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Restaurator im Handwerk – Ausgabe 2/2009 - Kramp & Kramp

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Fachbeiträge<br />

Ra i n e r W. Le o n h a r d t<br />

Historische Mauerziegel für den Wiederaufbau<br />

des Neuen Museums Berlin<br />

Muster- und<br />

Versuchsbau zur<br />

Erprobung der Restaurationsziegel<br />

Das Neue Museum in Berlin, Museum der<br />

Ägyptologie und Vor- und Frühgeschichte, ist das<br />

dritte generalsanierte Haus der fünf Museen der Museumsinsel<br />

Berlin, die 1999 von der UNESCO zum<br />

Weltkulturerbe ernannt wurde.<br />

Das Neue Museum wurde von 1841 bis 1855 nach<br />

den Plänen des Architekten Friedrich August Stüler<br />

gebaut, wobei etwa 20 Millionen Ziegel vermauert<br />

wurden. Im 2. Weltkrieg wurde das Gebäude zerstört<br />

und stand lange Zeit als Ruine. Für den Wiederaufbau,<br />

der in der Zeit von 2003 bis März <strong>2009</strong> erfolgte,<br />

wurde eine größere Anzahl von Originalziegeln<br />

aus dem 19. Jahrhundert benötigt. Diese Restaurationsziegel<br />

wurden größtenteils von der Firma „antike<br />

baumaterialien für denkmalpflege und restaurierung“<br />

in Berlin-Charlottenburg geliefert. Der Beitrag beschreibt<br />

die Bestandsaufnahme der <strong>im</strong> Neuen Museum<br />

verbauten Mauerziegel, die hieraus abgeleiteten<br />

Qualitätsanforderungen an die zu liefernden Restaurationsziegel,<br />

die Recherche nach Original-Ziegeln<br />

und deren Bergung, Aufarbeitung und Lieferung.<br />

1. Die Bestandsaufnahme<br />

Im Hinblick auf die Rekonstruktion des Neuen Museums<br />

wurde der Bestandsaufnahme der verbauten<br />

Mauerziegel große Aufmerksamkeit geschenkt, insbesondere<br />

auch um Qualitätsparameter für das erforderliche<br />

Austausch- und Ergänzungsziegelmaterial<br />

zu erhalten. Die Untersuchungen hierzu wurden von<br />

Thomas Köberle durchgeführt und bildeten auch die<br />

Abschlussarbeit 1 für das Aufbaustudium Denkmalpflege<br />

in Bamberg <strong>im</strong> Jahre 2001. Zunächst fand eine<br />

Einteilung nach Farbe und Gefüge statt.<br />

Typ I: Alle ziegelroten Ziegel ließen sich der Gegend<br />

um Rathenow zuordnen. Über ihre Farbe hinaus<br />

ließ sich anhand der Ziegelstempel eindeutig Rathenow<br />

als Herstellungsort zuordnen. Gab ein Ziegelstempel<br />

keinen eindeutigen Hinweis, so ermöglichten<br />

Struktur, Porengefüge und Farbe eine Zuordnung.<br />

Typ II: Ziegel dieser Kategorie ließen sich<br />

anhand ihrer Farbe, der Stempel und ihres Gefüges<br />

entweder der Gegend um Werder oder der Stadt Birkenwerder<br />

zuordnen. Zwischen den Ziegeln dieser<br />

beiden Orte bestehen aber farbliche Unterschiede.<br />

Während die Ziegel aus Birkenwerder rein gelb sind,<br />

mit einem leichten Grünstich, sind die Ziegel aus<br />

der Gegend um Werder gelb/rosé teilweise bis ins<br />

Rötliche hinein gesprenkelt und zwar innerhalb eines<br />

Ziegels.<br />

Typ III: In dieser Gruppe wurden die porösen<br />

Ziegel zusammengefaßt, unterschieden nach Kohleziegel<br />

und Infusorienziegel.<br />

Bei allen Ziegeln handelt es sich um ungelochte,<br />

massive Vollsteine. Die folgenden Ausführungen beschäftigen<br />

sich aber nur mit den Ziegeltypen I und II,<br />

da unsere Lieferungen nur diese beiden Ziegeltypen<br />

betrafen.<br />

1.1. Unterscheidungsmerkmale der Ziegel<br />

des Typs I und II<br />

Die Unterschiede sind begründet in dem sehr unterschiedlichen<br />

Tonvorkommen in den drei Regionen<br />

und der Art und Weise ihrer Herstellung.<br />

Der Ton aus der Gegend um Rathenow ist ein so<br />

genannter Elbauenton mit einem recht hohen Anteil<br />

an während des Brennprozesses nicht reaktionsfähigem<br />

Material. Aus diesem Ton gebrannte Ziegel erlangen<br />

keine sehr hohe Festigkeit, verfügen über eine<br />

recht große Wasseraufnahmefähigkeit und haben eine<br />

relativ geringere Druckfestigkeit.<br />

Ganz anders die Situation der Tonvorkommen um<br />

Werder und in Birkenwerder. Die dort vorkommenden<br />

Tonarten haben einen geringen Anteil an nicht<br />

reaktionsfähigem Material, verfügen daher über eine<br />

höhere Festigkeit und nehmen nur geringfügig Wasser<br />

auf.<br />

Diese sehr unterschiedlichen Tonmaterialvorkommen,<br />

aber auch unterschiedliche Verfahren der<br />

Tonaufbereitung machen sich in der Struktur der<br />

gebrannten Ziegel bemerkbar. Die roten Rathenower<br />

26<br />

<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2009</strong>

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