Z eitschrift des S auerländer H eimatbundes
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16 Sauerland 1/2012<br />
Vater der Sauerländer Berge<br />
Grenzberg von alters her (P. Aust 1990)<br />
Berg der Berge (M. Pape, Astenführer 2004)<br />
Höhepunkt <strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong> (M. Pape, Astenführer 2007)<br />
Wetterküche <strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong> (Bergwetter-Station, Deutscher Wetterdienst)<br />
Wetterberg Westdeutschlands (M. Pape, Astenführer 2004)<br />
Wanderwegestern<br />
<strong>des</strong> Hochsauerlan<strong>des</strong><br />
(R. Brämer, Deutsches Wanderinstitut Marburg)<br />
Ausflugs- und Wanderziel für Millionen<br />
Problemberg <strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong><br />
„Problemberg“ Kahler Asten<br />
Viele dieser Titel und Namen sind<br />
uns geläufig und wir verstehen sie<br />
sofort.<br />
Aber, der Kahle Asten soll ein Problemberg<br />
sein, wie ist das möglich oder was<br />
kann gemeint sein? Viele Leser werden<br />
sich diese Frage stellen und auch ich habe<br />
sie mir gestellt! Mit seinen 841 Metern ist<br />
er zwar nicht der höchste, aber mit Sicherheit<br />
der bekannteste Berg unseres Sauerlan<strong>des</strong>,<br />
wenn nicht sogar Westfalens.<br />
(Mit dem Titel „Höchster Berg“ darf<br />
sich mit 843 Metern der Langenberg<br />
(Stadtgebiet Olsberg) und mit dem Titel<br />
„Heiliger Berg“ der 655 Meter hohe<br />
Wilzenberg (Stadtgebiet Schmallenberg)<br />
schmücken.) - (Abb. 1)<br />
von Ulrich Lange<br />
Woher stammt der Name<br />
„Kahler Asten“<br />
Leicht zu erklären ist das Eigenschaftswort<br />
„kahl“. Es gibt nämlich den jahrhundertealten<br />
Zustand <strong>des</strong> Astenberges treffend<br />
wieder. Obwohl das Gipfelplateau rechtlich<br />
ein Naturschutzgebiet (NSG) ist, würde der<br />
Name Kulturschutzgebiet (KSG) wesentlich<br />
besser passen. Die Bezeichnung Kulturschutzgebiet<br />
kann einen großen Teil der<br />
Geschichte <strong>des</strong> Astenberges viel besser erklären.<br />
Das Wort „Asten“ bleibt uns wohl<br />
immer etwas rätselhaft. Hat es etwas mit<br />
astig oder knorrig zu tun, so könnten wir<br />
fragen.<br />
Dann würde Kahler Asten „Astiger,<br />
Knorriger und Kahler Berg“ bedeuten!<br />
Dem heutigen Zustand kommt dies nahe!<br />
Wie ist der heutige Zustand am<br />
Kahlen Asten entstanden?<br />
Der Kinderreichtum der Familien und<br />
die Existenznot früherer Jahrhunderte veranlasste<br />
viele Bewohner <strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong><br />
zum Auswandern. Um zu überleben, waren<br />
die Hiergebliebenen zu harten Eingriffen<br />
in die damalige Landschaft gezwungen.<br />
Deutschland war von Natur aus ein<br />
„Waldland‘‘ (Buchonia= Buchenland).<br />
Der Wald bot den Menschen alles:<br />
1. Das Holz wurde als Bauholz und<br />
Brennholz genutzt.<br />
2. Der Wald wurde nicht nur in den<br />
Talbereichen, sondern auch auf den flacheren<br />
Höhen, zu Ackerland gerodet. Die<br />
Namen „Sternrodt“, „Eimelrod“ oder „Auf<br />
dem Rott“ sind eindeutig. Die meisten dieser<br />
ehemals gerodeten Gebiete sind heute<br />
wieder Wald, bewirtschafteter „Forst“.<br />
3. Im Sommerhalbjahr wurde der Wald<br />
als „Weide“ für die Nutztiere (Kühe, Rinder,<br />
Ziegen, Schafe und Schweine) genutzt.<br />
Der Dorfhirte führte die Herde jeden Tag<br />
in den Wald, oder auf die Dorfweide und<br />
abends ins Dorf zurück. Durch die „Waldweide“<br />
wurde die natürliche Verjüngung<br />
<strong>des</strong> Wal<strong>des</strong> verhindert und kahle Hochflächen<br />
entstanden. Talwiesen benötigte man<br />
zur Gewinnung von Heu als Vorrat für den<br />
Winter.<br />
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern,<br />
dass der Dorfhirte in Assinghausen<br />
täglich die Herde zur sogenannten „Ziegenweide“<br />
führte.<br />
4. Der nährstoffreiche Oberboden auf<br />
den Höhen wurde zudem „abgeplaggt“<br />
und mit tierischem Dung vermischt als Naturdünger<br />
auf die Felder im Tal gebracht.<br />
(Der Begriff „Plackerei“ hat hier seinen<br />
Ursprung!)<br />
5. Der Wildreichtum bot Möglichkeiten<br />
der Ernährung, wenn auch oft nur durch<br />
„Wilderei“ – der Bauer durfte nicht jagen.<br />
6. Frauen und Kinder gingen im Herbst<br />
zum Beerensammeln auf die Heiden und<br />
in den Wald und trugen so zur Ernährung<br />
bei.<br />
Der Plaggenhieb führte – jahrhundertelang<br />
so betrieben – zu einer gewissen<br />
„Nährstoffanreicherung“ auf den Feldern<br />
in den Tälern und zu „Nährstoffarmut“ auf<br />
den Höhen der Berge.<br />
Abb. 1: Die Hochheide am Kahlen Asten (Wege, Wege, Wege)<br />
(entnommen aus: Luftbildatlas NRW 1969)<br />
Ergebnis waren viele kahle Berge<br />
und die Bergheiden.<br />
Bergnamen wie „Kalied“ (bei Düdinghausen),<br />
„Kahle Pön“ (bei Düdinghausen),<br />
„Kahleberg“ oder „Kahlenberg“ (bei<br />
Wiemeringhausen) und auch unser „Kah-