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18<br />

EnErgiEtag-ZEitung<br />

Lan<strong>des</strong>hauptstadt Stuttgart setzt auf Energieeffizienz<br />

rationeller Energieeinsatz besitzt<br />

in Stuttgart eine lange tradition.<br />

Seit 1976 werden verstärkt Energieeinsparmaßnahmen<br />

umgesetzt,<br />

da <strong>die</strong> Voraussetzung für ei-<br />

Energiebilanz Stuttgart 2010<br />

ne zukunftsfähige gesellschaft<br />

neben ökonomischem Wohlstand<br />

und sozialer Wohlfahrt auch eine<br />

intakte umwelt ist. Zum aufbau einer<br />

nachhaltigen Energieversorgung<br />

ist der Energieverbrauch auf<br />

ein Minimum zu begrenzen und<br />

der Energiebedarf mit lokalen<br />

Energieangeboten zu decken.<br />

EnErgiEEinSparung alS<br />

aufgabE für allE<br />

Das thema Energie und umwelt ist<br />

keine aufgabe einzelner akteure,<br />

sondern umfasst verschiede bereiche<br />

der gesellschaft (Wirtschaft,<br />

Verkehr, Haushalte). um <strong>die</strong> Energiewende<br />

auf kommunaler Ebene<br />

voranzutreiben, hat sich Stuttgart<br />

zum Ziel gesetzt den Energieverbrauch<br />

der gesamtstadt bis zum<br />

Jahr 2020 um 20 % zu senken.<br />

Zwischen 1990 und 2010 konnte in<br />

Stuttgart der Energieverbrauch um<br />

etwa 10 % reduziert werden. um<br />

das langfristige Einsparziel zu erreichen,<br />

ist das Zusammenwirken aller<br />

Sektoren umso wichtiger. Das projekt<br />

SEE – Stadt mit EnergieEffizienz<br />

unterstützt <strong>die</strong>se gemeinsame aufgabe<br />

und betrachtet Einsparpotenziale<br />

in allen bereichen der Stadt.<br />

Die Energieströme werden im<br />

2-Jahres-rhythmus innerhalb der<br />

Stadtgrenzen bilanziert, um daraus<br />

potenziale und Maßnahmen abzuleiten,<br />

<strong>die</strong> in einer gesamtstrategie<br />

für Stuttgart münden.<br />

in Stuttgart tragen Haushalte und<br />

industrie jeweils mit einem Drittel<br />

zum Energieverbrauch bei. geringer<br />

fällt der anteil von gewerbe,<br />

Handel und Dienstleistung mit 16 %<br />

aus; darin enthalten ist auch der Verbrauch<br />

der städtischen liegenschaften<br />

(4 %). Der rest von 20 %<br />

Gründung der Energieabteilung vor 35 Jahren und viele neue Aktivitäten<br />

wird durch den Verkehrssektor verursacht.<br />

im Jahr 2010 betrug der<br />

Endenergieverbrauch in Stuttgart<br />

etwa 13.500 gWh. unter berücksichtigung<br />

<strong>des</strong> Energieaufwands<br />

und der Verluste bei der bereitstellung<br />

fiel insgesamt ein primärenergieeinsatz<br />

im Stadtgebiet in<br />

Höhe von 20.100 gWh an.<br />

ErWEitErung DEr<br />

EnErgiESpar-angEbotE für<br />

priVatHauSHaltE<br />

Die Haushalte nehmen beim Energieverbrauch<br />

eine bedeutende<br />

rolle ein. Deshalb sollen im<br />

nächsten Jahr 1.000 Stuttgarter<br />

Haushalte analysiert und befragt<br />

werden. Es soll in erster linie der<br />

gebäudezustand und das Verbraucherverhalten<br />

festgestellt<br />

werden. Mit dem Ergebnis erhält<br />

jeder Haushalt eine individuelle<br />

beratung mit spezifischen Energiesparmaßnahmen.<br />

für privathaushalte<br />

werden weiterhin Modelle<br />

entwickelt, um Effizienzmaßnahmen<br />

schnell umzusetzen und gegebenenfalls<br />

auch vorzufinanzieren<br />

(Contracting). Damit werden bereits<br />

bestehende aktivitäten ergänzt<br />

und weiterentwickelt. Seit<br />

fast 15 Jahren hat <strong>die</strong> Stadt ein<br />

Energiesparprogramm für Haushalte.<br />

bislang wurden an 12.500<br />

Wohnungsbesitzer Zuschüsse<br />

von ca. 23 Millionen Euro vergeben,<br />

wodurch investitionen von<br />

rund 230 Millionen Euro ausgelöst<br />

wurden. förderanträge werden<br />

vom amt für liegenschaften und<br />

Wohnen bearbeitet.<br />

Das Energieberatungszentrum unterstützt<br />

seit 1999 privatpersonen<br />

in allen fragen der Energieeinsparung<br />

insbesondere bei der altbausanierung.<br />

in einem netzwerk<br />

mit verschiedenen Einrichtungen ist<br />

der Stuttgarter Sanierungsstandard<br />

entstanden, der eine hohe Qualitätsanforderung<br />

sicherstellt. Wenn<br />

es um fragen <strong>des</strong> alltäglichen umweltschutzes<br />

geht, können sich<br />

bürgerinnen und bürger zudem an<br />

<strong>die</strong> umweltberatung im amt für umweltschutz<br />

wenden.<br />

auch bei neubauten wird das thema<br />

Energieeffizienz von der lan<strong>des</strong>hauptstadt<br />

vorangetrieben. Seit<br />

1997 werden bei neubauten und<br />

gebäu<strong>des</strong>anierungen der Stadt <strong>die</strong><br />

grenzwerte der Energieeinsparverordnung<br />

unterschritten. Die Vorgaben<br />

für <strong>die</strong> erhöhten anforderungen<br />

werden anhand der jeweils geltenden<br />

Verordnung unter betrachtung<br />

der Energiepreise und investitionskosten<br />

entwickelt. Derzeit ist in allen<br />

Kaufverträgen und städtebaulichen<br />

Verträgen bei neubauten ein<br />

primärenergieverbrauch gefordert,<br />

der 30 % unter den gesetzlichen<br />

bestimmungen liegt.<br />

nEuE anSätZE Zur<br />

EffiZiEnZStEigErung iM<br />

gESaMtEn StaDtgEbiEt<br />

Mit dem projekt SEE wurde ein Katalog<br />

mit insgesamt 63 Maßnahmen<br />

für alle bereiche entwickelt, <strong>des</strong>sen<br />

umsetzung zu einer jährlichen primärenergieeinsparung<br />

von 3.000<br />

gWh führt – genau der anteil an<br />

Energie, der zur Erreichung <strong>des</strong> ehrgeizigen<br />

Ziels bis 2020 notwendig<br />

ist. Ein teil <strong>die</strong>ser Maßnahmen wurde<br />

bereits umgesetzt: an den Heizkraftwerksstandorten<br />

in Stuttgart-<br />

Münster und Stuttgart-gaisburg<br />

wurden durch <strong>die</strong> EnbW Kraftwerke<br />

ag neue gegendruckturbinen in<br />

betrieb genommen. Dies führte zu<br />

einer erhöhten Effizienz bei der<br />

Energieerzeugung und zu einer Einsparung<br />

von knapp 300 MWh jährlich.<br />

auch im Verkehrsbereich wurden<br />

erste Erfolge mit dem Einsatz<br />

von fünf Hybridbussen bei der SSb<br />

ag erzielt.<br />

gleichfalls wird auch bei den stadteigenen<br />

gebäuden hoher Wert auf<br />

eine nachhaltige und erneuerbare<br />

Energieerzeugung gelegt. Seit Juni<br />

2012 befindet sich ein neues blockheizkraftwerk<br />

im Klärwerk Mühlhausen<br />

in betrieb, welches Klärgas<br />

zur Energiegewinnung nutzt. Damit<br />

werden etwa 16 gWh primärenergie<br />

pro Jahr eingespart.<br />

naCHHaltigKEit in<br />

StäDtiSCHEn gEbäuDEn<br />

traditionell besitzt <strong>die</strong> lan<strong>des</strong>hauptstadt<br />

große Erfahrung bei der<br />

Steigerung der Energieeffizienz in<br />

stadteigenen gebäuden. Die Energieeinsparung<br />

beginnt mit der analyse<br />

der Verbrauchsdaten. Das<br />

Energiecontrolling wird für über<br />

1.300 gebäude und 2.220 energieverbrauchende<br />

Einrichtungen (z.b.<br />

Straßenbeleuchtung, Klärwerk,<br />

rolltreppe, tunnel) durchgeführt.<br />

Zur jährlichen bilanzierung <strong>des</strong> Verbrauchs<br />

werden <strong>die</strong> abrechnungen<br />

<strong>des</strong> Energieversorgers mit dem<br />

Stuttgarter Energie-Kontroll-System<br />

(SEKS) automatisiert ausgewertet.<br />

Es werden gebäudekennwerte<br />

vergleichbar und Verbrauchsentwicklungen<br />

sichtbar. Qualifizierte<br />

Mitarbeiter der Energieabteilung<br />

unterstützen <strong>die</strong> anlagenbetreiber<br />

vor ort bei der anlagenüberwachung<br />

sowie betriebsoptimierung<br />

und entwickeln Sanierungskonzepte<br />

für <strong>die</strong> liegenschaften. Dadurch<br />

wurde der Verbrauch im Wärmebereich<br />

um 6,9 Millionen MWh gesenkt<br />

oder gegenüber 1990 um 24 %<br />

reduziert. gemeinsam mit den<br />

reduzierungen im Strom- und<br />

Wasserbereich ergibt sich eine<br />

nettokostenersparnis von fast 30<br />

Millionen Euro seit 1976.<br />

Projekt <strong>des</strong> Stadtinternen Contractings<br />

– LED Straßenbeleuchtung<br />

faSt 300 SaniErungSproJEKtE<br />

SEit 1995<br />

Ein wichtiger baustein bei der umsetzung<br />

der Sanierungsmaßnahmen<br />

ist das Stadtinterne Contracting.<br />

Mit <strong>die</strong>sem in Stuttgart entwickelten<br />

Modell finanziert das amt<br />

für umweltschutz wirtschaftliche<br />

Maßnahmen in den städtischen<br />

ämtern und Eigenbetrieben zur<br />

Energie- und Wassereinsparung<br />

vor. Die durch <strong>die</strong>se Maßnahmen<br />

eingesparten Energiekosten fließen<br />

aus dem jeweiligen budget so lange<br />

an das amt für umweltschutz zurück,<br />

bis <strong>die</strong> investition abbezahlt<br />

ist. Seit 1995 wurden dadurch rund<br />

300 Maßnahmen von der beleuchtungserneuerung<br />

bis zur neuen<br />

Heizzentrale finanziert und umgesetzt,<br />

wodurch 14,2 Millionen Euro<br />

eingespart wurden. Der nettogewinn<br />

als Differenz zu den zur Verfügung<br />

gestellten Mitteln liegt bei 5,4<br />

Millionen Euro, <strong>die</strong> kumulierte Co ² -<br />

Einsparung bei 87.000 t Co ² .<br />

leitgedanke für <strong>die</strong> städtischen liegenschaften<br />

ist, soviel Energie wie<br />

möglich einzusparen und den restbedarf<br />

durch erneuerbare Energien<br />

zu decken. in der Stadtverwaltung<br />

sind bereits 49 anlagen mit Sonnenenergie,<br />

Erdwärme, Holz oder Klärgas<br />

in betrieb. Eine besondere<br />

rolle spielt der Energieträger Holz.<br />

Seit 2004 wird holzhaltiges Material,<br />

das in Stuttgart durch landschaftspflegemaßnahmen<br />

und<br />

den rückschnitt von bäumen und<br />

Sträuchern entsteht, nicht mehr<br />

kompostiert, sondern in vier Holzfeuerungen<br />

genutzt. Dadurch werden<br />

jährlich Kosten von über<br />

300.000 Euro eingespart.<br />

Blick in eine städtische Hackschnitzelfeuerung<br />

niEDrig- unD pluS-<br />

EnErgiEgEbäuDE auCH<br />

in DEr StaDtVErWaltung<br />

Die Erfahrungen aus der energetischen<br />

betreuung städtischer<br />

liegenschaften werden laufend in<br />

vorbildhaften Demonstrationsvorhaben<br />

genutzt und ausgebaut.<br />

beispiel für ein Sanierungsprojekt<br />

ist das alten- und pflegeheim Sonnenberg,<br />

indem sowohl <strong>die</strong> gebäudehülle<br />

als auch <strong>die</strong> anlagentechnik<br />

umfassend modernisiert wurden.<br />

neben einer neuen fassade erhielt<br />

Hybridbus der SSB (Quelle: SSB)<br />

das Heim ein blockheizkraftwerk mit<br />

abgaswärmetauscher, eine energetisch<br />

optimierte abluftanlage sowie<br />

luftkollektoren zur nutzung der Solarenergie.<br />

abgerundet wurde <strong>die</strong><br />

Modernisierung durch eine moderne<br />

gebäudeleittechnik mit Einzelraumregelung<br />

und energieeffiziente<br />

leuchten mit tageslichtabhängiger<br />

regelung. Durch <strong>die</strong>se Maßnahmen<br />

wurde der primärenergieverbrauch<br />

um über 70 % gesenkt.<br />

auch im bereich der Schulsanierung<br />

gibt es ein zukunftweisen<strong>des</strong><br />

projekt: Eine bestehende Schule<br />

wird so saniert, dass sie im Jahresmittel<br />

mehr Energie produziert als<br />

verbraucht. Diese Sanierung zur<br />

plusenergieschule gelingt durch <strong>die</strong><br />

nutzung aller erdenklichen Maßnahmen<br />

beim baulichen Wärmeschutz,<br />

einem Heizungssystem auf<br />

basis von Erdsonden, einer photovoltaikanlage<br />

zur Stromerzeugung<br />

und einem optimalen Mess-, Steuer-<br />

und regelkonzept. Solche pilothaften<br />

Sanierungen werden aufgrund<br />

der Signalwirkung für gesellschaft<br />

und industrie und dem Multiplikationseffekt<br />

für energieeffiziente<br />

Sanierungen bei anderen<br />

gebäuden benötigt.<br />

um das anvisierte Einsparziel zu erreichen,<br />

müssen für alle bereiche<br />

(Schulen, bäder, Kläranlagen, Krankenhäuser,<br />

Kindertagesstätten, alten-<br />

und pflegeheime etc.) Konzepte<br />

entwickelt werden. Dazu werden<br />

<strong>die</strong> jeweiligen gebäudearten individuell<br />

auf ihre Einsparpotenziale untersucht.<br />

für den bereich der altenund<br />

pflegeheime wurde damit im<br />

Jahr 2001 begonnen. aktuelle Verbrauchswerte<br />

zeigen <strong>die</strong> positive<br />

Entwicklung: Der mittlere Heizkennwert<br />

sank um 60 % von 250 kWh/<br />

m²a auf etwa 100 kWh/m²a. Der<br />

Stromkennwert konnte außerdem<br />

annähernd stabil gehalten werden.<br />

bEitrag DEr nutZEr Von<br />

groSSEr bEDEutung<br />

Dass Einsparpotenziale allerdings<br />

nicht nur in der Energieerzeugung<br />

und gebäudetechnik liegen, wird<br />

durch lukratives Energiesparen in<br />

Stuttgarter Schulen (lESS) greifbar<br />

gemacht. Ziel von lESS ist es, Schüler,<br />

lehrer und Hausmeister für <strong>die</strong><br />

thematik <strong>des</strong> Energiesparens zu<br />

sensibilisieren. Dazu werden <strong>die</strong> teilnehmer<br />

geschult, den Energie- und<br />

Wasserverbrauch durch Verhaltensänderung<br />

zu reduzieren. als ansporn<br />

kommen den Schulen 50 % der eingesparten<br />

Kosten zu gute. aktuell<br />

beteiligen sich 23 Stuttgarter Schulen<br />

an lESS. in vergangenen projekten<br />

konnte der Wärmeverbrauch um<br />

7 % und der Wasserverbrauch um<br />

13 % reduziert werden.<br />

aufbauend auf den Erkenntnissen<br />

der Energiebilanzierung, den<br />

befragungen der akteure sowie<br />

den erarbeiteten Maßnahmen<br />

zur Energieeinsparung wird ein<br />

Energiekonzept für Stuttgart mit<br />

einer perspektive bis 2050 erstellt.<br />

Das langfristige Ziel <strong>des</strong><br />

Energiekonzepts ist, <strong>die</strong> abhängigkeit<br />

von konventionellen<br />

Energieträgern deutlich zu reduzieren<br />

und <strong>die</strong> Deckung <strong>des</strong><br />

Energiebedarfs an das lokale<br />

Energieangebot anzupassen.<br />

Zur umsetzung <strong>des</strong> Energiekonzepts<br />

mit den Energieeinsparmaßnahmen<br />

sind neben den<br />

bürgerinnen und bürgern alle<br />

unternehmen, institutionen, Verbände<br />

und Vereine sowie Entscheidungsträger<br />

in politik und<br />

Wirtschaft aufgerufen.

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