Restaurator im Handwerk â Ausgabe 2/2009 - Kramp & Kramp
Restaurator im Handwerk â Ausgabe 2/2009 - Kramp & Kramp
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Fachbeiträge<br />
Ge o r g Ig n a s z e w s k i<br />
Metallrestaurierung:<br />
Wie aus einem Puzzle<br />
wieder Weltkulturerbe wird<br />
Akrota<br />
Rekonstruktion<br />
Teilbereiche<br />
Akrota<br />
Acrylbeschichtung<br />
vor der Endfassung<br />
Vorzustand mit<br />
geborstenen<br />
Lötnähten<br />
Während der Erbauungszeit des Neuen Museums<br />
in Berlin 1843-1846 wurden als eine häufig vorkommende<br />
Form der figürlichen Bauplastik Akroterien<br />
aufgestellt.<br />
Der gegenwärtige Bestand an Zinkguss-Akroterien<br />
des Neuen Museums zählt noch drei Stück. Es handelt<br />
sich um die Eckakroterien, die die Nordkuppel<br />
flankieren und in Folge des Zweiten Weltkrieges stark<br />
beschädigt wurden.<br />
Nach einem Entwurf des Bildhauers Wilhelm<br />
Holbein wurden sie in der Gießerei S. P. Devarenne<br />
gegossen. Die einzelnen Zinkgussbauteile der Akroterien<br />
wurden <strong>im</strong> Sandgussverfahren bzw. <strong>im</strong> Wachsausschmelzverfahren<br />
hergestellt und mit einem Zinn-<br />
Bleilot <strong>im</strong> Weichlotverfahren zusammengefügt. Eine<br />
innenliegende Ausmauerung befestigte die Akroterien<br />
auf dem Gebäude.<br />
Durch den Auftraggeber Staatliche Museen zu<br />
Berlin – Preußischer Kulturbesitz wurde ich in Vorbereitung<br />
der Baumaßnahmen am Neuen Museum<br />
beauftragt, die Substanzsicherung und Musterrestaurierung<br />
der Zinkguss-Akroterien durchzuführen. Die<br />
Musterrestaurierung war Leitfaden für das Gesamtkonzept<br />
der aus Zinkguss zu restaurierenden Objekte<br />
am Gebäude.<br />
Nach Übernahme aus dem Depot des Neuen Museums<br />
<strong>im</strong> Mai 1998 gab es mehrere Phasen zur Substanzsicherung,<br />
Restaurierung und Ergänzung. Die<br />
Konzepte und Bearbeitungsverfahren wurden sowohl<br />
fachlich begleitet und durchgeführt in Abst<strong>im</strong>mung<br />
mit dem leitenden Dipl. Ing. Architekt W. Henze<br />
vom BBR als auch vom Forschungslabor Rathgen in<br />
Berlin bestätigt.<br />
Die bauseits abgenommenen Akroterien wiesen<br />
erhebliche Schäden auf. Eine große Anzahl der Lötnähte<br />
war geborsten als Folge von Frostsprengungen<br />
der zur Befestigung dienenden inneren Ausmauerung<br />
und als Folge gleichzeitiger Deformationen der Bauteile<br />
durch Volumenvergrößerung der Ausmauerung.<br />
Aufgrund des Alters und unzureichender Pflege der<br />
Materialoberflächen hat nach Abwitterung der Farbfassung<br />
die Korrosion zu einem Materialabtrag von ca.<br />
4/10 mm bis 6/10 mm geführt. Einschüsse und Fehlstellen<br />
waren durch Kriegseinwirkungen entstanden.<br />
Die auf der Innenseite verbliebenen Mörtelreste<br />
und dadurch entstandene Korrosionsprodukte waren<br />
weiterhin aktiv und verursachten fortschreitenden<br />
Substanzverlust. Die aggressive chemische Einwirkung<br />
der Mörtelfüllung, die diese Schäden bis hin<br />
zum Lochfraß verursacht haben, konnte nur durch<br />
eine konservatorische Endbehandlung gestoppt werden.<br />
Nach einer fotografischen Dokumentation, um die<br />
Bruchstücke zuordnen zu können, war der Grundsatz<br />
der Restaurierung der größtmögliche Erhalt der Originalsubstanz.<br />
Eine Grundvoraussetzung, diese hohe<br />
Anforderung bei den Restaurierungsmaßnahmen an<br />
24 <strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2009</strong>