Rund um die Jugendhilfe - Landschaftsverband Rheinland
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jhr_rund <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Jugendhilfe</strong><br />
– Familien <strong>die</strong> entscheidende Sozialisationsinstanz<br />
für das Aufwachsen<br />
von Kindern und Jugendlichen ist<br />
– Familien zunehmend Orientierungsbedarf<br />
haben und Überforderungen<br />
zunehmen<br />
– Ihre sozio-ökonomischen Bedingungen<br />
weitgehend <strong>die</strong> Lebenslagen der<br />
Kinder bestimmen.<br />
Insofern ist es dringender den je,<br />
dass Familien geeignete Rahmenbedingungen<br />
für Erziehung und Bildung<br />
benötigen.<br />
Wirkungsra<strong>um</strong> Schule<br />
Schule selbst ist als gravierende Belastungen<br />
erzeugender Bereich nicht auszublenden.<br />
Offensichtlich scheint ein<br />
nicht unerheblicher Teil der Bedingungen<br />
für Schulverweigerung in der<br />
Schule selbst begründet zu sein. Aus<br />
Schülerperspektive betrifft <strong>die</strong>s:<br />
– Bedrohlicher bzw. bedrohlich erlebter<br />
Unterricht. Leistungsüberforderungen<br />
und Versagensängste entstehen<br />
unter anderem durch ein<br />
unangebrachtes Vermittlungstempo<br />
und stoffliche Schwierigkeitsgrade -<br />
mehr als <strong>die</strong> Hälfte der VerweigerInnen<br />
musste eine Klasse wiederholen<br />
(Puhr 2001)<br />
– fehlendes Interesse der Lehrkraft an<br />
der Person des Schülers der Schülerin,<br />
Zynismus gegenüber Schülerverhalten,<br />
mangelnde Wertschätzung<br />
und Zuwendung für den jungen<br />
Menschen in und außerhalb der<br />
Schülerrolle<br />
– gestörte Beziehungen durch unbearbeitete<br />
Konflikte zwischen SchülerIn<br />
und Lehrkraft<br />
– ungelöste Konflikte zwischen den<br />
Schülern sowie Rückhalt- und Integrationsprobleme<br />
in der Klasse.<br />
Beeinflussungen<br />
durch MitschülerInnen<br />
Knapp 30 % der vom Deutschen Jugendinstitut<br />
befragten 346 jugendlichen<br />
Schulverweigerer nannten Konflikte<br />
mit Mitschülern als einen<br />
wichtigen Grund für das Fernbleiben<br />
von der Schule. Diese Befragung ergab<br />
auch, dass ca. 50 % in Cliquen<br />
schwänzen (Reißig, Deutsches Jugendinstitut,<br />
Schulverweigerung, Werkstattbericht.<br />
2001, S. 25). Dieser Verweigertypus<br />
agiert eher offensiv,<br />
Jungen stellen hier mit 60% <strong>die</strong> Mehrzahl.<br />
Beim Verweigern außerhalb von<br />
Cliquen - hier dominieren Mädchen<br />
mit 53% - stehen resignative Verarbeitungsformen<br />
und negative Selbstkonzepte<br />
im Vordergrund. In <strong>die</strong> Klasse<br />
integrierte SchülerInnen haben in der<br />
Regel eine positivere Einstellung z<strong>um</strong><br />
Schulbesuch. Nicht integrierte oder<br />
von Problemen überwältigte SchülerInnen<br />
suchen sich <strong>die</strong> „passenden Leute“.<br />
Schulaversive Cliquen in oder außerhalb<br />
der Schule <strong>die</strong>nen häufig dazu:<br />
– Kränkungen auszugleichen,<br />
– Ängste zu bearbeiten und<br />
– sich in der ablehnenden Einstellung<br />
zur Schule zu stärken.<br />
Häufige Schulversä<strong>um</strong>nisse führen<br />
z<strong>um</strong> Beziehungsverlust zu solchen<br />
SchülerInnen, <strong>die</strong> eine positive Bezug<br />
zur Schule haben. Damit steigt <strong>die</strong><br />
Wahrscheinlichkeit, sich gegen- und<br />
außerschulischen Gruppen anzuschließen.<br />
Inoffizielle Schätzungen lassen vermuten,<br />
dass circa 10 % aller SchüleInnen<br />
und möglicherweise 10 % bis<br />
20 % der VerweigerInnen Opfer von<br />
Gewalt oder Bedrohung sind. Hier entstehen<br />
Fluchttendenzen, <strong>um</strong> nicht mit<br />
aggressiv einschüchternden Schülern<br />
in Kontakt zu kommen. Die vermeintlichen<br />
Opfer entwickeln häufig psychosomatische<br />
Beschwerden, schon der<br />
Schulweg wird z<strong>um</strong> Problem. Finden<br />
sie niemandem, dem sie ihre Not anvertrauen<br />
können, bleibt häufig nur<br />
noch das Fernbleiben als Lösung.<br />
Faktoren, <strong>die</strong> in der Person<br />
begründet sind<br />
Schulverweigerung ist nicht selten ein<br />
Problem fehlender personaler und sozialer<br />
Bewältigungsstrategien von Belastungen.<br />
Aus sonderpädagogischer<br />
Sicht wird ein Teil der Schulverweigerer<br />
so beschrieben: leichter erregbar,<br />
emotional labiler, Unterlegenheitsgefühle,<br />
weniger schulischer Ehrgeiz und<br />
schlechtere schulische Leistungen trotz<br />
durchschnittlicher Intelligenz (Warzecha<br />
2000). Offensichtlich unterscheiden<br />
sich VerweigerInnen zu regelmäßigen<br />
SchulbesucherInnen auch durch<br />
geringer entwickelte psychische Verkraftungs-<br />
und Konfliktlösungsfähigkeiten<br />
So können u. a. folgende personenbezogenen<br />
Faktoren eine bemerkenswerte<br />
Rolle spielen:<br />
– Mangelnde Selbstorganisation im<br />
Blick auf Einteilung von Aufgaben,<br />
Zeitabläufen, Übersicht über Anforderungen<br />
– Das Zukunftsbild ist nicht altersentsprechendes,<br />
absolut unrealistisches,<br />
fatalistisch oder es fehlt<br />
– Leistungsstörungen, Teilleistungsstörungen<br />
– Grenzüberschreitungsbestreben,<br />
dass sich in übersteigerter Kick- und<br />
Soziale Kontakte können förderlich und hinderlich sein.<br />
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