PD - Institut für Psychologie - Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
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1 Arbeits- und Ergebnisbericht<br />
Im Zentrum des Projektes „Die Rolle von Informationen und <strong>Institut</strong>ionen bei Kooperationsbrüchen<br />
in ökologisch-sozialen Konfliktsituationen (Allmenden): eine psychologisch-ökonomisch-ethnologische<br />
Analyse“ steht der interdisziplinäre Zugang zur Allmendeproblematik.<br />
Dabei werden drei Ziele verfolgt: (1) die Beschreibung und Analyse von Mustern katastrophaler<br />
und nachhaltiger individueller Strategien der Ressourcennutzung, der Informationsverbreitung<br />
und der Informationssuche im Allmende-Dilemma, (2) die Beschreibung und Charakterisierung<br />
von Strategien und sozialen Randbedingungen bei der Ressourcennutzung in Fischerei-Allmenden<br />
in Entwicklungsländern, und (3) die Analyse individueller Kooperationsanreize<br />
in einem verflochtenen Allmende- und Versicherungssystem.<br />
In Allmendesituationen (commons dilemma, Hardin, 1968; Allmende-Klemme, Spada &<br />
Opwis, 1985; ökologisch-soziales Dilemma, Ernst, 1997) müssen in der Regel konflikthafte<br />
temporale und soziale Allokationsentscheidungen getroffen werden: Mehrere Beteiligte nutzen<br />
gemeinschaftlich eine natürliche Ressource, die nur in begrenztem Umfang nachwächst,<br />
und dabei zieht übermäßiger individueller Nutzen einen kollektiv zu tragenden Schaden nach<br />
sich (die soziale Falle des Allmende-Dilemmas). Der individuelle Nutzen stellt sich zudem sofort<br />
ein, die Schäden sind hingegen erst zu einem sehr viel späteren Zeitpunkt zu erkennen (die<br />
Zeitfalle des Allmende-Dilemmas).<br />
Wie aus der Literatur zu ersehen, wird diese Situation in <strong>Psychologie</strong>, Ökonomie und Ethnologie<br />
– auch am prototypischen Beispiel des Fischfangs – in recht spezifischen und so gut<br />
wie nicht miteinander verbundenen Ansätzen erforscht. Neu an dem hier dokumentierten Projekt<br />
sind das in diesem Ausmaß verfolgte Ziel interdisziplinärer Zusammenarbeit sowie die<br />
wissenschaftlichen Fragestellungen. So wurde bisher in keiner der Disziplinen eine Beziehung<br />
zwischen dem Auftreten von Ressourcenkatastrophen in Ressourcennutzungssystemen und<br />
dem Einfluß von Informationsgabe und -suche (Öffentlichkeit), kulturellen Einflüssen und informellen<br />
sozialen Versicherungssystemen auf die zugrundeliegenden individuellen Entscheidungen<br />
untersucht. Nur in der Zusammenschau dieser Teilperspektiven lassen sich unserer<br />
Ansicht nach allgemeinere Aussagen treffen und adäquate Problemlösungen entwickeln. Der<br />
vorliegende Arbeitsbericht dokumentiert die ersten 15 Monate des Vorhabens (April 1997 –<br />
Juni 1998).<br />
Um die Distanz zwischen zwei Standorten und drei Disziplinen kommunikativ zu überbrücken,<br />
traf sich die gesamte Projektgruppe jeweils am Rande der Kolloquien des Schwerpunktprogramms,<br />
nach dem Treffen der Arbeitsgruppe „Globaler Wandel und Allmendeproblematik“<br />
sowie auf drei Wochenendworkshops. Es resultierte eine sehr intensive und<br />
fruchtbare Zusammenarbeit, welche nach einer Phase der gegenseitigen Rezeption und Annäherung<br />
teilweise bereits überraschende Ergebnisse erbrachte.<br />
Der Arbeitsbericht macht zunächst in bezug auf den Erstantrag ergänzende Ausführungen<br />
zum Stand der Forschung. Nach den Arbeitszielen wird auf das methodische Vorgehen und die<br />
Arbeitsstrukturierung im Projekt eingegangen. Die Ergebnisse werden nach den drei methodi-<br />
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