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16<br />

InFO<br />

Bürgerwindräder<br />

sorgen<br />

für Akzeptanz<br />

anwohner reden bei den<br />

Planungen mit – und profitieren<br />

davon.<br />

in ingersheim waren früher<br />

Windräder für <strong>die</strong> anwohner<br />

unvorstellbar. „<strong>Sie</strong> sind<br />

wahnsinnig laut und bringen<br />

alles durcheinander“,<br />

brachte eine Frau mittleren<br />

alters <strong>die</strong> Stimmung auf<br />

den Punkt. als der Ort,<br />

günstig in einem Strömungsbereich<br />

gelegen, auf<br />

den Prüfstand kam, änderte<br />

sich <strong>die</strong> Stimmung. Es<br />

gibt Bewohner, <strong>die</strong> verhärtet<br />

daran festhalten, dass<br />

sich keine rotoren in Ortsnähe<br />

drehen sollen, und<br />

solche – inzwischen <strong>die</strong><br />

Mehrheit –, <strong>die</strong> dem Projekt<br />

zustimmen. Denn von vornherein<br />

wurden <strong>die</strong> Menschen<br />

„mitgenommen“,<br />

wie es in der Sprache der<br />

Politiker heißt.<br />

Es gab gespräche auf den<br />

Straßen, Bürgerempfänge<br />

im rathaus, ein erstes und<br />

ein zweites „Windradfest“<br />

im vergangenen Jahr. Die<br />

ingersheimer merkten,<br />

dass es auf sie ankommt,<br />

ihr Windrad ist ein Vorzeigeprojekt.<br />

als dann noch<br />

<strong>die</strong> „Energiegenossenschaft<br />

ingersheim und umgebung<br />

eg“ gegründet<br />

wurde und von „unserer gemeinsamen<br />

Zukunft“ <strong>die</strong><br />

rede war, stimmten viele zu<br />

und beteiligten sich finanziell<br />

an der genossenschaft.<br />

Zum letzten Osterfest<br />

kam es zur rotormontage,<br />

<strong>die</strong> Zuschauer labten<br />

sich an roten Würsten und<br />

getränken, <strong>die</strong> ein imbissbetreiber<br />

anbot. als der rotor<br />

aufgezogen wurde, gab<br />

es applaus. alle Einzelschritte<br />

der Projektverwirklichung<br />

sind dokumentiert,<br />

sogar mit Luftbildaufnahmen.<br />

auch umweltminister<br />

Franz untersteller war auf<br />

dem Fest. Es gab einen<br />

ökumenischen gottes<strong>die</strong>nst,<br />

einen informationsstand,<br />

ein Programm für<br />

Kinder und Besuch von<br />

Funk und Fernsehen. Beim<br />

zweiten Windradfest musste<br />

schon ein Festzelt aufgebaut<br />

und ein Parkgelände<br />

organisiert werden. Das hat<br />

das gemeinschaftsgefühl<br />

der ingersheimer gestärkt,<br />

stolz schritten sie zur turmbesichtigung;<br />

eine ehemalige<br />

Skigondel an einem<br />

Kranausleger brachte sie<br />

auf 80 Meter Höhe zum<br />

rundumblick in ihr schönes<br />

Land hinaus. Da gehörte<br />

das Windrad schon dazu.<br />

inzwischen hat es weitere<br />

Veranstaltungen gegeben,<br />

unter anderem eine Bürgerversammlung<br />

zum „teilflächennutzungsplan<br />

Windenergie“<br />

und eine Podiumsdiskussion<br />

über Windkraft<br />

als „Zukunftsenergie“.<br />

Ständig kommen neue informationen,<br />

<strong>die</strong> Bürger<br />

sind großteils zufrieden.<br />

Die anlage auf dem Brandenkopf<br />

ist ihr Bürgerwindrad<br />

und <strong>die</strong> genossenschaft<br />

wird Ende <strong>des</strong> Jahres<br />

an ihre teilhaber etwa<br />

60 000 Euro ausschütten.<br />

(svw)<br />

Windpark<br />

Die Lan<strong>des</strong>regierung hat <strong>die</strong>se<br />

Energiequelle zu einem ihrer<br />

Hauptprojekte erklärt.<br />

Bereits im Mittelalter wussten <strong>die</strong><br />

Europäer <strong>die</strong> Kraft <strong>des</strong> Win<strong>des</strong><br />

zu nutzen. Mühlen waren auch in<br />

deutschen Landen weit verbreitet,<br />

Müller war ein ehrenwerter<br />

Beruf. in der Blütezeit der Windräder<br />

in der alten Welt, im 19.<br />

Jahrhundert, drehten sich auf<br />

dem Kontinent etwa 200 000 anlagen,<br />

viele davon im heutigen<br />

<strong>Baden</strong>-Württemberg. Erst mit<br />

der industrialisierung setzte das<br />

Mühlensterben ein, Dampfmaschinen<br />

waren effektiver als<br />

Windmühlen beim Mahlen <strong>des</strong><br />

getrei<strong>des</strong>. Mit dem Beginn <strong>des</strong><br />

20. Jahrhunderts verloren sie an<br />

Bedeutung, <strong>die</strong> Weltkriege beschleunigten<br />

den niedergang<br />

der alten arbeitskultur. in den<br />

1950er-Jahren wurde in der Bun<strong>des</strong>republik<br />

der Beruf <strong>des</strong> Windmüllers<br />

per gesetz gestrichen.<br />

Hinterbliebene Mühlen sind heute<br />

oft musealisiert, wie <strong>die</strong> altweibermühle<br />

von 1929 im Freizeitpark<br />

tripsdrill bei Heilbronn. in<br />

den neuen Bun<strong>des</strong>ländern werden<br />

Häuser, <strong>die</strong> einst Windräder<br />

hatten und nun stillgelegt sind,<br />

gern als umfunktionierte Privathäuser<br />

genutzt. in nördlichen<br />

und östlichen deutschen regionen<br />

gibt es noch Windmühlen in<br />

Betrieb.<br />

Zur Mehlherstellung brauchen<br />

wir den Wind heute nicht mehr.<br />

aber Ministerpräsident Winfried<br />

Kretschmann sagt: „Windenergie<br />

wird eine zentrale rolle<br />

bei der zukünftigen Energieversorgung<br />

<strong>Baden</strong>-Württembergs<br />

spielen.“ Die Lan<strong>des</strong>regierung<br />

will den anteil der Windenergie<br />

an der Stromerzeugung deutlich<br />

erhöhen. Bis zum Jahr 2020<br />

soll er bei 10 Prozent liegen,<br />

zurzeit sind es 0,9 Prozent. Das<br />

Lan<strong>des</strong>planungsgesetz ist geändert<br />

worden, um das ehrgeizige<br />

Ziel zu erreichen. Denn das<br />

Land gehört beim ausbau der<br />

Windenergie zu den nachzüglern,<br />

alle anderen Bun<strong>des</strong>länder<br />

sind weiter. nun sollen zwischen<br />

dem neckar-Odenwaldund<br />

dem Bodensee-Kreis je<strong>des</strong><br />

Jahr 100 bis 150 Windräder zur<br />

Stromerzeugung installiert werden.<br />

Das gefällt nicht jedem,<br />

schon ist von einer „Verspargelung“<br />

der Landschaft <strong>die</strong> rede.<br />

So weit muss es nicht kommen.<br />

nun muss genau geprüft werden,<br />

welche Standorte für <strong>die</strong><br />

Errichtung von Windkraftanlagen<br />

und in welchem umfang sie<br />

geeignet sind. Bei <strong>die</strong>ser Prüfung<br />

darf es keine ausnahmen<br />

geben. Eine Energiewende mit<br />

zu vielen inseln ohne Windkraftnutzung<br />

wäre ineffizient und<br />

auch ungerecht. an der nutzung<br />

von Windkraft kommt heute<br />

niemand mehr vorbei. Bis vor<br />

Wo der Wind im Land weht<br />

Bei der Windenergie hat <strong>Baden</strong>-Württemberg Nachholbedarf<br />

Foto: Agentur für Erneuerbare Energien<br />

EnErgiEtag-ZEitung<br />

kurzem waren 99 Prozent der<br />

Lan<strong>des</strong>fläche ohne Windräder.<br />

Da wird sich in naher Zukunft<br />

einiges ändern. allerdings haben<br />

<strong>die</strong> betreffenden Kommunen<br />

stets ein Mitspracherecht<br />

bei der Planung. Der ausbau<br />

der Windräder wird über <strong>die</strong> regionalplanung<br />

gesteuert.<br />

Die Bevölkerung erhofft sich<br />

schnelle Beschlüsse vom nachhaltigkeitsbeirat<br />

<strong>Baden</strong>-Württemberg,<br />

der auf eine „Energiewende<br />

mit augenmaß“ achten<br />

soll. Die meisten Bürger sind<br />

schon weiter als <strong>die</strong> zögerlichen<br />

Politiker. Die auswirkungen<br />

auf das Landschaftsbild<br />

sind bekannt und vielerorts<br />

gründlich untersucht worden.<br />

<strong>Sie</strong> sollten nicht überhöht, aber<br />

auch nicht unterbewertet werden.<br />

„Eine sofortige Energiewende<br />

ist alternativlos und sowohl<br />

umweltschonend als<br />

auch wirtschafts- und sozialverträglich<br />

möglich“, sagt Brigitte<br />

Dahlbender, <strong>die</strong> Lan<strong>des</strong>vorsitzende<br />

beim Bund für umwelt<br />

und naturschutz Deutschland<br />

(BunD). auch der naturschutzbund<br />

Deutschland<br />

(naBu) forciert ein zügiges<br />

Handeln, um das Ziel 100 Prozent<br />

erneuerbare Energien zu<br />

erreichen, ohne dass neue<br />

Kohlekraftwerke entstehen<br />

und <strong>die</strong> CO ² -Emissionen zunehmen.<br />

Das dürfte auch <strong>die</strong> Meinung<br />

der meisten Bewohner in <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

sein. Wenn<br />

schon Energiewende, dann bitte<br />

auch richtig gewendet. Der<br />

Windenergieerlass hat regelungen<br />

zum ausbau der Windkraft<br />

im Land festgelegt, sie sind <strong>die</strong><br />

Leitplanken <strong>des</strong> umbaus. 1000<br />

Foto: Thinkstock<br />

Windräder werden benötigt, um<br />

<strong>die</strong> Brutto-Stromerzeugung auf<br />

10 Prozent anzuheben. Das ist<br />

auf nicht mal einem Prozent der<br />

Lan<strong>des</strong>fläche möglich, eine äußerst<br />

effiziente Flächennutzung.<br />

Der Windkraftatlas ist eine klare<br />

Handlungsanleitung. Der<br />

tÜV SÜD hat <strong>die</strong> Windverhältnisse<br />

in <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

untersucht. Demnach sind hervorragende<br />

Standorte für naturverträgliche<br />

Windkraftanlagen<br />

vorhanden. <strong>Sie</strong> be<strong>finden</strong><br />

sich vorrangig in Höhenlagen<br />

<strong>des</strong> Schwarzwalds, auf der<br />

Schwäbischen alb, in Oberschwaben<br />

und Hohenlohe.<br />

aber auch in anderen regionen,<br />

zum Beispiel im Kraichgau und<br />

der rheinebene, <strong>die</strong> als windarm<br />

gelten, werden Windräder<br />

aufgestellt werden. Exakt stu<strong>die</strong>rt<br />

werden müssen <strong>die</strong> lan<strong>des</strong>weit<br />

rege frequentierten<br />

Zugkorridore für Vögel und Fledermäuse.<br />

auch der Schutz von<br />

Wäldern, <strong>die</strong> mehr als 120 Jahre<br />

alt sind und wegen ihrer artenvielfalt<br />

besonders schützenswert,<br />

muss garantiert sein.<br />

Ebenso soll in den Höhenlagen<br />

<strong>des</strong> Schwarzwalds, wo das auerhuhn<br />

seinen Lebensraum hat,<br />

<strong>die</strong> Lage geprüft werden.<br />

auf jeden Fall sollten <strong>die</strong> Bürger<br />

frühzeitig in <strong>die</strong> Planungsprozesse<br />

eingebunden werden. <strong>Sie</strong><br />

müssen auch darüber aufgeklärt<br />

werden, dass es für Windräder<br />

einfache und unproblematische<br />

rückbau-Möglichkeiten<br />

gibt. alles in allem gilt ein<br />

Konsens, auf den Brigitte Dahlbender<br />

vom BunD hinweist:<br />

„Erneuerbare Energien sind gerechte<br />

Energien. Die Energiewende<br />

und <strong>die</strong> nutzung dezentraler<br />

Erneuerbarer Energien<br />

bringt es mit sich, dass auch <strong>die</strong><br />

Lasten dezentral und damit gerecht<br />

verteilt werden.“<br />

VOn SiLVia VOn DEr WEiDEn<br />

Mehr zuM TheMa<br />

Bun<strong>des</strong>verband Windenergie<br />

– www.wind-energie.de<br />

Tag der Erneuerbaren Energien<br />

– www.energietag.de<br />

Sonne, Wind und Wärme<br />

– www.sonnewindwaerme.de<br />

Neue Energie<br />

– www.neueenergie.net<br />

EnErgIE-ABC<br />

SoNNENkollEkTor<br />

Auch Solarkollektor genannt. Eine<br />

Vorrichtung zur Sammlung der im<br />

Sonnenlicht enthaltenen Energie.<br />

Üblicherweise steht <strong>die</strong> Bezeichnung<br />

für einen thermischen Solarkollektor,<br />

der mit der „eingefangenen“<br />

Sonnenenergie ein Übertragungsmedium,<br />

<strong>die</strong> sogenannte<br />

Wärmeträgerflüssigkeit, aufheizt,<br />

wobei das gesamte Strahlungsspektrum<br />

<strong>des</strong> Sonnenlichts in thermischen<br />

Solaranlagen mit relativ<br />

hohem Wirkungsgrad ausgenutzt<br />

wird. Vorrichtungen zur Gewinnung<br />

von elektrischer Energie in<br />

Photovoltaikanlagen werden dagegen<br />

als Solarmodule bezeichnet.<br />

ThErmoGrAfiE<br />

Eine infrarotkamera ermittelt berührungslos<br />

<strong>die</strong> Wärmeenergie eines<br />

objekts und wandelt <strong>die</strong>se in<br />

elektronische Signale um. Die Signale<br />

werden wiederum in Wärmebilder<br />

umgewandelt, in denen unterschiedliche<br />

Temperaturen in unterschiedlichen<br />

farben dargestellt<br />

werden. Diese bildhafte Darstellung<br />

der oberflächentemperaturen<br />

wird u.a. zur Erkennung von Wärmebrücken<br />

an Gebäuden herangezogen.<br />

TrEiBhAuSEffEkT<br />

für das leben auf der Erde ist der<br />

natürliche Treibhauseffekt notwendig.<br />

Er verhindert, dass <strong>die</strong> auf den<br />

Planeten eintreffende Strahlung<br />

vollständig wieder in das Weltall<br />

abgegeben wird. Die Temperatur<br />

auf der Erde würde ohne Treibhauseffekt<br />

im mittel bei minus 18 Grad<br />

liegen. Durch den natürlichen<br />

Treibhauseffekt beträgt <strong>die</strong> mittlere<br />

Temperatur auf der Erde plus 15°<br />

Celsius. Der anthropogene (durch<br />

den menschen verursachte) Treibhauseffekt<br />

führt aber nach Angaben<br />

von klimaforschern dazu, dass <strong>die</strong><br />

zusätzliche freisetzung von klimawirksamen<br />

Gasen zu einem weiteren<br />

Anstieg der globalen Temperatur<br />

führt. Der mensch setzt <strong>die</strong> Treibhausgase<br />

vor allem durch Verbrennung<br />

fossiler Energieträger (kohle,<br />

Öl, Gas) frei, etwa beim Autofahren,<br />

beim Stromverbrauch oder der Nutzung<br />

von Öl- und Gasheizungen.

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