RegJo Hannover 1/11 Download
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egjo hannover Bildung 23<br />
Die Fachhochschule <strong>Hannover</strong> ist erst vor<br />
kurzem in den Rundbau des Planet M auf der<br />
Expo Plaza gezogen.<br />
Text: Katrin Langemann Fotografie: Marco Bühl<br />
Seit ein paar Tagen hat Ansgar (25) sein Diplom in Meteorologie in der Tasche. Die Entscheidung,<br />
in <strong>Hannover</strong> zu studieren, hat er ganz bewusst getroffen: „Hier ist mein Studiengang<br />
sehr klein und übersichtlich, die Professoren sind gut und das Institut hat deutschlandweit<br />
eine ausgezeichnete Reputation.“ Doch nicht alle der rund 35.000 Studierenden an <strong>Hannover</strong>s<br />
Hochschulen finden so nahezu optimale Studienbedingungen vor. Insbesondere die<br />
Vorlesungen und Seminare in den geisteswissenschaftlichen Fächern sind oftmals überfüllt.<br />
Auch in den Wirtschaftswissenschaften ist der Andrang insbesondere in den ersten Semestern<br />
sehr hoch. Dass es auch anders geht, weiß Vivien (25), die in Kürze ihr Studium der<br />
Wirtschaftswissenschaften mit dem Diplom abschließen wird, aus eigener Erfahrung: „Bei<br />
meinem halbjährigen Auslandsaufenthalt in Rouen in Frankreich waren wir meist nur zu<br />
zehnt in einem Seminar. Da konnten die Inhalte natürlich sehr viel intensiver und lebendiger<br />
vermittelt werden.“ Wer hierzulande kleine Seminare und eine familiäre Professorenbetreuung<br />
sucht, muss sich meist entweder für eines der sogenannten Exotenfächer oder für<br />
eine private Hochschule wie die FHDW <strong>Hannover</strong>, die Fachhochschule für die Wirtschaft,<br />
entscheiden. Prof. Dr. Karl Müller-Siebers, Präsident der FHDW <strong>Hannover</strong>, die in bundesweiten<br />
Hochschulrankings immer wieder auf den vorderen Plätzen landet: „Die Professoren<br />
bei uns kennen die Namen der Studierenden, die Studiengruppen haben maximal 30 Teilnehmer,<br />
Organisation und Abläufe sind überschaubar und mehr als 200 Kooperationspartner<br />
buhlen um die guten Praktikanten und Absolventen. Jährlich loben die Kooperationsunternehmen<br />
etwa 70 Unternehmensstipendien im Wert von 30.000 bis 40.000 Euro aus.<br />
Dadurch kann die Mehrzahl der Studierenden an der FHDW <strong>Hannover</strong> frei von materiellen<br />
Sorgen studieren.“<br />
Für viele Studierende liegen solche Traumbedingungen allerdings in unerreichbarer<br />
Ferne. Ohne Stipendium können sich nur Wenige die Studiengebühren von 600 bis 650 Euro<br />
monatlich (zzgl. 1.500 Euro einmalige Prüfungsgebühr) für die dualen Studiengänge an der<br />
FHDW leisten. Für die meisten ist bereits die Finanzierung eines „normalen“ Studiums eine<br />
fast unüberwindbare Hürde. Ohne finanzielle Unterstützung geht da meist gar nichts. Für<br />
rund 84 Prozent der hannoverschen Studierenden sind die Eltern Geldgeber. Da das in den<br />
seltensten Fällen ausreicht, verdienen sich rund zwei Drittel durch Arbeiten neben dem Studium<br />
noch etwas hinzu. Nur ein knappes Drittel erhält Bafög. Stipendien oder gar die neuen<br />
Studienkredite spielen laut der aktuellen Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks bei<br />
der Finanzierung nur eine untergeordnete Rolle. Prof. Dr. Johanna Wanka, Niedersächsische<br />
Ministerin für Wissenschaft und Kultur: „Die Stipendienprogramme werden derzeit ausgebaut<br />
und können eine zusätzliche finanzielle Unterstützung anbieten. Unabhängig vom<br />
Einkommen der Eltern können in Niedersachsen zudem niedrig verzinste Studiendarlehen<br />
genutzt werden. Die Rückzahlung beginnt erst bei hinreichend hohem Einkommen und in<br />
kleinen Raten. Klar ist aber auch, dass wohl kaum die Mehrzahl der Studierenden ein Darlehen<br />
nutzen wird. Die Entscheidung darüber trifft jeder selber entsprechend der eigenen<br />
Bedürfnisse. Wichtig ist, dass durch diese Angebote ein offener Zugang zu den Hochschulen<br />
gesichert ist.“<br />
Wie Vivien geht es vielen: „Ehrlich gesagt, wollte ich zum Studieren eigentlich in eine<br />
andere Stadt. Doch dafür haben mir die finanziellen Mittel gefehlt. Mein Studium konnte<br />
ich mir nur durch das Wohnen bei meinen Eltern und meine Studentenjobs leisten.“ Karen<br />
Tepel von der Sozialberatung des Studentenwerks <strong>Hannover</strong> erlebt die Sorgen und Nöte der<br />
Studenten jeden Tag: „Vor allem bei Fragen zur Finanzierung des Studiums besteht sehr hoher<br />
Beratungsbedarf. Das hängt auch damit zusammen, dass durch die Bachelor- und Masterstudiengänge<br />
die Vereinbarkeit von Jobben und Studium sehr viel schwieriger geworden ist.<br />
Durch den verschulteren Lehrplan haben die Studenten oft über den Tag verteilt in einem<br />
zeitlichen Rahmen von 8.00 bis 18.00 Uhr Vorlesungen. Da ist kaum ein Job möglich. Für<br />
viele Studierende wird der finanzielle Druck daher immer intensiver spürbar.“