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22<br />

ENERgiETAg-ZEiTUNg<br />

Städte als Öko-Antreiber<br />

In <strong>Baden</strong>-Württemberg be<strong>finden</strong> sich <strong>die</strong> zwei grünsten Städte Deutschlands. Das hat Gründe.<br />

Solarkollektorfeld auf dem Dach der IHK in Freiburg als Teil einer Anlage zur Solarthermischen Kühlung<br />

Energie zu nutzen, <strong>die</strong> ansonsten<br />

einfach verpuffen würde – der<br />

Traum vieler Experten. Strom lässt<br />

sich überall dort gewinnen, wo<br />

sich Menschen bewegen, wo es<br />

vibriert, wo Wärme entsteht. Wo<br />

ginge das am besten? in der Stadt<br />

natürlich, denn dort ist am meisten<br />

Bewegung. Die Energieprobleme<br />

lassen sich mit Strom aus der Bewegung<br />

nicht lösen, aber sie bringen<br />

<strong>die</strong> Menschheit weiter. Kaum<br />

zu glauben, aber wahr: Schritte<br />

von Passanten, bebende Bahnschienen,<br />

ein getretener Fußball –<br />

<strong>die</strong> Energie, <strong>die</strong> dabei entsteht,<br />

wollen Forscher gewinnen und<br />

umnutzen.<br />

Zum Beispiel eine vielbefahrene<br />

Straße in Stuttgart. Dort ließen sich<br />

bis zu 2.000 Kilowattstunden<br />

Strom produzieren, <strong>die</strong> in einer<br />

Batterie am Straßenrand gespeichert<br />

werden. Davon könnten<br />

Straßenlaternen, Ampeln, Verkehrsschilder<br />

oder Kommunikationsmittel<br />

in der Nähe mit Strom<br />

versorgt werden.<br />

Selbst der Mensch wäre als Energiequelle<br />

anzapfbar. in den USA<br />

laufen Experimente, mit denen<br />

Strom aus Bandagen um Arm und<br />

Knie gewonnen werden, jede Beugung<br />

und Streckung hilft dabei. Es<br />

gibt Masken, <strong>die</strong> sowohl den Atem<br />

als auch <strong>die</strong> Kaubewegungen zur<br />

Stromproduktion nutzen. Auch<br />

aus implantaten, Herzschrittmachern<br />

oder Funksensoren, <strong>die</strong> den<br />

Druck in gefäßen messen, lässt<br />

sich Strom herstellen. Damit kann<br />

man Handys und MP3-Player aufladen.<br />

Bei Wanderungen kann das<br />

iPod durch das Laufen versorgt<br />

werden, durch Drehen eines Fenster-<br />

oder Türgriffs ein Smartphone.<br />

in Afrika haben Forscher beim<br />

„Fußball Soccket“ Länder mit<br />

schlechter Stromversorgung geholfen:<br />

Kinder spielten mit dem<br />

Ball, Spule und Magnet im innern<br />

erzeugten so viel Strom, dass sich<br />

damit eine Lampe erhellen ließ. 15<br />

Minuten Kicken reichten für drei<br />

Stunden Licht. Das alles ist noch<br />

Zukunftsfantasie, aber es rückt<br />

immer näher. Fraunhofer-Forscher<br />

aus <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

sind an vielen Experimenten beteiligt,<br />

irgendwann werden sie uns<br />

überraschen. gerade in Städten<br />

gibt es riesige Potenziale. Die Eigenschwingung<br />

von gebäuden<br />

lässt sich für <strong>die</strong> Energiegewinnung<br />

nutzen. Sensoren erfassen<br />

im Motorblock eines abgestellten<br />

Autos <strong>die</strong> Restwärme und setzen<br />

sie in Strom um. in Straße und Bürgersteig<br />

eingebaute Sensoren<br />

nehmen den Druck von Autos und<br />

Passanten auf, Stoßdämpfer leiten<br />

<strong>die</strong> Energie aus jedem Stoß an<br />

<strong>die</strong> Autobatterie weiter, <strong>die</strong> Vibrationen<br />

<strong>des</strong> Reifens treiben Sensoren<br />

an, <strong>die</strong> den Reifendruck kontinuierlich<br />

überwachen. Fantastereien?<br />

Nein, im Handel sind schon<br />

Lichtschalter, <strong>die</strong> den Druck<br />

beim Betätigen in Strom und darauf<br />

in Funkwellen umwandeln,<br />

<strong>die</strong> eine Lampe ein- oder ausschalten.<br />

<strong>Baden</strong>-Württemberg ist auf dem<br />

gebiet vornedran. Denn es hat<br />

Freiburg, eine Stadt von 225.000<br />

Einwohnern, <strong>die</strong> sämtliche Ökoinnovationen<br />

voranbringen. Zwischen<br />

1992 und 2009 sind <strong>die</strong><br />

Kohlendioxid-Emissionen der<br />

Freiburger um 18,5 Prozent gesunken<br />

– Europarekord. Deutschlands<br />

südlichste großstadt hat<br />

das erste Passivhochhaus der<br />

Welt. in einem Fabrikgebäude von<br />

Fahrzeugen pro 100 Einwohner Oh<br />

ist <strong>die</strong> Pkw-Dichte niedrig. Aller-vdings<br />

haben <strong>die</strong> Freiburger opti-Vmale<br />

Nahverkehrs- und Fernver-wkehrsanbindungen.<br />

De<br />

Die Stadt hat sich hohe Ziele ge-Ssetzt,<br />

und sie tut es nach wie vor. lom<br />

Freiburg will sich in den nächsten de<br />

Jahrzehnten nicht nur zu 100 Pro-Vzent<br />

aus erneuerbarer Energie de<br />

versorgen, <strong>die</strong> Stadt will zudem Au<br />

bis 2050 CO ² -neutral sein – das na<br />

wäre der nächste Europarekord. se<br />

Auch <strong>die</strong> baden-württembergi-Dsche<br />

Lan<strong>des</strong>hauptstadt, von der <strong>die</strong><br />

Topographie her mit ihrer Hügel-slage<br />

kein einfacher Fall, hält mit. pro<br />

Die Stadt profitiert von einem um-Sfassenden<br />

Nachhaltigkeitskon-dzept,<br />

das Oberbürgermeister bra<br />

Wolfgang Schuster (CDU) einst dig<br />

auf den Weg brachte. Er setzte wä<br />

Anreize für <strong>die</strong> Dämmung städti-nscher<br />

gebäude, <strong>die</strong> Stadt erhielt gu<br />

mehrere Preise für ihre Energieef-sfizienz.<br />

Unter den 50 größten erm<br />

deutschen Städten liegt <strong>die</strong> Ne<br />

Schwabenmetropole energetisch Pr<br />

auf dem ersten Platz.<br />

Ne<br />

Das haben <strong>die</strong> Schwaben nicht St<br />

selber festgelegt, es waren Wis-dsenschaftler<br />

der Christian-Alb-trrechts-Universität<br />

in Kiel, <strong>des</strong> sie<br />

Kieler instituts für Weltwirtschaft se<br />

Quelle: Fraunhofer ISE und <strong>des</strong> Beratungsunterneh-simens<br />

Kiel Economics, das einen zit<br />

indikator entwickelte, der Stutt-Dgart<br />

<strong>die</strong> Nummer eins bescherte. ren<br />

Das Zahlenwerk umfasst nach-ihaltiges<br />

Wirtschaften: <strong>die</strong> Natur Vo<br />

schonen, Energie sparen, saube-dre<br />

Mobilität forcieren, Kindern gu-Ete<br />

Einrichtungen geben und Bildungschancen<br />

für Menschen aller<br />

Bevölkerungsgruppen schaffen,<br />

damit „neben der aktuellen<br />

Wohlfahrt auch <strong>die</strong> künftiger generationen<br />

gesichert ist“. Denn<br />

Städte, <strong>die</strong> wirtschaftlich stark<br />

sind, belasten meist überproportional<br />

<strong>die</strong> Umwelt. Stuttgart bildet<br />

da eine Ausnahme.<br />

VON RUPERT ADELBODEN<br />

Bosch und das Fraunhofer institut<br />

Freiburg planen, winzige generatoren<br />

in Autos einzubauen,<br />

um <strong>die</strong> Abwärme <strong>des</strong> Auspuffrohrs<br />

aufzufangen. Damit könnte<br />

etwa ein Kilowatt an Strom produziert<br />

werden, um circa fünf Prozent<br />

Benzin einzusparen – fast <strong>die</strong><br />

ganze Leistung für <strong>die</strong> Lichtmaschine.<br />

Die Autoindustrie ist begeistert.<br />

Neue Energien schaffen, das beschert<br />

Freiburg auch erste Plätze<br />

im Nachhaltigkeits-Ranking.<br />

Hauptsächlich beim Themenfeld<br />

EnErgiE-ABC<br />

Agentur für Klimaschutz Kreis Tübingen gGmbH<br />

www.agentur-fuer-klimaschutz.de<br />

Energieagentur Kreis Böblingen gGmbH<br />

ww.ea-bb.de<br />

Energieagentur Landkreis Esslingen gGmbH<br />

www.energieagentur-landkreis-esslingen.de<br />

Energieagentur Landkreis Göppingen gGmbH<br />

www.energieagentur-goeppingen.de<br />

Energieagentur Rems-Murr gGmbH<br />

www.energieagentur-remsmurr.de<br />

Energieberatungszentrum Stuttgart<br />

www.ebz-stuttgart.de<br />

Energiekompetenz Ostalb e.V.<br />

www.energiekompetenzostalb.de<br />

Ludwigsburger Energieagentur LEA e.V.<br />

www.lea-lb.de<br />

Neue Bibliothek Stuttgart<br />

Foto: Kraufmann/ Harms.© Stadt Stuttgart<br />

Der Energiebedarf liegt 40 Prozent unter der Energieeinsparverordnung (EnEV) liegen. Deshalb<br />

wurden Photovoltaik-Anlagen integriert und Geothermiepfähle in den Boden getrieben, um Erdwärme<br />

und -kühle zu nutzen<br />

Pfizer, mit internationalen Preisen<br />

überhäuft, werden 90 Prozent <strong>des</strong><br />

Energiebedarfs aus erneuerbaren<br />

Quellen geschöpft. Das Fraunhofer<br />

institut für Solare Energiesystem<br />

iSE beschäftigt 1.150 Mitarbeiter<br />

und ist Europas größtes Solarforschungszentrum.<br />

Freiburg<br />

hat, was nachhaltige Stadtentwicklung<br />

betrifft, globale Ausstrahlung.<br />

Wir dürfen sicher sein,<br />

dass <strong>die</strong> oben erwähnten innovationen,<br />

<strong>die</strong> Energie aus der urbanen<br />

Bewegung holt, dort bereits<br />

getestet werden. Durchgesickert<br />

ist bisher nur, dass <strong>Sie</strong>mens,<br />

Energie und Verkehr. Die Freiburger<br />

verbrauchen pro Kopf weniger<br />

Strom als alle anderen deutschen<br />

großstädter. Durch <strong>die</strong> intensive<br />

Nutzung der Sonnenenergie<br />

ist <strong>die</strong> Erzeugung von Strom<br />

aus der Solarthermie doppelt so<br />

hoch wie bei anderen Städten.<br />

Der Trend, sich kein eigenes Auto<br />

mehr anzuschaffen, statt<strong>des</strong>sen<br />

auf Car-Sharing (mehrere benutzen<br />

ein gemeinsam angeschafftes<br />

Auto nach Absprache) zu setzen,<br />

ein wachsender Trend vor allem<br />

unter jungen Leuten, nahm in<br />

Freiburg seinen Anfang. Mit 38<br />

Wärmepumpen<br />

<strong>Sie</strong> arbeiten in einem Kreisprozess<br />

unter einsatz eines Kältemittels<br />

nach dem prinzip eines<br />

Kühlschranks, nur in umgekehrter<br />

richtung und auf einem<br />

höheren Temperaturniveau. Der<br />

unterschied ist, dass nicht <strong>die</strong><br />

Kühlung, also der entzug von<br />

Wärme, sondern <strong>die</strong> Wärmeabgabe<br />

Ziel <strong>des</strong> prozesses ist.<br />

Wärmepumpen holen sich <strong>die</strong><br />

energie aus Quellen in ihrer direkten<br />

umgebung – der Außenluft,<br />

dem Grundwasser, Oberflächenwasser<br />

oder aus dem<br />

erdreich – und „pumpen“ sie<br />

auf ein höheres Temperaturniveau.<br />

<strong>Sie</strong> arbeiten umso effizienter,<br />

je geringer <strong>die</strong> Temperaturdifferenz<br />

zwischen Wärmequelle<br />

und der Temperatur der<br />

Heizfläche ist. Zum Antrieb benötigen<br />

elektrowärmepumpen<br />

Strom, <strong>des</strong>sen erzeugung wiederum<br />

emissionen verursacht.<br />

Das Verhältnis von gewonnener<br />

Heizenergie zu eingesetzter<br />

elektrischer energie nennt man<br />

Jahresarbeitszahl, weil für <strong>die</strong><br />

erzeugung <strong>des</strong> benötigten<br />

Stroms rund das Dreifache an<br />

primärenergie eingesetzt werden<br />

muss. Voraussetzung für<br />

<strong>die</strong> ermittlung der Jahresarbeitszahl<br />

ist <strong>die</strong> erfassung der<br />

von der Wärmepumpe erzeugten<br />

Wäre durch einen Wärmezähler.

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