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DKV-Magazin Nr. 5 - Chronik des deutschen Karateverbandes

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Bericht eines Heilpädagogen<br />

Karate für Menschen mit Behinderung<br />

in der Karate Abteilung <strong>des</strong> VFL Trabewn-Trarbach<br />

Kurz ein paar Sätze zu meiner Person:<br />

Ich bin seit über 20 Jahren als Erzieher und Heilpädagoge<br />

beim DRK-Sozialwerk Bernkastel-Kues<br />

beschäftigt und be treue im Rahmen meiner Tätigkeit<br />

eine koedukative Gruppe von vier erwachsenen<br />

Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen<br />

(ADHS-Symptomatik, Asperger-Syndrom, Lernbehinderung).<br />

Diese leben in einem angemieteten<br />

Mehrfamilienhaus in Longkamp mit<br />

einem im Vergleich zu einem klassischen<br />

Wohnheim reduzierten Be treu -<br />

ungsumfang. Persönlich bin ich sportlichen<br />

Aktivi täten gegenüber sehr aufgeschlossen<br />

(Marathon; Krafttraining,<br />

Tischtennis), aber mit dem Beitritt in<br />

die Karateabteilung <strong>des</strong> VfL Traben-<br />

Trarbach im Februar 2010 gemeinsam<br />

mit den von mir betreuten Menschen<br />

betrat auch ich sozusagen sportliches<br />

Neuland.<br />

Es hat sich schon nach relativ kurzer<br />

Zeit (nach einem „Schnuppertraining“<br />

von etwa 8 Wochen) herausgestellt,<br />

dass die Bewohner/-innen der Wohngruppe<br />

sehr motiviert und auch kontinuierlich<br />

das Karatetraining besuchen.<br />

Ich denke, es ist die richtige Mischung<br />

aus bestmöglicher Förderung (ohne<br />

dabei zu überfordern) und der Vermittlung<br />

eines gewissen Spaßfaktors,<br />

der eben dazu beiträgt.<br />

Aus meiner pädagogisch-fachlichen Sichtweise<br />

ergeben sich eine Vielzahl von Zielen:<br />

• So stellt das Angebot <strong>des</strong> VfL Traben-Trarbach eine<br />

sinnvolle Ergänzung zur medialen Umwelt (PC,<br />

Spielekonsolen etc.) dar<br />

• das wöchentlich stattfindende Training ist neben<br />

anderen Aktivitäten ein weiterer Fixpunkt der<br />

Tages- bzw. Wochenstruktur<br />

• Sport/Bewegung sehe ich als verantwortliche<br />

Fachkraft zudem als wichtigen Bestandteil eines<br />

gesunden Lebensstils an, gerade auch für Menschen<br />

mit Behinderung<br />

• Körperwahrnehmung und -beherrschung werden<br />

geschult<br />

• Konzentration und Kondition werden durch ein<br />

abwechslungsreich gestaltetes Training gefördert<br />

• Soziale Kompetenzen (Vorgegebene Regeln einhalten,<br />

Durchhaltevermögen und Disziplin) werden<br />

angebahnt bzw. gefestigt<br />

• die Ausrichtung der Rheinland-Pfalz-Meister -<br />

schaften im Karate (März 2011) und die Mitwirkung<br />

bei öffentlichen Veranstaltungen (z.B. „Happy Mosel“<br />

2009, 2010, 2011) oder auch ein Grillabend <strong>des</strong><br />

gesamten Vereins unterstützen den integrativen<br />

Aspekt dieser Maßnahme<br />

• die geplante Teilnahme an den Deutschen Meis -<br />

terschaften für behinderte Menschen 2012 sorgt<br />

für einen zusätzlichen Motivationsschub der Teilnehmer<br />

und zeugt vom großen Engagement der<br />

Verantwortlichen <strong>des</strong> Vereins/der Abteilung<br />

Erfolg der Maßnahme (Reaktion der Zielgruppe,<br />

Teilnehmerzahl etc.)<br />

• Die vorliegenden „Wachstumszahlen“ mögen ein<br />

Indiz für das mit Erfolg praktizierte Angebot der<br />

Karate-Abteilung <strong>des</strong> VfL Traben-Trarbach sein:<br />

von anfänglich 6 Teilnehmern in 2008 zu Beginn<br />

der Maßnahme „Behindertengerechtes Karate“<br />

stieg die Anzahl der Aktiven auf 18 (!) Personen<br />

(Stand: 05/ 2011)<br />

• Dieser Entwicklung wird (und wurde von Beginn<br />

an) Rechnung getragen, indem die Teilnehmer/<br />

-innen gefordert werden (ohne sie dabei zu überfordern),<br />

auf das jeweilige individuelle Lerntempo<br />

eingegangen wird und ggf. Kleingruppen gebildet<br />

werden.<br />

• Die Vermittlung von Erfolgserlebnissen und Anerkennung<br />

verbunden mit Gefühlen von Freude und<br />

Stolz ist ein ganz zentraler (pädagogischer) Aspekt,<br />

der durch die behutsame, aber kontinuierliche<br />

Vorbereitung auf die Gürtelprüfungen umgesetzt<br />

wird. Hierbei wird von Seiten der Trainer auf das<br />

individuelle Leistungsniveau Rücksicht genommen.<br />

• Eine ganz konkrete Aus sage der Teilnehmer/<br />

-innen als Reaktion auf das bislang Erlernte lautet:<br />

„Wir fühlen uns selbstsicherer“.<br />

Ich glaube zudem, aus beobachtetem Verhalten<br />

schließen zu können, dass sich das Karate-Training<br />

in der Tat sehr positiv auf Selbstwertgefühl und<br />

Selbstvertrauen der von mir betreuten Menschen<br />

auswirkt, wohl -wissend, dass ich<br />

immer wieder ergänzend zu den<br />

Erläuterungen der Übungsleiter (Karate<br />

in erster Linie als Breitensport zu<br />

betrachten und – wenn überhaupt –<br />

grundsätzlich nur in Situationen der<br />

Selbstver teidigung einzusetzen) damit<br />

verbundene Gesprächsthemen zu<br />

erörtern habe.<br />

• Ein weiteres, erwähnenswertes<br />

Merkmal ist der finanzielle Ge sichtspunkt:<br />

besonders für die von uns<br />

betreuten Menschen mit Behin -<br />

derung und ihrem geringen Einkommen<br />

ist der güns tige (und reduzierte)<br />

Jahresbeitrag von 30,- € im Vergleich<br />

zu manch anderen Vereinsbeiträgen<br />

doch sehr moderat und<br />

erschwinglich.<br />

Zusammenfassend bzw. ergänzend<br />

kann ich aus meiner ganz persönlichen<br />

Sichtweise die Maßnahme „Behindertengerechtes<br />

Karate“ nur begrüßen<br />

und ausdrücklich weiterempfehlen.<br />

P. Elz, Gruppenleitung AWG Longkamp<br />

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