Restaurator im Handwerk â Ausgabe 2/2009 - Kramp & Kramp
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Fachbeiträge<br />
Ra i n e r W. Le o n h a r d t<br />
Der Verein<br />
zur Beförderung<br />
des Gewerbefleißes<br />
Kapitale aus Zink<br />
für Fenster- und<br />
Türpfosten, bzw.<br />
Schlageleisten<br />
Christian Wilhelm Beuth<br />
Anlässlich des Heft-Schwerpunktthemas „Neues<br />
Museum Berlin“ soll anhand von einem Beispiel aufzeigt<br />
werden, welch innovative Zeit die Jahre ab ca.<br />
1820 in Bezug auf bautechnologische Entwicklungen<br />
in Preußen waren.<br />
Eine der wesentlichsten Triebfedern dieser Entwicklung<br />
war der 1821 von Christian Wilhelm Beuth<br />
(1781-1853) gegründete „Verein zur Beförderung des<br />
Gewerbefleißes in Preußen“.<br />
Dessen Ziel war es, Preußens Wirtschaft vor allem<br />
gegenüber England konkurrenzfähig zu machen und<br />
sich aus der technologischen Abhängigkeit von diesem<br />
Land zu befreien. Unternehmen, Wissenschaftler und<br />
Beamte sollten mit moderner Technologie vertraut<br />
gemacht werden. Dazu vergab man Reisestipendien,<br />
man kaufte in anderen Ländern Maschinen, um sie in<br />
Preußen einzusetzen oder auch schlicht nachzubauen.<br />
Der Verein gab alle zwei Monate eine Publikation<br />
heraus, die „Verhandlungen“, in denen das Vereinsleben<br />
dokumentiert und Fachaufsätze veröffentlicht<br />
wurden. Er hatte mehrere hundert Mitglieder,<br />
Schirmherr war der Kronprinz von Preußen, langjähriger<br />
Vorsitzender war sein Gründer Beuth.<br />
In fünf Abteilungen des Vereins konnten sich die<br />
Mitglieder engagieren. Der „Abteilung für Baukunst<br />
und schönen Künste“ stand lange Zeit Karl Friedrich<br />
Schinkel vor, der sehr eng mit Beuth befreundet war.<br />
Beisitzer waren unter anderen Rauch und Tieck.<br />
Ein wesentlicher Bestandteil der Vereinsarbeit war<br />
die jährliche Auslosung von Preisaufgaben - die aus<br />
dem Jahre 1837 wollen wir hier vorstellen, da sie einen<br />
direkten Bezug zum Neuen Museum hat.<br />
Aufgrund von Vorkommen in Schlesien stand das<br />
Rohmaterial Zink zu dieser Zeit in großer Menge<br />
zur Verfügung. 1831 legte der Berliner Metallgießer<br />
Moritz Geiß Schinkel in Zink gegossene Bauteile vor.<br />
Stüler macht von diesem damals recht neuen Produkt<br />
am Neuen Museum in verschiedenen Bereichen Gebrauch.<br />
Die konstruktiven Bauelemente aus Guß- und<br />
Schmiedeeisen wurden mit plastischen Zinkgußteilen<br />
und profilierten Zinkblechen verkleidet. Des Weiteren<br />
kam Zinkguß für Treppengeländer und Ziergitter<br />
für Abdeckungen von Hausleitungen und Schächten<br />
zum Einsatz. Im Außenbereich ist der Einsatz von<br />
Zinkguß noch auffälliger. So stehen auf dem Dach<br />
des Neuen Museum vier Zinkgußgreifen und drei<br />
Eckakrotien. An der Fassade finden wir das Westt<strong>im</strong>panon,<br />
einige Pilasterkapitäle und die Kinderfiguren.<br />
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fanden<br />
dann aus Zinkguß gefertigte Zierelemente vielfältige<br />
Anwendung <strong>im</strong> Baubereich, u. a. als Kapitäle für Türund<br />
Fensterpfosten, Rosetten für Türen, Zierbänder<br />
für Türen oder auch Zugknöpfe für Fensterflügel.<br />
Große Zinkornamente wurden <strong>im</strong> Sturzgußverfahren<br />
hergestellt. Das durch Erhitzung flüssige Zink<br />
wird dabei in eine kalte Form aus Metall gegossen,<br />
dort kommt es an den Formwänden schnell zum Erstarren.<br />
Die Form wird umgestürzt, das <strong>im</strong> Innern<br />
noch flüssige Zink fließt heraus, und es entsteht ein<br />
Hohlkörper.<br />
Diese neuen technologischen Möglichkeiten und<br />
der häufige Einsatz des neuen „Baumaterials“, vor allem<br />
durch Schinkel, führten zu einem massenhaften<br />
Einsatz von Zinkgußteilen in der Architektur, insbe-<br />
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<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2009</strong>