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trans aktuell 08 2014

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16 I SONDERTHEMA ANHÄNGER UND AUFBAUTEN <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong><br />

Sensible Ware – bei kaum<br />

einem Gut ist der korrekte<br />

Transport so wichtig wie<br />

bei Arzneimitteln. Schließlich<br />

geht es teilweise um lebenswichtige<br />

und extrem teure<br />

Medikamente. Seit September<br />

2013 gilt für die Pharmalogistik<br />

die neue EU-Richtlinie<br />

2013/C 68/01. Die GDP (Good<br />

Distribution Practice) ist eine<br />

»Leitlinie für die gute Vertriebspraxis<br />

von Humanarzneimitteln«<br />

und regelt unter<br />

anderem die Anforderungen<br />

an Lagerung und Transport<br />

von Arzneimitteln. Nach der<br />

neuen Richtlinie gelten nun<br />

für den Transport die gleichen<br />

Bedingungen<br />

wie für die<br />

Herstellung und<br />

Lagerung. Für<br />

Speditionen bedeutet<br />

dies, dass<br />

Pharmaprodukte nur mit speziell<br />

qualifizierten Fahrzeugen<br />

<strong>trans</strong>portiert werden dürfen,<br />

die zudem eine lückenlose<br />

Dokumentation der Kühlkette<br />

erlauben.<br />

Der Spediteur muss durch<br />

ein Zertifikat nachweisen,<br />

dass die korrekte Temperatur<br />

der Ladung auch bei sehr<br />

hohen oder niedrigen Umgebungstemperaturen<br />

gewährleistet<br />

ist. »Wenn ein Spediteur<br />

seinen Trailer selbst für Pharma<strong>trans</strong>porte<br />

qualifizieren<br />

möchte, dauert das rund zwei<br />

Wochen. Der Trailer muss in<br />

eine Kältekammer, von denen<br />

es nicht so viele gibt, und das<br />

ist entsprechend aufwendig<br />

und teuer«, sagt Frank Nordhoff,<br />

Produktmanager bei<br />

Konstante Temperatur<br />

ist enorm wichtig<br />

Krone. Der Trailerhersteller<br />

nimmt seinen Kunden diesen<br />

Aufwand ab und lässt seinen<br />

Kühlauflieger Cool Liner Duoplex<br />

Steel gleich ab Werk vom<br />

Unternehmen Pharmaserv zertifizieren.<br />

In einem mehrtägigen<br />

Funktionstest werden dazu<br />

unter anderem 24 Datenlogger<br />

im Aufbau positioniert, um ein<br />

exaktes Monitoring der Temperaturdaten<br />

zu gewährleisten.<br />

Der Vorteil des bereits zertifizierten<br />

Krone Cool Liners liegt<br />

auf der Hand: Der Spediteur<br />

kann unmittelbar mit dem<br />

Transport von Pharmaprodukten<br />

beginnen.<br />

Im Pharmakomplex Behringwerke<br />

in<br />

Marburg agiert<br />

das Unternehmen<br />

Pharmaserv<br />

als Betreibergesellschaft.<br />

Dr.<br />

Martin Egger ist zuständig<br />

für die Pharmalogistik und<br />

erklärt die Besonderheiten des<br />

Pharma<strong>trans</strong>portes: »Während<br />

man Lebensmitteln oder<br />

Blumen unter Umständen ansieht,<br />

wenn es in der Kühlkette<br />

Ausfälle oder Abweichungen<br />

gegeben hat, ist es bei sensiblen<br />

Medizinprodukten anders.<br />

Bei fehlerhaftem Transport<br />

können sich die Eigenschaften<br />

drastisch verändern – ohne<br />

dass man es der Ware ansieht.«<br />

Aus diesem Grund ist eine<br />

Überwachung und eine konstante<br />

Temperatur während des<br />

Transports enorm wichtig. Bei<br />

manchen Medikamenten kann<br />

eine Temperaturabweichung<br />

fatale Folgen haben. »Wenn<br />

eigentlich flüssige Pharmapro-<br />

Empfindliche Gü<br />

Trailer: Medikamente sind meist teuer und temperaturempfindlich. K<br />

speziell für den Pharma<strong>trans</strong>port zertifizierten Kühlau<br />

DER WETTBEWERB<br />

Schmitz Cargobull und Kögel bieten auch speziell für den<br />

Pharma<strong>trans</strong>port zertifizierte Trailer an. Schmitz Cargobull<br />

lässt seinen Kühlauflieger S.KO Cool im Werk Vreden in einem<br />

14-tägigen Zertifizierungsprozess ebenfalls von Pharmaserv<br />

zertifizieren. Seit Dezember 2013 bietet auch Kögel einen<br />

Kühlauflieger mit Pharma-Zertifikat an. Die Auflieger Cool und<br />

Cool PurFerro werden vom Pharma-Dienstleister Pharmak zertifiziert.<br />

Beide Hersteller statten ihre Pharma-Trailer mit der<br />

jeweils hauseigenenTelematik aus.<br />

dukte, etwa Impfstoffe, zu kalt<br />

<strong>trans</strong>portiert werden, können<br />

sie kristallisieren und sind nicht<br />

mehr verwendbar«, sagt Egger.<br />

Es habe einmal den Fall<br />

gegeben, dass ein Fahrer einen<br />

Bithermo-Trailer falsch beladen<br />

und dabei ein kühl zu <strong>trans</strong>portierendes<br />

Blutgerinnungspräparat<br />

tiefgekühlt habe, erinnert<br />

sich der Logistiker. Das Medikament<br />

sei danach unbrauchbar<br />

gewesen. Der Schaden betrug<br />

weit mehr als eine Million Euro.<br />

Nach Angaben von Pharmaserv<br />

besteht eine durchschnittliche<br />

Pharmaladung<br />

aus etwa sechs bis sieben Paletten<br />

mit einem Gesamtwert<br />

von rund 1,5 Millionen Euro.<br />

In manchen Fällen kann sogar<br />

eine einzige Palette eine Million<br />

Euro wert sein. Grund genug,<br />

Österreichische Flexibilität<br />

Baustoff: Für den Zulauf zur Baustelle<br />

braucht es eigene Fahrzeugkonzepte.<br />

Die steirische Aufbau- und Anhänger-<br />

Schmiede Riedler bietet dafür ein<br />

Multitalent an.<br />

Anpassungsfähigkeit ist<br />

alles – im Baustoff<strong>trans</strong>port<br />

gilt das für<br />

Unternehmer und Fahrzeuge<br />

gleichermaßen. Nicht selten<br />

stehen am Ladeplatz Materialien<br />

in verschiedenen Formen,<br />

Größen und Festigkeiten. Da<br />

braucht es für jedes Teil den<br />

richtigen Platz auf dem Lkw<br />

und reichlich Varianten zur<br />

Ladungssicherung, damit die<br />

Fracht unbeschadet am Zielort<br />

ankommt.<br />

»Wir sind ein Allrounder<br />

und fahren Bauholz, Rigips,<br />

Betonteile, eben alles was so<br />

auf dem Bau benötigt wird«,<br />

erklärt der österreichische<br />

Transportunternehmer Franz<br />

Schobesberger. »Dafür setzen<br />

wir seit 2001 auch Fahrzeuge<br />

von Riedler ein.« Dazu gehört<br />

auch der jüngst aufgebaute<br />

Baustoff-Zug mit Volvo-Fahrgestell,<br />

Riedler-Aufbau und<br />

-Anhänger.<br />

»Wir schätzen die hohe<br />

Haltbarkeit der Fahrzeuge«,<br />

betont Schobesberger. Er<br />

habe die Fahrzeuge von Riedler<br />

bislang rund sieben Jahre<br />

ohne nennenswerte Defekte<br />

im Einsatz, bevor sie auf den<br />

Gebrauchtmarkt gehen. Da<br />

habe er mit den Fahrzeugen<br />

von anderen Herstellern in seinem<br />

Fuhrpark wesentlich mehr<br />

Schwierigkeiten.<br />

Doch nicht nur die Haltbarkeit<br />

ist für Schobesberger<br />

wichtig. »Riedler reagiert flexibel<br />

auf unsere Vorgaben für die<br />

Fahrzeuge«, sagt der Logistiker.<br />

Mit Fahrzeugen von der Stange<br />

seien einige seiner Transportaufgaben<br />

nicht machbar. »Individuelle<br />

Umsetzungen sind bei<br />

uns an der Tagesordnung«, erläutert<br />

Fahrzeugbauer Markus<br />

Riedler. Der Diplom-Ingenieur<br />

zeichnet im Familienunternehmen<br />

mit Sitz im österreichischen<br />

Oberweis bei Salzburg<br />

für die Konstruktion der Fahrzeuge<br />

verantwortlich. »Unterschiedliche<br />

Bordwandhöhen<br />

und Bordwandausführungen,<br />

Stirn- und Rückwände in Aluminium<br />

verstärkt mit Siebdruckplatten<br />

oder Alu-Warzenblech,<br />

Böden aus Weichholz mit<br />

Siebdruckplatten, Lärchenholzböden,<br />

hochfester Stahlblechboden,<br />

Alu-Bodenbleche – wir<br />

gehen auf alle Wünsche unserer<br />

Kunden ein«, sagt Riedler. Ein<br />

besonderes Augenmerk liege<br />

bei der Konstruktion auch auf<br />

einer niedrigen Aufbauhöhe.<br />

Dazu würden Querträger<br />

stumpf an den Zusatzrahmen<br />

geschweißt, anstatt sie einfach<br />

oben darüber zu legen, erklärt<br />

der Ingenieur.<br />

Dieser Zusatzaufwand koste<br />

mehr Zeit und die Kunden<br />

letztlich auch ein paar Euro<br />

mehr. Ȇber die Lebensdauer<br />

unserer Fahrzeuge rechnet sich<br />

die Investition aber«, ist Riedler<br />

überzeugt. Diese Meinung teilt<br />

Spediteur Schobesberger. »Wir<br />

investieren bei Riedler bis zu<br />

15 Prozent mehr als in Wettbewerbsprodukte,<br />

aber das macht<br />

sich über die Nutzungsdauer<br />

bezahlt.«<br />

So erwartet es<br />

Schobesberger<br />

auch vom Neuzugang<br />

in seiner<br />

Flotte. Riedler<br />

hat auf einem Volvo-Fahrgestell<br />

einen Aufbau mit einer nutzbaren<br />

Ladelänge von 6.100 Millimetern<br />

aufgesetzt. Der Boden<br />

besteht aus 33 Millimeter<br />

dickem Weichholz und einem<br />

zwölf Millimeter dicken rutschhemmenden<br />

Siebdrucküberzug.<br />

Im V-Nut-Außenrahmen hat<br />

Riedler 15 Paar Zurrbügel zur<br />

Sicherung der<br />

Ladung versenkt.<br />

Am Ende<br />

der Ladebrücke<br />

trennt ein<br />

fest montierter<br />

Riedler baut<br />

verschiedene<br />

Fahrzeuge<br />

unter anderem<br />

für den<br />

Holz<strong>trans</strong>port.<br />

Die teuren Fahrzeuge<br />

machen sich bezahlt<br />

Kran von Palfinger das Zugfahrzeug<br />

vom Anhänger.<br />

Der ist in der Grundausstattung<br />

mit dem Zugfahrzeug<br />

vergleichbar, hat allerdings<br />

eine zusätzliche Ladelänge von<br />

1.200 Millimetern. Die Achsen<br />

am Hänger kommen von SAF.<br />

Auf Kundenwunsch verbaut<br />

Riedler aber auch andere Marken.<br />

Mit der Bremsanlage, den<br />

Reifen und auch den verbauten<br />

Ladekränen verhält es sich<br />

ähnlich. Letztlich entscheide<br />

der Kunde, betont Ingenieur<br />

Riedler.<br />

Ab Bestellung benötigt der<br />

österreichische Fahrzeugbauer<br />

derzeit fünf bis sechs Wochen<br />

für einen<br />

Aufbau auf ein<br />

Fahrgestell. »Bei<br />

den Anhängern<br />

brauchen wir<br />

zurzeit zwischen<br />

sieben und acht Wochen, abhängig<br />

von der Ausstattung<br />

des Fahrzeugs und der Lieferzeit<br />

der Achsen«, schätzt Riedler.<br />

Für Spediteur Schobesberger<br />

lohnt sich das Warten.<br />

Schließlich bekommt er dann<br />

ein Fahrzeug, das an seine<br />

Wünsche angepasst ist.<br />

Markus Braun

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