DKV-Magazin Nr. 5 - Chronik des deutschen Karateverbandes
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L ä n d e r<br />
54<br />
Wie in den Vorjahren nahm wieder der harte<br />
Kern unseres Karate-Dojos IPPON Schleswig<br />
e.V. für drei Tage am einwöchigen Neustadt-<br />
Lehrgang teil, diesmal immerhin mit 14 Personen,<br />
angeführt von unserem engagierten<br />
Cheftrainer Manfred Sponberg, <strong>des</strong>sen Organisationstalent<br />
es zu verdanken war, dass<br />
unser Lager am Gogenkrog-Sportplatz um das<br />
große Vereins-Gemeinschaftszelt erweitert<br />
werden konnte.<br />
Egal ob Regen oder Sonnenschein, freuten sich alle<br />
auf den hier gebotenen intensiven Abschluss <strong>des</strong><br />
1. Karatehalbjahres in Verbindung mit einem Vor -<br />
geschmack auf die Sommerferien bzw. den Urlaub.<br />
Dieser Traditionslehrgang ist sozusagen ein multikulturelles<br />
innerdeutsches Karate-Ereignis, zu hören<br />
an den gesprochenen unterschiedlichen Mundarten<br />
von Sächsisch bis Bayerisch und zu sehen an den<br />
Vereinsaufnähern an den Gis. Die zahlreichen Teilnehmer<br />
erwartete das gleiche Trainerteam wie in<br />
den Vorjahren, seit dem letzten Mal bereichert um<br />
den mehrfachen Kata-Welt- und Europameister<br />
Luca Val<strong>des</strong>i, der als Hauptattraktion der Veranstaltung<br />
am Tag seines Auftritts zweifellos für die vollste<br />
Halle sorgte.<br />
Wir starteten am Montag mit dem holländischen<br />
Wado-Ryu Altmeister Rob Zwartjes, <strong>des</strong>sen Unterricht<br />
immer hohen Unterhaltungswert garantiert.<br />
Zwartjes legt Wert auf Bewegungsfluss statt brachialer<br />
Technik, deren Arretierung aus seiner Sicht zeitraubende<br />
Unterbrechung bedeutet. Seine Devise<br />
ist: Locker bleiben, nicht getroffen werden; variabel<br />
in der Beweglichkeit sein; nie die Deckung vergessen;<br />
keine Selbstverletzungshärte bei der Abwehr,<br />
sondern ableitende Techniken, dabei zurück- und<br />
wieder vorgleiten wie eine Welle. In diesem Sinne<br />
ließ uns Rob Partnerübungen durchführen, und<br />
erheiterte uns immer wieder mit der Untermalung<br />
seiner pointierten Kommentare. Vortrefflich z.B.<br />
seine Demonstration <strong>des</strong> „toten Beines“ beim klassischen<br />
Suri-Ashi.<br />
Schleswig-Holstein<br />
19. Karate-Sommerlehrgang in Neustadt/Ostsee<br />
Dass der Ostseelehrgang<br />
sich zu einer Plattform<br />
etabliert hat, von<br />
der überregionale Koshinkan-Impulseausgehen,<br />
bildeten die Vertreter<br />
dieses Stils, Ralf<br />
Brachmann, Albrecht<br />
Pflüger und der LehrgangsveranstalterWolfgang<br />
Hagge, in ihren<br />
Trainingseinheiten deutlich<br />
ab.<br />
Ralf Brachmann, in dem<br />
er uns einige Besonderheiten<br />
<strong>des</strong> Koshinkan-<br />
Kihon und -Kumite vermittelte. Einerseits 90°- und<br />
180°-Wendungen zur offenen oder geschlossenen<br />
Körperseite aus Jiyu-Kamae, andererseits die exemplarische<br />
Einstudierung eines differenzierten An -<br />
griffs- und Abwehrverlaufs mit Partner, bei dem Uke<br />
nach der Abwehr mit einer Angriffstechnik nachsetzt,<br />
beide stets in Deckungsbereitschaft bleibend,<br />
statt Hikite auszuführen.<br />
Zugegebenermaßen brauchte ich am Mittwoch erst<br />
die erneute ausführliche Einlassung Wolfgang<br />
Hagges auf die Koshinkan-Wendungen, um diese<br />
auch im Durcheinanderzählen und mit Folgetechnik<br />
(fast) unverzögert und (so gut wie) fehlerfrei mitmachen<br />
zu können. Schwerpunktmäßig hatte<br />
Wolfgang jedoch einige auf die Turnierrealität ab -<br />
gestimmte Kumiteübungen auf Lager, die uns den<br />
Einsatz unseres ganzen Karate-Potentials abverlangten,<br />
vor allem Hüftbeweglichkeit.<br />
Albrecht Pflüger unterstrich in seinen Trainingsstunden,<br />
dass Koshinkan-Karate wesentlich auch<br />
eine Kampfkunst zur Selbstverteidigung ist. Er zeigte,<br />
dass hier relativ wenige Anwendungsbeispiele<br />
situationsabhängig zu einem schier unbegrenzten<br />
Repertoire variiert werden können. Mittig gehaltene<br />
Hände, so Albrecht, bieten<br />
die vielfältigsten Möglichkeiten<br />
eine Schutz -<br />
aktion zu entwickeln.<br />
Wir übten exemplarisch<br />
mit Tai-Sabaki gleich -<br />
zeitig den Arm auf die<br />
Angriffshände fallen zu<br />
lassen und in Fortsetzung<br />
der Bewegung<br />
den Gegner zu Fall<br />
zu bringen, dann auch<br />
verschiedene überzeugende<br />
Techniken, sich<br />
gegen Würgehände zu<br />
wehren.<br />
Der Dienstag gehörte ganz der Lehrgangsattraktion<br />
Luca Val<strong>des</strong>i. Er übte mit uns in seinen vier<br />
Einheiten anspruchsvolle Bewegungsabläufe in<br />
Grundschul-Form – ungewohnt dabei der Shiko-<br />
Dachi – nahe an der Kata Kanku-Sho, rief uns<br />
zwischendurch immer wieder zusammen, um uns<br />
sein Verständnis der Techniken zu erläutern und<br />
unglaublich kraftvoll und dynamisch zu demonstrieren.<br />
Indem er dabei auch bereitwillig auf Fragen der<br />
Teilnehmer einging, kam zwar das im Programm<br />
angekündigte Bunkai zur Kata etwas zu kurz, aber<br />
das konnte man angesichts seiner meisterhaften<br />
Präsenz vergessen. Auf vielfachen Wunsch setzte<br />
Luca mit der phantastischen Darbietung der Kata<br />
Unsu seinem Unterricht noch ein finales Glanzlicht<br />
auf.<br />
Zwei weitere Höhepunkte dieses Lehrgangs sollen<br />
nicht unerwähnt bleiben: Zum einen die feierliche<br />
Ehrung <strong>des</strong> Karate-Pioniers Albrecht Pflüger mit<br />
dem 8. DAN für sein einzigartiges Lebenswerk und<br />
die WKF-Ernennung von Rob Zwartjes zum international<br />
anerkannten 9. DAN, womit er auf einen<br />
Stand erhoben wurde, der bislang nur japanischen<br />
Großmeistern vorbehalten blieb. Zum anderen die<br />
Austragung <strong>des</strong> Ostseepokal-Turniers. Wir von<br />
IPPON Schleswig konnten in diesem Jahr zwar<br />
keine Kämpfer stellen, gleichwohl fieberten wir als<br />
Zuschauer leidenschaftlich mit. Hochspannung<br />
natürlich in erster Linie bei den Aktiven und ihrem<br />
Anhang, aber auch ein wenig bei den gerade noch<br />
vorher von Lan<strong>des</strong>referent Sven Ferner im Schützenhof<br />
qualifiziert vorbereiteten Kampfrichter-<br />
Anwärtern, deren Urteil hier teils zum ersten Mal<br />
gefragt war. Nachdem sich im starken Gefälle <strong>des</strong><br />
Kumite- und Kata-Niveaus die Spreu vom Weizen<br />
getrennt hatte, setzte sich in den Endausscheidungen<br />
schließlich die Qualität durch und wurde zu<br />
Recht mit den bereit stehenden Pokalen belohnt.<br />
Ulrich Fischer