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Restaurator im Handwerk – Ausgabe 2/2009 - Kramp & Kramp

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Friedrich<br />

Wilhelm IV.,<br />

Lageplan mit<br />

Schloß, Dom<br />

und Museen, um<br />

1841 (Ausschnitt)<br />

Bleistift<br />

(aus: Masterplan<br />

Museumsinsel<br />

a.a.O.)<br />

Friedrich August<br />

Stüler, Gesamtplanung<br />

der<br />

Museumsinsel,<br />

in: F. A.Stüler,<br />

Das Neue Museum,<br />

Berlin 1862<br />

(aus: Masterplan<br />

Museumsinsel<br />

a.a.O.)<br />

Annemarie Rothe<br />

ist Tischlerin, Dipl.-Ing. Architektin<br />

mit 15 Jahren Berufserfahrung<br />

in der Denkmalpflege und Kulturmanagerin.<br />

E-Mail: rothe.a@berlin.de<br />

Rohbau wurde 1846 fertig, und 1847 wurde mit dem<br />

aufwendigen Innenausbau begonnen. Im September<br />

1850 konnte als erste Sammlung die Ägyptische Abteilung<br />

<strong>im</strong> Untergeschoss eröffnet werden, doch die<br />

komplette Einrichtung der Ausstellungsräume dauerte<br />

bis zum Einzug der Ethnographischen Sammlung<br />

1859. Das monumentale Treppenhaus mit den<br />

die Menschheitsgeschichte darstellenden Fresken von<br />

Wilhelm Kaulbach wurde vollständig erst 1866 als<br />

Eingangshalle dem Publikum übergeben.<br />

Das Neue Museum ist ein schlichter Baukörper,<br />

der sich auch aufgrund seiner Lage und Einordnung<br />

in den Gesamtzusammenhang der Museumsinsel in<br />

seiner äußeren Gestalt zurückhaltend gibt und kaum<br />

aufwendige Dekorationen aufweist. Berühmt war<br />

und ist es für seine Raumdekorationen, die sich thematisch<br />

an den Ausstellungen orientierten und diese<br />

illustrierend unterstützten. Jedoch ist der Bau auch ein<br />

Denkmal der Technikgeschichte und der technischen<br />

Innovationen sowohl in der Konstruktion als auch in<br />

der Bauabwicklung. Die 2344 Pfähle, auf denen das<br />

Gebäude ruht, wurden mit einer<br />

dampfbetriebenen Ramme<br />

gesetzt, ein ebenfalls dampfbetriebener<br />

Aufzug brach ten das<br />

Baumaterial direkt zu den Arbeitsstellen.<br />

Die Dampfmaschinen<br />

trieben auch die Pumpen zur<br />

Grundwasserhaltung und die große Mörtelmaschine<br />

an. Bei den Baukonstruktionen wurden für die tragenden<br />

Deckenglieder in großem Umfang gusseiserne<br />

Träger eingebaut, damals in Preußen ein noch wenig<br />

verwendetes Material <strong>im</strong> Hochbau. Kombiniert mit<br />

gusseisernen zierlichen Säulen und leichten Gewölbedecken<br />

aus tönernen Hohltöpfen stellen sie den Beginn<br />

der industrialisierten Bauweise dar.<br />

Durch die Kriegsbeschädigungen 1943 und 1945<br />

waren nicht nur wesentliche Gebäudeteile wie der<br />

Nordwestflügel und der Südturm zerstört, sondern<br />

auch große Bereiche der Raumausstattungen unwiederbringlich<br />

verloren. Nach 1945 konnten nach ersten<br />

Aufräum- und Sicherungsarbeiten die Planungen, die<br />

<strong>im</strong>mer wieder in Angriff genommen wurden, wegen<br />

fehlender Mittel oder einer geänderter Prioritätensetzung<br />

nicht umgesetzt werden. Das Gebäude war über<br />

Jahrzehnte der Witterung und dem weiteren Verfall<br />

ausgesetzt. Nach 1990 wurde es dann <strong>im</strong> Rahmen des<br />

Masterplans Museumsinsel vom Architekturbüro David<br />

Chipperfield instandgesetzt, restauriert und weitergebaut.<br />

Von der Eröffnung der letzten Sammlung<br />

1859 bis zur Fertigstellung in diesem Jahr vergingen<br />

150 Jahre, über 50 davon stand das Gebäude als Ruine.<br />

Die Planungs- und Bauzeit zur Wiederherstellung<br />

des Gebäudes von 1997 bis jetzt erreicht fast den ursprünglichen<br />

Zeitraum der Errichtung.<br />

Die Fertigstellung des Gebäudes <strong>im</strong> März <strong>2009</strong><br />

und die Einweihung des Museums am 16. Oktober<br />

dieses Jahres sind Anlass für dieses thematische Heft.<br />

Denn unter der Vielzahl an beteiligten Planern und<br />

ausführenden Firmen waren auch 8 <strong>Restaurator</strong>en <strong>im</strong><br />

<strong>Handwerk</strong>, Mitglieder des Verbandes, und sie berichten<br />

hier von ihrer Arbeit.<br />

Literatur:<br />

Lepik, Andres, Hrsg.: Masterplan Museumsinsel Berlin: ein<br />

europäisches Projekt. Ausstellungskatalog der Staatlichen<br />

Museen zu Berlin, Berlin 2000.<br />

Staatliche Museen zu Berlin - Stiftung Preußischer Kulturbesitz,<br />

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Landesdenkmalamt<br />

Berlin, Hrsg.: Das Neue Museum Berlin - Konservieren,<br />

Restaurieren, Weiterbauen <strong>im</strong> Welterbe. Leipzig<br />

(Seemann) <strong>2009</strong><br />

Wezel, Eva von: Die Konzeptionen des Alten und Neuen<br />

Museums zu Berlin und das sich wandelnde historische<br />

Bewusstsein. In: Jahrbuch der Berliner Museen, 43, 2001,<br />

Beiheft, Berlin 2003.<br />

6<br />

<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2009</strong>

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