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Restaurator im Handwerk – Ausgabe 2/2009 - Kramp & Kramp

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Mechanische Verschattungsanlage<br />

unterhalb der<br />

Drillingsfenster<br />

<strong>im</strong> Bacchusaal<br />

Mechanische Verschattungsanlage<br />

unterhalb der<br />

Drillingsfenster<br />

<strong>im</strong> Bacchusaal<br />

können. Alle Innenflügel der Außenfenster<br />

wurden mit zwei Dichtungsebenen<br />

versehen. Alle Innenfenster, außer<br />

die <strong>im</strong> Sternensaal, wurden umlaufend<br />

mit einer einfachen Dichtungsebene<br />

versehen.<br />

Eine besondere Abdichtung gegen<br />

den Schlagregen, welche aber die Hinterlüftung<br />

der VSG-Scheibe gewährleistet,<br />

wurde als S-förmige Schuppendichtung<br />

seitlich am Blendrahmen<br />

angebracht.<br />

Die Durchdringung der Wärme ins<br />

Rauminnere wird durch eine Hardcoating-Beschichtung<br />

auf der Außenseite<br />

der Innenscheibe größtenteils verhindert.<br />

Das sogenannte K-Glas wurde in<br />

allen Innenflügeln der Außenfenster so<br />

wie in den Flügeln der Innenfenster der<br />

Ebene 1, 2 und 4 montiert. Eine auf die Innenflügel<br />

der Außenfenster aufgesetzte Verschattung verhindert<br />

zusätzlich den Durchgang einer direkten Sonneneinstrahlung<br />

in das Innere der Ausstellungsräume.<br />

Neue Heizanlagen wurden jeweils unterhalb der<br />

Außenfenster platziert. In die Fensterbänke der 1. und<br />

3. Ebene wurde Schlitze eingefräst, durch die warme<br />

Luft in den Bereich zwischen die Innenscheibe und<br />

die Verschattungsanlage einströmen kann. Bei sehr<br />

niedrigen Außentemperaturen und konstanter Innenraumtemperierung<br />

kann sich auf der Innenscheibe<br />

Kondensat bilden. Dieser wird von der durchströmenden,<br />

warmen Luft von der Scheibenoberfläche abgetragen.<br />

Die Musterfenster wurden anschließend<br />

<strong>im</strong> Institut für Fenstertechnik in<br />

Rosenhe<strong>im</strong> auf Fugendurchlässigkeit,<br />

Schlagregendichtigkeit, Windbelastung,<br />

Tauwasserbildung und Wärmedurchgang<br />

geprüft. Bei Ergebnissen, die den<br />

Anforderungen nicht genügten, wurden<br />

Verbesserungen ermittelt und erneut<br />

umgesetzt. Weitere Tests wie Beregnungstest,<br />

Blower-Door Test und eine<br />

g-Wertmessung des Fensteraufbaus wurden<br />

baubegleitend durchgeführt.<br />

Die innenliegenden Oberlichter der<br />

Bacchusfenster sind als einzige Außenfenster<br />

in Stahl erstellt. Der Zwischenraum<br />

der großen Fenster wird gegen<br />

Kondensatbildung mit warmer Luft beströmt.<br />

Zusätzlich wurde zwischen dem Stahlrahmen<br />

der Oberlichter und dem starken Stahlkämpfer ein<br />

Heizband montiert, das den ca. 10 cm² starken Querschnitt<br />

erwärmt und die Kondensatwasserbildung<br />

verhindert. Die Bacchusfenster sind die einzigen historischen<br />

Außenfenster, die mit einer mechanischen<br />

Verschattungsanlage ausgestattet sind. Im Sturzbereich<br />

des mittleren Fensters wurde ein Wärmefühler<br />

montiert, der die Verschattungsanlage steuert.<br />

Brandschutzmaßnamen<br />

Im Sturzbereich der historischen Verkleidungen der<br />

RWA-Fenster der Westfassade der 1. Ebene wurden<br />

kleinste Rauchfühler installiert, die eine Meldung von<br />

sich entwickelndem Rauch an die Brandmeldezentralle<br />

übermitteln. Die RWA-Motoren, die <strong>im</strong> Standflügel<br />

der drei Fenster montiert sind, öffnen umgehend<br />

den Gangflügel zur Entrauchung der Treppenhalle.<br />

Die Innenfenster der 3. Ebene wurden mit G30-Verglasung<br />

versehen.<br />

Integration der Sicherheitstechnik<br />

Im Rahmen der technischen Fensterüberwachung<br />

wurden in Falzen der Außenfenster Magnetkontakte<br />

montiert. Die <strong>im</strong> Zwischenraum der VSG-Verglasung<br />

eingelassene Elektroschlaufe meldet bei Glasbruch<br />

Alarm. Das Öffnen aller Außen- und Innenfenster<br />

wird durch am Getriebe montierten Riegelkontakte<br />

bei der Museumsaufsicht gemeldet.<br />

Holzschutz und Farbfassungen<br />

Starke Oberflächenverkrustungen und Verschmutzungen<br />

wurden vor dem Restaurierungsbeginn durch<br />

Abbeizen von allen Holzoberflächen entfernt. Alle<br />

historischen und auch neuzeitigen Holzelemente<br />

wurden mit chemischer Imprägnierung gegen Schädlings-<br />

und Fäulnisbefall getränkt. In jeder Ecke der<br />

Fensterrahmen und der Flügel wurden vor dem Verle<strong>im</strong>en<br />

Borsalzpatronen gegen Pilzbefall eingesetzt.<br />

Die wetterseitige Beschichtung aller Außenfenster<br />

wurde in Dickschichtlasur auf Wasserbasis beschichtet.<br />

Die Fensterbekleidungen der 1. Ebene weißten<br />

großflächige, historische Farbfassungen auf. Während<br />

der Restaurierungsarbeiten wurden diese Fassungen<br />

geschützt. Die den Innenhöfen zugewandte Seite der<br />

Innenfenster der Ebenen 1 bis 3 wurde mit pigmentiertem<br />

Balsamöl beschichtet. Die gleiche Beschichtung<br />

wurde an allen Fenstern der Ebene 2 und 3 inklusive<br />

aller Wandverkleidungen angewandt. Fenster<br />

der Ebene 4 wurden deckend gestrichen.<br />

Besondere Verglasung<br />

Die innenliegenden, einflügligen Bogenfenster des<br />

Sternensaals sollten mit einem nicht durchscheinenden<br />

Farbglas mit bewegter Oberfläche verglast werden.<br />

Die Maße der ca. 3 mm schwachen, mundgeblasenen<br />

Gläser betrugen 60 x 80 cm. Die ohnehin geringe<br />

Materialstärke wurde durch das einseitige Sandstrahlen<br />

der Oberfläche zusätzlich geschwächt.<br />

Die rekonstruierten Stahlsprossen haben sehr<br />

schma le Kanten, und somit sind die Auflagerflächen<br />

für die Scheiben sehr gering. Die Scheibengröße entspricht<br />

dadurch fast der Öffnungsgröße. Bei kleinster<br />

Bewegung des Elementes verzieht sich das gesamte<br />

Flügelgefüge enorm, wobei die dünnen Scheiben starken<br />

Diagonalkräften ausgesetzt werden und zu platzen<br />

drohen.<br />

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<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2009</strong>

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