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§10<br />
nung der steuerrechtlich unbeachtlichen privaten Vermögensumschichtung vom stpfl Zinsanteil<br />
verfassungsrechtlich geboten BFH, aaO Abschn II. 2d; ebenso: FG D'dorf v 03.11.1993 ± 14 K<br />
166/88 E ± nv; BMF BStBl I 1996, 1508 Tz 50 S 1 iVm 42 S 1). Erhält ± wie im Urteilsfall ± ein<br />
pflichtteilsberechtigter Erbe aufgrund letztwilliger Verfügung des Erblassers vom Erben unter Anrechnung<br />
auf seinen Pflichtteil für die Dauer von 15 Jahren wiederkehrende Leistungen und zwar in<br />
schwankender Höhe, so sind diese nicht mit ihrem vollen Bezug als Einkünfte aus wiederkehrenden<br />
Leistungen § 22 Nr 1 S 1 EStG), sondern nur mit ihrem Zinsanteil § 20 Abs 1 Nr 7 EStG) steuerbar.<br />
Nach heutiger Rechtsauffassung ist entscheidungserheblich, dass bei zeitlich begrenzten wiederkehrenden<br />
Leistungen eine völlig andere Interessenlage der Vertragschlieûenden als bei Versorgungsverträgen<br />
vorliegt. In diesen Fällen steht nämlich die Höhe der wiederkehrenden Leistungen<br />
fest, das kalkulatorische Element ist für die getroffenen Vereinbarungen bestimmend. Dies hat zur<br />
Folge, dass in den vorbenannten Fällen entgeltliche wiederkehrende Leistungen anzunehmen sind,<br />
bei denen von vornherein eine Trennung von Vermögensumschichtung und Zinsanteil vorzunehmen<br />
ist und zwar unabhängig davon, ob es sich um gleichbleibende oder in ihrer Höhe schwankende<br />
Leistungen handelt vgl BFH v 26.11.1992, BStBl II 1993, 298 Abschn 2d; BMF BStBl I 1996,<br />
1508 Tz 50 S 1 iVm 42 S 1). Damit ist die eigenständige steuerrechtliche Bedeutung der ¹Zeitrenteª<br />
entfallen BFH BStBl II, 1993, 298 Abschn II. 3b aE; FISCHER, Wiederkehrende Bezüge u Leistungen,<br />
Rz 207).<br />
Der bei gleichmäûigen wie bei abänderbaren wiederkehrenden Leistungen lediglich) zu besteuernde<br />
Zinsanteil errechnet sich entweder durch Abzug der jährlichen Barwertminderung von der jährlichen<br />
Gesamtleistung oder in Einzelfällen von geringer betragsmäûiger Bedeutung in Anlehnung<br />
an die Ertragwerttabelle des § 22 Nr 1 S 3 Buchst a EStG BFH BStBl II 1993, 298, Abschn II. 6e),<br />
also iVm § 55 EStDV vgl auch MARTIN, BB 1993, 1773, 1779) oder nach finanzmathematischen<br />
Grundsätzen vgl BMF BStBl I 1996, 1508 Tz 45 S 3 f). Nach FISCHER FR 1933, 334 setzt der<br />
BFH mit dieser Entscheidung das Grundprinzip der Wertverrechnung bei entgeltlichen oder teilentgeltlichen<br />
dauernden Lasten vgl BFH BStBl III 1965, 706; BStBl II 1985, 709; 1986, 674; 1989,<br />
779; zum Ganzen: STEPHAN, DB 1986, 450) konsequent um vgl auch: BFH BStBl II 1992, 609,<br />
Abschn 3 aE; BFH BStBl II 1992, 612, Abschn 3).<br />
67b Der so errechnete Zinsanteil unterliegt beim Verpflichteten dem grundsätzlichen Abzugsverbot privater<br />
Schuldzinsen, sofern die Schuldzinsen nicht im Zusammenhang mit einer Einkunftsart stehen<br />
oder ± was hier nicht der Fall ist ± aufgrund einer vertraglichen Vereinbarung zu zahlen sind, die<br />
dem Vertragstypus ¹Vermögensübertragung im Rahmen einer vorweggenommenen Erbregelung gegen<br />
Versorgungsleistungenª unterfallen s Rn 45).<br />
Das gilt sowohl hinsichtlich des Zinsanteils bei nichtabänderbaren als auch änderbaren wiederkehrenden<br />
Leistungen Renten, dauernde Lasten; verfassungskonforme Auslegung; Art 3 GG). Mit<br />
§ 10 Abs 1 Nr 1a S 2 EStG bezweckt das G nach Auffassung des X. Senats des BFH lediglich, den<br />
Anteil der abziehbaren privaten Schuldzinsen pauschalierend zu beziffern. Nach Streichung des privaten<br />
Schuldzinsenabzugs durch das St¾ndG 1973 sei die Grundnorm entfallen. Die gesetzliche<br />
Quantifizierung des privaten Schuldzinsenabzugs sei damit gegenstandslos geworden, soweit nicht<br />
die Besteuerung anzuerkennender privater Versorgungsleistungen s Rn 45 ff) in Rede stehe so<br />
BFH X, BStBl II 1996, 666 Abschn 6; BFH X, BFH/NV 1993, 586 Abschn II. 1b, aa; BMF BStBl I<br />
1996, 1508 Tz 55 iVm 46; MARTIN, BB 1993, 1773, 1780; FISCHER, Wiederkehrende Bezüge u Leistungen,<br />
Rz 63; krit: BIERGANS/KOLLER, DStR 1993, 858, 864; DRENSECK, StbJb 1993/94, 187, 203).<br />
3. Abgekürzte/verlängerte Leibrenten, Mindestzeitrenten<br />
68 Werden Renten auf Lebenszeit mit einer Beschränkung auf eine bestimmte Zeit Höchstzeit) vereinbart<br />
abgekürzte Leibrente; § 55 Abs 2 S 1 EStDV), so enden sie frühestens mit dem Tode des Rentenberechtigten<br />
oder der anderen Person, von deren Lebenszeit das Rentenrecht abhängt vgl § 55<br />
Abs 2 S 3 EStDV), spätestens jedoch mit Ablauf der Höchstzeit. Da hierbei jedoch die Höchstlaufzeit<br />
kürzer ist als die voraussichtliche Lebenserwartung, ist das Zeitelement für die Behandlung der<br />
wiederkehrenden Leistungen bzw Bezüge entscheidend. Sie sind daher als Zeitrenten s Rn 67a f) zu<br />
qualifizieren vgl BMF BStBl I 1996, 1508 Tz 50 S 1).<br />
Bei sog verlängerten Leibrenten oder Mindestzeitrenten hängen die Leistungen von der Lebenserwartung<br />
des Berechtigten und einer Mindestlaufzeit ab, wobei letztere länger ist als die durchschnittliche<br />
Lebenserwartung des Berechtigten. Die Zahlung hat also ggf noch an die Erben zu er-<br />
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