Restaurator im Handwerk â Ausgabe 2/2009 - Kramp & Kramp
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Putz- und<br />
Sortierplatz der<br />
Firma „Antike<br />
Baumaterialien“<br />
der gewünschten Qualität liefern zu<br />
können. Diese Einschätzung schloß<br />
sich auch das Büro Chipperfield an,<br />
nur war das Bundesamt für Bauwesen<br />
und Raumordnung anderer Meinung.<br />
Dienstleistung, d.h. die Errichtung<br />
der Ziegelwände wurde mit der Lieferung<br />
der Ziegel gekoppelt, so ausgeschrieben<br />
und vergeben. Die Bauausführende<br />
Firma hatte sich nun um<br />
die Beschaffung der Mauerziegel zu<br />
kümmern.<br />
Für uns, als Ziegellieferant, ergaben<br />
sich hieraus die folgende Schwierigkeit:<br />
Die uns betreffenden Rohbaumaßnahmen<br />
waren in drei Lose aufgeteilt,<br />
wurden getrennt ausgeschrieben und<br />
getrennt vergeben. Das bedeutete für<br />
uns drei Mal die Frage, erhalten wir von der ausführenden<br />
Firma den Auftrag für die Ziegellieferung,<br />
mussten aber zugleich eine große Menge, d.h. 20.000<br />
– 30.000 Stück in den verschiedenen Sortierungen<br />
bereit liegen haben, um bei Beauftragung zeitnah reagieren<br />
zu können. Auftragsvergabe und Anlieferung<br />
der ersten Ziegel war fast zeitgleich.<br />
3.2. Rückbau und Aufarbeitung der Altziegel<br />
Durch intensive Recherche hatten wir das Glück drei<br />
Objekte zum Rückbau ausfindig zu machen. Dies waren<br />
zum einen eine ehemalige Kartoffelverarbeitungsfabrik<br />
in der Nähe Rathenows. Hier konnten wir überwiegend<br />
Rathenower Rot mit Festigkeitsklasse 12 und<br />
Birkenwerder gelb/rose/bunt mit Festigkeitsklasse 20<br />
gewinnen. Zum zweiten eine Strohscheune nördlich<br />
Birkenwerders, wo die Birkenwerder gelb mit Festigkeitsklasse<br />
20 anfielen. Und das dritte Objekt war ein<br />
großes Eisenbahngelände, wo der Rathenower rot mit<br />
Festigkeitsklasse 20 und auch der Birkenwerder gelb/<br />
rose/bunt mit Festigkeitsklasse 20 abgebaut werden<br />
konnte.<br />
Eines der Probleme, die es bei einem Rückbau zu<br />
beachten gilt, sind Salze in Mauerziegeln. Salze können<br />
auf verschiedenen Wegen in die Ziegel gelangen.<br />
Zum einen kann bereits <strong>im</strong> Rohmaterial Salz in einer<br />
Menge enthalten sein, die Probleme aufwerfen<br />
können. Zum anderen kann durch das zugeführte<br />
Wasser Salz eingebracht werden, ebenso durch salzhaltiges<br />
Spritzwasser oder salzhaltiger Bodenfeuchte.<br />
Des Weiteren können aus der Nutzung des Gebäudes<br />
(Ställe) hohe Salzkonzentrationen <strong>im</strong> Mauerwerk entstehen.<br />
Von daher bauen wir grundsätzlich keine Ställe<br />
und sonstige Gebäude ab, in denen Tiere gehalten<br />
wurden. Auch bei anderen Gebäuden, vor allem ehemaligen<br />
Industriegebäuden, ist eine Nutzerrecherche<br />
und gründliche Inaugenscheinnahme notwendig<br />
Während des ganzen Prozesses der Bergung und<br />
Aufbereitung der Mauerziegel, war es unsere Aufgabe,<br />
die von den Vorgaben abweichenden Ziegel, vor<br />
allem was die Rohdichte, die Druckfestigkeit und die<br />
Maßtoleranzen anbelangt, auszuschließen. Während<br />
des Rückbaus und auf unserer Putz- und Sortierstelle<br />
kamen wir auf eine Aussonderungsquote von ca.<br />
30 %.<br />
3.3. Auftragsabwicklung und Lieferung<br />
Im Frühjahr 2003 erhielten wir die erste Anfrage zur<br />
Lieferung von 15.000 Stück Mauerziegel Birkenwerder<br />
gelb/rose/bunt, Festigkeitsklasse 20.<br />
Vorher wurden 50 Stück Mauerziegel in der Bundesanstalt<br />
für Materialprüfung auf die Einhaltung der<br />
vorgegebenen Parameter geprüft. Bemerkenswert bei<br />
all den durchgeführten Prüfungen war, dass ca. 95%<br />
der geprüften Ziegel die geforderten Kennwerte erreichten.<br />
Einige wenige lagen aber <strong>im</strong>mer wieder über<br />
oder unter den Kennwerten. Dies liegt <strong>im</strong> Wesentlichen<br />
an den bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
vorherrschenden Produktionsbedingungen bei der<br />
Herstellung von Mauerziegeln.<br />
Im Juli 2003 erfolgte dann die erste Lieferung von<br />
Mauerziegel für die Errichtung eines Musterhauses<br />
auf einem Grundstück gegenüber der Museumsinsel<br />
(Bild 8). Hier ging es u.a. um die Verarbeitbarkeit der<br />
Altziegel, die Mörtelbettverlegung, die Verfugung<br />
und das Fugenbild, die optische Wirkung der Sichtflächen<br />
und die Frostsicherheit und Sicherheit gegen<br />
Schlagregen <strong>im</strong> Sichtmauerziegelbereich.<br />
Im Mai 2005 begannen dann die Lieferungen für<br />
die Restaurierung des Neuen Museums. Im Februar<br />
2007 wurden die letzten von ca. 350.000 Stück Mauerziegel<br />
ausgeliefert. Zu diesen 350.000 Stück MZ<br />
einige Zahlen:<br />
Das sind 1.166 Europaletten à 300 Mauerziegel.<br />
1.400 to Gewicht<br />
Bei Vollauslastung der Lkw‘s wären 58 Lkw-Fuhren<br />
notwendig gewesen, da wir aber aus Platzmangel<br />
höchstens 14 Paletten, manchmal auch nur 5 Paletten<br />
ausliefern durften, waren viel mehr Fuhren erforderlich.<br />
30 <strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2009</strong>