PD - Institut für Psychologie - Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
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Zusammenfassungen<br />
Zusammenfassung des Arbeitsberichts<br />
Im Zentrum des Projekts „Die Rolle von Informationen und <strong>Institut</strong>ionen bei Kooperationsbrüchen<br />
in ökologisch-sozialen Konfliktsituationen (Allmenden): eine psychologisch-ökonomisch-ethnologische<br />
Analyse“ steht der interdisziplinäre Zugang zur Allmendeproblematik.<br />
Dabei geht es um die Rolle von Information über Ressourcennutzung (Öffentlichkeit) und von<br />
Sanktionierungsmöglichkeiten bei Ressourcenübernutzung, um die individuellen Strategien<br />
und sozialen Randbedingungen bei der Ressourcennutzung in Fischerei-Allmenden in Entwicklungsländern<br />
sowie um individuelle Kooperationsanreize in einem verflochtenen Allmende-<br />
und Versicherungssystem.<br />
In einer Untersuchung des psychologischen Teilprojekts spielten 120 Versuchspersonen in<br />
Fünfergruppen ein experimentelles Umweltkonfliktspiel, das eine Fischerei-Allmende simuliert.<br />
Die Beteiligten legten Fangquoten fest und informierten sich gegenseitig über ihre Festlegungen,<br />
wobei die Möglichkeit zum Betrug, aber auch zu gegenseitiger Kontrolle (durch individuell<br />
veranlaßte Informationssuche) und Sanktionierung gegeben war. Die Ergebnisse<br />
zeigen, wie die Ressourcennutzung durch solche institutionelle Regelungen und Mechanismen<br />
tendenziell stabilisiert werden kann. Im Falle einer Ressourcenkatastrophe sind jedoch ambivalente<br />
Reaktionen der Beteiligten zu beobachten: Einerseits werden vermehrt dysfunktionale<br />
Strategien der Ressourcennutzung eingesetzt, andererseits aber auch vermehrt adaptive Strategien<br />
der Informationssuche.<br />
Die ethnologische Feldstudie kontrastiert zwei Inselgemeinden der Ha‘apai-Gruppe im<br />
Königreich Tonga (Südpazifik), die bei ansonsten identischen Voraussetzungen in den letzten<br />
Jahrzehnten unterschiedliche institutionelle Rahmenbedingungen herausgebildet haben. Bei<br />
den Subsistenzfischern der traditionell geprägten Inselgemeinde Lofanga bestehen die Werte<br />
des Teilens unverändert fort, und im Zusammenhang damit läßt sich eine nachhaltigere Ressourcennutzung<br />
beobachten. Für die semikommerziellen Clubfischer in ‘Uiha auf der anderen<br />
Seite scheinen diese Werte inzwischen teilweise hinter den Zielen, Geld zu verdienen und Kapital<br />
zu bilden, zurückzutreten; es wird weniger geteilt, und die Fischbestände werden übernutzt.<br />
Die ökonomische Analyse schließlich legt den Schluß nahe, daß die Koexistenz von informeller<br />
Versicherung und Allmende im Fall Tonga zu einer Stabilisierung der Ressourcennutzung<br />
führt. Die Ressourcennutzung wird also nicht durch interne Regeln und Mechanismen<br />
des Allmendesystems stabilisiert, sondern durch das kulturelle Komplement der informellen<br />
Versicherung.<br />
Die im Experiment beobachtete gegenläufige dysfunktionale Dynamik von Ressourcenentwicklung<br />
und Ressourcennutzung könnte auch in realen Umweltkontexten eine der Ursachen<br />
für katastrophale Entwicklungen sein. Die ethnologischen Ergebnisse belegen nicht nur<br />
die Bedeutung institutioneller Rahmenbedingungen für die Nachhaltigkeit der Ressourcennutzung,<br />
sondern deuten außerdem die Einflußmöglichkeiten individueller Akteure an. Vielver-<br />
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