Restaurator im Handwerk â Ausgabe 2/2009 - Kramp & Kramp
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Fachbeiträge<br />
Di r k Me i e r<br />
Restaurierung der Bestandstüren<br />
<strong>im</strong> Neuen Museum Berlin<br />
Bearbeitung der<br />
Bacchussaaltür<br />
Bearbeitung der<br />
Bacchussaaltür<br />
Am 9. März 2006 erhielten wir, die Tischlerei<br />
Meier aus Theeßen, den Zuschlag für die Vergabeeinheit<br />
(VE) zur Restaurierung, Rekonstruktion und<br />
Modifikation der Bestandstüren <strong>im</strong> Neuen Museum<br />
Berlin.<br />
Dem war 2005 eine öffentliche Ausschreibung vorausgegangen,<br />
deren Unterlagen insgesamt 29 Betriebe<br />
angefordert hatten; letztlich bewertet wurde die Bewerbung<br />
von zehn dieser Firmen. Als diese erste Ausschreibung<br />
aufgehoben wurde, nutzten acht Kollegen<br />
den zweiten Anlauf zur Preisabgabe. Dies geschah bei<br />
zwei Betrieben mit erheblichen Preisabschlägen gegenüber<br />
dem ersten Angebot.<br />
Als Nachunternehmer für die Ausführung der Furnier-<br />
und Oberflächenarbeiten bei der Rekonstruktion<br />
der Bestandstüren wurde mein Freund und <strong>Restaurator</strong>enkollege<br />
Wolfgang Dambacher gewonnen.<br />
Parallel zu dem in der Ausschreibung festgelegten<br />
Leistungsumfang erhielten wir einen weiteren Auftrag:<br />
Lieferung und Montage der neu herzustellenden<br />
Innen- und Aussentüren. Diese ebenfalls hochinteressante<br />
und fachlich anspruchsvolle Aufgabe ist<br />
jedoch nur bedingt restauratorischer Art und daher<br />
nicht Thema der nachfolgenden Ausführungen.<br />
Im ersten Schritt ist von uns der vorhandene Altbestand<br />
gesichtet und in ein eigens dafür hergerichtetes<br />
Lager in der Nähe unserer Werkstatt abtransportiert<br />
worden. In speziell dafür hergestellten Gestellen erfolgte<br />
das erste Sortieren und fachgerechte Lagern der<br />
Holzteile in einem gleichmäßigen Kl<strong>im</strong>a. Schon bei<br />
dem dabei erfolgten Abgleich zwischen der Bestandsdokumentation<br />
der Ausschreibungsunterlagen und<br />
der tatsächlichen Anzahl und Zustand des Bestandes<br />
ergaben sich Unst<strong>im</strong>migkeiten. So fehlten z. B. als erhalten<br />
deklarierte Furnierblätter und Profilleisten. An<br />
dieser Stelle komme ich nicht umhin, festzuhalten,<br />
dass <strong>im</strong> Gegensatz zu Güte und Präzision des Leistungstextes<br />
die Bestandsdokumentation ein bestenfalls<br />
mittleres Qualitätsniveau besaß.<br />
Im nächsten Schritt sind die Bauöffnungen verformungsgerecht<br />
aufgemessen und katalogisiert wurden.<br />
Da einige Türen <strong>im</strong> Rahmen des baulichen Brandschutzes<br />
ertüchtigt werden sollten, hatte das Aufmaß<br />
einige Brisanz. Durch die dafür vorgesehene Technik<br />
war eine exakte Passung der Elemente vorzusehen,<br />
und Bautoleranzen waren praktisch nicht möglich.<br />
Auch die historische Konstruktion der Zarge liess<br />
keinerlei Korrektur bei der Montage zu. Komplizierend<br />
wirkte sich weiter dahingehend aus, dass die unregelmäßigen<br />
Reste des historischen Marble-Cementes<br />
erhalten werden mussten und dieser ursprünglich<br />
nach der Montage der Elemente aufgebracht wurde.<br />
Weiterhin war die Anschlussfuge brandschutzgerecht<br />
auszuführen. Nicht zuletzt mussten die kriegsbedingt<br />
hervorgerufenen Verformungen der Bauwerksöffnungen<br />
berücksichtigt werden.<br />
Jetzt ging es an die Planung der Elemente. Die<br />
Qualitätsanforderungen an die gewünschte Werkplanung<br />
war in einer für <strong>Handwerk</strong>sbetriebe ungewöhnlich<br />
hohen Qualität abzuliefern. Es mussten alle<br />
fertigungstechnisch relevanten Details einfließen, als<br />
auch die Einbausituation <strong>im</strong> Endzustand dargestellt<br />
werden. Letzteres als Grundlage für die Anschlussplanung<br />
anderer Gewerke.<br />
Nach entsprechender Freigabe erfolgte die Restaurierung<br />
bzw. Neuherstellung der Massivholzzargen<br />
aus Eiche. Die Eckverbindungen der praktisch teilweise<br />
oder ganz ohne Furnier vorhandenen Türblätter<br />
wurden stabilisiert und gefestigt. Offensichtlich <strong>im</strong><br />
Vorfeld der Baumaßnahme ausgeführte Reparaturen<br />
mussten aufgrund der schlechten Qualität überarbeitet<br />
oder aber zurückgebaut und nochmals ausgeführt<br />
werden. Entsprechend dem Restbestand an Furnier ist<br />
das Blindholz 1,5 mm zurückspringend zur fertigen<br />
Oberfläche ausgeführt worden.<br />
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<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2009</strong>