren in einem gegebenen<br />
Problemfeld der Internationalen Beziehungen ausrichten. Prinzipien umfassen empirische,<br />
kausale und normative Grundsätze. Normen sind Verhaltensstandards, die sich in Rechten und<br />
Pflichten ausdrücken. Regeln sind spezifische Verhaltensvorschriften und -verbote. Entscheidungsverfahren<br />
sind die maßgeblichen Praktiken beim Treffen und bei der Implementation<br />
kollektiver Entscheidungen“ (Krasner, 1983b, S. 2; Übersetzung nach Efinger, Rittberger,<br />
Wolf & Zürn, 1990, S. 264-265). Regulierungssysteme dieser Art stellen eine Kombination<br />
unterschiedlich eng und verbindlich gefaßter Normen dar und können so im Einklang mit einem<br />
inzwischen breit akzeptierten <strong>Institut</strong>ionenbegriff als anerkannte Normen- bzw. Regelungssysteme<br />
(Göhler, 1987; Prittwitz, 1994; Scharpf, 1991) auch als Form internationaler <strong>Institut</strong>ionen<br />
gefaßt werden. Ein Spezifikum derartiger <strong>Institut</strong>ionen besteht in ihrem grundsätzlichen<br />
Entstehungsgang als verhandelte Regierungssysteme zwischen zumindest formal<br />
souveränen Akteuren.<br />
Die zur Bewältigung von Bezugsproblemen notwendige Stabilität derartiger <strong>Institut</strong>ionen<br />
schließt Formen von Regimewandel nicht aus; im Gegenteil: Grundsätzliche Überlegungen<br />
zum Wandel internationaler Regime wurden bereits in der Startphase der Diskussion entwikkelt<br />
(Krasner, 1983a). Während in dieser Diskussionsphase noch in Auseinandersetzung mit<br />
der Theorie der hegemonialen Stabilität Überlegungen zum Herrschaftsverfall hegemonialer<br />
Mächte, insbesondere der USA, im Vordergrund standen, hat sich in den neunziger Jahren, gerade<br />
auch im deutschsprachigen Raum, eine systematischere Betrachtung funktionaler Prozeßmuster<br />
im Rahmen ‘dynamischer Regime’ entwickelt (Gehring, 1994; Müller, 1993; Oberthür,<br />
1997).<br />
Auch hinsichtlich ihrer Politikfelddimension vollzog sich von den 80er zu den 90er Jahren<br />
hin ein Ausdifferenzierungsprozeß der Internationale-Regime-Forschung: Während diese zunächst<br />
ausschließlich auf Wirtschafts- und Sicherheitsregime gerichtet war (zum Überblick s.<br />
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