Hondwiler Blättli - Hundwil
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AUS DEM LESERKREIS<br />
Regierungsrätlicher Landsgemeinde-Tourismus<br />
Wie man hört, ist der Ausserrhoder Regierungsrat am ersten Maisonntag in<br />
corpore Ehrengast an der Glarner Landsgemeinde. Ausgerechnet sechs<br />
Wochen vor der Abstimmung über die Wiedereinführung der Landsgemeinde<br />
im eigenen Kanton, die derselbe Regierungsrat vehement ablehnt!<br />
Die Teilnahme der Ausserrhoder an der Landsgemeinde in Glarus ist natürlich<br />
rundum erfreulich. Zweifellos kann unser Regierungsrat, von dessen<br />
Mitgliedern die wenigsten je auf dem Stuhl gestanden sind, Nachhilfeunterricht<br />
in Sachen Landsgemeinde gebrauchen. Trotzdem kommen einem da<br />
ein paar Fragen. Wie kommt es, dass der Ausserrhoder Regierungsrat vor<br />
dem Glarner Stimmvolk den Hut zieht, dasselbe aber vor dem eigenen<br />
Stimmvolk nicht mehr tun will? Wie kommt es, dass unsere Regierung mit<br />
ihrer Präsenz eine althergebrachte demokratische Institution ehrt, die er im<br />
eigenen Kanton partout nicht mehr haben will? Ist es nicht ein bisschen paradox,<br />
dass die Ausserrhoder auswärts erfahren müssen, wie es sich anfühlt,<br />
wenn freie Frauen und Männer ihrer Regierung gegenüberstehen und<br />
über die Geschicke des Landes beschliessen?<br />
Aber vielleicht kommt auch alles ganz anders. Vielleicht kommt der Regierungsrat<br />
ganz begeistert und beeindruckt von Glarus nach Herisau zurück.<br />
Er geht noch einmal über die Bücher und beschliesst angesichts der Lektion<br />
in direktdemokratischer Tradition, seine ablehnende Haltung zur Landsgemeinde<br />
noch einmal zu überdenken. Sechs Wochen vor der Abstimmung<br />
wäre gerade noch früh genug.<br />
Landsgemeinde Ausserrhoden: Chancen erkennen<br />
Thomas Zuberbühler, Herisau<br />
Das Komitee für die Wiedereinführung der Landsgemeinde ist nicht überrascht<br />
vom klaren Verdikt des Kantonsrates, nur enttäuscht. Es zeigt sich<br />
erneut, dass dem kantonalen Parlament seine neue Rolle gefällt und es auf<br />
seinen erweiterten Handlungsspielraum nicht mehr verzichten will, den es<br />
durch die Abschaffung der Landsgemeinde gewonnen hat. Gleiches gilt für<br />
die politischen Parteien, die in einer Landsgemeindedemokratie weniger<br />
Gewicht hätten und deshalb nicht interessiert sind an der in Ausserrhoden<br />
bewährten und direktesten Form der Demokratie.<br />
Das Komitee ist nach wie vor überzeugt, dass die Initiative zur Wiedereinführung<br />
der Landsgemeinde das Tor aufstossen kann zu einer grundlegenden<br />
Erneuerung in Appenzell Ausserrhoden, zu einer Modernisierung, die<br />
auf Traditionen baut. Es vertraut nun auf die Bürgerinnen und Bürger, die<br />
sich in Ausserrhoden auch in der Vergangenheit nicht immer nach Parteiparolen<br />
und Parlamentsempfehlungen richteten und Chancen oft früher erkannten<br />
als die offizielle Politik.<br />
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